läßt sie uns eher an die ekstatische "Welt mittelalterlicher
Wunderkuren denken. Ist es ein gelehrter „Doktor", der weiter
im Mittelgrunde von der entkleideten Alten Kenntnis nimmt
(Abb. 8) — wohl damit das Wunder später „einwandfrei" fest-
gestellt sei? Und warum hat sich —. Anblick aus einem mittel-
alterlichen Badhaus — die Matrone am Rande des Beckens so
fröstelnd in ihr Laken gehüllt, warum sitzt sie noch und zögert,
sich der Wunderkur anzuvertrauen? Fragt sie sich vielleicht, ob
es denn lohne, den ganzen Kreislauf noch einmal zu durch-
messen, fürchtet sie etwa das neue Jungsein, weil sie sich wieder
seiner Wirrungen und Qualen entsinnt? Auch die im Vorder-
grund nach der Richtung des Alters zurückgewandte Person, die
mit dem stumpfen Gesichtsausdruck, läßt sich von der Badefrau
nur schwer davon überzeugen, daß sich das Wunder ernstlich
lohnen würde (Abb. 7). Was für Gestalten vollends im Bassin
selbst, bis hin zu der unsichtbaren Grenze, die durch den
Brunnen der Liebesgöttin betont ist! Es scheint, als ob die Ver-
zauberung manche Personen mit wahnsinnigem, andere wieder
mit frommem Schauder erfüllt. Einige wollen alles noch einmal
bedenken, andere machen gar entschieden kehrt. Freilich jenseits
der Grenze, nach schon vollbrachter Verwandlung gibt es kein
Halten mehr! Selig taumelnde Jugend, ihres früheren Daseins
womöglich schon uneingedenk — denn dieser Jungbrunnen ist
wohl auch ein Wasser des Vergessens —, vertraut sich so gerne
den süßen Wassern des Lebens an, sogleich vielfältig bedacht auf
Jugendliches, auf Jung-Weibliches. Wir brauchen die einzelnen
Auftritte nicht zu beschreiben (Abb. 2, 3). Noch weniger, wie
dann die mehr oder weniger Verschämten von einem „Ordner",
einem der elegant gekleideten Rittersmänner, in das Badezelt
gewiesen werden (Abb. 9), dem sie in voller Pracht ihrer modischen
Gewänder als wohlbestallte Burg- und Stadtfräulein — oder hat
der Maler, wie auf manchen seiner „antikischen" Bilder, doch
mehr an leichtere Weiblichkeit gedacht? — bald wieder ent-
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Wunderkuren denken. Ist es ein gelehrter „Doktor", der weiter
im Mittelgrunde von der entkleideten Alten Kenntnis nimmt
(Abb. 8) — wohl damit das Wunder später „einwandfrei" fest-
gestellt sei? Und warum hat sich —. Anblick aus einem mittel-
alterlichen Badhaus — die Matrone am Rande des Beckens so
fröstelnd in ihr Laken gehüllt, warum sitzt sie noch und zögert,
sich der Wunderkur anzuvertrauen? Fragt sie sich vielleicht, ob
es denn lohne, den ganzen Kreislauf noch einmal zu durch-
messen, fürchtet sie etwa das neue Jungsein, weil sie sich wieder
seiner Wirrungen und Qualen entsinnt? Auch die im Vorder-
grund nach der Richtung des Alters zurückgewandte Person, die
mit dem stumpfen Gesichtsausdruck, läßt sich von der Badefrau
nur schwer davon überzeugen, daß sich das Wunder ernstlich
lohnen würde (Abb. 7). Was für Gestalten vollends im Bassin
selbst, bis hin zu der unsichtbaren Grenze, die durch den
Brunnen der Liebesgöttin betont ist! Es scheint, als ob die Ver-
zauberung manche Personen mit wahnsinnigem, andere wieder
mit frommem Schauder erfüllt. Einige wollen alles noch einmal
bedenken, andere machen gar entschieden kehrt. Freilich jenseits
der Grenze, nach schon vollbrachter Verwandlung gibt es kein
Halten mehr! Selig taumelnde Jugend, ihres früheren Daseins
womöglich schon uneingedenk — denn dieser Jungbrunnen ist
wohl auch ein Wasser des Vergessens —, vertraut sich so gerne
den süßen Wassern des Lebens an, sogleich vielfältig bedacht auf
Jugendliches, auf Jung-Weibliches. Wir brauchen die einzelnen
Auftritte nicht zu beschreiben (Abb. 2, 3). Noch weniger, wie
dann die mehr oder weniger Verschämten von einem „Ordner",
einem der elegant gekleideten Rittersmänner, in das Badezelt
gewiesen werden (Abb. 9), dem sie in voller Pracht ihrer modischen
Gewänder als wohlbestallte Burg- und Stadtfräulein — oder hat
der Maler, wie auf manchen seiner „antikischen" Bilder, doch
mehr an leichtere Weiblichkeit gedacht? — bald wieder ent-
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