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8 I. Aufklärung u. Romantik am Ende des 18. u. Anfang des 19. Jahrh.
tektur zu binden sucht, so daß die intime Malerei von dieser Seite
her schon nichts mehr zu gelten scheint. Das zu verfolgen ist
nicht mehr unsere Aufgabe. Eins aber tritt doch auch hier her-
vor, der unaufhaltsame Verfall des Monumentalen. Es fehlt
der Glaube. Die Form, die gerade das Einfache, Selbstverständ-
liche bewirken sollte, wird ohne Inhalt wieder zum Selbstzweck,
aber nicht wie im Klassizismus als Abstraktum, sondern als das
Fremde, Seltsame und deshalb Reizende. Das Gespenst des Ar-
chaismus und Primitivismus rückt heran. Denn die eigentliche
große Kunst, die Architektur und daneben das Kunstgewerbe, be-
mühen sich, ohne Monumentalmalerei, sachlich und rein dekora-
tiv zu schaffen und die Monumentalmalerei weiter zu entthro-
nen. Diese, auf Ausstellungen angewiesen, wird sensationell.
Die große Hoffnung der Kunst aber wird darin liegen, ob es den
sachlich gestaltenden Künsten Architektur und Kunstgewerbe ge-
lingen wird, was bisher noch ausstand teils infolge der Tra-
dition repräsentativer Stile, teils infolge Prävalenz der Malerei
und freien Kunst überhaupt, Räume und Geräte zu schaffen für
den modernen, individualistisch und bürgerlich empfindenden
Menschen, die mit den Werken der intimen Malerei zusammen-
zugehen imstande sind, aber nicht, ohne ihr dem Geist der Be-
wohner entsprechend Vorschriften zu machen. Nicht die Gebun-
denheit der Monumentalmalerei ist das Problem der Zukunft,
sondern die Rücksicht der ungebundenen intimen Kunst auf die
Schöpfungen der dekorativen Kunst und den Geist ihrer Besitzer.
I. Aufklärung und Romantik am Ende des
18. und Anfang des 19. Jahrhunderts.
Die Grundlagen für ein neues bildhaftes Aufsassen der Natur
konnten im 18. Jahrhundert nur gewonnen werden durch ent-
schiedene Frontstellung gegen die Kunst des Rokoko, seine aristo-
kratische Haltung, die alle Kunst in das Schmucksystem einer
höchst verfeinerten Geselligkeit einbezog, gegen seine Künstlich-
keit und sublime Geschmackskultur, die alle Natur in kapri-
ziösester Eleganz ertränkte, und gegen die aufs höchste gesteigerte
Unruhe und Leichtlebigkeit des aneisn rsZims.
In Deutschland ist es Daniel Chodowiecki (1726—1801), bei
 
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