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kunde zeugen, alle Bedeutung. Wir glau-
ben kaum/ daß der hohe Bundestag, wenn
er die Verhandlungen ſelbſt liest, der Mei-
nung des Correſpondenten der Oberpoſt-
amtezeitung ſein wird.

Pforzheinm, 28. Jan. Die von Seiten
des naterſtützungscomites zum Beſten be-
dürftiger. Einwohner des hieſigen Amtsbe-
zirks in den letzten Tagen hier veranſtaltete
Kollefte hat an Geld und Geldeswerth
nahezutaufend Gulden eingetragen, was
für den ſchon ſo oft erprobten Woͤhlthätig-
Feitsfinn der hieſigen Einwohnerſchaft das
beſte Zeugnif gibt. Es follen nunmehr in

den Orten Mühlhaufen, Tiefenbronn und
Ittersbach Suppenanſtalten errichtet
und auf dieſem Wege der in jenen Orten
und deren Umgegend herrſchenden großen
Noth ſo viel als möglich geſteuert werden.

Aus dem Amtsbezirk Radolfszell,
27, Januar. In den leßten Tagen ſind in
unſerer Nähe mehrere Unglücks fälle
Horgekommen, von welchen namentlich der

einẽ von merkwürdigen Umſtaͤnden begleitet
war. Vorgeſtern fuͤhrte ein verheiralheter
Bürger von Hemmenhofen eine Laſt Holz
‚über den See nach dem Schweizerſtaͤdtchen
Steckborn. Bereits in der Mitte des See’s
ſchlug das zu ſtark geladene Schiff um und
verſank bald darauf mit dem Schiffer in die
Tiefe des See’s, Ein Frauenzimmer, wel-
ches ſich ebenfalls auf dem Naͤchen befand,
erhielt ſich durch ihre beiden dicken wollenen
Röcke längere Zeit über dem Waſſer in ei-
ner für ſie allerdings ſehr ſchrecklichen Lage,
und war vor Ermaͤttung ſchon dem Unter-
ſinken nabe, alg ihr die Fährleute von Steck-
born noch rechtzeitig Hilfe und Rettung
brachten. Aller Nachforſchung ungeachtet
konnte der Ertrunkene geſtern nidht mehr
aufgefunden werden. . ;

— Heute nun wuͤrde das gefunkene Schiff
mit den auf dem Bodenfee üblichen Vor-
richtungen aus einer Tiefe von ungefähr
200 Fuß gehoben, an welchem der Verun-
glücte mit feinen erſtartten Haͤnden noch feſt
angeklammert war⸗ 35

Konſtanz, 27. Januar. Heute ging von
hier eine Petition um Erbauung, beziehungs-
weiſe Fortſetzung der Eifenbahn von
Haltingen bis Kon ſtanz an das Großh.
Staatgsminiferiunm, fo wie an die Erſte und
Zweite Kammer nach Karlsruhe ab.

Die Gemeindecollegien find nun
alle neu gewählt, und da der große Aus-
ſchuß ganz im Sinne der Ordnungspartei
ausgefallen iſt, ſo fiel auch die Waͤhl des
Gemeinderaths und engern Bürgerausſchuſ-
ſes in dieſem Sinne laus. Beinahe alle
Mitglieder des vetroyirten Gemeinderaths
und engern Bürger Ausſchuſſes wurden in
die genannten Kollegien wieder gewählt,
was das beſte Zeugniß dafür iſt, daß die
Bürgerſchaft mit ihrem bisherigen Wirken
zufrieden war. Im Ganzen hekrſcht unter
der hieſigen Bürgerſchaft ein ganz guter
Geiſt, wenn auch noch einzelne Clemente
andern Sinnes vorhanden ſind, wie Dies
überall der Fall iſt, und worüber man ſich
bei der geographiſchen Lage unſerer Stadt,
wo man mit einem Schritt vor den Thoren
den Boden des Aſyls für alle revolutionä-
ren Fluͤchtlinge Europa's betreten kann, nicht
verwundern wird. ($8..3.)

Wiesbaden, 28. Jan Heute iſt vom
herzogl. Staatsminiſterium eine VBerord-
nung publicirt, die das Noͤthige in Bezug
der alsbald vorzunehmenden Wahlen zur
Standeverſammlung anordnet.

