A
aufgenommen wurde, alg von der Bour-
geoiſie. Sie erwarten mit Zuverficht. die
ihnen indirect verſprochenen Anordnungen
der jetzigen Regierung zu ihren Guͤnſten,
und gerade dieſe befürchtete Bevorzugung
der Blouſe vor dem Frack iſt es, welıde
den Bourgeois in dieſem Augenblicke noch
mehr verſtimmt. Die Ausweifung des Er-
Repräſentanten Agricol Perdiguter if
auf Anſuchen von 150 in ſeinem Hauſe woh-
nenden Arbeitern, denen er in der Technit.
ihrer Gewerbe unentgeltlichen Unterricht er-
theilte, zurückgenommen worden. ;
Der „Moniteur“ enthält ein Decret,
welches die Zahl der Artilleriecom-
mando's auf 11, wovon 10 für Frank-
reich und eine für Algerien, und die der
Artilleriedixectionen auf 26 feſtſetzt! Die
Sitze der Artilleriecommando's, die von ei-
nem Brigadegenexal befehligt werden, ſind
in Paris, Douai, Ia Fere, Metz Straß-
burg, Beſancon, Lyon, Toulouſe, Rennes,
Bourges und Algier. Für jedes Commando
wird eine Artillerieſchuͤle errichtet, die
ibren Sitz an dem Hauptorte des Comman-⸗
dols hat.
In der heutigen Nummer des „Moni-
teur“ veröffentlicht der Miniſter des In-
nern ein Wahlrundſchreiben, worin
auseinandergeſetzt iſt, die Staatsverfaſſung
verbiete die Veroͤffentlichung von Revden.
In den Kammerſitzungen ſei das Theatra-
iſche zu beſeitigen und den Verhandluͤn—
gen Dderfelben mehr Ernſt und praͤktifcher
Nutzen zu heben. Die Beamten werden
nicht wählbar erklärt und Wahlco:
miteſs verboten. Die Präfecten fol-
len verdienſtvolle Männer bezeichnen,
wonach die Negierung nicht auſtehen werde,
ſolche dem Lande als Candidaten zur
Wahl offen anzuempfehlen.
Dänemark.
Kopenhagen, 12 Jan. Die Haupt-
fragen der Punctationen des Kammer-
herrn v. Bille ſind bereits im Staats-
rath genehmigt worden und in einer
geſtrigen Sitzung von dem König fanctio-
hirt, Hierzu gehören: die Einberufung der
Provinzialftände für die beiden Her-
zogthümer Holſtein und Schleswig,
die Ernennung des Grafen Moltte zuͤli
Minifter für Schleswig, die ſchon in den
Nächften Tagen publieirt werden wird, die
Drdnung der Verhältniffe des Koͤnigreichs
mit den Herzgthümern in militäriſcher und
finanzieller Beziehung und {n Angelegen-
heiten des Cultus, die ordentliche Admint-
ſtration des Herzogthums Schleswig
nach den ſämmtlichen dort zu Recht beſte?
henden Geſetzen, die Einfetzung einer De-
partementsregierung für Holfein unter
dem Miniſter Graͤfen Reventlow-Cri
minil. Dieſe wird aus Departementschefs
für die Juſtiz, für die innern (Verwal-
tungs-)Angelegenheiten, für die Finanzen
und möglicherweife auch für die geiſtlichen
Angelegenheiten beſtehen.
England.
* Qondon, 17 Zan. Die amtliche
Zeitung veröffentlidht den Wortlaut des
eENglifdh-franzöfifden Bertrags zum
Schutz des internationalen Ver lagse
vechts. Das Actenſtück wurde am 3. Nov,
in Paris Unterzeidnet und am 8. Januar
rattftctyt. Einige Punkte bedürfen noch der
Beſtaͤtigung durch eine Parlamentsacte; erſt
von dem Tage dieſer Legaliſirung an tritt
Kraft. Die Hauptbeſtimmung Lautetr dabhin,
daß alle englifchen Literatur- u, Kunftwerfe,
nämlich Bücher, Theaterſtücke (Bühnenma-
nuſeripte), niuſikaliſche Compofitionen, Zeich-
nungen, Gemälde, Skulpturen, Stiche und
Steinabdrücke, in Frankreich denſelben ge-
ſetzlichen Schutz gegen Nachdruck genießen,
kehrt franzöſifche denfelben Schutz in Eng-
land, wie engliſche Originalwerke! Ferner
fann der Aulor ſich das Recht der Veber-
ſetzung vorbehalten!
