Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hager, Werner
Die Ehrenstatuen der Päpste — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 7: Leipzig: Bibliotheca Hertziana, 1929

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48325#0041
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
i. ALEXANDER III. Bandinelli. 1159-81. (Abb. 32.)
Marmotstatue im Dom zu Siena, Querschiff rechts, Wand gegen das Langhaus.
Errichtet im Zusammenhang und nach derselben Anordnung wie die drei anderen
Papststatuen daselbst (Nr. 11, 15, 56) im Auftrage des Rektors der Domopera.
Idealbildnis, posthume Ehrung des großen mittelalterlichen Sieneser Papstes
(vgl. s. 15).
Vollendet 1668 in Rom von Ercole Ferrata. Die Erfindung des Werkes gehört
aber dessen Schüler Melchiorre Cafä (f 1667), an welchen der Auftrag ergangen
war, wie aus dem unten abgedruckten Briefe Ferratas an den Rektor hervorgeht1.
Die Ausführung hingegen ist wohl zum größten Teile Ferrata nach Cafäs Tode
zuzuschreiben.
Cafä bildet Berninis Stil unter Aufgabe der kräftigen Kontraste weiter in der
Richtung bewegten Linienflusses, einer mit Eleganz zur Schau getragenen reli-
giösen Stimmung. Dieses Werk übernimmt die Motive von Berninis Statuen
Urbans VIII.; die Linke ruht auf der Armlehne wie bei dessen Grabfigur, der
auf dem Knie doppelt umgebrochene Mantel entspricht der kapitolinischen. Der
Ausdruck aber ist vollkommen verändert durch die rednerische Handbewegung
und die seitliche Wendung des Hauptes; der Papst deklamiert anstatt zu
segnen. Der Körper scheint kraftlos, schwer sinkt der Mantel zur Seite hinab.
Das Werk leidet unter dem Mangel eines Porträtvorbildes und tieferen In-
haltes, bleibt dabei aber ein ausgezeichnetes und vorzüglich ausgeführtes De-
korationsstück.
Borghesi-Banchi, Nuovi Documenti per la Storia dell’ Arte Sanese, Siena 1898, S. 642, No. 548:
Brief Ferratas aus Rom an den Rektor der Opera vom 29. VIII. 1668: ,,... sopra la quäl cosa
rispondo a V. S. 111’ ma ehe di quante cose ho fatto e sto facendo non ö avuto mai di fare
lustrare; perd quando V. S. 111’ma mi farä vedere l’acordo ehe specifichi ehe la b. m. del
Signor Melchior (das ist Cafä) fusse tenuto di farla lustrare, io non ne potrö uscire ...“ Die
S. 643 abgedruckte Quittung vom 20. III. 1674 geht auf die Arbeitsanteile Ferratas und
Cafäs nicht ein und ist von ersterem unterzeichnet „per aver fatto la statova di marmo di Papa
Alisandro terzo“.
Pascoli, Le vite de’ pittori etc., 1. c. I, S. 244: Ferrata „finl la statua d’Alessandro III. pel Duomo
di Siena“. Erwähnt das Werk nicht in der Vita des Cafä.
Ebda. S. 257 und Thieme-Becker, V, S. 347: Ferrata vollendete nach Cafäs Tode ebenfalls die
von diesem begonnene Statue des hl. Thomas von Villanueva für die Capp. Pamfili in S. Ago-
stino und ein Relief des hl. Eustachius für S. Agnese, wobei ihm der Hauptanteil der Arbeit
zufallen dürfte.
(Sämtliche Guiden von Siena verwechseln die Urheber der beiden Alexanderstatuen im Dome,
Ferrata und Raggi, vgl. Nr. 56.)

25

1 Worauf mich R. Wittkower aufmerksam machte.
 
Annotationen