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Hartlaub, Gustav Friedrich; Cranach, Lucas [Ill.]
Lukas Cranach d. Ä., Der Jungbrunnen, 1549 — Der Kunstbrief, Band 4: Berlin, [1943]

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https://doi.org/10.11588/diglit.17133#0006
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Sehen wir uns ein wenig auf dem großen vielfigurigen Bilde
um. Dem Besucher ist, als stünde er auf der Anhöhe eines
Hügels und blicke weit über das Land. Wild zerrissene Felsen,
burgengekrönt, grüßen im Hintergrunde; noch weiter in der
Tiefe zeichnet sich die zarte Silhouette einer türmereichen
Stadt in den lichten Himmel. Rechts gibt ein bunter, mit
schattigen Bäumen und Gebüsch bestandener Rasenplatz den
Blick auf hügeliges Gelände frei, während dem sandigen Plan
des Vordergrundes ein geräumiges „Schwimmbassin" eingelassen
ist, in welches wir unmittelbar hineinschauen dürfen. Die
moderne Bezeichnung ist nicht unpassend, denn eine elegante
Freiluft-Badeanlage unserer Tage hat auch keine glatter ge-
schnittene Stufeneinfassung, als sie hier zu sehen ist. Nur dürfte
man heute wohl kein so zierliches Brünnlein in der Mitte des8
Beckens antreffen, jedenfalls aber keines mit der anzüglichen
Venus und dem Kupidoknäblein als Bekrönung. Und daß die
Insassinnen dieses Damenbades keinen Badeanzug tragen, ob-
schon doch allerlei Mannsvolk am Ufer steht, dürfte auch be-
fremden. Vollends unvergleichlich bleibt, was bei näherem
Zusehen in besagtem Bassin und an seinen Rändern erkennbar
wird.

Da beobachtet man, wie von links auf Schubkarren, Leiter-
wagen und Tragbahren allerlei Männlein und Weiblein herbei-
gefahren werden, alle alt und viele gebrechlich. Wie man sie
entkleidet, wie sie zaghaft ins Wasser tauchen. Weiter nach
der Mitte der Anlage zu sehen jedoch die Leiber der Badenden
schon beträchtlich jünger aus, und in der rechten Hälfte des
Beckens tummeln sich lauter frisch-jugendliche Frauengestalten,
von denen einige bereits das Bad verlassen, um sich zunächst
einmal in einem geräumigen Badezelt anzukleiden, während
andere sich auf dem Rasen und im Gebüsch recht herzhaft
den Freuden des Lebens, den Vergnügungen der Jugend zu-
wenden.

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