Berlin, 27. Jan. Der Finanzminiſter
hat nunmebr den ſchon früher angekündig-
ten Geſetzentwurf/ beireffend die Wiederein-
führung der Zeitungsfeuer, bei der
zweiten Kammer eingebracht. Der Entwurf


des Papiers — natürlich die Beilagen auch
mitgerechnet — und fordert von je huͤndert
Duadralzollen des einzelnen Exeinpiars 1/
Pfennig. Danach werden die groͤßeren Ber-
liner Zeitungen eine jährliche Auflage
von 3 bis 5 Thlr. per Exemplar zu tragen
haben, waͤhrend der frühere Stempel nur
1 Zbhir. Jährlicdh pro Exemplar koſtete.
Die Steuer trifft gleichmäßig den politiſchen
und den nicht politiſchen Theil der Zages:
preſſe, mithin auch die bloͤßen Annonten-
blätter, was wir in jeder Beziehung als
eine durchaus angemeſfene Maßregel aner-
kennen müſſen! Eben ſo liegt e& in allen
Forderungen der Gerechtigkeit, daß die Er-
zeugniſſe der auswärtigen Preſſe bei
ihrem Eingang in Preußen der gleichen Be-
ſteuerung mit den inländiſchen Tagesblät-
tern unterworfen werden. Ob aber nicht
der Maßſtab der Abgabe überhaupt etwas
zu boch gegriffen fet, iſt eine andere Frage.
Aller Vorausſicht nach werden in dieſer Be-
ziehung noch einige Modifteationen eintreten.

Wien, 24. Jan. Die Leichtigkeit, mit
welcher die Directen Steuern auf dem
flachen Lande jetzt erhoben werden, verdient
als ein Anzeichen der gebeſſerten Zuſtände
hervorgehoben zu werden. Nach verlaͤßli-
chen Berichten waren im Jahr 1848 mehr
alg 50 Procent, im Jahr 1849 beinahe 15
Procent Steuern im Rückſtande! Im ab-
gewichenen Steuerjahr belief ſich der Ruͤck-
ſtand nicht über 2 Procent. Die privi-
legirte öſterreichiſche Nationalbank haͤt ſich
bereit erklärt, für das Anlehen vom Jaͤhr
1851 noch 10 Millionen Gulden zu zeich-
nen. — Gerüchtweiſe wird erzählt, daß der
Kaiſer den F.M.C. Baron Hauslab, ei-
nen der auggezeichnetfien Offtziere unferer
Armee, zum Curator Dder Wiener Uni-
verſität deſtgnirt hat.

— 25..San. Die „Vefterr. Correſp.“
berichtet : Am 6. Jan. war der Ort Bratch
(im Kreiſe Cattaro) der Schauplatz eines
blutigen Conflictgs, Es hatte ſich näm-
lich an dieſem Tage eine Parroutlle, befteh:
end aus einem Corporal und vier Mann
der Gendarmerie, verſtärkt durch einen Eor-
poral und neun Mann des Infanterieregt:
ments Frhr. v. Heß, in den beſagten Ort
begeben, um die Verhaftung eines Inquiſi-
ten, Namens Eltas Klac, eines ſehr ge-
fährlichen Individuums, vorzunehmen. Um
Ptitternacht daſelbſt angelangt durchſuchte
ſie das Haus eines gewiffen Alexich, ohne
den Geſuchten daſelbſt zu finden. Als ſie
beim Hauſe des Klac Einlaß begehrte, wurde
ihr derſelbe verweigert, und es erſchien der
griechiſche Pfarrer des Orts am Fenſter
mit der Verſicherung, es ſei nichts Verdaͤch
tiges im Hauſe. Ueber die Bemerkung der
Patrouille/ daß ſie dennoch das Haus durch-
fuchen werde/ erfolgte aus dem Fenſter eine
Gewehrſalve, durch welche ein Gendarm,
ein Corporal und ein Gemeiner vom Regi-
mente Heß verwundet wurden, Das Feuer
wurde nunmehr von der Patrouille erwi-
dert, und aus dem Hauſe lebhaft fortgeſetzt,
ſo daß ſich die Patrouille, um nicht das Le-
ben ihrer Leule fruchtlos aufs Spiel zu
fegen, in das Fort Stagnievih zurück-
ziehen mußte. Die Verwundung des Gen-
darmen ſcheint gleich urſprünglich eine ſchwere
geweſen zu ſein fo daß dieſer ſich nicht mit
der Mannſchaft zurüdzog,. was jedoch an-
fangs nicht bemerkt worden zu ſein ſcheint-
Spaͤter erſt wurde der Unglückliche, an dem
man grauſame Rache genommen, von Ku-
geln foͤrmlich durchlöchert, todt gefunden.
Ueher die an die Behörde gelangte Anzeige
dieſes höchſt betrübenden Vorfalls wurde

