Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pacher, Michael [Ill.]; Halm, Peter [Bearb.]
Michael Pacher - Der Kirchenväter-Altar — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 19: Stuttgart: Reclam, 1957

DOI Kapitel:
Das Werk
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.62590#0006
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
kunstgeschichtliche Forschung gegen Ende des 19. Jahr-
hunderts begann, ein deutlicheres Bild von der Persön-
lichkeit und dem Stil Pachers zu gewinnen. Neuerdings
konnte dann Eberhard Hempel wenigstens die ursprüng-
liche Bestimmung des Altares für Neustift bei Brixen und
seine Entstehung unter der Regierung des kunstfördern-
den Propstes Leonhard Pacher (1467—1483) urkundlich
belegen. Die ikonographisch auffällige Tatsache, daß der
heilige Augustinus auf der Mitteltafel den Ehrenplatz
zur Rechten des Papstes Gregor einnimmt, der nach der
sonst streng eingehaltenen hieratischen Rangordnung
dem heiligen Hieronymus als Kardinal gebührte, bestä-
tigt überzeugend die Stiftung des Altars für das reiche
und angesehene Augustiner-Chorherrenstift. Bei der Ba-
rockisierung der Kirche unter den Pröpsten Christoph
von Pach und Anton Steigenberger (1734—1737) scheint
er von seinem ursprünglichen Aufstellungsort entfernt
worden zu sein. Er blieb aber wohl in einer Art von
musealer Aufstellung zugänglich, denn noch 1750 berich-
tet der Tiroler Antiquarius Paulus Anton Roschmann
von seiner „Rayse nach der Fürstl. Residenz Statt Bri-
xen“ beim Besuch von Neustift: „...vor allem sind
sehenswürdig die sehr vielen und guten gemähl und zwar
maistens Tyrolischer Künstler, nur den ersten allein aus-
genommen nämlich von Amberger ain fligen (= Fügel?)
Altarstuckh auf alter Art von den vier Kirchenlehrern“,
auf dem „das Kind in der Wiege bey dem H. Ambrosio
und der Löw mit einem Dorn im fuess unvergleichlich
gemacht synd.“ * Erst im Zuge der Säkularisation kam
der Altar im Jahre 1812 in bayerischen Staatsbesitz.
Erhalten haben sich die Mitteltafel (Zirbelholz, Höhe
2,16 m, Breite 1,96 m; ursprünglich nicht geteilt) und die
Flügel (Innenbilder je 2,06:0,91 m; Außenbilder je
1,03:0,91 m), während die Predella und das originale
Rahmenwerk verlorengegangen sind. Die Mitteltafel
und die Innenbilder der geöffneten Flügel ergänzen ein-
ander zu jener weit ausgespannten Bildwand, auf der in
feierlicher Repräsentation die vier großen „lateinischen“
* Mscr. im Museum Ferdinandeum in Innsbruck, pag. XL. —
Mittig, von C. Th. Müller, München.

4
 
Annotationen