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Doktor-Ernst-Hauswedell-Buch- und -Kunstantiquariat, -Buch- und -Kunstauktionen
Auktion / Dr. Ernst Hauswedell & Co.: Wertvolle Bücher, Handzeichnungen und Graphik: Donnerstag, den 26. bis Sonnabend, den 28. Juni 1947 — Hamburg: Dr. Ernst Hauswedell GmbH, Nr. 30.1947

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https://doi.org/10.11588/diglit.48055#0007
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AUKTION XXX
Die dritte Auktion nach dem Kriege, zugleich die 30. seit 1930, dem Jahre, in dem mein
Antiquariat begann Versteigerungen abzuhälten, bringt den langjährigen Freunden des
Antiquariats und des Graphischen Kabinetts ein umfassendes und reichhaltiges Angebot
von wertvollen Büchern, Autographen, Graphik und Handzeichnungen.
Das Preisgefüge des Buch- und Graphikmarktes ist in den letzten Jahren weitgehend in
Unordnung geraten. Schon in der Zeit vor dem Kriege steigerte sich die Nachfrage nach
Büchern und Graphikblättern und damit stiegen auch die Preise. Der Krieg mit all seinen
Begleiterscheinungen und die Nachkriegszeit haben diese Entwicklung weiter gefördert.
Nicht nur die Zerstörung zahlreicher öffentlicher und privater Sammlungen, sondern auch
der Geldüberhang haben die Preise stark beeinflußt. Demgegenüber ist das Angebot nach
Menge und Qualität nur gering und die Preise, die besonders in den beiden letzten Jahren
gefordert und bezahlt wurden, unterlagen für die gleichen Gegenstände infolge der all-
gemeinen Unsicherheit oft den erheblichsten Schwankungen.
Die zu erwartende Währungsreform wird sicherlich auch eine Konsolidierung des Preis-
»iveaus mit sich bringen. In zwei Versteigerungen, die von mir nach Beendigung des Krie-
ges veranstaltet wurden, habe ich mich bemüht, die Schätzungspreise nicht allzu hoch an-
zusetzen, um nicht von vornherein einem Ansteigen der Preise Vorschub zu leisten. Die
Schätzungen belaufen sich auf etwa das 2- bis 4fache des Friedenspreises und passen sich
damit den Relationen an, die mir aus anderen Ländern, insbesondere aus England, bekannt
wurden. Allerdings haben die Ergebnisse der bisherigen Auktionen diese Schätzungen teil-
weise sehr erheblich übertroffen. In der letzten Versteigerung im November 1946 wurde
im Durchschnitt für Bücher das 6- bis 8fache, für Graphik das 2- bis 5fache meiner Schätzun-
gen bezahlt. In Einzelfällen gingen die Preise über diese Ergebnisse noch hinaus. Trotz
dieser unsicheren Momente ist die Auktion heute der einzige einigermaßen reale Wert-
messer für die Bewertung der zum Verkauf kommenden Gegenstände. Sie ist der einzige
Platz, an dem sich die Verbindung zwischen Verkäufer und Käufer in aller Öffentlichkeit
abspielt und bei dem auch an den Verkauf keinerlei Forderungen nach Gegenleistungen
geknüpft sind.
Die Ungewißheit der Preisbildung erschwert besonders den auswärtigen Teilnehmern, die
nicht selbst zur Auktion nach Hamburg kommen können, die Erteilung schriftlicher Auf-
träge außerordentlich. Ich habe es deshalb für notwendig gehalten, die auswärtigen Bieter
über die Lage, die sich auf den letzten Auktionen ergeben hat, durch die vorangehenden
Ausführungen ins Bild zu setzen. Die obengenannten ungefähren Ergebnisse mögen ihnen
als Grundlage für die Abgabe von schriftlichen Geboten dienen. Ich werde, wie stets bemüht
sein, die Interessen der auswärtigen Auftraggeber bestmöglich wahrzunehmen und die mir
gegebenen Limite nur soweit ausnutzen, als dies unbedingt nötig ist, um das bebotene
Stück für den Auftraggeber zu sichern.
Ich hoffe in absehbarer Zeit auch wieder Lagerkataloge herausgeben zu können, deren
Veröffentlichung unmöglich ist, solange die Preisunsicherheit anhält. Die besonderen Ar-
beitsgebiete meines Antiquariats und des Graphischen Kabinetts sind ersichtlich aus der
auf der 3. Umschlagseite befindlichen Desideratenliste. Schon jetzt bitte ich, mir besondere
Wünsche bekanntzugeben und etwa Entbehrliches nicht nur zur Aufnahme in eine Auktion,
sondern auch zum freihändigen Verkauf anzubieten.
Die nächste Versteigerung findet im Herbst 1947 statt.
i Dr. Ernst L. Hauswedell.
 
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