Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext



Mittwoch, 1. September

1852.


durch Die
Berichte werden gralts betgegehen.
Augiunft ertheilt, die Spaltzeile in Petitſchrift 4 Ir.

+ Gefpräche über Proteftantismus
und Katholicismus von Dr. Daniel
. Schenkel.

Unter obigem Titel in der erfte Cheil
eines Welkes erfchienen, auf welches die
Aufmerffamfeit aller derer hinzulenken, welche
die großen rveligiöfen Fragen der Zeit {n
ihrer tiefgreifenden Bedeutung für die Ge-
genwart und Zukunft zu wuͤrdigen wiſſen,
der AMufgabe auch eines politiſchen Tag-
Blattes ſehr nah liegt. Es möge uns daher
vergoͤnnt ſein, dieſe neuefte Schrift des um
die Theoiogie als Wiffenfchaft, um die
praktiſche Religion als Diener des goͤttlichen
Worts und als akademiſcher Lehrer hoch-
Lerdienten Verfaſſers wenn auch mehr refe-
rirend zu beſprechen. Der Herr Verfaſſer
iſt als einer der rüſtigſten Vorkämpfer für
die Sache des evangelifchen Glaubens und
der evangeliſchen Freiheit in weiten Kreiſen
befannt, Auch ſein neuſtes Werk iſt dem
Zwecke gewidmei, den Proteſtantismus ges
gen die Angriffe zu vertheidigen, Ddie vom
Leligiöſen, wie vom politiſchen Gebiete aus
gegen ihn gerichtet werden. Der erfie Theil
befhäftigt ſich mit den theoretiſch⸗religiöſen
Tragen, der noch folgende zweite wird die
mebr praktiſchkirchlichen zum Gegenſtande

haben.

In einem frühern Werke, den Vorleſuntzen
über die religtöfen Zeitkämpfe, hat der Hr.
Berf, die ganze relihible und philoſophiſche
Entwicklung ſeit der Reformation bis au
die neuefle Zeit in einer Reihe lebendiger
Boͤrträge für Gebildete zugänglich gemacht.
Der gründlichfte wiſſenſchaftliche Inhalt
yerbindet ſich mit einer äußerſt anziehenden
Form/ die populär im beſten Sinne des
Worts zu nennen iſt.

Das neuefle Werf hat die Bewegungen
der Gegenwart zum Vorwurf. Die Form


welchen die Hauptrichtungen der Zeit ver-
koͤrpert ſich darſtellen! Wir können dieſe
Form, deren Herrv. Radowitz in ſeinen
GSefprächen aus der Gegenwart bekanntlich
init Yo großer Meiſterſpaft ſich bedient hat,
nur eine, für den Zweck des Hın, Verfaſfers
u febr - glüclich gewählte nennen. Für Werke
“ reng wiffenfhaftliher Forſchung wird
die dialogilde. FOLM IMMET Chwas [(dmer-
fällig.und das Berftändniß eriwerend feinz
allein um beftimmte Gegenfäge der Zeit als
fertig‘ abgem)[ofime Standpunkte in ihrem
Berhältniß zu . einander' zum Bewußtfein
— Publifums zu bringen, dünkf
“ un8 nichts beffer, als die Welt der abfirac-
ten Begriffe fo zu ſagen mit Fleiſch und
Bein zu befleiden, und ihnen den Odem
„ einer.Tebendigen Seele einzuhauchen, ſie alg
Perfönlichkeiten darzuftellen/ Und ſo die lo-
oͤiſche Gedankenentwicklung im Bildungs-
Froceß der Zeit als Drama handelnder
Perſonen ung vorzuführen. Was uoch mehr
dazu beiträgt,, diefen lebendigen logiſchen
Proeeß anziehend zu machen, iſt der pfycho-
Iogiſche Faden, der die Geſpraͤche als ein
Gaͤnzes zujammenhält, indem nicht blos
; abfiracte: Bedaͤnken ſich abwideln, fondern
zugleich


