Akademische Mitteilungen
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG,
HERAUSGEGEBEN VON J. HÖRNING, UNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKEREI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.
Winter-Halbjahr 1904/1905. Nr. 17. Samstag, 25. Februar 1905.
Akademisches Direktorium.
Die Exmatrikulation betr.
Diejenigen Herren Studierenden, welche mit Semester-
schluss die Universität verlassen, werden ersucht, dies —
unter Vorlage des Anmeldungsbuches — jetzt
schon auf der Universitäts-Kanzlei anzumelden.
Die Aushändigung der Abgangszeugnisse erfolgt vom
6. März ab gegen
1. Rückgabe der Legitimationskarte,
2. Vorlage der vorgeschriebenen Bibliotheks-Bescheini-
gung,
3. Vorlage der Quittung über Entrichtung der Exma-
trikulationstaxe (10 Mk.).
Heidelberg, den 8. Februar 1905.
Der Prorektor:
Braune.
Grossli. Bad. Universitäts-Bibliothek.
In der Zeit vom 27. Februar bis 4. März sind der
Instruktion gemäss sämtliche aus der Universitäts-
Bibliothek entliehenen Bücher zurückzuliefern. An die-
sen Tagen findet kein Ausleihen statt, dagegen ist das
Lesezimmer wie gewöhnlich zur Benützung geöffnet.
Die Wiederansgabe von Büchern beginnt Mittwoch,
den 8. März.
Heidelberg, 21. Februar 1905.
Grossh. Direktion:
Wille.
Bekanntmachung.
Diejenigen Studierenden, welche im Genuss eines
steuerbaren Einkommens sind, werden aufgefordert, in
der Zeit vom 27. Februar bis mit 4. März ihre dies-
bezüglichen Steueranmeldungen bei Grossh. Steuer-
kommissär für den Stadtbezirk Heidelberg (Augustiner-
gasse 9, Ludwigsplatz) bei Strafvermeiden zu machen.
Ueber die einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen
wird ebendaselbst jederzeit bereitwilligst Auskunft erteilt.
Heidelberg, den 21. Februar 1905.
Gr. Steuerkommissär für den Stadtbezirk Heidelberg:
Hog.
Hochschulnachrichten.
Heidelberg, 24. Februar 1905.
Professor Bornträger f. Am Nachmittag des
16. Februar wurde der verstorbene Professor Dr. August
Bornträger zur letzten Ruhe bestattet. Dekan
I). Hönig hielt die Leichenrede, worauf der Prorektor,
Hofrat Professor Dr. Braune, im Namen der Univer-
sität unter Abschiedsworten einen prächtigen Kranz am
offenen Grabe des dahingeschiedenen Dozenten nieder-
legte. Weitere Kranzspenden wurden unter entsprechen-
den Worten dargebracht vom Dekan der naturwissen- |
Ischaftlich - mathematischen Fakultät, Geh. Rat Dr.
IQuincke, vom Vorsitzenden des Studentenausschusses,
stud. med. Wenzel, und einem Vertreter des S. C.
Fackelzug der Studentenschaft. Die Studenten-
schaft brachte am Dienstag Abend dem scheidenden
Prorektor Hofrat Braune und dem neugewählten Pro-
rektor Geh. Rat Curtius ihre Huldigung alter Sitte
gemäss durch einen Fackelzug dar. In langer Reihe
bewegte sich der Zug durch die Hauptstrasse und die
Rohrbacher Strasse nach der Wohnung des Herrn Hof-
rat Braune in der Gaisbergstrasse. Dort hielt der
Vorsitzende des Ausschusses, stud. med. Wenzel, fol-
gende Ansprache:
Ew. Magnificenz! An die 800 Heidelberger Studenten haben
sich draussen versammelt, um das Ende der Amtszeit Ew. Magnificenz
in hergebrachter Weise zu begehen. Jedoch bedeutet der heutige Fackel-
zug in unseren Tagen mehr als ein blosses Herkommen. Die zahl-
reichen Flammenzeichen beleuchten hell das schöne Verhältnis, wie es
sich in Heidelberg zwischen Rektor und Studierenden findet, im Gegen-
satz zu jenen Vorgängen, die sich in letzter Zeit an preussischen Uni-
versitäten abgespielt haben. Denn während man drüben den Geist der
Freiheit, der sich in junger Brust so ungebunden regt, in Fesseln zu
schlagen sucht, und während Lehrer und Schüler sich feindlich gegen-
über stehen, ist hier kein Misston in den akademischen Frieden ge-
fallen und Heidelbergs Studenten haben bei Ew. Magnificenz stets Ver-
ständnis und Entgegenkommen gefunden. Das erkennen alle die Fackel-
träger dankbar an und doppelt gern sind sie deshalb nach altem Brauche
hergezogen, um wenigstens auf diese Weise, da ihnen keine andere zu
Gebote steht, Ew. Magnificenz für das während des Rektorates gezeigte
Vertrauen und Wohlwollen zu danken; denn wenn ich meine Kommili-
tonen auffordere, auf Ew. Magnificenz ein dreifaches Hoch auszubringen,
so wird dieser Gruss, das weiss ich bestimmt, aus vollem Herzen
kommen."
