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anſtandei, aber auf die Etats unſerer Nach-
barlaͤnder Heſſen und Württemberg verwie-
ſen, welche einen ſo hohen Budgeiſatz nicht
haben und die Hoffnung ausgeſprochen, daß
mit dieſer Summe ſpaͤrſam verfahren und
die bioͤher nicht ſeltenen Ueberſchreitungen
vermieden werden Die geſammten Abzüge
der Commiſſton betragen 4,850 fl. jährlich
und werden von der Kammer gutgeheißen.

Blankenhörn rügt-den, trotz des Ein-


immer fortdauernden Zwang abſeiten eini-
ger Schweizer Cantone, welche badiſche,
ihrer Conſeriptionspflicht in der Heimath ge-
nügthabende Bürger zur Zahlung einer Mi-
litaͤr? Steuer bei ihrer Anſiedelung in der
Schweiz zwingen; worauf Staatsminiſter v.
Rudt erflärt, daß ſich die Staatsregierung
bei der Erfolgloſigkeit allex ihrer Schrittẽ
am Ende genöthigt ſehen werde, Repreſſa-
lien zu gebrauchen.

Kirsner berichtet über die Petition meh-
rerer Odenwälder Gemeinden, die ihren
Nothſtand darlegen und beantragt empfeh-
lende Keberweiſung an das-großh. Staats-
minifterium, mwmas die Kammer genehmigt.

Deutfchland.

Heidelberg, 10. Febr. Vor wenigen
Tagen wurde dem Herrn geh. Kirchenraͤth
Umbreit von ſämmtlichen hieſigen Stu-
direnden der Theologie ein Ständchen ge-
bracht. Es galt diefes Zeugniß der Aner-
kennung und Liebe, das dem verehrien Mann
vhne eine beſondere äußere Veranlaſſung
gegeben ward, ſowohl dem ausgezeichneten,
um unſere Univerſttät hochverdienten Leh-
rer/ der mit jugendlicher Friſche auch im
hoͤheren Alter noch ſeine Zuhörer für die
Studien, in die er ſie einführen foll, zu
begeiſtern verſteht, alg Dem väterlichen
Freunde, deſſen entgegenkommende Liebe
ihm auch einen Weg zu ihren Herzen öffnet.
Schon ſeit 32 Jahren iſt der würdige Greis
an unſerer Hochſchule angeſtellt, und Maͤnche
von Denen, die einſt zu ſeinen Füßen ge-
ſeſſen ſind, haben ihm bereits ihre Söhne
wieder zuſenden fönnen. Wie ſchon bemerkt
wurde, ſteht er noch mit völlig ungeſchwaͤch-
ter Kraft ſeinem ſchönen und wichtigen
Berufe vor, ſo daß wir hoffen dürfen, ihn
noch lange zum Segen der Kirche in Ver-
bintung mit ſeinen würdigen Collegen an
unſerer Univerſität in Wirkſamkeit zu ſe-
hen! Wo ſolche Kräfte zuſammenwirken,
. fann es an einem gedeihlichen Erfolge nicht
fehlen, und wir wuͤnſchen nur, daß unfere
theologiſche Fakultät ſtets in jeder Bezie-
hung ſo gut beſtellt ſein möge, als es ge-
genwärtig der Fall iſt. — 3.)

Berlin, S, Febr. Die Commiſſion der
erſten Kammer hat alle ihre überwieſenen
Anträge in Betreff der Provinzialland-
tageund Kreigtage abgelehnt. Bekannt-
lich hatten die Herren v. Brünned und
v. Binde einen Anirag in Vezug auf die
Verfaſſungsmäßigkeit der Berufung jener
Körperſchaften eingebracht. In dem Bericht,
welchen Herr v. Gerlachim Auftrag der
Commiſſion erſtattet hat, wird ausgeführt,
daß nach den in den ſtändiſchen Geſetzen
von 1823 und den folgenden Jahren ent-
haltenen Zuſicherungen, eine Aenderung in
den Rechten der Provinzialſtände, obne ſie
zu hören, unzuläffig ſei! Auch wird daͤs
Recht der Regierung, die alten Stände zu
berufen, aus Art. 67 der Kreis- 2c. Oroͤ—
nung ſelbſt hergeleitet. Ein Antrag, die
Verfaſſungsmäßißkeit der Maßregeln der
Regierung ‚Politiv auszuſprechen, wurde je-
doch in der Lommiſſton zuruͤckgewieſen, wie
der Bericht fagt, weil in dem Uebergang
_ gur Tagesordnung über die enigegengeſetzten

