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Goldschmidt, Adolph [Editor]; Hamann, Richard [Editor]
Die frühmittelalterlichen Bronzetüren (Band 1): Die deutschen Bronzetüren des frühen Mittelalters — Marburg a. L., 1926

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41458#0014
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AACHEN

Von den kleineren vier Türen sind drei erhalten, und zwar die eine nördlich vom
Haupteingang ebenfalls in den Dom und zur Wendeltreppe führende (Taf. 3), die sich
ursprünglich im oberen Umgang an der südlichen Annakapelle befand, und die beiden
noch jetzt im Norden unten zur Hubertus - (Taf. 6a) und oben zur Karlskapelle (Taf. 6b)
führenden, während eine vierte, die unten den Eingang zur Sakristei bildete, zu Grunde
gegangen ist. Die bei allen gleichen Maße betragen 2,40 m Höhe und 1,40 m Gesamt*
breite. Jeder Flügel hat nur eine einzige Felderbreite, und zwar liegt ein hohes recht*
eckiges Feld zwischen einem oberen und einem unteren quadratischen. Der Felder*
rahmen besteht hier aus einem Perlstab und einem Palmettenfries mit kleinen Kugeln
zwischen zwei Rundstäben, der den ganzen Flügel umschließende Rahmen aus zwei
Perlstäben, die durch einen Rundstab getrennt sind (Taf. 5b). Die Löwenköpfe befinden
sich auf dem Mittelfeld und ruhen auf einer am Rande ausgezackten Grundplatte,
(Taf. 4,7,8 )während die Köpfe der großen Tür von einem Kranz nebeneinandergereihter
Akanthusblätter umgeben sind (Taf. 2). Sämtlich sind sie besonders gegossen und auf die
Türen aufgesetzt. Die Ringe fehlen bei der großen und bei den unteren Nordtüren.
Diebeiden Köpfe der Wolfstür sind einer nach dem andern abgeformt durch Vermittlung
eines Zwischennegativs und mit geringen Abweichungen, die nicht etwa nur durch ver*
schiedene Ziselierungen hervorgerufen sein können. Dasselbe ist auch bei den Löwen*
paaren der kleinen Türen der Fall. In stärkerem Grade aber sind die verschiedenen
Löwenpaare voneinander abweichend, wobei diejenigen der drei kleineren Türen (Taf. 4,
7,8) einander wieder viel näher stehen als denen der Wolfstür und zweifellos von einer
andern Hand modelliert sind. Bei der geringen Zahl plastischer Werke aus der Karo*
lingerzeit sind die Köpfe von besonderer Wichtigkeit. Die der Wolfstür haben einen
festeren, ausgeglicheneren Stil und erscheinen gewandter in Linienführung und Model*
lierung, auch sind sie technisch schärfer und präziser gearbeitet als die der kleinen Türen.
Einen ähnlichen Unterschied, wenn auch nicht in dem Maße, bemerkt man bei den
Ornamenten. So steht die große Tür dem Antik*Klassischen, wie schon von Faymon*
ville bemerkt wird, näher als die übrigen, was uns einen Einblick in den Lehrbetrieb
der Werkstatt tun läßt. Sehr bezeichnend ist, daß der Modelleur der kleinen Köpfe sich
veranlaßt sah, an den Wangen scharfe Linien einzuschneiden, während bei den großen
die Modellierung nur durch die Fläche geschieht, daß ferner bei der Durchführung
der Haarbüschel, der Meister der großen Türen breitere und schmälere S tränen in der
Unterteilung wechseln läßt, während der der kleinen mechanisch gleichmäßige Rie*
felung anbringt. Bei den Löwen der Wolfstür sind Schnauze und Maul nach unten
gerichtet und der Blick fällt zunächst auf die Stirn, die sich vor die Augen vorwölbt,
bei denen der kleinen Türen schaut uns ein Gesicht wie das eines menschlichen Kopfes ge*
rade entgegen. Auch der Unterschied des ruhig geschlossenen und des bewegten Profils
ist zu bemerken (Taf. 2b u. 5a). Die chemische Zusammensetzung des Gußmaterials
gibt Buchkremer a. a. O. folgendermaßen an:

Wolfstür

Nordfläche
oben
Nordfläche
unten
Südfläche
Löwenkopf
Sogenannter
Teufelsdaumen
Kupfer
85,3
85,9
85,6
86,2
86,2
Zinn
9,6
9,5
8,97
7,4
9,0

(Fortsetzung auf der nächsten Seite.)

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