Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
N 56


Samſtag, 6. März

— —


vurch die R



Landesherrliche Berfügungen.,
Karlsruhe, 4, März. Seine Königliche
Hoheit der Großherzog haben unterm 26,
Februar d. J. gnädigft geruht: ;
Die auf den Kirchenxath, Profeſſor Dr.
Hundeshagen gefallene Wahl zum Prorector
der Univerfität Heidelberg für das Studien-
jahr 1852/53 zu beflätigenz den Amtmann
Speer von Donaueſchingen an das Bezirks-
ant Meersburg, den Amtmann Finneiſen
von Meersburg definitiv alg Amtsvorſtand
an das Bezirksamt Donaueſchingen zu ver-
ſetzen; das erledigte Amtochirurgat Salem
dem prakliſchen Arzte Friedrich Görck in
Schwetzingen unter Ernennung deſſelben zum
Amitschirurgen, zu übertragen; den Pfakrer
Karl Philipp Georg Moßdorff in Kleinkems
zur Annahme der Stelle eines Directors der
höhern Töchterſchule in Karlsruhe unter Vor-
behalt der Rechte ſeiner Aneiennetät und des
Rücktritts in den Kirchendienſt, zu ermächti-
gen z die evangeliſche Pfarrei Großeicholz-
heim, Amts Mosbach, dem Pfarrer Günther
in Rußheim, die evangeliſche Pfarrei Kork
dem Pfarter Schneider in Oetlingen, die
evangeliſche Pfarrei Tegernau, Amts Schopf-
heim dem Pfarrer Engler in Hauingen, die
katholiſche Pfaxret Vilchband, Amis Ger-
lachsheim dem Pfarrer Will in Ballenberg,
die katholiſche Pfarrei Külsheim, Amts Tau-
berbiſchofeheim, dem Pfarrer Zimmermann
in Hainſtadt die katholiſche Stadtpfarrei
Wies loch dem Pfarrverweſer Sebafıtan Meſ-
fang. in Sinsheim, die katholiſche Pfarrei
Niegel, Amts Kenzingen, dem Geiſtlichen
Rath und Pfaxrer Markus Aloyſius Baher
in Fautenbaͤch, die katholiſche Pfarrei Forch-
heim, Amts Kenzingen dem Pfarrer Augu-
fn Freund in Krenkingen, die katholiſche
farrei Welfchenfteinach, Anits Haslach, dem
Pfarrer Bitus Nopper in Altalashütte, und
die katholiſche Prarrei Schwerzen, Umts
Waldahut, dem Pfarrer Gut in Ulm. zu
überiragen,

Fammerverhandlungen.
Karlsruhe, 1, März, Schluß der 80.
Sitzung der 2. Kammer.
Schmitt; Eine Erhöhung der Dota-
tion ſcheine bedenklich, wenn man erwaͤge,


mebhr, alg die meiſten andern Univerfitäten.
Die nieder Beſoldeten müßten eben war-
ten, bis durch Abfall einex hohen Befol-
dung die Mittel disponibel würden, Dies
u thun, Platz: Ich unterftüße den An-
trag auf Herſtellung der Regierungsforde-
yung mit Bezugnahme auf das bisher da-
für ©efagte, und Beifügung einiger Be-
merfungen über das gegen Diefelbe Vorge-
hrachte, Der Abg, Schmitt vertröſtel die
ſchlecht Defoldeten Üniverfitätslehrer auf den
Heimfall hoher Beſoldungen. Die Berirö«
ſung reicht einen Stejn ftatt des Brodes,
Gehl ein hochbefoldeter Lchrer ab, durch
Vocation 0der Z0D, fo fällt feine Befol-
dung in der Regel feinem Nachfolger zu.
Der Abg. Junghanns hat die Stellung der
Univerfitätslehrer_ eine günftigere genannt,
als die anderer Staatsdiener, Sie {n eine
ſolche bei einzelnen, Hochgefellten und hoch-
beſoldeten, allein ſie iſt eine ſchwierigeke

