AACHEN
Die Bronzetüren des Aachener Münsters gehören zu den ältesten literarisch be#
glaubigten Kunstwerken auf deutschem Boden. Einhard berichtet von ihnen in seiner
Lebensbeschreibung Karls des Großen1), allerdings ohne irgendwelche Angabe von
Einzelheiten. Vier von ihnen sind noch erhalten und entstammen offenbar ebenso wie
die Emporengitter im Innenraum der vom Kaiser in Aachen eingerichteten Gußhütte2).
Zum Betrieb dieser Werkstätte müssen gut geschulte Gießer von auswärts berufen worden
sein, denn der Guß ist technisch so vortrefflich ausgeführt und steht so sehr im Gegen#
satz zu den Schwierigkeiten, die man den Unternehmungen in Hildesheim anmerkt, daß
es sich hier nicht um eigene Anfänge handeln kann, sondern nur um Heranziehung einer
geschulten Kraft. Woher dieser Gießer kam, ob von Italien oder Byzanz, vielleicht
auch aus westlichen Teilen des Reiches, wird nicht gesagt. Die Türen verraten klassische
Tradition und halten sich in ihrer Dekoration dementsprechend in bescheidenen Grenzen.
Daß aber die Herstellung in Aachen selbst stattfand, ergibt sich aus dem dortigen Aus#
grabungsfund eines Gußformfragmentes von ähnlicher Art wie die Türrahmungen
(Abb. 2)3). Die Felder sind glatt, nur von fein profilierten und ornamentierten Rahmen
eingefaßt und nach antiker Sitte mit einem Löwenkopf auf jedem Flügel versehen, der
den Ring zum Zuziehen der Tür im Maule hält. Die größte Tür, die ursprünglich von
der Vorhalle im Westen in die Kirche führte, jetzt aber den Eingang der Vorhalle selbst
bildet, ist unter dem Namen Wolfstür bekannt (Taf. 1), wegen der in der Nähe befind#
liehen bronzenen Wölfin. Sie zeigt auf jedem Flügel eine Einteilung von acht gleich großen
rechteckigen Feldern in zwei Reihen nebeneinander. Der aus Rundstäben und Kehlen
zusammengesetzte Rahmen enthält einen schmalen und einen breiten Perlstab mit da#
zwischen liegendem Blattlappenfries. Der ganze Türflügel wird außerdem von einem
Eierstab und Perlstab umrahmt, die sich, getrennt durch eine breite Kehle, um die
Felderrahmen herumschließen (Taf. 2d). Jeder Flügel ist in einem Stück gegossen. Die
Maße betragen (nach Clemen) 3,95 m Höhe und 2,75 m Breite.
’) „basilicam Aquisgrani extruxit.atque ex aere solido cancellis et januis adornavit“ (Einhardi vita Karoli
Magni M. G. SS. tom. II p. 457).
s) Josef Buchkremer, Die Wolfstür der Aachener Münsterkirche. Aachen 1924. — P. Clemen: Kunstdenkmäler der
Rheinprovinz 1916. Band X Aachen 1, bearbeitet von Karl Faymonville, S. 130, wo auch alle übrige Literatur angeführt ist.
8) Die Mitteilung dieses Fragments verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Prof. Buchkremer in Aachen, der
a. a. O. S. 11 Näheres über den Fund der Formreste und Bronzeschlacken, die auf die Gießhütte schließen lassen, bes
richtet, sowie auch die technische Befestigung eingehend darlegt. — Vergleiche auch Erich Schmidt, Zeitschr. d. Aachener
Geschichte. Ver. 35, S. 399.
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Die Bronzetüren des Aachener Münsters gehören zu den ältesten literarisch be#
glaubigten Kunstwerken auf deutschem Boden. Einhard berichtet von ihnen in seiner
Lebensbeschreibung Karls des Großen1), allerdings ohne irgendwelche Angabe von
Einzelheiten. Vier von ihnen sind noch erhalten und entstammen offenbar ebenso wie
die Emporengitter im Innenraum der vom Kaiser in Aachen eingerichteten Gußhütte2).
Zum Betrieb dieser Werkstätte müssen gut geschulte Gießer von auswärts berufen worden
sein, denn der Guß ist technisch so vortrefflich ausgeführt und steht so sehr im Gegen#
satz zu den Schwierigkeiten, die man den Unternehmungen in Hildesheim anmerkt, daß
es sich hier nicht um eigene Anfänge handeln kann, sondern nur um Heranziehung einer
geschulten Kraft. Woher dieser Gießer kam, ob von Italien oder Byzanz, vielleicht
auch aus westlichen Teilen des Reiches, wird nicht gesagt. Die Türen verraten klassische
Tradition und halten sich in ihrer Dekoration dementsprechend in bescheidenen Grenzen.
Daß aber die Herstellung in Aachen selbst stattfand, ergibt sich aus dem dortigen Aus#
grabungsfund eines Gußformfragmentes von ähnlicher Art wie die Türrahmungen
(Abb. 2)3). Die Felder sind glatt, nur von fein profilierten und ornamentierten Rahmen
eingefaßt und nach antiker Sitte mit einem Löwenkopf auf jedem Flügel versehen, der
den Ring zum Zuziehen der Tür im Maule hält. Die größte Tür, die ursprünglich von
der Vorhalle im Westen in die Kirche führte, jetzt aber den Eingang der Vorhalle selbst
bildet, ist unter dem Namen Wolfstür bekannt (Taf. 1), wegen der in der Nähe befind#
liehen bronzenen Wölfin. Sie zeigt auf jedem Flügel eine Einteilung von acht gleich großen
rechteckigen Feldern in zwei Reihen nebeneinander. Der aus Rundstäben und Kehlen
zusammengesetzte Rahmen enthält einen schmalen und einen breiten Perlstab mit da#
zwischen liegendem Blattlappenfries. Der ganze Türflügel wird außerdem von einem
Eierstab und Perlstab umrahmt, die sich, getrennt durch eine breite Kehle, um die
Felderrahmen herumschließen (Taf. 2d). Jeder Flügel ist in einem Stück gegossen. Die
Maße betragen (nach Clemen) 3,95 m Höhe und 2,75 m Breite.
’) „basilicam Aquisgrani extruxit.atque ex aere solido cancellis et januis adornavit“ (Einhardi vita Karoli
Magni M. G. SS. tom. II p. 457).
s) Josef Buchkremer, Die Wolfstür der Aachener Münsterkirche. Aachen 1924. — P. Clemen: Kunstdenkmäler der
Rheinprovinz 1916. Band X Aachen 1, bearbeitet von Karl Faymonville, S. 130, wo auch alle übrige Literatur angeführt ist.
8) Die Mitteilung dieses Fragments verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Prof. Buchkremer in Aachen, der
a. a. O. S. 11 Näheres über den Fund der Formreste und Bronzeschlacken, die auf die Gießhütte schließen lassen, bes
richtet, sowie auch die technische Befestigung eingehend darlegt. — Vergleiche auch Erich Schmidt, Zeitschr. d. Aachener
Geschichte. Ver. 35, S. 399.
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