Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Journal (46) — 1852

DOI chapter:
Nr. 1-26 (1. - 31. Januar 1852)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66017#0015
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


— —

Sonntag, 4, Januar


Hdurnals 2


Preis HalbjaährIth in Hetdelberg :

fl. 57 fr. Die kandw. Bertchte werden

het Hirferaten, worüber die Srpedition
Briefe und Gelder werden franes erbeten.


duͤrch die Poſt bezogen im — — des
Sinrudungsgebühr: e Spalt-



Geſchichtskalender der Neuzeit.
L. Januar.

Aın 2. November 1851 entfiand in Kabul ein
‚Mufftand gegen die dortige englifde Befaßung
und. den von ihr befehüzten Schab Schudſcha-
het welchem Aulafſe viel Engländer ermordet WUL«
Dden. Haupt des Aufſtandes war AEb ar Chan,
der Sohn vdes von den Engländern abgefeßten
Schah Dofi MohHamed, mit dem Der englifche
General EiphHinfkone und Major Hottinger
unterhandelten und am 4, Janıar 1842 den Ver-
{rag über vdie Näumung Kabuls abfchloffen.. Am
6. Sanuar bra das engliiche Oeer von Katul auf
und verlor auf dem Maͤrſch nach Bſchellalabed
durh Schnee, Froft und feindliche Angriffe mehr
alg 10,000 Mann. n

Qandesherrliche Verfügungen.
Karlsruhe, 31. Dec. Das Negierungs
hlatt Mr. 72 enthält Wolgendes:;

Das Minifterium des großh. Hauſes
und des Auswärtigen macht befannt, Daß
— nachdem die freie Hanſeſtadt Lübeck
für den Umfang des von derſelben verwal-

teten Stadtpoſtweſens vom 1: £ Mı an
dem Ddeutfch zöſterreichiſchen Poſtveretn
angehören wird, von dieſem Tage an der
Poſtverkehr zwiſchen Baden und dem Poſt-
hezirke der freien Hanſeſtadt Lübeck nach
den im Abſchnit der Verordnung vom
12. April d. J. — den Anſchluß des Groß-
herzogthums an den deutſch oͤſterreichiſchen
Voftverein betreffend — enthaltenen Be-
ſtimmungen hehandelt werden wird.

Daffelbe hat ferner verfügt: Mit dem
1. Sanıar erleiden die unter dem S, Juni
1847 befannt gegebenen Vorſchriſten . für
die Güterverfendung auf der großh.
Eiſenbahn naͤchſtehende Abänderungen:

I. Der dritte Abſatz des S, 4, welcher
Yautet; „Für Eilgüter, d. h. folche Güter,
weiche mit.den zunächſt abgehenden Perſo-
nenzügen befördert werden follen, find 50
Procent über die gewöhnliche Zaxe zu be-
zahlen.“
erhält folgenden Zuſatz: „Güter erſter und
zweitex Klaſſe wexden jedoch nur dann zur
Befoͤrderung als Eilgut angenommen, wenn
hierfür die bei Berechnung nach der dritten


wird.“

II. An die Stelle des zweiten Abſatzes
des S, 8 tritt folgende Beſtimmung! „Die
niedrigſte Transport⸗ und Verſicherungs-
tare (S. 16), welche erhoben wird, iſt für
Güter in gewöhnlidher Fracht ſechs Kreu-
zer, für Cilgüter neun Kreuzer.“


Frankreichs.

