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Doktor-Ernst-Hauswedell-Buch- und -Kunstantiquariat, -Buch- und -Kunstauktionen; Doktor-Ernst-Hauswedell-Buch- und -Kunstantiquariat, -Buch- und -Kunstauktionen
Auktion / Dr. Ernst Hauswedell & Co.: Wertvolle Bücher aus fünf Jahrhunderten, Autographen: Donnerstag, den 26. November 1959 — Hamburg: Dr. Ernst Hauswedell, Nr. 90.1959

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https://doi.org/10.11588/diglit.51570#0007
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Dr. Emst Hauswedell - Hamburg 36 - Fontenay 4

1. HANDSCHRIFTEN

1 Biblia Latina. (Jesaia bis Kolosser). Mit den Prologen des Hieronymus. Handschrift auf Perga-
ment. Nordfrankreich (Paris?), 13. Jahrhundert, gr.-fol. (45,5 : 30,5 cm). 177 Bll. 2 Sp. 40-41 Z.
Gotische Schrift. Sign. I-XVIII in Zehner-Lagen. (I, 1-3 fehlt, Text am Ende unvollständig).
Mit 2 großen Miniaturen in Gold u. Farben, Lukas u. die Enthauptung des Paulus darstellend,
40 großen Initialen in Blau, Rot u. a. Farben u. zahlr. kleinen Initialen in Rot u. Blau. Anfang
u. Ende der Bücher u. Überschriften in roter Schrift. Holzdeckelbd. mit Schweinslederrücken
im Stile d. Zt. (73) (10.000.-)
★★ Ein Meisterwerk der französischen Schriftkunst u. Buchmalerei im 13. Jahrhundert, mit Miniaturen von
außergewöhnlicher Qualität. - Während der Regierungszeit Ludwigs des Heiligen entstanden eine Reihe von
prächtig illuminierten Handschriften für den Königlichen Hof, darunter vor allem »La Bible Moralisee«, eine
der bedeutendsten Handschriften des Mittelalters. Dieser Gruppe, die nicht von einer Hand oder aus einer
Werkstatt stammt, aber in Stil u. Technik weitgehend übereinstimmt (vgl. Laborde, La Bible moralisee, V,
170 ff.), ist höchstwahrscheinlich auch das vorliegende Manuscript zuzuschreiben; vor allem sind Ähnlichkeiten
festzustellen mit den Bildern zum Neuen Testament des Toledo-Manuscriptes der Bible Moralisee (Laborde
IV, Tafel 638 ff.) u. dem Psalter der Königin Ingeborg in Chantilly (vgl. J. Meurgey, Les principaux mss. du
Musee Conde, pl. X-XIII), in dem ebenfalls die Gesichter denen der beiden Apostel ähnlich sind. Für die
Datierung um die Mitte des 13. Jahrhunderts spricht auch die Ähnlichkeit mit der im Kat. der Bibi. Nationale
(Manuscrits ä peintures du XHIe au XVIe siede, 1955, Nr. 55 et pl. IX) abgebildeten Bildinitiale der Bibel des
Klosters vom Mont-Saint-Eloi, um 1250 (Arras, ms. 1).
★ Beschreibung der Miniaturen: 1.) Fol. 123 der Evangelist Lukas, in der Initiale »P«. - Größe der Initiale
25 : 10 cm, Größe der Miniatur 6,7 : 5,3 cm. - Der Evangelist sitzt, nach rechts gewandt, auf einem Thron-
ähnlichen Stuhl u. schreibt an einem Schreibpult, das auf einer Säule steht; in der rechten Hand hält er die
Feder, in der linken ein Tintenfaß. Er ist bekleidet mit einem blauen Gewand u. malvenfarb. Mantel; auch
der Heiligenschein ist malvenfarbig. Die weiße Taube schwebt aus dem blau-weißen Himmel u. spricht in
sein rechtes Ohr; rechts unten, nur z. TI. sichtbar, der Stier. - Das Ganze auf Goldgrund, wie auch die
Initiale. - Hauptfarben: Blau, Malven, Grün, Gelb, Orange, mit Weiß gehöht.
2.) Fol. 152 die Enthauptung des hl. Paulus, in der Initiale »P«. - Größe der Initiale 24 : 8,8 cm, Größe der
Miniatur 6,8 : 5 cm. - Der Henker, bekleidet mit malvenfarb. Kittel u. grünen Strümpfen, hält mit dem
linken Arm den Kopf des Heiligen u. schwingt mit der Rechten waagerecht das blaue Schwert. Rechts
