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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 52-77 (2. - 31. März 1852)
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durd) dte

Hertchte werden grattis beigegeben.


Sournals 2 fl 1


Preis HalbjährIth in Geitelberg: 2 . 6 Mr.,


+# Der Zollverein.

Es ſind aͤlle Anzeichen vorhanden, daß der
Fortbeftand, reſp. die Erweitexung des Zoll-
vereins geſichert iſt, denn er iſt allzutief mit
den Finanzen und dem ſtaatswirthſchaftlichen
Intereſſe der ihm angehörenden Staaten ver-
ſchinolzen, als daß man die Vortheile, die
man hat, mit leeken Ausſichten und Hoff-
nungen vertauſchen moͤchte! Seit Hanno-
Yer’s. Stände den Vertrag vom 7, Septbr.
genehmigt haben und Oldenburg demſelben
beigetreten ift, iſt die Zuverſicht derer, die
Unkraut unter den Waizen zu ſäen bemübht
waren/ merklich geſunken; nur einige ultra-
montane Blätter lallen noch Worte ver-
worrenen Sinnes, und greifen zu dem ab-
genutzten Mittel, die ſuͤddeutſchen Staaten
_ mit dem Popanz einer handelspolitiſchen

Mediatifirung zu ſchrecken, wenn ſie beim
Zollverein bleiben. Auch hier zeigt ſich, daß
dieſe Partei in der Wahl der Mittel bei
denen in die Schule geht, als deren Geg-
ner ſie ſich gerirt. Es iſt befannt, wie die
liberale Oppoſition gegen den Anſchluß an
den Zolverein auch das Bedenken völliger
Unterordnung unter Preuben geltend machte;
die Zeit hat bewiefen, daß die zollvereinten
Königreiche Bayern, Württemberg und Sach-
fen ſich durch den Zolberein nicht hindern
Taffen, gegen Preußen mit Defterreich ſich zu
verbinden! Während jetzt kein Liberaler mehr
daran denkt ſolche Dinge gellend zu machen,
greift die Partei, die in Kirche und Staat
die alleinſeligmachende iſt, zu ſener alten
verroſteten Waffe aus dem Arfenale ibrer
politiſchen Gegner und — ſchämt ſich nicht!
Konnten dieſe auch, als ſie gegen den Zoll-
verein mit ſolchen Bedenken duftraten, e6
aus ehrlicher Ueberzeugung thun, da noch
feine Erfahrung über die politiſchen Folgen
deſſelben vorlag, ſo iſt für ihre ultramon-
tanen Schüler gar keine Entſchuldigung vor-
handen wenn ſie Dinge behaupten, die durch
die Zeit vollſtändig widerlegt ſind! Auch ift
nicht zu beforgen, daß ſie mit dieſer aufge-
ſtellten Vogeltcheuche der Mediatiſtrung die
üddeuiſchen Staaten vom Zollverein, mit
dem ketzcriſchen Preußen an der Spitze, zu-
ruͤckſchrecken werden. Die materiellen In-
tereſſen, die Finanzen und Zollgefaͤlle find
eben weder katholiſch nech proͤteſtaͤntiſch, und
alle ſonderpoliſchen Mijſionspredigten wer-
den ſich vergeblich Demühen, auf diefem Ge-
biete Propaganda zU machen! Preußen mit
DHannover, Oldenburg und Brenien im
Bunde, bildet ein Ganzes, dem Süddeutſch-
land nur als ein Haͤlbes und darum Schwaͤ—
ghes gegenüber ſteht, und Oeſterreich kann
den fübdeutfchen Staaten entfernt nidhts
bietel, Was fie für die Verluſte entfhaädigte,
die aus dem Zerfall des Zollvereins für fie
hervorgehen würden, Vroduckion und Jn-
dufirie des Slidens hHat feinen natlrlichen
Marft im Ü?Qrb?n "Deutfchlands , nict m
ODften, nicht in Defterreich, deffen Produc-
tion und Induſttie ſo reich {n, wie die des
Zollvereins, und es iſt Doch wohr natürlich,
daß wenn Oeſterreich die Zolichranken zwi-
ſchen ſeinen deutſchen und Nicht=deutfchen
Stgaten aufhebt, die öſterreichifche In-
duſtrie und nicht die ſuͤddeutſche, ihre Fa-

brikate zunächſt auf dem kroͤffneten Markte


tion.? Die öſterreichiſche wird ihr Con-
currenz maͤchen, nicht ſie der öſterreichiſchen;


wir Denn, daß, während die Hoffnungen


litten haben, die auf die handelspolitiſche
Rein· Deuiſchlands (nicht KLein-Deutich-


chung baben, und daß ihr wenigſtens ein
Gebiet geſichert iſt wo die Berfuche, Deuiſch-


einem Intereſſe ſcheitern, das keine confeſ-
ſionellen Unterſchiede Fennt, und das die
ſcharfe Ecke iſt, an der die Störenfriede und
Phantaſten ſich die Köpfe einrennen werden,
fie ‚Mögen,. wie. Dahlmann fagt, tauſend
Kreuze davor fchlagen.. *

Badiſche allgemeine Verforgungs-
anſtalt.