$ S — Z

UAnträge „ die Anerkennung der Rechtsbe-
ſtändigkeit deſſen, was geſchehen, deutlich
genug ausgeſprochen worden ſey.“ Mit
dieſem Beſchluſſe exachtete man auch den
andern Antrag derſelben Antragſteller? die
Regierung um Zurückziehung der den Kam-
mern vorgelegten Gemeindeordnungs-
entwürfe zu erfuchen, fuͤr erledigt. Auch
die Anträge von Denzin und v. Knob,-
lauch, Die verſchiedenen Entwürfe ſchon
jetzt von der Kammer definitiv berathen zu
laffen, wurde abgelehnt. Der Minifer
des Innern gab bei der Berathung der
Commiſſion die Erklärung: „daß als Baſis
der Kreis= und rovinziaivertretung die
Kopfzahl und der Cenfus, worauf der Art.
6 der Kreisordnung ſich gründe, als unver-
träglich mit den zu emanirenden Gemeinde-
ordnungen habe aufgegeben werden müſſen,
daß an das alte Recht anzuknupfen fet, daß
die Zweckmäßigkeit dafür ſpreche die Stände
über ſo wichtige Geſetze zu hoͤren, und daß
daher die Provinzialordnung den Staͤnden,
ehe ſie an die Kammern gelange, werde
vorgelegt werden, über die Kreisordnung
aber die Regierung ſich ihre Entſchliehunß
zorbehalte bis die Kammern über die Die
Gemeinde⸗Ordnung betreffenden Vorlagen
ſich erklärt haben werden.“ Die Antrage
von Kiee und v. Jgenplig, die Beſtim-
mungen der Verfaſſung (Ari. 94 und 95)
hinſichtlich der SchHwurgerichte und ihre
Competenz in politiſchen Sachen abzuändern,
haben die Zuſtimmung der betreffenden Com-


Art. wird der Zufag empfohlen: „Voli-
tiſche Verbrechen und Vergehen gehören nicht
vor die Geſchwornen.“ Der Staatsgerichts-
hof, der nach Art. 95 ein Schwurgerichtshof


richtshof qualifteirt.
Stuttgart, 8. Febr. Die 2. Kammer
hat die Beſtimmung, daß im Kriegeent-
ſtandener Feuerſchaden von der Brand-
kaſſe zum dritten Theil vergütet werden
ſol, mit 50 gegen 35 Stimmen abgelehnt.
Der umlagefuß für die Brandkaſſe ift
nach dem bisherigen Geſetze für alle Ge-
bäude gleich. Die Staatsregierung wollte
nun ein Klaſſenfyſtem einführen, bei
velchem bis zur Hälfte des ordentlichen
Verſicherungsbeitrags herab, und bis zum
Doppelten anfgeftiegen werden könnte. Ge-
gen eine ſolche Claſſification, als den ar-
men Mann und die ländliche Bevoͤlkerung
beſonders drückend, ſprach ſich gleichfals
die Mehrheit der Kammer aug und ſie
wurde mit 56 gegen 23 Stimmen verwor-
fen. Es bleibt alſo der Umlagefuß fuͤr alle
Gebäude gleich.
Schweiz . *
Bern, 7, Febr. Der Grund, warum
die HH. Dr. Kern und Irog. in die


fannt; der Bundesrath hat ſie als eidge-
nöſſiſche Commiſſäre ernannt, den erſteren
fur die weſtliche Schweiz mit dem Sitz
in Genf, den letzteren für die nördliche
mit dem Sitz in Baſeh um die ſich wie-
der mehr verwickelnde Flüchtlingsan-
gelegenheit ins Reine zu bringen. Aus
Savoyen ſollen nämlich viele fraͤnzöſiſche
Flüchtlinge eintreffen; eine Anzahl iſt auch
in Bern angelangt. ;

- Frankreich.