Paris, 25. Dec. Der „Conſtitutionnel“,

le „„Patrie“ und einige andere Blätter, ſind
feit Yangem fehon, garzu dDrängenD, gar
3 Enthufiafkifc. Bor der großen
und Staatsaͤction war alles Ge-
fabr; 8 war aug mit der Civilifation;
Frankreich, ja Curopa war undeilbar dem
Socialismus, dem Communigmus verfallen,
der Präſident a L ein konnte Franfreich,
Tonnte Europa Diefer Gefahr entwinden.
Nac der großen Haupt- und Staatsaction
iſt die Gefaͤhr, dieſen Blättern zufolge, wie

ein Hauch verſchwunden, Frankreich, Eu-
ropa ſind auf faſt ewige Zeiten gerettet.
Was dieſes Drängen, Schieben, Stoßen,
diefes heftige Einwirken auf die öffentliche
Seftunung dedeuten will, verſteht iedermaun.
KRömme man aber durch ſolche äußertiche
Mittel der Rede ernſthaft zum Ziel? Das
in eine andere Frage, Wir leben hier noch
viel zu fehr in Ipiumshauch, in zu viel
Nebel und Geräuſch, in zu viel Knaͤll und
Schaͤll und Confuſion, als daß eine ernſt-
hafte Einſicht der Dinge ſchon gewonnen
werden könute. Eins iſt gewih: die Geburt
des Jahres 1852 wäre blutiger, grimmiger,
laͤngwieriger und verzweifelter geworden
ohne den Haupt und Staatsſtreich des Prä-
ſibenten. Poſitiv hat er die Frucht des
Zaͤhres 1852 aus deſſen Leibe geirieben,


Krebsgeſchwuͤr im Herzen Frankreichs iſt in
ſeinem Hautausbruch verhindert wor-
den. Man kann verſichert fein, es wird
na innen und in der Stikle um ſich
freſfen. Wo ſind die Heilmittel? Viez
gen e in der Hand der Megier ung?
Liegen ſie in der Hand der Geſellfchaft?
Liegen fie in verbündeten Händen?
Kann eine reine Militärregierung,
eine reine Polizeiherrfdh aft, eine reine
Adminifirationsalkimadt, eine reine
Cenfur über die Preſſe diefem moraliſch⸗—
focialen politiſchen Nebel von Srund aus
auf den Leib kommen? Kann die Megie-
rung alles ſein nnd die Geſellſchaft
nichts? Welches iſt die Stellung der Ge-
ſellſchaft zu der Megierung, der Megierung
zur Geſeliſchaft? Wenn wir den „Conſtitu:
tionnel” hören,/ Die „Watrie” hören, ſo beſteht
die Geſeilſchaft le diglich aus Jadividuen,
die gar Feine anderen Bedürfniffe
fennen, als die des Aderbaues, der Indu-
ſtrie, des Handels und Wandels, aus Bauern
Handwerfern, Kaufleuten, welde nichts
anderes fordern, als zu leben, welche die
Regierung alles in allem ſein laſſen und
von ihr nichts anders ferdern als Schuß,
vafle fich ſelbſt nicht ſchützen Fön-
nen., Außerhalb der Geſellſchaft ſtellen
der /Conſtitutionnel“, die „Patrie“ und ver-
wandte Blätter die gebildeten Clafjfen,
das iſt den menſchlichen Geiſt, welcher
noch etwas anberes verlangt, als den
yuren wateriellen Schuß, als das
pure watertelle Bedürfntißz Diefe
Cfaffen, beftehend aus Adel, aus Bürgern,
aug Selehrien, aus Juriſten, aus Theolo-
en, aug Medicinern u ſ. w., betrachten
dieſe Blätter als fraatsgefährlidh, als
intrigant, als revoluttonär, beſte-
hend aus Legitimiften, Orleaniſten, moderir-
ien Nepublikanern, ang antipatriotiſch
geſinnten und egoiſtiſchen Parteien.
Luͤßerhalb dieſer Claſſen ſtellen ſie die ſo-
genannten hommes de lettres, die Jour-
nalifen (fie vergeſſen ſich felder, zum
Theil ihre eigenen Borgänge), die Ad-
yocaten, die kleinen Mediciner, die
herabgefommenen Notare in den Landſtäd-
ien und einen ganzen Haufen von Hä-
ſchern und geringen Gerichts bedien-
ten, welche das wahrhafte Perſonal der

