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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 1-26 (1. - 31. Januar 1852)
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{

Geſchichtskalender der Nenzeit. X
—— Sa
Am 1. Januar 1845 ſtarb zu Cammarthen {n

Wales dex engliſche General Nott; derſelbe hatte
ſich im Kriege gegen die Afahanen ausgezeichnet,


muthig behauptete, bis ihm am 3. Mai 1842 durch
Seneral England eine Verſtärkung ſeiner Streit-
kräfte zugeführt wurde, womit er am 29. Mat eine
empfindliche Niederlage den Afghanen bereitete.
Am 10. Auguſt 1842 bra er naͤch Kabulk auf,
ſchlug am 30. Auguft die Afghanen bei Camie,
nahın am 7, Dctober Kabul ein, das gräßlich zer-
ſtört und am 12. October wieder geraͤumt wurde.

Die badiſchen Finanzen.
Wir geben nachträglich den weſentlichen
Inhalt des Vortrags, mit welchem Staats-


2. Kammer die Budgetvorlagen begleitete.

„Schon auf dem letzten Landtage“, ſagte
der Redner, „iſt Ihnen im Allgemeinen
von den Ergebniſſen der Jahre 1848 und
1849 Kenntniß geworden; ſie konnten na-
türlich nicht günſtig ſein. Das Geſammt-


Ausgaben dieſer beiden Jahre die Einnah-
men um 4,736,833 fl. überſtiegen.

Was das ordentliche Budget für
die Jahre 1852 und 1853 betrifft, ſo
ſind die Hauptergebniſſe deſſelben folgende:
Der eigentliche Staatsaufwand iſt nach
dem Regierungsentwurf für 1852 auf
9,913,442 fl. berechnet. Nach dem auf dem
letzten Landtage gutgeheißenen Budget der
Jabre 1850 und 51 mwar er für 1851 auf
9,434,887 fl., und im außerordentlichen


trags für den vorübergehend höhern Dienſt-
ſtand unſerer Truppen auf 257,216 fl., zu-
ſammen alſo auf 9,692,103 fl., beſtimmt.
Es erſcheint demnach für 1852 ein Mehr-
heirag des eigentlichen Staatsaufwandes
von 221,339 fl. Von dieſem Mehrbetrage
kommen aber 1000 fl. auf das Staats-
miniſterium. Das aus wärtige Miniſte-
rium fordert ein Mehr von 34,750 fl., weil
im Budget von 1851 das Bedürfniß ſo-
wohl für die Bundestagsgeſandtſchaft als
für die übrigen Geſandiſchaften nur ſehr
ungenugend vorgeſehen war. Das Ju-
ſti zminiſterium wird einen Mehraufwand
von 51,005 fl. haben, weil von nun an
neben den Strafanſtalten auch die Kreisge-
fängniſſe mit 34548 fl. aufgeführt ſind,
zudem für die Hofgerichte, für die Rechts-
polizeiverwaltung und für die Strafanſtaſ-
ien ausſchließlich der Kreisgefängniſſe klei-
nere oder größere Mehrbeträge für nöthig
erachtet wurden.

Das Miniſterium des Innern zeigt
einen Mehraufwand von 48,286 fl. Wenn
auch bei einigen Titeln Ermäßigungen ein-
treten konnten, ſo ſind doch bei einigen an-
dern Erhöhungen nothwendig geworden,
befonders für den Unterricht, dann für Wiſ-
fenſchaften, Künſte und Gewerbe, nament-
iich eine beſſere Ausſtattung für landwirth-
ſchaftliche Zwecke, endlich für den Waſſer-
und Straßenbau u. dgl. ;

Im Finanzminifterium zeigt ſich ein
Mehrbedarf von 17,635 fl., der vorzugs-
weife von dem bekanntlich von Jahr zu
Jabr ſteigenden Tilgungsfond hexrührt.

Das Büdget des Kriegsminiſteriums
ſtellt einen Mehraufwand von 68,663 fl.
dar, welcher durch die Vervollſtändigung
der Heeresformation veranlaßt iſt.