Aus dem Umgang mit Samuel
Fellenberg.
Als Fellenberg im Jahrt 1799 das Gut
Hofwyl an ſich brachte, war er noch kein
fertiger Landwirth, wenn auch mit allen
Fähigkeiten ausgerüflet, einer zu werden.
Trotzdem aber gelang es ihm in den erſten
Jahren nicht recht und die großen Melio-
rationen, die er vornahm, drohten ſogar
ſeine Kräfte gänzlich zu erſchöpfen. Da
Leigte ſich denn recht das Lohnende guter
Thaten und Unternehmungen. Er hatte im
Jahre 1804 ſeine Armenſchule gezruͤndet,
in der arme, verwaͤhrloſte Kinder unent-
geltlich zu Menſchen und tüchtigen Staats-
dürgern herangebildet wurden! Mit dem
Gedeihen dieſer Armenſchule wuchs auch der
Reinertrag des Gutes in der überraſchend-
ſten Weife. Jene war auf landwirthſchaft-
licher Grundlage, als auf der naturgemäße-
ſten und geſundeſten errichtet; die Beſchäf-
tigung der Zöglinge in Feld und Wieren,
Hof und Scheunen, die zugleich fortwaͤh—
rend alg Anknüpfungspunkt für den eigent-
lichen Unterricht Diente, erwies ſich gar bald
nicht allein für deren Bildung fondern
auch für die Steigerung der Gulsrente au-
ßerordentlich lohuend. Dian fah eg den
jungen Leuten an, daß fie mit Luſt und
Liebe und nicht verdroſſen blos fürs täg-
liche Brod arbeiteten; und daher denn auch
die großen Erfolge ihrer anſcheinend ge-
ringfügigen Thätigkeit. Das Gut haͤtte
jederzeit eine Anzahl williger fleißiger Hände
zur Berfügung, deren Kraͤfte zwar nicht
immer ausreichten, die jedoch, waͤs ſie ver-
richtelen, ſo verrichteten daß man erkannte,
ſie gäben ſich auch Rechenſchaft von ihrer
Arbeit. Aus dieſen Zoͤglingen wurden ſpä-
terhin die vortrefflichſſen Lehrer, Meiſter-
knechte und Arbeiter gewonnen. Fellenberg
machte mich mehr als einmal darauf auf-
merfjam und fügte dann hinzu: Wenn Staa-
ten nicht auf ſoiche Anſtalten bedacht ſein
wollen, ſo kann ein jeder Privatmann, wenn
faßt, dieſelben gründen, wenn auch nur im
Kleinen, und er wird ſich, ganz abgeſehen
von dem ethiſchen Ziel, auch maleriel ganz
gut dabei ſtehen. Was hindert z. B., daß
ein großer Gutsbeſitzer auf ſeinem Gute
einen Lehrer anſtelle, welchem die Führung
und der Unterricht von 2 Dutzend armer
Die nöthigen
Ausgaben wurden zwar nicht in den erfien
Jahren, wohl aber in einer ſpäteren Zeit
hinreichend gedeckt, denn bis zum 21. Jaͤhre
müßte ſich ein jedex Zögling verpflichten zu
bleiben und durch Arbeit das wieder abzuͤ—
verdienen, was ſeine Erzichung in der erfien
Zeit gekoſtet hat. Dadurch würde der Guͤts-
befißer ſich einen Stamm ſo tüchtiger und
trefflicher Arbeiter gründen, daß von der
Geſindenoth, welche Feulzutage daͤs Schreck
geſpenſt der Landwirthſchaft iſt, gar keine
Rede mehr ſein fönnte. — Ich wandte ihm
ein, daß ein Gutsbeſitzer keines wegs immer
Beſchäftigung für die Knaben und Juͤng-
linge haben würde, Fellenberg aber ent-
nem verhälinißmäßig kleinen Gute jemals
einen meiner 70—80 Armenſchuͤler muͤßig
gehen ſehen? Dafür gebe ich Ihnen aber
aucdh auf, mir eine Diſtel auf meinen Fel-
dern, einen Siein auf meinen Wiefen, eiz
nen Strohhalm auf meinem Hofe und eine
Pfütze auf meinen Straßen zu finden.