Xx WParis, 7, Febr. Faſt alle Blätter
haben den von dem Prinzpräſidenten zum
Senator ernannten Herrn Ihibaudeau
als denſelben bezeichnet, der nach der er-
ſten Revolution Mitglied des Convents
geweſen und unter dem Kaiſerreich in den
Staatsrath berufen worden iſt. Das iſt

*

ein Irrthum Thibaudeau, der die bemer-
kenswerthe Rolle im Convent ſpielte, na-


Betheiligung an dem Kampf gegen die
Trümmer der Montagne, Thibaudeau, der
von 32 Departementen in den Rath der
Fünfhundert gewählt wurde, unter dem
Kaiſerreich nach einander zum Präfecten
und zum Mitglied des gefeBgebenden Kör-


und 1804 vom Kaiſer den Grafentitel er-

hielt, iſt 1823 in Prag geſtorben; der ge-

genwärtige Senator iſt ein Sohn.
Spanien.

*Aus Madrid, 2. Febr., liegen meh-
rere Schreiben in den neueſten Pariſer
Abendblättern vor, welche über das Attens
tat gegen die Königin Iſabelle noch ver-
ſchiedene Verſionen enthalien. Der Königs-
mörder heißt Martin Merino, iſt ein
aus dem Kloſtex ausgeſtoßener Moͤnch, ge-


der Kutte, welche man nur in Spanien
trifft, und iſt ein entſchiedener Repuͤblika-
ner. Im Augenhlick, als die Koͤnigin mit
der jungen Prinzeſſin von Aſiurien auf dem
Arm aus dem Palaſt trat, kniete er, eine
Bittſchrift übexreichend, vor Ihrer Majeſtät
nieder, und als die Königin den Arm auss
ſtreckte, die Supplik zu nehmen, züdte er
den Dolch und iraf die Koͤnigin in die
Seite. Einem zweiten Stoß, den der Moͤr⸗
der ausführen wollte, am ein Hellebardi= -


Der Graf v. Pino-Hermoſa, Majordo-
mus der Königin, erhielt im Ringen mit
dem Königsmörder eine Contuſion. Letzte-
rer wurde in das Gefängniß der Hellebar-
direr abgeführt, Er zeigt keine Reue und
verſicheri, recht gethan zu haben. — “
— 3, Febr. Es beſtaͤtigt ſich, daß Mar-
tin Merino, der Königemörder, wegen
unſittlichen Lebenswandels und ultrademas
gogiſcher Geſinnungen aug dem Kloſter ge-
jagt worden iſt. Er zaͤhlt bereits über fech-
zig Jahre und hat ein wildes, abſchrecken-
des Ausſehen. Schon auf das Leben Fer="
dinands VIL hat er ein Attentat verübt und
ſpäter auch gegen General Narvaez. — Die
Königin dachte im Augenblick der furchtba-
ren Hefahr in mütterlicher Sorge zuerft an
ihre junge Tochter, die Prinzeffin von Au-
ſirien, und mit dem Ruf! „Mein Töchterz
chen! mein Töchterchen!“ kehrle ſie fich um
nach der Marquiſin v. Povar, welche die
Kronprinzeſſin auf den Armen trug. Alle
Feſtlichkeiien zu Ehren der neugeborenen
Kronprinzeſſin ſind verſchoben. Senat und
Deputixtenkammer haben ſofort eine Be-
glückwünſchungsadreſſe votirt für die wun-
derbare Rettung Ihrer Majeſtät durch die
Hand der Vorſehung. Die Voͤrunterſuchung
gegen Merind iſt bereits beendigt; der
Staatsprocuratox hat die Anklageacte auf-
geſetzt; der Prozeß wird kurz gemacht und
auf Befehl der Königin vor den gewöhn-
lichen Gerichten geführt werten, , Me-
rino verharrt übrigens in tiefem Schweigen
er (pridht mit Niemand und gibt auf ferne
Frage Antwort; aber ſein ganzes Benehmen
verräth den emporendften Eynismus.

Verantwortlicher Redacteur: M, Nieckher,

Mönch und Soldat,
Charakterbild in drei Acten von Fr. Kaiſer,
wird heute Mittwoch, den 12. Febtuar, zum
Vortheile des Hrn. Schunfk gegeben. Wir


das in Wien, Berlin, Qarmſtadt und neulich
auch in Frankfurt und Mannheim ſo außer-
ordentlichen Beifall gefunden hat. *
 
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