Beiläge - Blätter an.
— 2 fi. 13


- ;
Kreis HalbjahHrıih in Heidelberg: 2 fl.G Fr.

f 57 fr. Die LandwirthfHafilthen
bet Inferaten, worüber, die Crpebitton



zelnen Geſprächen noch mehr die Achnlich-
feit eines Dramas gibt, in dem die Ver-
haͤltniſſe der realen Welt ſich abſpiegeln.
Diejen Reiz bieten auch die vorliegenden
Geſpraͤche. Der pſychologiſche Faden, der
ſie zu einer dramaͤtiſchen Einheit verfnüpft,
ſchlingt ſich in dem Kreife einiger Männer
proteſtantiſchen u katholiſchen Bekenntniſſes,
in deffen Mittelpunkte eine edle Grafin
ſich bewegt, Proteſtantin von Geburt le-
bendig theiinehmend an dem geu ſich erhe-
benden Kampf der Geiſter auf dem Gebiete
des religiöſen Glaubens, ringend nach
Wahrheit und der Ruhe und Feſtigkeit einer
von Zweifeln nicht geängſteter Ueberzeuguns.
Sie iſt ein reines edles Gemüth, ſich be-
ſchränkend auf ſtille Häuslichkeit, jedem nich
tigen Treiben der Welt abgewendet, fremd
aller Eitelkeit und Selbſtvergötterung eman-
cipationsluftiger Blauftrumpfe, die aus
dem Einfurz drohenden Tempel literariſcher
GSlorie, das Palladium des lieben Ich, das
ſie anbeten, hinüberflüchten in einen andern
Tempel, alte Sünden in neuer Weiſe be-
gehend, aber ſicher, dieſe Suͤnden als herr-
liche Bezeugungen des göttlichen Geiſtes
an einer gercitelen Seele geprieſen zu ſehen.
Nein, keine Diogena baben wir in dieſer
Graͤfin, keine nichtige Schwätzerin, ſondern
ein teines Gemüth, das aber von unklaren
Zweifeln beängftigt, durch die Schlaubeit


durch Dden Repraͤſentanten des gläubigen
Proteſtantismus von der innern Bodenlo-
ſigkeit des Jeſuitismus überzeugt und dem
Glauben ihrer Vaͤter erhalten wird

Diefer Stoff vertheilt fich in ſiehen. Ge-
ſpraͤche die Perſonen find:; die Gräfin,
Proteflantin, aber von Zweifeln bewegt, ob
dem Proteltantiemus Ddie religiöje Kraft
innewohne, von der fe Ddie Reitung der in
ibren Orundfeften er Oütterten und bedroh-
ten Gefellichaft erwartet Um fie gruppiren
ſich proteftantijcher Seits? von Felsburg,
NRNepräfentant der Altlutheraner Und Treu-
munbd, der die Anfichten des Berfaffers der
Sefpräche vertrittz Farholijher Seits: Bie-
derfeld, Fatholifcher Rationalift , politiſch
der Schuͤle des Liberalismus angehörend,
Yom fittlidhen Standpuntt aus rein und
edel gehalten z endlich Donifacius;, ein
Merireter der fireng römiſchen Richtung,
fein und, gewandt in der Form, dem Yn-
halt nach Jeſuit, feiner als Die Privilegirten
Grobiane, welde in den hifkorifdH=polifi{dhen
Blättern allınonatlich ihre Ehre darin ſuchen,
die evangelifhe Lirche z befhimpfen,“

7 (Seyluß folat)

Deutſchland.

