Die Romantiker
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dieser Maler. „Mondbeglänzte Zaubernacht, die den Sinn ge-
fangen hält." Mondschein erfüllt die kleinen Seelandschaften
Schinkels und übergießt die Wasserfläche mit seltsamen künst-
lichen Farben wie in einer I^tsrna ma^ieu, aber auch in großen
Wandbildern von ihm, in denen kaum etwas anderes zu sehen
ist als das gestaltlose Fluten mystischer Bläue, herrscht „des
Mondes stumme Pracht".
Vor allem aber wird die Künstlichkeit der Situationen bedingt
durch die Glätte der Malerei und das Zeichnerische des Stiles.
Es hat etwas Bezauberndes, wenn in den Mondscheinnächten
dieser Bilder die Silhouetten von Menschen, Bäumen und Häu-
sern geisterhaft aus der unbestimmten Szenerie hervortauchen
und grell schwarz gegen den Mondscheinhimmel oder die spie-
gelnden Wasserflächen stehen, oder gar ein kapriziöser Rahmen
von zackigen Ranken und Blättern sich schwarz um das ganze
Bild legt. Aber die Schärfe dieser Konturen läßt an Schatten-
spiele oder die mit der Schere arbeitende Silhouettenschneide-
kunst des 18. Jahrhunderts denken. Aus Schinkels Landschaft
von südlichem Charakter breitet sich vor der Hellen Lust der dun-
stigen Ferne ein feines spitziges Laubwerk eines Baumes von
oberher über das Bild, um auf beiden Seiten des Stammes den
Blick wie durch ein Fenster freizugeben. In der zeichnerischen
Manier aber wirkt es wie ein Vorhang von Perlenschnüren.
Ähnlich breitet Rohden in einem Bilde, Orottu ksrratu, das in
spitzigen Linien gezeichnete Laub eines Baumes über die ganze
Bildfläche. Dasselbe Bedürfnis nach sinnverwirrendem Reich-
tum der Eindrücke hat wohl Schinkel, dem klassizistischen Bau-
meister, seine Entwürfe gotischer Kirchen eingegeben, Träume
von bizarrer Phantastik und mystischer Stimmung. Aber in
ihrer zeichnerischen Ausführung wirken sie immer wie Hinter-
gründe romantischer Opern.
Nur ganz schüchtern wagen sich Versuche hervor, im Leuchten
der Atmosphäre an sonnigen Tagen alles Gegenständliche der
Landschaft einzuhüllen wie bei Wagenbauer, aus dessen Bildern
zuweilen alle Formen sich in zerfließende Töne eines warmen,
rötlichgelben und gelbgrünen Lichtes auflösen. Das ist die Fort-
setzung der Tierstücke Kobells. Man sieht aber auch sofort, daß
Wagenbauer weniger Eigenes gibt als die lyrisch fühlenden Ro-
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dieser Maler. „Mondbeglänzte Zaubernacht, die den Sinn ge-
fangen hält." Mondschein erfüllt die kleinen Seelandschaften
Schinkels und übergießt die Wasserfläche mit seltsamen künst-
lichen Farben wie in einer I^tsrna ma^ieu, aber auch in großen
Wandbildern von ihm, in denen kaum etwas anderes zu sehen
ist als das gestaltlose Fluten mystischer Bläue, herrscht „des
Mondes stumme Pracht".
Vor allem aber wird die Künstlichkeit der Situationen bedingt
durch die Glätte der Malerei und das Zeichnerische des Stiles.
Es hat etwas Bezauberndes, wenn in den Mondscheinnächten
dieser Bilder die Silhouetten von Menschen, Bäumen und Häu-
sern geisterhaft aus der unbestimmten Szenerie hervortauchen
und grell schwarz gegen den Mondscheinhimmel oder die spie-
gelnden Wasserflächen stehen, oder gar ein kapriziöser Rahmen
von zackigen Ranken und Blättern sich schwarz um das ganze
Bild legt. Aber die Schärfe dieser Konturen läßt an Schatten-
spiele oder die mit der Schere arbeitende Silhouettenschneide-
kunst des 18. Jahrhunderts denken. Aus Schinkels Landschaft
von südlichem Charakter breitet sich vor der Hellen Lust der dun-
stigen Ferne ein feines spitziges Laubwerk eines Baumes von
oberher über das Bild, um auf beiden Seiten des Stammes den
Blick wie durch ein Fenster freizugeben. In der zeichnerischen
Manier aber wirkt es wie ein Vorhang von Perlenschnüren.
Ähnlich breitet Rohden in einem Bilde, Orottu ksrratu, das in
spitzigen Linien gezeichnete Laub eines Baumes über die ganze
Bildfläche. Dasselbe Bedürfnis nach sinnverwirrendem Reich-
tum der Eindrücke hat wohl Schinkel, dem klassizistischen Bau-
meister, seine Entwürfe gotischer Kirchen eingegeben, Träume
von bizarrer Phantastik und mystischer Stimmung. Aber in
ihrer zeichnerischen Ausführung wirken sie immer wie Hinter-
gründe romantischer Opern.
Nur ganz schüchtern wagen sich Versuche hervor, im Leuchten
der Atmosphäre an sonnigen Tagen alles Gegenständliche der
Landschaft einzuhüllen wie bei Wagenbauer, aus dessen Bildern
zuweilen alle Formen sich in zerfließende Töne eines warmen,
rötlichgelben und gelbgrünen Lichtes auflösen. Das ist die Fort-
setzung der Tierstücke Kobells. Man sieht aber auch sofort, daß
Wagenbauer weniger Eigenes gibt als die lyrisch fühlenden Ro-