Die Früchte der zurückgekehrlen Ruhe,
des immer mehr waͤchſenden Bertrauens
und zunehmenden Verkehrs zeigen ſich auch
bet der „Algemeinen Verſorgungsanſtalt
im SGroßherzogthum Baden.“ IJm Jahre
1848 betrugen die neuen Einlagen und
Nachzahlungen auf frühere Jahresgefjell-
ſchaften nur die Summe von 62,331 fl
35 fr., im Jahre 1849 die Summe von
84,265 fl. .53 fr. und . 1850 die Summe
von 97,076 fl. 58 fr. Anders ftellt ſich das
Ergebuiß im Jahre 1851 heraus, Die für
dieſes Jahr eröffnete 16, Jahresgeſellſchaft
hat ſich aus 1235 ganzen und theilweiſen
Einlagen gebildet, m Gaͤnzen ſind darauf
59,903 fl 23 fr. einbezahlt worden! Die


zahlungen auf die vorgehenden 15, Jahres
geſellſchaften betragen 68,619 fl 58 fr., beide
Einnahmen zufammen demnach 123,973 fl
21 fr. Mit dem 1, Februar D H. wurde
die 17. Jahresgeſellſchaft eröffnet. Es kön-
nen daher eben ſowohl neue gaͤnze ober
theilweiſe Cinlagen gemacht und Nachzah-
lungen auf theilweiſe Einlagen früherer
Jahresgeſellſchaften bei den im Badiſchen
und Auswaͤrts angeſtellten Geſchäftsfreun-
den gemacht werden. Das Vermögen der
Anſtalt beträgt über 5 Millionen Gulden
unDd bei dieſem o anſehnlichen Vermögen
iſt es der Thätigkeit und Umſicht der Ver-
waltung gelungen, ſelbſt in den bedräng-
nißvollen Zeiten, Verluͤſte von der Anſtalt
abzuhalten, was um fo mehr anzuerfennen
iſt alg der ganze Berwaltungsaufwand nur
19,000 fl betränt, worunter insbeſondere
audy die. Provifionen der ſämmtlichen Ge-
fhaftsfreunde in dem In- und Auslande,
die Sporteln und Droceßfoßten, Buͤchbinder-
und Buchbruckerfoßten, die Auslagen für
eigenthümlidhe Liegenfchaften 20 Vegriffen finb.

Kammerverhandlungen.

Karlsruhe S, März. 34, Sitzung der
zweiten Kammer.

Von Seiten des Secretartats, der Abg
Bär v. &, Fiſchler und Preſtinari werden
Petitignen uͤbergeben. Der Abg. Hägelin
uͤbergibt den Commiſſionsbericht über die


rer über das außerordentliche Budget über-
gegangen. Staatsmintſteritum Forderung


vertheilt ſich auf 4 Voften: 1) für die erfte
Einrichtung Sr. großb. Hoheit des Prin-
zen Karl 6666 fl. 40 fr; 2) zu den Koften


den Koften der Bundesfeftungen?

für die Marine 100,000 fl.- Diefe fämmt-
lichen Voſten werden genehmigt. Bei Yır,


desfeſtung Raſtatt fet Hurmiret hergeftellt,
allein e6 mangle an den Außenwerfen und
dem verſchanzten Lager, wo ſich das ganze
8, Bundesarmeecorps verſammeln fönne,


ſchützen. So lange Dies fehle, werde eine
die Feſte belagernde feindtiche Armee nicht
nur die Nefidenz, ſondern das Land weit-
bin occupiren und beunruhigen fönnen.
Das 'jet aber nicht der Zwed diefes Fe-
ſtungsbaues gewefen, daß fie nicht auch das


Regieruag möge daͤher beim DBundestag
die geeigneten Schritte thun, um auf die
Ergaͤnzung der noch fehlenden Arbeiten hin-
zuwirken und die Mitiel zu dem Bau beiz
zufjhaffen. — ODfter erflärt ſich in glei-


auf Yor. 4, Deutfche Flotte, daß er Nichts
gegen die Forderung habe, wohl aber Et-
was gegen die Stelle im Commiffionsbhe-
richt, wo e$ heiße: e$ fet zu wünſchen,
„daß das Großherzogthum fets, woes ſich
von Verpflichtungen gegen das geſammte
Baterland Handle, in Bezug auf pünktlidhe
Crfühung in erfter Linie verharre.“ Wer



ſen Finanzen ſolche Schoͤnung Vverlangten.
Seit die Idee einer Einigung Deutſchlands


VBeranlaffung, folde Ausgaben zu machens
ein Nutzen der Flotte für Baden fet nicht
erfichtlich, — Mathy: Der Abgeordnete
Schaaff habe den andern Ddeutfhen Staaten
neue Opfer für Raſtatt angeſonnen; wenn
nun dieſe deutſchen Staaten dächten, wie


dazu geneigt fein, da ja nach ihm feder
nur für ſich ſorge! Wenn man 3, B, von
ven Nordſeeſtaalen Opfer für Raſtalt for-


Baden anz nicht wir ſind bedrobt.

Forderung für die Flotte, ibren Schutz in
aͤhnlicher Weiſe beurtheilte. Uebrigens fet


kein leerer Wahn, und auch nicht als ver-
laffen zu betraͤchten, weil der Verſuch mit


Man ſtrebe auf andern Gebieten nach Her-
ſtellung einer nationalen Einheit in Poſt
Eifenbahn, MNMünze, Maß und SGewidht,
Handel und Berkehr, und ſo habe, auch die
Flottenfrage diefe Bedentung: —, Plaß:
Wenn e$ ſich davon handeln würde, für
 
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