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Hinweise zu den Bildern.

Vorbemerkung. Die Reihenfolge der Zeichnungen wurde im großen und
ganzen nach dem Alter der Kinder bestimmt, doch ergaben sich z. B. auch aus
der Zugehörigkeit zu demselben Zeichner oder zu ein und derselben Schul-
klasse gewisse Gesichtspunkte der Anordnung. Es wurden nur spontan ent-
standene, unkorrigierte Versuche aufgenommen, keinerlei Zeichnungen nach
Vorlagen oder nach der Natur.

1. „Der tanzt" (Bleistift, 15,5:15,2 cm. Knabe, Darmstadt, 3 Jahre).

Zeichner ist der Sohn eines verstorbenen Graphikers, doch entstand das Blatt
nach dem Tode des Vaters. Innerhalb des ideographischen Schemas ist doch
etwas von der besonderen, lustig-bedächtigen Bewegtheit des Hampelmannes
in der Linienführung ausgedrückt. Vergleiche von demselben Knabe Nr. 10.

2. „Skizzenblatt mit Soldaten u. a." (Bleistift, 6,5:21 cm. Knabe,München,
31/2 Jahre).

Kein Künstlerkind, die Mutter hat einiges zeichnerische Talent. Der
Knabe füllt schon mit 3 Jahren ganze Hefte mit solchen Bleistiftskizzen.
Sie sind der schlagendste Beweis dafür, daß schon im frühesten Alter ein
zeichnerischer Ausdruck aus der visuellen Erinnerung und der im
visuellen Sinne konstruierten Phantasievorstellung möglich ist, daß also
„Gesicht" schon so früh neben „Zeichen" stehen kann. Das in Frage
kommende Kind hat die „ideographische" („Zeichen"-)Manier überhaupt
ganz übersprungen, und ist auch später nicht zu ihr gelangt. In dem vor-
liegenden Blatt sind in Reih und Glied stehende Soldaten völlig „korrekt"
in räumlichem Hintereinander mit den entsprechenden Überschneidungen
skizziert. Man sieht ganz deutlich, daß lediglich die noch ungenügende
Herrschaft, die der Geist des Kindes über die Muskeln ausübte, daß rein
äußere psychophysiologische Mängel eine genauere Verwirklichung des
Vorstellungsbildes verhinderten.

3. „Hans guck in die Luft" (Bleistift, 35:22 cm. Knabe, Engländer, 3 Jahre).

Das der Sammlung des Instituts für Kultur- und Universalgeschichte in
Leipzig entnommene Blatt ist im Zusammenhang dieses Buches bemerkens-
wert deswegen, weil dem kleinen Zeichner in den Grenzen seiner früh-
kindlichen Zeichensprache unwillkürlich ein fast verblüffend wirkender
Ausdruck seines Engländertums gelungen ist.

4. „Flügelwesen mit Engel unter Baldachin" (Bleistift, 33,5:20 cm.
Mädchen, München, 4 Jahre).

5. „Prinzessin mit Zwergen" (Bleistift, 30:23cm. Mädchen, München,
4 Jahre).

Beispiele des „erscheinungsgemäßen" und zugleich gebärdenhaft expres-
siven Darstellens („Gesicht", nicht Zeichen) beim noch sehr kleinen Kinde.
Eine intuitive Keckheit trifft mit skizzenhaften Umrissen die Bewegungen,
Größenverhältnisse, ja sogar das Körpervolumen im Sitzen und Stehen im
allgemeinen merkwürdig energisch und richtig. Erinnerungen an Bilder-

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