¶ Verantwortllchet — K, Nieckher,
Kleinkinderſchule.
In Folge zufälliger perfönlicher Verhin-
derungen ſind wir mit der gewohnten jähr-
lichen Berichterſtattung über den Haushalt
unferer Anſtalt in Rückſtand gefommen. Voͤr
Allem finden wir uns verpflichtet, allen den
mildthätigen Bewohnern unſerer Stadt, die
ſowohl durch Beiträge zur Jahresſammlung,
al6 durch Gaben zur Chrifibeſcheexung ihre
Theilnahme an dem Gedeihen unferer klei-
nen Pflegbefohlenen auf eine erfreuliche Weiſe
kundgegeben haben, ſowie den unverdroffe-
nen Sammlerinnen der Jahresbeiträge den
beſten Dank zu ſagen. Wer die Kleinkinder-
ſchule beſucht, wer die Dankbarkeit vieler
zürftiger Aeltern oder die Aeußerungen der
Schullehrer über die aus unferer Anſtalt
tretenden Kinder kennen lernt, der wird ſich
in der Ueberzeugung beſtärkt finden, daß
die derſelben zufließende Unterſtützung eine
ſebr gut angewendete iſt. Die Kleinkinder-
ſchule verdankt der hieſigen Stadtgemeinde
den Unentgeldlichen Genuͤß einer angemeſſe-
nen Räumlichkeit, ſie hat aus Jahresuͤber-
ſchüſſen, manchen Vermächtniſſen und Ge-
ſchenken ein kleines rentetragendes Vermögen
fammeln können, iſt aber doch mit ihren
Ausgaben größtentheils auf die freiwilligen
Beiſteuern der Stadibewohner angewiefen-
In dem Jahre 1850 hat ſich die baare Ein-
nahme (ohne die Ruͤckſtaͤnde) auf 1542 fl.
belaufen, wovon 1158 fl. aus eingefammel-
ten Beiträgen und Gefchenken, 174 fl. aus
dem Koſtgelde der Kinder (3 Fr. wöchent-
lih), 207 ſt. aus dem eigenen BVermögen,
an 3 fl. aus der Büchſe herruͤhrten! Aus
dem Koftgelde berechnet ſich die Zahl der
Anweſenbeits⸗ und Kofttage aller Kinder,
jaͤhrlich auf 20 880. Die Ausgaben betrugen
1193 fl. oder nicht voll 32 fr. auf den
Tag für ein Kind, alfo auf die Woche
20'/2 fr., wobei aber die Wohlfeilheit der
Nahrungsmittel in jenem Jahre zu berück-
fihtigen ift.
Die Vorſteher und Vorſteherinnen.
Eromwells Ende.
Keine Dichtung iſt mehr geeignet, uns
den originellen Charaeter des berühmten
Tromwell in auſchaulicher Weiſe vorzu-
ſtellen, als die Raupadh’Ide „Croms
welts Ende“. In ihm haben ſich Sei-
delmann und Gruner verewigt. Nie
hat man es gewagt, ein Stück wie diefes,
auf hieſiger Bühne zu geben. Sr. Spahn
hat dieſen Kunſtgenuß uns möglich gemacht,
indem er in der heute Freitag, den
23. Janu ar ſtattfindenden Darſtellung diefes
Werkes den großherzoglichen Hofſchaufpieler,
Herrn Hod von Karlsruhe, rühmlichſt im
Fache der Characterrollen bekannt, zum Auͤf—
treten in der berühmten Rolle des Erom-
well beſtimmt hat. Eine ungewöhnliche
Theilnahme des Publikums wird zeigen, wie
ſehr hier die Kuͤnſtfreunde einen fo unge-
wöhnlichen Kunſtgenuß zu ſchätzen wiffen.
Theater in Heidelberg.
Freitag, den 23. Januar 1852.
Cromwell s Ende. 2
Hiſtoriſches Character - Gemälde in 5 Aufzügen
von Raupach. —
Sr. Hocck, vom großh. Hoͤftbeoter zu Karlsruhe,
. Crommwell alg Gaft.
