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Harnier, Wilhelm von; Harnier, Adolph von [Editor]; Bernatz, Johann Martin [Ill.]
Wilhelm von Harnier's Reise am oberen Nil: [1860 - 1861] — Darmstadt & Leipzig, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.26394#0010
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Vorwort.

Als Eduard Vogel im Jahre 1853 seine Heise nach Inner-Afrika antrat, wurde ihm auf Veranlassung des Prinzen Albert, von der
Englischen Regierung auch ein photographischer Apparat mitgegeben, um die zu bereisenden Landschaften, mit ihrem Natur- und Volksleben,
getreulich abbilden zu können. Leider erwies sich der Apparat schon gleich zu Anfang unbrauchbar, so dass von der ganzen interes-
santen Reise fast gar keine bildlichen Darstellungen resultirten, da der Reisende selbst so gut wie gar nicht zeichnete.

Ich erwähne des Umstandes, um anzudeuten, wie sehr man in unserer Zeit von jedem Reisenden nicht bloss interessante Berichte
und Schilderungen, sondern auch Zeichnungen und Abbildungen erwartet. In der That hat das bildliche Element gegenwärtig eine
früher ganz ungeahnte Ausdehnung erreicht, so dass es z. B. als selbstverständlich, ja als durchaus nothwendig gilt, Reisebeschreibungen
illustrirt erscheinen zu lassen.

Daher kommt es auch, dass die Illustrationen sehr vieler, in andern Beziehungen verdienstlicher Reisewerke in vielen Fällen einen
sehr zweifelhaften, ja oft gar keinen wirklichen Werth haben. Sehr häufig sind die so schön und sauber ausgeführten Illustrationen eines
neuen Werkes dieser Art erst in Europa fabricirt, und der Phantasie irgend eines' Zeichners oder Holzschneiders entsprungen, da der
Reisende selbst nur ganz rohe werthlose Skizzen, und vielleicht nicht einmal diese, heimbrachte.

Zu den erfreulichsten Beispielen des Gegentheils, mit denen ich bei einer ziemlich ausgedehnten Erfahrung bisher bekannt geworden,
bin, gehören die ebenso geschickten und naturgetreuen, als höchst sorgfältig und sauber ausgcfiihrten Zeichnungen meines innigbeklagten
hochgeschätzten Freundes W. von Harnier, die derselbe auf seinen ausgedehnten Reisen mit vielem Talent und mit besonderer Vorliebe
ansgeführt hat, und von denen die nachfolgenden Blätter sich auf den obern Nil jenseits Chartum beziehen. Noch in diesen Tagen erzählt^
mir Herr Dr. Stiibel aus Dresden, ein Reisegefährte des verstorbenen v. Harnier, welche ungemeine Begabung derselbe als Zeichner besessen
habe, und wie er z. B. seinen Abbildungen von Menschen und Thieren eine portraitähnliche Treue verlieh.

W. v. Harnier war in keiner Weise ein flüchtiger Reisender, er verfolgte kein bestimmtes Reiseziel und hatte zu genauen und ein-
gehenden Beobachtungen mehr Zeit, als mancher andere berühmte Forscher. Am obern Nil liess er sich sogar mitten unter den dortigen
Negerstämmen längere Zeit häuslich nieder, baute sich mit Hülfe seiner zahlreichen Begleitung ein eigenes Dorf, und studirte und zeichnete
Natur und Menschen mit vollster Müsse.

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