Gehen wir von dem eigentlichen Staats-
aufwand zu den Deckungsmitteln, alſo zu
den Staatseinnahmen, über, ſo finden
wir zunächſt, daß die Roheinnahme, welche
im Jahr 1851 zu 14,934,087 fl. angeſchla-
gen war, für 1852 nur zu 14,532,953 {L,


Da zugleich die Laſten und Verwaltungs-

foften um den Betrag von 46,888 fl ge-
ſtiegen ſind, ſo ergibt ſich an der Reinein-
nahme für 1852, im Bergleich mit jener
für 1851, ein Minderbetrag von 448,022 fl
Dieſer Minderbetrag rührt nicht von der
kleineren Einnahme im Gebiete der Mini-
ſterien der Iufiiz, des Innern und des
Kriegs her, denn die Einnahmen dieſer
Miniſterien werden ſich für 1852 um 10025f.
höher belaufen, als ſie nach dem vorausge-
gangenen Büdget betragen ſollten. Der
Minderbetrag der Reincinnahme zeigt ſich
alſo nur im Büdget der Finanzoerwaltung,
und zwar in der Gefammiſumme von
458,047 fl.

Die Einnahmen des Finanzminiſteriums
ſtehen nur bei 2 einzelnen Verwaltungs-
zweigen eine Erhöhung in Ausſicht, bei dem
der Forſte und bei dem der Berg- und
Hüttenwerke, dort im Betrag von39,640 {L,
und hiex im Betrag von 4427 fI.

Die Rückſchläße der Einnahmen zei-
gen ſich bei allen andern Verwaltungszwei-
gen, beiden Kameraldomänen im Be-
trage von 4422 fl. Der Grund liegt hier
in der fortſchreitenden Gefällablöſung. An
diesStelle der Gefälle tritt das Abloͤſungs-
capital, und es wird, ſobald daſſelbe einde-
zahlt iſt, der Berwaltung von der Staats-
ſchuldentilgungscaſſe um Lo/o Zins vergütet.

Ein zweiter Rückſchlag ergibt ſich in der
Steuervermwaltung ; er deträgt 216,456
{l.3 er kommt her von der Getränkeſteuer,
von der Liegenſchaftsacciſe, den Juſtiz? und
Polizeigefälleu. ¶Schluß foigt.)

Deutſchland.

Lahr, 29. Dec. So eben iſt an die
Stelle des freiwillig ausgetretenen Herrn
. Soiron Herr Gymnaſtumslehrer Wag-
ner von hier einſtimmig zum andern Ab-
geordneten der Stadt gewählt worden.

Bonndorf, 29. Det. Soeben geht Hr.
Regierungsrath Bähr von Karlsruhe als
Abgeordneter des 4, Aemterwahlbezirks aus
der Wahlurne hervor. Von 78 anweſen-
den Wählern erhielt er 47 Stimmen. Die
übrigen fielen mit 20 auf Bürgermeiſter
Kaus zu Löffingen und mit 11 auf Alt-
bürgermeiſter Würth zu Stühlingen;

Freiburg, 30. Dezbr. Heute wählte
die Univerfität einen Abgeordneten in die
erſte Kammer. Hofrath und Profeſſor Anton
Mayer hat von 23 Stimmen 17 erhalten
und die Wahl angenommen. - ($. 3.)

Berlin, 26. Dez Eine Neuigkeit von
großer Bedeutung liegt in der ausgeſpro-
chenen Abſicht Louis Napoleons: die angeb-
lichen Entſchädigungsforderungen
Frankreichs an Belgien aus dem Jahr
1832 nunmebr ungefäumt geltend zu machen.
Der Präſident der Republik hat den Satz
aufgeſtellt, Ludwig Philipp habe bei ſeiner
egoiſtiſchen Familienpolitik dies nationale
Intereſfe unverantwortlicher Weiſe aus den
Lugen geſetzt, und wie aus Paris verſichert
wird, ſoll Rußland der Auffaſſung des
Siegers vom 2. Dez. keine Hinderniſſe 2
den Weg zu legen geſonnen ſein. Rußland
hat bekaͤnntlich bis auf den heutigen Tag
mit ſeiner förmlichen Anerkennung der Con-
ſtituirung des belgiſchen Staates zurückge-
halten. Es würde demnach früher, als
vielſeitig erwartet werden, die Politik Lud-
wig Napoleons ſich mit einem bedeutſamen
Acle nach außen wenden. Oeſterreich
und Preußen haben ſich in der Sache
noch nicht ausgeſprochen. England widers
ſtrebt natürlich ganz entſchieden dem fran-|
zöſiſchen Plan, und ſucht namentlich Ruß-
land von einer zu bereitwilligen Billigung
der Pariſer Praͤſidialpolitik abzubringen.