und ungünſtigere bei füngeren, wenn auch
vielleicht ausgezeichneten Lehrern, die eben
Fächer lehren, wo ihnen berühmte Namen
alg Concurrenten zur Seite flehen, und deß-
halb von Collegiengeldern wenig Ertrag
haben, zumal wenn ſſte nur untergeordnete
Fächer leſen. Wie es im Intereſſe des
Staats und der Wiſſenſchaft liegt, berühmte
Männer zu feſſeln, ſo follte man auch fünz
gere ausgezeichnete Talente berückſichtigen,
an die Anſtalt ſie feſſeln, indem man ihnen
eine Ausſicht auf Beſſerſtellung eröffnet.
Es iſt ſchon geſchehen, daß man ſoͤlche Kräfte
gehen ließ und ſtie dann unter läſtigeren
Bedingungen wieder gewann. Die ver-
langten 2000 fl. ſind zu ſolchem Zweck be-
ſtimmt. Die Forderung ſcheint mir eine
begrünDdete, und eine Erhöhung der Dotas
tion gerechtfertigt. Sie möchie ſelbſt eine
Erſparung genannt werden koͤnuͤen; denn
zieht man ausgezeichnete Kräfte dieſer Art
heranı, ſo iſt weniger Bedürfnih große
Summen auf Vocationen wenden zu muͤſ⸗
ſen. Minifterialrath Fröhlich zeigt durch
vergleichende ‚Nachweifung, daß Heidelberg
nicht zu den hochdotirien Univerfitäten ge-
bört, und hebt die geringen Beſoldungen,
die üble Lage mancher tüchtigen Lehrer her-
vor. Nachdem noch Biſſing ſeinen Antrag ge-
gen den Abg. Schmitt vertheidigt hatte, ſchrei-
tet man zur Abſtinimung. Die Kammer ver-
wirft die Antrage von Betzinger und Bif-
ſing und damit die verlangien 2000 fl mit
geringer Majorität. . Univerfität Freiburg.
Die Kegierung beaniragt eine Dotations-
erhöhung von 11,600 fl. und begründet ſie
mit dem Ausfall, den die eigenen Einnah-
men der Untverfität- aus ihren Beſitzungen
in Würtemherg durch die dortigen Abtö-
ungsgeſetze erleiden. Der erſte Antrag der
Commiſſion ging dahin, dieſe Summe als
Zuſchuß für dieſe Veriode zu bewilligen,
dagegen aber eine naͤhere Begründung des
Beduͤrſniſſes dem naͤchſten Landtage zU ‚re-
clamiren und der Regierung möglichſte Zu-
rückhaltung in Verwendung derſelben zu
empfehlen In Folge einer nähern Erklä-
rung dieſer Forderüng durch Mittheilung
der Regierung vom 18, D, erfiattete der
Abg. Junghanns, auf die Bitte des Abg.
Speperer/ daß einem andern Mitgliede der
Bericht übertragen werde, denſelben dahin,
daß die Kammer die Summe von 3143 Al
20 fr. auf den Staatspenſtonsfond über-
nehme, und außerdem eine Erhöhung der
Dotation um 1000 fl genehmige. Der
Bericht führt aus, daß die Einnaͤhmen der
Univerſität wechſelnd ſind, daß ſie indeß
zeitweiſe bedeutende Ueberſchuͤſfe gewaͤhren,
welche, ſtatt zur Deckung ſpäterer Ausfälle
aufbewahrt zu werden, zuweilen zur Verthei-
lung kommen. So ſeien aus den Ueberſchüſſen
von 1844 und 1845 4 3200 fl. (ohne die dar-
aus geſchöpften Remunerationen mit 900 fſ.)
vertheilt worden. Es ergebe ſich fernetg|
daß über die Einkünfte der ſchwäbiſchen
Schaffnereien ein ſicherer Anhaltoͤpunkt fehle,
daß Übrigens, wenn dieſe Einnahme eine
Minderung erlitten, auch eine Minderung


