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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0089

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schrecklichen Einzelheiten die genaue Erfüllung der feuerli-
chen und Grauen einflößenden Drohung, welche die Prophe-
zeiungen des Heiligen Buches enthalten.

Was soll ich dir, Charmion, noch das nun entfesselte Rasen
der Menschheit malen? Jene Dünnigkeit der Kometenmaterie
welche uns vormals mit Hoffnung erfüllt hatte, ward nun
zur Quelle bitterer Verzweiflung. In ihrem unfaßbar feinen
Gascharakter erkannten wir nun klar Besiegelung und Ende
unsres Schicksals. Derweil verging erneut ein Tag, und mit
ihm schwand uns der letzte Hoffnungsschimmer. Wir rangen
keuchend nach Atem, während die Luft sich mit reißender
Schnelle zersetzte. Ungestüm brauste das rote Blut durch seine
engen Kanäle. Ein wildes Fieberrasen ergriff von allen Men-
schen Besitz; und starr die Arme gegen den drohenden Him-
mel ausgestreckt, erzitterten sie und schrien laut. Doch nun
hatte der Kern des Vernichters uns erreicht: noch hier in Eden
schaudre ich, derweil ich davon spreche. Laß mich es kurz ma-
chen - kurz, wie der Untergang es war, der uns ereilte. Für einen
Augenblick war alles ein einzig wildes Geisterlicht allein, das
alle Dinge heimsuchte und durchdrang. Dann - laß die Knie
uns beugen, Charmion, vor der unendlichen Majestät des gro-
ßen Gottes! - dann kam ein dröhnender, allübertönender Laut,
als wie aus seinem Munde selbst; derweil die ganze hangende
Masse des Äthers, in welchem wir lebten, in einer riesigen
Stichflamme aufbarst, zu einem Feuergebild, für dessen un-
endlichen Glanz und allversengende Hitze die Engel selbst am
hohen Himmel der reinen Erkenntnis noch Wort noch Name
mehr haben. So endete alles.

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