Nachdem das dreifache Hoch verklungen, erwiderte
Hofrat Braune vom Balkon seiner Wohnung aus:
Kommilitonen!
Dank, herzlichsten Dank sage ich Ihnen allen für die erhebende
Huldigung, für den Gruss lodernder Fackeln, mit denen Sie meinem
Hause genaht sind! Gilt auch diese Ehrung heute vor allem dem neuen
Prorektor, so bildet sie doch für den alten einen glänzenden und herz-
erfreuenden Ausgang seiner Amtstätigkeit.
Bei dem Scheine Ihrer Fackeln zieht der Verlauf des vergangenen
akademischen Jahres nochmals vor meinem Geiste vorüber. Und wenn
dieser Rückblick auch seine Schatten hat, wenn auch das Bewusstsein
drückend ist, dass dem Wollen das Können nicht überall entsprochen
hat, so sind doch die Lichtseiten vorwiegend, insonderheit das freudige
Gefühl des Dankes für die Unterstützung, die ich in meinem Amte ge-
nossen habe, nicht nur von meinen Kollegen, sondern auch von der
Studentenschaft. Und die Studentenschaft ist für den Prorektor ein
Hauptfaktor: bildet sie doch den alleinigen Grund seines Daseins. Da
ist es denn für mich hocherfreulich gewesen, dass der gute Geist noch
lebt, der von jeher die Studentenschaft der Ruperto-Carola beseelt hat.
Auch in diesem Jahre hat die Studentenschaft einig zusammengehalten
unter ihrem selbstgewählten Ausschüsse, auch in diesem Jahre hat sie
wieder bewiesen, dass alles Hohe und Edle sie zur Begeisterung ent-
flammt. Sie sind, liebe Kommilitonen, eingetreten für die unversehrte
Herrlichkeit unserer ehrwürdigen Schlossruine, Sie haben gemeinsam
den Kaiser und das Vaterland gefeiert und noch jüngst haben Sie sich
bekannt zu dem hoben Gute, welches den Professoren und den Studen-
ten gleich teuer ist, zur akademischen Freiheit!
Diese unsere akademische Freiheit, die wir meinen, die unser Herz
erfüllt: sie ist ein Ideal, welches uns allen vor der Seele schwebt. Und
doch, wenn wir dieses Ideal fassen und in Grenzen eineiigen wollen, so
will es gern der zu nahen Berührung sich entwinden. Aber eines steht
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG,
HERAUSGEGEBEN VON J. HÖRNING, UNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKEREI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.
Winter-Halbjahr 1904/1905. Nr. 17. Samstag, 25. Februar 1905.
Akademisches Direktorium.
Die Exmatrikulation betr.
Diejenigen Herren Studierenden, welche mit Semester-
schluss die Universität verlassen, werden ersucht, dies —
unter Vorlage des Anmeldungsbuches — jetzt
schon auf der Universitäts-Kanzlei anzumelden.
Die Aushändigung der Abgangszeugnisse erfolgt vom
6. März ab gegen
1. Rückgabe der Legitimationskarte,
2. Vorlage der vorgeschriebenen Bibliotheks-Bescheini-
gung,
3. Vorlage der Quittung über Entrichtung der Exma-
trikulationstaxe (10 Mk.).
Heidelberg, den 8. Februar 1905.
Der Prorektor:
Braune.
Grossli. Bad. Universitäts-Bibliothek.
In der Zeit vom 27. Februar bis 4. März sind der
Instruktion gemäss sämtliche aus der Universitäts-
Bibliothek entliehenen Bücher zurückzuliefern. An die-
sen Tagen findet kein Ausleihen statt, dagegen ist das
Lesezimmer wie gewöhnlich zur Benützung geöffnet.
Die Wiederansgabe von Büchern beginnt Mittwoch,
den 8. März.
Heidelberg, 21. Februar 1905.
Grossh. Direktion:
Wille.
Bekanntmachung.
Diejenigen Studierenden, welche im Genuss eines
steuerbaren Einkommens sind, werden aufgefordert, in
der Zeit vom 27. Februar bis mit 4. März ihre dies-
bezüglichen Steueranmeldungen bei Grossh. Steuer-
kommissär für den Stadtbezirk Heidelberg (Augustiner-
gasse 9, Ludwigsplatz) bei Strafvermeiden zu machen.
Ueber die einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen
wird ebendaselbst jederzeit bereitwilligst Auskunft erteilt.
Heidelberg, den 21. Februar 1905.
Gr. Steuerkommissär für den Stadtbezirk Heidelberg:
Hog.
Hochschulnachrichten.
Heidelberg, 24. Februar 1905.