der dortigen Ausgaben zu erwarten fei
durch Aufhebung der beſonderen Verwal-

tungen. Neben Verluſten fänden ſich auch
Erwerbungen; es zeigte endlich, daß die
Univerſität 74,328 fl. Activcapitalien und
nur 15,107 fl. Schulden habe, alfo die
Mittel befiße, ſich bei vorübergehenden Verle-
genheiten und Stockungen zu helfen, ohne
zu der Staatscaffe ihre Zuflucht nebmen zu -
müfßfen. Ein Nechleanſpruch auf Erſatz für
verlorene Gefälle beftehe nicht! Ein ganz
ſicheres Mittel über die öconomiſche Lage
der Hochſchule Freiburgs ſei aus den Acten
und aus den Vorlagen der Regierung nicht
zu erkennen. Ein foldjes müßte aus den
Rechnungen, Inventaren und aus einer an
Ort und Stelle gepflogenen Unterſuchung
geſchöpft werden, Für Verwilligung der
11,600 fl ſprach zunächſt Hägelinz; er hebt
die Verſchiedenheit der finanziellen Verhält-
niſſe Heidelbergs und Freiburgs Hervor,
die günſtigere Lage jener, die auf feſten
Einnahmen und Staatsmitteln beruhlen,
nicht auf wechſeinden Erträgniſſen. BeBins
ger: Die Univerfität Freiburg erhebe kei-
nen Rechtsanſpruch an die Staatscaffe, ſon-
dern verlange nur Befriedbigung dringender
Bedürfniſſe. Es handle ſich von 2 Fragen:
1) Sind die im Bedürfnifetat aufgeftellten
2) Reichen die
dermaligen Einkünfte der Univerſität hin,
ſie zu befriedigen? Der Redner geht nd-
her in heide Fragen ein, die erſte befahend,
die zweite verneinend/ und ſtellt ſchließlich
den Antrag, 11,600 fl. zu bewilligen nach
dem erſten Antrag der Budgetcommijfion,
Zell: Der BVerluft in den ſchwäbifchen
Gefällen der Univerſität würde den Be-
ſtand der Univerſttät ſelbſt in Frage ſtel-
fen, wenn er nicht erſetzt Werde, Die
Negierung habe auf dieſen Erſatz angetra-
gen, dadurch ſich für den Fortbeſtand der
Univerſität ausgeſprochen und hiefür den
Dank aller Derer verdient, die fich für die
Blüthe diefer Univerſität intereffirten. Die
Budgeteommiſſion, indem ſie die Forderung
der Regierung verweigere, ſage: Der Staat
habe keine rechtliche Verpflichtung, die Aus-
fälle der Revenüen zu erfeßen. Das fet
richtig; allein wenn er den Schaden nicht
Lerhüten könne, und den Foribeſtand der
Anſtalt wolle, ſo erfülle er eine Ehren-
pflicht, wenn er den Erſatz leiſte. Er ſtimmt
für den Antrag auf Bewilligung der von
der Regierung geſtellten Forderung! Miniſte-
rialrath Fr oͤhlich: Die verehrliche Com-
miſſion berechnet die Einnahmen der Uni-
verſität wie wir auf 86,297 fl, Die Aus-
gabe nimmt ſie um 1937 fl getinger an,
alg wir, da ſie dieſe Summe alg heimge-
fallene Wittwengehalte abſtreicht! welche zur
Schuldenlilgung verwendet werden. Dieſe
beruht auf einem Plan von 1821. Dieſer
Poſten von heimgefallenen Wittwengehalten
war ſeither immer im Büdget! Wird auf
dem Abſtrich beſtanden, ſo müſſen wir den
Betriebsfond in Anſpruch nehmen! Die
Commiſſion ſtreicht ferner 1000 fl Reſer-
vefond für unvorhergeſehene Fälle. Auch
dieſe Poſition war immer im Budget. Der
Reſervefond iſt nothwendig bei fo ſchwan-
kenden Einnahmen. Alle Ausgaben aber
ſind ſo karg bemeffen, daß damit nicht aus-
 
Annotationen