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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0164

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Wenn es heute nicht kommt, kommt es morgen,
aber sei gewiß.

„Oh, angenehmer Schlaf auf den Kissen mit roten Blumen,
einem Weihnachtsgeschenk von Anita, woran sie drei Wochen

gestickt hat,
oh, angenehmer Schlaf,

wenn der Braten fett war und das Gemüse zart.
Man denkt im Einschlummern an die Wochenschau von

gestern abend:
Osterlämmer, erwachende Natur, Eröffnung der Spielbank in

Baden-Baden,
Cambridge siegte gegen Oxford mit zweieinhalb Längen, -
das genügt, das Gehirn zu beschäftigen.

Oh, dieses weiche Kissen, Daunen aus erster Wahl!

Auf ihm vergißt man das Ärgerliche der Welt, jene Nachricht

zum Beispiel:
Die wegen Abtreibung Angeklagte sagte zu ihrer Verteidigung:
Die Frau, Mutter von sieben Kindern, kam zu mir mit einem

Säugling,
für den sie keine Windeln hatte und der
in Zeitungspapier gewickelt war.

Nun, das sind Angelegenheiten des Gerichtes, nicht unsre.
Man kann dagegen nichts tun, wenn einer etwas härter liegt

als der andere,
Und was kommen mag, unsere Enkel mögen es ausfechten."

„Ah, du schläfst schon? Wache gut auf, mein Freund!
Schon läuft der Strom in den Umzäunungen, und die Posten

sind aufgestellt."
Nein, schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig

sind!
Seid mißtrauisch gegen ihre Macht, die sie vorgeben für euch

erwerben zu müssen!
Wacht darüber, daß eure Herzen nicht leer sind, wenn mit

der Leere eurer Herzen gerechnet wird!
Tut das Unnütze, singt die Lieder, die man aus eurem Mund

nicht erwartet!
Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!

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