Professor Bornträger f. Am Nachmittag des
16. Februar wurde der verstorbene Professor Dr. August
Bornträger zur letzten Ruhe bestattet. Dekan
I). Hönig hielt die Leichenrede, worauf der Prorektor,
Hofrat Professor Dr. Braune, im Namen der Univer-
sität unter Abschiedsworten einen prächtigen Kranz am
offenen Grabe des dahingeschiedenen Dozenten nieder-
legte. Weitere Kranzspenden wurden unter entsprechen-
den Worten dargebracht vom Dekan der naturwissen- |
Ischaftlich - mathematischen Fakultät, Geh. Rat Dr.
IQuincke, vom Vorsitzenden des Studentenausschusses,
stud. med. Wenzel, und einem Vertreter des S. C.
Fackelzug der Studentenschaft. Die Studenten-
schaft brachte am Dienstag Abend dem scheidenden
Prorektor Hofrat Braune und dem neugewählten Pro-
rektor Geh. Rat Curtius ihre Huldigung alter Sitte
gemäss durch einen Fackelzug dar. In langer Reihe
bewegte sich der Zug durch die Hauptstrasse und die
Rohrbacher Strasse nach der Wohnung des Herrn Hof-
rat Braune in der Gaisbergstrasse. Dort hielt der
Vorsitzende des Ausschusses, stud. med. Wenzel, fol-
gende Ansprache:
Ew. Magnificenz! An die 800 Heidelberger Studenten haben
sich draussen versammelt, um das Ende der Amtszeit Ew. Magnificenz
in hergebrachter Weise zu begehen. Jedoch bedeutet der heutige Fackel-
zug in unseren Tagen mehr als ein blosses Herkommen. Die zahl-
reichen Flammenzeichen beleuchten hell das schöne Verhältnis, wie es
sich in Heidelberg zwischen Rektor und Studierenden findet, im Gegen-
satz zu jenen Vorgängen, die sich in letzter Zeit an preussischen Uni-
versitäten abgespielt haben. Denn während man drüben den Geist der
Freiheit, der sich in junger Brust so ungebunden regt, in Fesseln zu
schlagen sucht, und während Lehrer und Schüler sich feindlich gegen-
über stehen, ist hier kein Misston in den akademischen Frieden ge-
fallen und Heidelbergs Studenten haben bei Ew. Magnificenz stets Ver-
ständnis und Entgegenkommen gefunden. Das erkennen alle die Fackel-
träger dankbar an und doppelt gern sind sie deshalb nach altem Brauche
hergezogen, um wenigstens auf diese Weise, da ihnen keine andere zu
Gebote steht, Ew. Magnificenz für das während des Rektorates gezeigte
Vertrauen und Wohlwollen zu danken; denn wenn ich meine Kommili-
tonen auffordere, auf Ew. Magnificenz ein dreifaches Hoch auszubringen,
so wird dieser Gruss, das weiss ich bestimmt, aus vollem Herzen
kommen."
Nachdem das dreifache Hoch verklungen, erwiderte
Hofrat Braune vom Balkon seiner Wohnung aus:
Kommilitonen!
Dank, herzlichsten Dank sage ich Ihnen allen für die erhebende
Huldigung, für den Gruss lodernder Fackeln, mit denen Sie meinem
Hause genaht sind! Gilt auch diese Ehrung heute vor allem dem neuen
Prorektor, so bildet sie doch für den alten einen glänzenden und herz-
erfreuenden Ausgang seiner Amtstätigkeit.
Bei dem Scheine Ihrer Fackeln zieht der Verlauf des vergangenen
akademischen Jahres nochmals vor meinem Geiste vorüber. Und wenn
dieser Rückblick auch seine Schatten hat, wenn auch das Bewusstsein
drückend ist, dass dem Wollen das Können nicht überall entsprochen
hat, so sind doch die Lichtseiten vorwiegend, insonderheit das freudige
Gefühl des Dankes für die Unterstützung, die ich in meinem Amte ge-
nossen habe, nicht nur von meinen Kollegen, sondern auch von der
Studentenschaft. Und die Studentenschaft ist für den Prorektor ein
Hauptfaktor: bildet sie doch den alleinigen Grund seines Daseins. Da
ist es denn für mich hocherfreulich gewesen, dass der gute Geist noch
lebt, der von jeher die Studentenschaft der Ruperto-Carola beseelt hat.
Auch in diesem Jahre hat die Studentenschaft einig zusammengehalten
unter ihrem selbstgewählten Ausschüsse, auch in diesem Jahre hat sie
wieder bewiesen, dass alles Hohe und Edle sie zur Begeisterung ent-
flammt. Sie sind, liebe Kommilitonen, eingetreten für die unversehrte
Herrlichkeit unserer ehrwürdigen Schlossruine, Sie haben gemeinsam
den Kaiser und das Vaterland gefeiert und noch jüngst haben Sie sich
bekannt zu dem hoben Gute, welches den Professoren und den Studen-
ten gleich teuer ist, zur akademischen Freiheit!
Diese unsere akademische Freiheit, die wir meinen, die unser Herz
erfüllt: sie ist ein Ideal, welches uns allen vor der Seele schwebt. Und
doch, wenn wir dieses Ideal fassen und in Grenzen eineiigen wollen, so
will es gern der zu nahen Berührung sich entwinden. Aber eines steht