A. Spahn.
Kurszettel, Frankfurt, den 21. Januar 18520
Viftolen. E SI
Friedrichdor (Preuß.) . . + 9 57
Zolländiſche 10 fl. Stüde . . 9 :;ll
— — n B
e i 22 —
20 Frankenſtücke *— 35
Engi. Souverains —
aufgenommen wurde, alg von der Bour-
geoiſie. Sie erwarten mit Zuverficht. die
ihnen indirect verſprochenen Anordnungen
der jetzigen Regierung zu ihren Guͤnſten,
und gerade dieſe befürchtete Bevorzugung
der Blouſe vor dem Frack iſt es, welıde
den Bourgeois in dieſem Augenblicke noch
mehr verſtimmt. Die Ausweifung des Er-
Repräſentanten Agricol Perdiguter if
auf Anſuchen von 150 in ſeinem Hauſe woh-
nenden Arbeitern, denen er in der Technit.
ihrer Gewerbe unentgeltlichen Unterricht er-
theilte, zurückgenommen worden. ;
Der „Moniteur“ enthält ein Decret,
welches die Zahl der Artilleriecom-
mando's auf 11, wovon 10 für Frank-
reich und eine für Algerien, und die der
Artilleriedixectionen auf 26 feſtſetzt! Die
Sitze der Artilleriecommando's, die von ei-
nem Brigadegenexal befehligt werden, ſind
in Paris, Douai, Ia Fere, Metz Straß-
burg, Beſancon, Lyon, Toulouſe, Rennes,
Bourges und Algier. Für jedes Commando
wird eine Artillerieſchuͤle errichtet, die
ibren Sitz an dem Hauptorte des Comman-⸗
dols hat.
In der heutigen Nummer des „Moni-
teur“ veröffentlicht der Miniſter des In-
nern ein Wahlrundſchreiben, worin
auseinandergeſetzt iſt, die Staatsverfaſſung
verbiete die Veroͤffentlichung von Revden.
In den Kammerſitzungen ſei das Theatra-
iſche zu beſeitigen und den Verhandluͤn—
gen Dderfelben mehr Ernſt und praͤktifcher
Nutzen zu heben. Die Beamten werden
nicht wählbar erklärt und Wahlco:
miteſs verboten. Die Präfecten fol-
len verdienſtvolle Männer bezeichnen,
wonach die Negierung nicht auſtehen werde,
ſolche dem Lande als Candidaten zur
Wahl offen anzuempfehlen.
Dänemark.
Kopenhagen, 12 Jan. Die Haupt-
fragen der Punctationen des Kammer-
herrn v. Bille ſind bereits im Staats-
rath genehmigt worden und in einer
geſtrigen Sitzung von dem König fanctio-
hirt, Hierzu gehören: die Einberufung der
Provinzialftände für die beiden Her-
zogthümer Holſtein und Schleswig,
die Ernennung des Grafen Moltte zuͤli
Minifter für Schleswig, die ſchon in den
Nächften Tagen publieirt werden wird, die
Drdnung der Verhältniffe des Koͤnigreichs
mit den Herzgthümern in militäriſcher und
finanzieller Beziehung und {n Angelegen-
heiten des Cultus, die ordentliche Admint-
ſtration des Herzogthums Schleswig
nach den ſämmtlichen dort zu Recht beſte?
henden Geſetzen, die Einfetzung einer De-
partementsregierung für Holfein unter
dem Miniſter Graͤfen Reventlow-Cri
minil. Dieſe wird aus Departementschefs
für die Juſtiz, für die innern (Verwal-
tungs-)Angelegenheiten, für die Finanzen
und möglicherweife auch für die geiſtlichen
Angelegenheiten beſtehen.
England.
* Qondon, 17 Zan. Die amtliche
Zeitung veröffentlidht den Wortlaut des
eENglifdh-franzöfifden Bertrags zum
Schutz des internationalen Ver lagse
vechts. Das Actenſtück wurde am 3. Nov,
in Paris Unterzeidnet und am 8. Januar
rattftctyt. Einige Punkte bedürfen noch der
Beſtaͤtigung durch eine Parlamentsacte; erſt
von dem Tage dieſer Legaliſirung an tritt
Kraft. Die Hauptbeſtimmung Lautetr dabhin,
daß alle englifchen Literatur- u, Kunftwerfe,
nämlich Bücher, Theaterſtücke (Bühnenma-
nuſeripte), niuſikaliſche Compofitionen, Zeich-
nungen, Gemälde, Skulpturen, Stiche und
Steinabdrücke, in Frankreich denſelben ge-
ſetzlichen Schutz gegen Nachdruck genießen,
kehrt franzöſifche denfelben Schutz in Eng-
land, wie engliſche Originalwerke! Ferner
fann der Aulor ſich das Recht der Veber-
ſetzung vorbehalten!