Clubs abgeben, die Organiſatoren gehei-
mer Geſellſchaften/ ein neidiſches, gehäſſiges
oft ſchändliches Geſchlecht! Nicht übel Luſt
haben ſte dieſes fe hr o ft Cbeileibe nicht
überall) heute aus Pack beſtehende Geſchlecht
mit den gebildeten Claſſen zufammenzuwers
fen. Ich frage, iſt die Politik dieſer Blät-
ter eine Politit der Zukunft, und kann ſie
zu einem Ziele führen? (A. 39

Deutſchland.

Farlsruhe, 2. Jan Es bedurfte hier
nur einer öffentlichen Anregung, um den
vorhandenen Sinn für Maßregeln gcegen
Thierquäleret in ſo weit zu beleben,
daß er nun in dem Streben zur Bildung
eines Vereins zum Schutze der Thiere ſich
fundgibt, eines Vereins, der vorzugs weiſe
den Zweck haben foll, die in dem jüngſt er-
laͤſſenen ſehr zeitgemäßen Strafgeſetz gegen
Thierquälerei liegende vorbeugende Wirk-
famfeit nach allen Seiten hin zu unterſtützen.
Denn wahres Mitleid, nicht Empfindelet,
für die Thiere iſt nach vielfachen Erfahruns
gen und gründlichen Unterſuchungen nicht
allein geeignet, die Sittlichkeit uͤberhaupt,
mithin auch das Mitleid für die Menſchen
zu Deben, ſondern auch das im Viehſtand
‚vepräfentirie bedeutende Nationalvermögen
noch zu mehren. Nach den hier in Uınlauf
geſetzlen Einladungen zur Theilnahme an
einem ſolchen Vereine iM dieſelbe — wie es
auch hinſichtlich des humanen Zweckes ganz
in der Ordnung iſt — weder von einem
Unterſchied der Konfeſſton noch des Standes,
noch des Geſchlechts/ ſedoch von einem 18:
jährigen Alter abhaͤngig gemacht Nachdem
eine ent/prechende Anzahl von Theilnehmern
an dem projeetirten Verein ſich angemeldet
haben wird, ſoll eine Verfammlung zum
Behufe der Berathung der Statuten, Dder
Wahl eines Vorſtandes, der Einholung der
ſtaatspolizeilichen Genehmigung der Ver-
bindung 2c, ſtattfinden. Vorausſichtlich wird
der feſtzuſtellende jährliche Beitrag der Theil-
nehmer, wie in aͤhnlichen Vereinen fehr ges
ring, etwa 30 fr. fein, obne jedoch Der
Freigebigkeit Einzelner Schranken ſetzen zu
wollen. Denn die Ausgaben werden nicht
groß ſein, da eines ſolchen Vereines Haupt-
ſache fein moraliſcher Einfluß und die Thä-
tigkeit der einzelnen Mitglieder in ihren
Lebenskreiſen iſt. ; —

Vorgeſtern Abend wurde der Lakierer Lud-
wig Bäuerle von hier auf der Straße
zwiſchen Bruchſal und Untergrombach er-
ſchlagen gefunden. Der vermuthliche Thäter-
welcher Bormittags mit Bäuerle im Drei-
königswirthshauſe zu Bruchſal gezecht und
mit ihm Streit gehabt halte wurde heute
hier ergriffen und an das Oberamt Bruch-
ſal abgeliefert. CDal Ma

Radolfzell, 30. Dec. In Konſtanz hat
ſich ein Verein zur Errichtung einer Seis
denbaufchule, ſo wie zur Belebung und
Förderung des Seidenbaues überhaupt ge-
bildet, deſſen Wirkungskreis nach der un#
term 17, d. M, von dem proviſoriſchen
Ausſchuß erlaffenen Ankündigung ſich nicht

nur darauf beſchraͤnkt, für ſich als Geſell-
 
Annotationen