(OꝓAz.)

München, 28, Dec. In unſerer ſchö-
nen St. Bonifaciuskirche fand * 4
mittag unter den vorgeſchriebenen Ceremo:
hnien und in Gegenwart des Herrn Erzbi-
ſchefs die Einkleidung von 3 Novizen des Be-
nebictinerordens$ ſtatt, nämlich des
Akademikers und Profeſſors Dr. Hane-
berg und der Prieſter Hofnas und v.
Zenetti (Sohn des ehemaligen Mini-
ter$.) Derr Dr. Haneberg, welcher auf
beſondern Wunſch ſeiner zaͤhlreichen Ber-
ehrer die Profeſſur an der fal. Univerfität
beibebält, wird morgen Nachmittag ſeine
Borleſungen wieder beginnen, zu weldhem
Anlaſſe von ſeinen Zuhörern beſondere Em-
pfangsfeierlichkeiten Ausſchmückung des Hör-
ſales 2C., vorbereitet ſind. — 30

Wien, 25. Decbr. Das Budget der
Einnahmen und Ausgaben für das Jahr
1852 iſt entworfen, und ſtellt, wie man
vexnimmt, ungeachtet der eingeführten ſo
bedeutenden Erſparniſſe im Staaͤtshaus?
halte, noch etwa fünfzig Millionen
Deficit heraus. Inzwiſchen fließen manche
Steuexquellen noch ſparſam, und in eint»
gen Ausgabepoſten läßt ſich eine Bermin-
derung nur almälig ausführen. Darunter
3ählt das Departement der öffentlichen
Bauten, das nicht nur die koſtſpielige Fort-
führung der Eiſenbahn ühex den Semme-
ring und Karſt nach Trieſt, ſondern ans
dexe neu begonnene Linien in Ungarn zu
beſtreiten hat. ;

Schweiz.

Geuf, 27, Dezbr. Der Plan der Er-
bauung einer neuen Bernhardsüraße


Die Zeitung „Courier dı
Valais“ berichtet in dieſer Beziehung: die


Plan zu dem Tunnel am Col de Menouve
eingegeben. Ferner ſoll ſich die Stadt Vevey
lebhaft fuͤr das Unternehmen intereffiren und
alle Schritte thun, um eine thätigere Theil-
nahme von Seite des Kantons Waadt zu

erzielen.
Frankreich.

Paris, 26. Dec. Die Zahlen, welche
über die Abſtimmung die miniſteriellen
Blätter bis jetzt mitgetheilt, ſind höchſt un= -
zuverläſſig! Damit wollen wir niemands
mathematiſche oder moraliſche Fähigkeiten
in Zweifel ziehen, allein es iſt That-
ſache, daß ſchon von vornherein auf dem
Miniſterium des Innern die Operation des
Addirens mit einer Eilfertigkeit vorgenom-
men wurde, daß eine richtige Zuſammen-
zählung ein reines Wunder geweſen wäre.
Da aber reine Wunder nicht alle Tage ges
ſchehen koͤnnen, ſo haben wir dießmaͤl mit
arithmetiſchen Irrthümern ſtatt mit unde-
greiflichen Ereigniſſen zu thun! Gr. LE=-
hon, der Seeretaͤr auf dem genannten Mi-
niſterium, hat nämlich die Unvorſichtigkeit
begangen, alle Zahlen ohne Unterſchied, ſo
wie ſie ein Präfect durch den Telegraphen
ihm von Stunde zu Stunde übermachte,
ohne alle weitere Prüfung zuſammenzuzäh-
len. Nun haben die Präfecten anfangs die
theilweiſen, dann die mehr oder minder
vollſtändigen Geſammtergebniſſe der Ab-
ſtimmung! ſo wie dieſelben ihnen von den
Unterpräfecten zugekommen waren, dem
Miniſterium übermacht, ohne die theilwei-
ſen von dem Geſammtergebniß abzuziehen.
Auf dieſe Weiſe wurde die erſten Tage
wenigſtens die Stimmzahl bedeutend ver-
mehrt. Man kann daher vorausſehen, daß
das definitive amtliche Ergebniß
lange die 6 Millionen nicht erreichen wird.
Merkwürdig iſt es, daß das Verhältniß der
Ja und Nein in der Armee bei weitem
nicht ſo günſtig iſt als im Civil. In der
 
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