Aus dem Umgang mit Samuel
Fellenberg.
Als Fellenberg im Jahrt 1799 das Gut
Hofwyl an ſich brachte, war er noch kein
fertiger Landwirth, wenn auch mit allen
Fähigkeiten ausgerüflet, einer zu werden.
Trotzdem aber gelang es ihm in den erſten
Jahren nicht recht und die großen Melio-
rationen, die er vornahm, drohten ſogar
ſeine Kräfte gänzlich zu erſchöpfen. Da
Leigte ſich denn recht das Lohnende guter
Thaten und Unternehmungen. Er hatte im
Jahre 1804 ſeine Armenſchule gezruͤndet,
in der arme, verwaͤhrloſte Kinder unent-
geltlich zu Menſchen und tüchtigen Staats-
dürgern herangebildet wurden! Mit dem
Gedeihen dieſer Armenſchule wuchs auch der
Reinertrag des Gutes in der überraſchend-
ſten Weife. Jene war auf landwirthſchaft-
licher Grundlage, als auf der naturgemäße-
ſten und geſundeſten errichtet; die Beſchäf-
tigung der Zöglinge in Feld und Wieren,
Hof und Scheunen, die zugleich fortwaͤh—
rend alg Anknüpfungspunkt für den eigent-
lichen Unterricht Diente, erwies ſich gar bald
nicht allein für deren Bildung fondern
auch für die Steigerung der Gulsrente au-
ßerordentlich lohuend. Dian fah eg den
jungen Leuten an, daß fie mit Luſt und
Liebe und nicht verdroſſen blos fürs täg-
liche Brod arbeiteten; und daher denn auch
die großen Erfolge ihrer anſcheinend ge-
ringfügigen Thätigkeit. Das Gut haͤtte
jederzeit eine Anzahl williger fleißiger Hände
zur Berfügung, deren Kraͤfte zwar nicht
immer ausreichten, die jedoch, waͤs ſie ver-
richtelen, ſo verrichteten daß man erkannte,
ſie gäben ſich auch Rechenſchaft von ihrer
Arbeit. Aus dieſen Zoͤglingen wurden ſpä-
terhin die vortrefflichſſen Lehrer, Meiſter-
knechte und Arbeiter gewonnen. Fellenberg
machte mich mehr als einmal darauf auf-
merfjam und fügte dann hinzu: Wenn Staa-
ten nicht auf ſoiche Anſtalten bedacht ſein
wollen, ſo kann ein jeder Privatmann, wenn
faßt, dieſelben gründen, wenn auch nur im
Kleinen, und er wird ſich, ganz abgeſehen
von dem ethiſchen Ziel, auch maleriel ganz
gut dabei ſtehen. Was hindert z. B., daß
ein großer Gutsbeſitzer auf ſeinem Gute
einen Lehrer anſtelle, welchem die Führung
und der Unterricht von 2 Dutzend armer
Die nöthigen
Ausgaben wurden zwar nicht in den erfien
Jahren, wohl aber in einer ſpäteren Zeit
hinreichend gedeckt, denn bis zum 21. Jaͤhre
müßte ſich ein jedex Zögling verpflichten zu
bleiben und durch Arbeit das wieder abzuͤ—
verdienen, was ſeine Erzichung in der erfien
Zeit gekoſtet hat. Dadurch würde der Guͤts-
befißer ſich einen Stamm ſo tüchtiger und
trefflicher Arbeiter gründen, daß von der
Geſindenoth, welche Feulzutage daͤs Schreck
geſpenſt der Landwirthſchaft iſt, gar keine
Rede mehr ſein fönnte. — Ich wandte ihm
ein, daß ein Gutsbeſitzer keines wegs immer
Beſchäftigung für die Knaben und Juͤng-
linge haben würde, Fellenberg aber ent-
nem verhälinißmäßig kleinen Gute jemals
einen meiner 70—80 Armenſchuͤler muͤßig
gehen ſehen? Dafür gebe ich Ihnen aber
aucdh auf, mir eine Diſtel auf meinen Fel-
dern, einen Siein auf meinen Wiefen, eiz
nen Strohhalm auf meinem Hofe und eine
Pfütze auf meinen Straßen zu finden.