Paulus, waagerecht gebeugt, die Hände zum Gebet gefaltet, bekleidet mit blauem Gewand u. orangefarbenem
Mantel; über ihm, waagerecht aus den orangefarbenen Wolken hervorkommend, der segnende Christus. -
Miniatur u. Initiale auf Goldgrund. - Die Initiale läuft unten u. oben in einen Männerkopf u. einen Hunde-
kopf aus; um den Bogen des P ein Spruchband mit der Inschrift »Cupio dissolvi et esse cum Christo«. —
Farben vorwiegend Blau, Orange, Malven, mit Weiß gehöht.
Auch die weiteren großen ornamentierten Initialen sind bemerkenswert; sie sind z. TI. nahezu halbblattgroß,
reich mit Bandwerk, Acanthus-Ornamenten u. Federwerk verziert, in Blau, Rot, Malven u. Gelb. - Die Prae-
fatio in actus apostolorum des hl. Hieronymus ist mit einer besonders schönen, reichverzierten »L« (Lukas)-
Initiale geschmückt; das Incipit neben der halbblattgroßen Initiale in Kapitalbuchstaben in Rot u. Blau. - Die
große gotische Schrift des Textes ist sehr sorgfältig u. klar geschrieben, in Schwarz u. Rot.
Der Text beginnt mit Jesaia V, 3 u. endet mit Kolosser III, 13. - Das Manuscript ist sehr breitrandig, über die
Punktierung hinaus, auf starkem, stellenweise etwas fleckigem Pergament geschrieben. - Einige kleine Fehl-
stellen, 1 Bl. etwas beschnitten, 2 Außenränder abgeschnitten. - Text, Initialen u. Miniaturen sind von sehr
guter Erhaltung u. Frische, vor allem das Gold u. die Farben der Miniaturen.
Abbildung auf Tafel I
2 Biblia Latina. Handschrift auf Pergament. Um 1300. 15,2 : 10 cm. 30 u. 520 Bll. 2 Sp. Got.
Schrift. Mit 74 mehrfarb. Initialen mit Rankenwerk, teilw. mit Figuren, u. zahlr. Initialen in
Blau u. Rot. Kalblederbd. im Stile d. Zt. (143) (2.000.-)
★ Bibelhandschrift mit dem Text der Vulgata, wahrscheinlich französischer Provenienz, mit schönen Initialen.
- Kleine, sorgfältige Schrift in Rot u. Schwarz auf ganz dünnem Pergament. - Die ersten 30 Bll. von anderer
Hand in größerer (späterer) Schrift, mit Inhaltsverzeichnis. - Die ersten Bll. (Teil der Einleitung) fehlen, der
Bibeltext beginnt auf BI. 3 der eigentlichen Handschrift mit der Genesis. - Psalmeneinteilung nach der römi-
schen Liturgie u. der Einteilung des Psalters im Brevier (Psalm 1, 26, 38, 52, 68, 80, 97 u. 109 hervorgehoben);
diese Einteilung in 8 Stücke war ursprünglich in Italien, dann in Frankreich üblich. - Am Schluß ein Register
mit Erklärung der hebräischen Namen. - Am Schluß des Registers u. auf der letzten Seite Eintragungen von
anderer Hand. - Einige Einrisse u. Flecken, letztes BL mit Textverlust beschädigt u. ausgebessert.
Sehr schön sind die kleinen, sehr sorgfältig ausgemalten Initialen in Rot, Blau u. Gelb zu Beginn der einzel-
nen Bücher, der hervorgehobenen Psalmen etc. Sie sind aus Band- u. Blattwerk gebildet, teilw. mit Rand-
verzierung u. kleinen Fabelwesen, mit Tier- oder Menschenköpfen.
Abbildung auf Tafel III
3 Breviarium in usum fratrum celestinorum. Handschrift auf Pergament. 14. Jahrhundert. 10,5 :
7,2 cm. 6 Bll. Kalendarium, 160 Bll. u. II Bll. Schwarze u. rote Schrift. Mit 9 Miniaturen in
Gold u. Farben, in Initialen, u. hunderten von kleinen, meist goldgehöhten Initialen. Maro-
quinbd. des 19. Jahrh. mit reicher Vergoldung. (153) (2.000.-)
★ Reich mit Initialen u. Miniaturen geschmückte kleine Handschrift, wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte
des 14. Jahrh. u. aus dem sächsisch-böhmischen Raum. - Das Ms. beginnt mit dem Kalendarium, bei dem
 
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