Karlsruhe, 30. Auguſt. (B. Vts.) Se.
Königl. Hohelt der Regent haben beute
VBormittag. über das hier garnifonirende 1:
Drayonerregimient große Aevue gehalten.
Das Regiment war in Paradeuniform dazu
ausgerüdt, Die Hauplleute v. Laroche
und Keller vom 10. Infanteriebataillow find:
im höchſien Auͤftrag nach Berlin abgereift,
um den dortigen Manövern des Gardecorps
beizuwohnen. u [E


*Heidelberg, 31. Auguſt. Der Herr
Oberbürgermeiſter Malſch in Karloͤruhe
veröffentlicht in der heutigen Nummer dex
Karloͤruher Zeitung die ſeit dem 31. Juli


ſtiftung bei ihm eingegangenen Beiträge,
welche in 352 fl 7 fr beſtehen. Hier-
zu die früher veröffentlichten 2490 fl. 19 fr.
macht bis jetzt im Ganzen 2842 fl 26 fr.

Aus Maͤnuheim, 29 Auguſt, ſchreibt
die B. Lztg!: Geſtern mit einbrechender
Naͤcht hat Se. Königl. Hoheit der Regent
unfere Stadt verlaffen; der Schmuck der
Straßen hat dem gewöhnlichen Ausſehen
Platz gemacht, doch wird lange noch das
Andenken an den hohen Beſuch kine freu-
dige Erinnerung für Mannheim ſein. Wie
Se. Königl. Hoheit ſchon vorgeſtern den
Cafernen, Spilälern ſeinen Beſuch widmete
und die Säle der Ausſtellung des rheini-
ſchen Kunſtvereius mit längerm Beſuche be-
ehrte, fo hatten auch heute gewerbliche
Ayſtalten der Stadt, die Gasfabrik u A,
ſich ſeines Beſuches zu erfreuen. Nach der
Muſterung der Truppen wurden der Stab
der Garniſon und die Vorſtände der Ober-
behörden zur Hoftafel befohlen. — Auch
über Herfiellung eines Neubaues an der


über neue Einrichtung des von ihm bewohn-
ten Schloßflügels erfreuende Zuſicherung.
Bei der Muſterung war ein Pferd, von ei-
nem Nervenſchlage gefroffen, todt zuſam-
mengeſtürzt, ohne alücklicher Weiſe den
—— — Prinz eröffnete
ie hohe Entſchließung
ſelbſt zu beſorgen. — 4
Mannheini, 29. Aug. (Schw. Kron.)
Die Truppen erwarben ſich bei der Mu-
ſterung durch Haltung und Fertigkeit die
vollſte Zufriedenheit des Regenten, der den
Soldaten vom Feldwebel abwärts eine Zu-
lage von dreitägiger Löhnung ertheilt.“
Vont Rheine. (Rh. u. RNR.=3tg.) Die
öſterreichiſche Regierung ſcheint ſich um die
Ausdehnung der Dampfſchifffahrten auf der
Donau in neueſter Zeit ſehr zu bemühen.
Sie läßt hier am Rheine durch ihre Agen-
ten tüchtige Dampfſchiffscapitäne engagiren.
Es ſollen vom Niederxheine bereits 15
Männer angenommen ſein/ die zum Theil
ſchon an ihren Beſtimmungsort; Linz an
der Donau, abgegangen ſind.
Neuſtadt, 26. Aug. (Pf. Ztg.) Geſtern
wurde uns abermals die Freude zu Theil,
König Ludwig und ſeine erlauchtẽ Familie
empfangen zu dürfen. Größere Vorberei-
tungen als früher konnten diesmal getrof-
fen werden, uni Sr. Majeſtät die herzliche
Freude zu bezeugen, die ihr laͤngerer Aufent-
yalt in der Pfalz ſo vielen unſerer Mit-
bürger einflößt. (
In Fraͤnkfurt wurde am 28. Auguſt,
wie die dortige Poſtz ſchreibt, der in dem
ſeltenen Alter von 87 Jahren verſchiedene


Geheimerath und Bice: General=Poftdirec-
lor Freiherr o. Vrints⸗Treuenfeld feinem
Wuͤnſch gemäß in der Stille zur Erde

beſtattet. *
Die offteielle Darmſtãd-
 
Annotationen