¶ Verantwortllchet — K, Nieckher,
Kleinkinderſchule.
In Folge zufälliger perfönlicher Verhin-
derungen ſind wir mit der gewohnten jähr-
lichen Berichterſtattung über den Haushalt
unferer Anſtalt in Rückſtand gefommen. Voͤr
Allem finden wir uns verpflichtet, allen den
mildthätigen Bewohnern unſerer Stadt, die
ſowohl durch Beiträge zur Jahresſammlung,
al6 durch Gaben zur Chrifibeſcheexung ihre
Theilnahme an dem Gedeihen unferer klei-
nen Pflegbefohlenen auf eine erfreuliche Weiſe
kundgegeben haben, ſowie den unverdroffe-
nen Sammlerinnen der Jahresbeiträge den
beſten Dank zu ſagen. Wer die Kleinkinder-
ſchule beſucht, wer die Dankbarkeit vieler
zürftiger Aeltern oder die Aeußerungen der
Schullehrer über die aus unferer Anſtalt
tretenden Kinder kennen lernt, der wird ſich
in der Ueberzeugung beſtärkt finden, daß
die derſelben zufließende Unterſtützung eine
ſebr gut angewendete iſt. Die Kleinkinder-
ſchule verdankt der hieſigen Stadtgemeinde
den Unentgeldlichen Genuͤß einer angemeſſe-
nen Räumlichkeit, ſie hat aus Jahresuͤber-
ſchüſſen, manchen Vermächtniſſen und Ge-
ſchenken ein kleines rentetragendes Vermögen
fammeln können, iſt aber doch mit ihren
Ausgaben größtentheils auf die freiwilligen
Beiſteuern der Stadibewohner angewiefen-
In dem Jahre 1850 hat ſich die baare Ein-
nahme (ohne die Ruͤckſtaͤnde) auf 1542 fl.
belaufen, wovon 1158 fl. aus eingefammel-
ten Beiträgen und Gefchenken, 174 fl. aus
dem Koſtgelde der Kinder (3 Fr. wöchent-
lih), 207 ſt. aus dem eigenen BVermögen,
an 3 fl. aus der Büchſe herruͤhrten! Aus
dem Koftgelde berechnet ſich die Zahl der
Anweſenbeits⸗ und Kofttage aller Kinder,
jaͤhrlich auf 20 880. Die Ausgaben betrugen
1193 fl. oder nicht voll 32 fr. auf den
Tag für ein Kind, alfo auf die Woche
20'/2 fr., wobei aber die Wohlfeilheit der
Nahrungsmittel in jenem Jahre zu berück-
fihtigen ift.
Die Vorſteher und Vorſteherinnen.
Eromwells Ende.
Keine Dichtung iſt mehr geeignet, uns
den originellen Charaeter des berühmten
Tromwell in auſchaulicher Weiſe vorzu-
ſtellen, als die Raupadh’Ide „Croms
welts Ende“. In ihm haben ſich Sei-
delmann und Gruner verewigt. Nie
hat man es gewagt, ein Stück wie diefes,
auf hieſiger Bühne zu geben. Sr. Spahn
hat dieſen Kunſtgenuß uns möglich gemacht,
indem er in der heute Freitag, den
23. Janu ar ſtattfindenden Darſtellung diefes
Werkes den großherzoglichen Hofſchaufpieler,
Herrn Hod von Karlsruhe, rühmlichſt im
Fache der Characterrollen bekannt, zum Auͤf—
treten in der berühmten Rolle des Erom-
well beſtimmt hat. Eine ungewöhnliche
Theilnahme des Publikums wird zeigen, wie
ſehr hier die Kuͤnſtfreunde einen fo unge-
wöhnlichen Kunſtgenuß zu ſchätzen wiffen.
Theater in Heidelberg.
Freitag, den 23. Januar 1852.
Cromwell s Ende. 2
Hiſtoriſches Character - Gemälde in 5 Aufzügen
von Raupach. —
Sr. Hocck, vom großh. Hoͤftbeoter zu Karlsruhe,
. Crommwell alg Gaft.
A. Spahn.
Kurszettel, Frankfurt, den 21. Januar 18520
Viftolen. E SI
Friedrichdor (Preuß.) . . + 9 57
Zolländiſche 10 fl. Stüde . . 9 :;ll
— — n B
e i 22 —
20 Frankenſtücke *— 35
Engi. Souverains —