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N 79.


Fraͤitaͤß * Aprit

1852.


durch die
Bertchte werden gratts betgegeben.


Sournals 2 fl. 1


Die Landwirthſchaftlichen


Deutfchland. _

Frankfurt, 29. Maͤrz. In der vorgeſtri
gen Sitzung des Bundestags iſt dem Verneh-
men naͤch die kurheſſiſche Vexfaſſungsange-
legenheit zur Erledigung gekommen. Der
in der Sitzung vom 6, d. M. in dieſer An-
gelegenheit vom Ausſchuß geſtellte Antrag
Tautet wie folgt: Hohe Bundesverfammlung
wolle beſchließen: „1) Die Bundesverlamm:
lung ertheilt den zur Wiederherſtellung der
Ruhe und Ordnung im Kurfürftenthum Heſ-
ſen getroffenen Maßregeln der durch die F, £.
öſterreichiſche und die königl. preußiſche Re-
gierung beſtellten Bundescommiſſäre ihre Ge-
nehmigung! 2) Sie erklärt kraft der nach
Art. 61 und 27 der Wiener Schlußaete ihr
zuſtehenden Competenz, indem ſie in dem
Mangel einer bundesgeſetzmäßigen Ordnung
der Verfaſſungsverhältniſſe des Kurfürſten-
thums die Veranlaffung der eingetretenen
Unruhen erkennt, daß die Verfaſſungsurkunde
vom Januar 1831 nebſt den in den Jah-
ren 18 8 und 1849 dazu gegebenen Erläu-
terungen und daran vorgenommenen Ab-
änderungen und fammt dem Wahlgeſetze
vom 5. April 1849 in ihrem weſentlichen,
jedoch von dem übrigen nicht wohl zu tren-
nenden Inhalte mit den Grundgeſetzen des
deutſchen Bundes, insbeſondere mit den Bor-
ſchriften der Art 54, 57 und 58 der Wie-
ner Schlußacte nicht vexeinbarlich und da-
her außer Wirkſamkeit zu ſetzen iſt. 3) Dem-
gemäß und nach der über die Reviſien die-
ſer Berfaſſung zwiſchen der kurfürſtlichen
Regierung und den Bundescommiſſären ſtatt-
gehabten Berathung wird die kurfürſtlich
heſſiſche Regierung aufgefordert, nachdem
von ihr der Inhalt des vorſtehenden Aus-
ſchußberichtes in Erwägung gezogen ſein
wird eine dem Reſultate dieſer Berathung
entſprechende revidirte Verfaſſung für das
Kurfürftenthum Heſſen nebft Wahlgeſetz und
Geſchäfisordnung, an die Stelle der ſeit-
herigen ohne Zögerung als Geſetz zu pu-
blicixen, dieſelbe der in Gemäßheit dieſer
Verfaſſung und des Wahlgeſetzes einzube-
rufenden Ständeverſammluͤnz zur Erklärung
vorzulegen und von dem Reſultate diefer
Erklärung, eventuell dex weiteren Verhand-


Sarantie des deutſchen Bundes für die re-
vidirte Verfaſſung des Lurfürſtenihums, der
Bundesverfammluͤng Mittheilung zu machen.
4) Die Buͤndesverſammlung ertheilt jedoch
dem Entwurfe der revidirten Berfaffung zur
Zeit nur im Allgemeinen ihte Zuſtimmung,
Dhne über die Billigung aller in demſelben
entbaltenen einzelnen Beßimmuugen ſich aus-
zuſprechen. 5) Die furfürfilige Regierung
wird erfucht, über den Erfolg der zur Be?
feſtigung Der mieder hergeſtellten geſetzlichen
Ordnung getroffenen Maͤßregeln, fowie über
die Beendigung des verhängten Kriegszu-
ſtandes, ſobald folde für zuläffig erkannt
ſein wird, demnächſt nähere Mittheilung an
die Bundesverfammlung geigugen zu laſſen.
6) Nach Maßgabe der ad 3 und 5 dieſes
Beſchluſſes zu erwartenden Mittheilungen
behaͤlt ſich die Bundesverfammlung in Rück-
ſicht ihrer Einwirkung auf eine berubhigende
definitive Erledigung der Berfaffungsanges