ſogleich eine Commiſſion, aſſiſtirt von Gen-
darmen und einer Compagnie des genann-

7

ten Regiments, nach Braich abgeſendet und
ſowohl der Pfarrer alg der Srtsvorſtaͤnd
in Haft genommen. Klac jedoch und ſeine
Helfersbelfex waren ſchon entflohen und man
iſt bemüht, ihre Spux zu verfoigen. Tags
darauf wurden in Caitaro mehre Zettet,
racheathmenden Inhalts, verſtreut aufger
funden; einzelnen Perfoͤnlichkeiten wagten
die Beranſtaſter ſogar anongme Drohbriefe
zuzuſenden. Der Inhaber einer Kaffeeſchenke,
bei dem ſich eine derlei provocirendé Zu-
ſchrift vorgefunden hatte, ward verhafteil

Schweiz.

Bern, 26. Jan. Unſere Hochſchule
wird in dieſem Winterſemeſter von 184
Studirenden beſucht; davon fiudiren Theo-
legie 25, Jurisprudenz 64, Medicin 48,
Fhierarzneikunde 25, Philofophie 23. Von
mmtlichen Studirenden gehören 132 dem
Kanton Bern an, 45 andern Kantonen und
10 dem Auslande.

Frankreich.

Paris, 26. Jan. Es beſtätigt ſich
vollkommen, daß Dupin ſeine Entlaſſung
als Generalprocurator am Caſſationshoft
in Folge der Beſchlagnahme der Guͤter der
Familie Orleans gegeben hat. Vatimes?
nil und Berryer haben Alles aufgebos


wegen, denn Dupin hält große Stüde auf
feine Stelle, die in einigen Zagen 40,000
Franken und jetzt 25,000 Franfen einträgt.
Die Beſchlagnahme der Güter der Familie
Orteans hat einen traurigen Effect auf
unſere Börſenmänner gemacht, zumal da
ſie jetzt anfangen, zu glauben, daß die Ge-
rüchte über die Cinführung einer Cins
kommenſteuex nicht ſo unbegründet ſind.
An der Börſe ſelbſt war hente wieder ein
für die Erben Louis Philipp's ſehr beun-
ruhigendes Gerücht im Umlauf. Wie es
heißt, will man eine Reviſton des Teſta-
mentes des Prinzen Conde anordnen. Die
ſcandalöſen Geſchichten, die über diefe Anz
gelegenheit einſt im Umlauf waren, ſind
dekannt. Nachdem man das Vermögen des
Erkoͤnigs angegriffen, feßt man noch ſeine
Ehre einer Feuerprobe aus.

In dem heute veroͤffentlichten Verzeichniſſe
der neuen Staatsräthe fehlen viele Mitz
glieder des am 2, December aufgelöſten
Staatsrathes, u. a, die Herren Cormenin,
Bethmont/ Vivien, Hayin, Billault! Unter
den neuen Staatsräthen befinden ſich viele -
durch großes Talent und umfaffende Kennt-
niffe ausgezeichnete Maͤnner! General Al
{arbd, Ddeffen Namen an der Spitze der
Liſte ſteht, war Mitglied der Deputirten-
Kammer und Director der Bauten für die
Befeſtigung von Paxis Herr Michel Eheva-
lier beſitzt als Nationalökonom eben ſo
großen, wie verdienten Ruf! Er iſt be-
kanntlich einer der eifrigſten und tüchtigften
Redacteure des „HJournal des Debats?
Sollte ſeine Berufung in den Staatsrath
ein Anzeichen ſein, daß dieſes Blatt im Bez
griffe ſtuͤnde ſeinen Friedensvertrag mit der
neuen Ordnung der Dinge abzuſchließen?
Die Herren Stourm, Flandin, Boudet ge-
hörten in der Conſtituante zu den entſchie-
denen Republikanern.

Directe Mittheilungen aus Algier be-
ſtätigen die Nachricht von einem neuen Auf-
ſtande der Kabylen. Die Algierer Jour-
nale verhehlen einen Theil der Wahrheit;
die Bewegung iſt weit bedeutender, als ſie
ſagen. Beim Abgange der letzten Berichte
war Bugia von den Arabern vollſtändig
blokirt. Hier wurde heute verſichert, es
werde eine große Erpedition gegen die Ka-
bylen unternommen werden und der Kriegs-
miniſter General St. Arnaud ſelbſt den
Oberbefehl führen; er würde im Kriegsde-
 
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