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Universität Heidelberg [Editor]; Hagen, Hermann [Oth.]
Litterarum Universitati Heidelbergensi Ruperto-Carolae amplissimae dignissimae doctissimae saecularia quinta pie gratulatur Litterarum Universitatis Bernensis rector et senatus: insunt professorum atque alumnorum Heidelbergensium epistulae ante hos trecentos et quod excedit annos Bernam missae — Bernae, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.33211#0020
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Briefe lieutzutage nocli zu veröffentliclien, scheint gewagt, seitdem in den letzten Jahren
der Büchermarkt mit Erzeugnissen dieser G-attnng f'örmlich üherscliwemmt worden ist. Nicht
als ob zu heflirchten stiinde, es könnte das hohe Interesse, welches derartige Schriftstücke
nun einmal fiir die Spezialforschung bieten, auch durch clie liheralsten Puhlikationen irgendwie
geschmälert werden: aher gerade das Bewusstsein von deren unschätzbarem Wertli legt die
G-efahr nahe, dass schliesslich zu viel veröffentlicht wird, indem man, sobald nur gewisse
hervorragende Namen auf der Liste der Schreiber oder Empfänger der Briefe figuriren, schon
dadurch allein denselben einen gewissen Gfehalt gesichert glaubt, selbst wenn sie solchen an
und für sicli gar nicht besitzen, es sich vielmehr um ganz nichtssagende Produkte, inhaltslose
Billete und dergleichen handelt. Und doch können gewiss auch solche mitunter nocli sehr
werthvolle Aufschlüsse culturgeschichtlicher Art in sich bergen, wenn nur nicht die Unmasse
dessen, was heutzutage unter dieser Flagge segelt, ein gerechtes Misstrauen gegen diese
Bezeichnung erzeugt hätte. Wir begniigen uns, und dies mit Recht, nicht mehr mit der
blossen Yersicherung, dass etwas culturhistorisch wichtig sei, wir verlangen nach ausreichenden
Nachweisen, m wiefern dies auch wirklich der Eall ist. Dazu kommt, dass die subjektive
Färbung, welche nächst Tagebtichern und Selbstbiographieen diese Litteraturgattung mehr
als jede andere kennzeichnet, dem Herausgeber eine eingeliende Erklärung des Einzelnen
abfordert, wenn überhaupt ein Yerständniss erzielt werden soll. Yon der allseitigen Erfüllung
dieser Postulate glauben wir in der That für die Zukunft die Berechtigung der Herausgabe
solcher Schriftstücke abhängig machen zu sollen.

Die vorliegenden Aktenstücke, deren ürsprung dreihundert und mehr Jahre zuriickreicht,
beziehen sich sämmthch auf die Universität Heidelberg, deren fünfhundertjähriges Bestehen
wir im Namen der Universität Bern durch diese Sammlung zu feiern gedenken, und zwar
geschieht dies in der Weise, dass uns darin entweder direkt ehemalige akademische Lehrer
Heidelberg’s in eigener Person und mit ihren eigenen Worten vorgefiihrt werden oder dass
von Berner Studenten, die in Heidelberg ihren Studien obliegen, iiber die dortigen Yerhältnisse
Bericht erstattet wird. Liefern sie so einerseits einen niclit unwichtigen Beitrag zur Geschichte
der Heidelberger Universität in den letzten Decennien des 16. Jahrhundert’s, so gewähren sie
auf der andern Seite einen hochinteressanten Einblick in die Intimität der Beziehungen,
welche damals Heidelberg und Bern mit einander verbanden. Freilich geniigt heute schon
die Eigenschaft einer Hohen Schule, um derselben die warme Sympathie aller ähnlichen
 
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