legenheit des Kurfürſtenthums die weitere
Beſchlußnahme vor. ) Der k f öſterrei-
chiſchen Regierung und der fönigl. preußi-
ſchen Kegierung ſpricht die Bundesverſamm-
lung ihren Dank aus für die föderativen
Geſinnungen, mit welchen beide allerhöchſte
Regierungen der Leitung dieſer wichtigen
Angelegenheit bis zu ihrer Erledigung durch
die Bundesverſammlung ſich unterzogen hat-
ten, indem ſie damit das Erſuchen verbin-
det, den beſtellt geweſenen Commiſſären die
vollſte Anerkennung der Bundesverſammlung
für die Umſicht, Unparteilichkeit und Sach-
kunde zu erkennen zu geben, womit ſie die
ihnen geſtellte ſchwierige Aufgabe gelöſt ha-
ben. 8) Die betreffenden Herren Bundes-
tagsgeſandten werden erſucht, dieſen Be-
ſchluß zur Kenntniß ihrer höchſten Regie-
rungen zu bringen.“

Frankfurt, 31. März. Der königlich
preußiſche Bundestagsgeſandte Hr. v, Bis-
mart⸗Schönhauſen, iſt von Berlin wieder
hier eingetroffen.

Maiuz, 27. März. Daß am Nieder-
rhein bedeutende Quantitäten Getreide nach
dem Mittelz und Oberrhein verladen wür-


beftätigt. Bom 1, bis 26 März ſind im
Haͤfen von Mainz 113,000 Zinr. Getreide


noch legen 15 Schiffsladungen bereit, die
theils in der Auslabung begriffen, theils
deren gewärtig ſind; die Geſammilavung
derſelben beſteht in 24,000 Zentner Weizen
und 40,000 Zentner Korn! Bei Mainz
vorbeigefahren find vom 1. bis 26, März
aug dem Niederrhein nach dem Main,
Oberrhein und Neckar 146,000 Ztr. Korn
und Weizen! Ein Mangel an Brodfrüch-
ten liegt daher eben ſo wenig vor, wie die


gegenwaͤrtige Höhe bis zur nächſten Erndte
behalten werden! Dieſe Nottzen dürften
geeignet ſein, ängſtliche Gemüther zu beru-
higen. ; (D
Bad Enis, 28, März. Die Nachricht,
daß die Kaiſerin von Rußland dieſes Jahr
Ems beſuchen werde, dürfte vorerſt nur als
Wunſch aufzufaſſen ſein, zu deſſen Verwirk-
lichung zur Zeit noch keinerlei Ausſicht er-
öffnet worden iſt. ( 2673
Koblenz, 28, Märs. In der geſtern
hier abgehaltenen Conferenz von Deputa-
lionen der verſchiedenen xheiniſchen Städte
wegen des Baues einer Eiſenbahn auf der
Strecke von Bonn bis Mainz, war man
allgemein über die Zweckmäßigkeit einer ſol-
chen auf dem linken Rheinufer einverſtan-
den, und es wurde demgemäß eine Petition
an das Gefammtminiſterium! beſchloſfen.
Da jedoch dieſe Petition gleichzeitig ſich
gegen die projectirte Bahn von Deutz über
den Weſterwald nach Altenkirchen ausfpricht,
ſo erklärte die Köiner Deputation, ſich an
derſelben nicht betheiligen zu fönnen, weil
die erwähnte Bahnlinie gleichwohl ſehr im
Intereſſe ihrer Stadt liege. Nach den ge-
pflogenen Berathungen glaubt man inzwi-
ſchen, daß eine Einigung der 3 Comite's,
naͤmlich der Köln⸗Bonner Bahn, ſowie

der Comite's für den Bau einer Eiſenbahn

von Bonn bis Koblenz und von Mainz bis

Bonn, werde zu Stande fommen.
Berlin, 27. März. Der k. hannoverſche

Finanzminiſter, Herr v. d. Decken, welcher


Verlaufe des geſtrigen und des heutigen


ſidenten von Manteuffel und dem Miniſter
des Innern, v. Weſtphalen, gehabt! Herr
v. d. Decken iſt ein Verwandler des Hrn.
von Weſtphalen. Wenn ein hieſiges Blatt
aus dieſem Umſtand die Annahme herleitet,
der hannoverſche Miniſter ſet lediglich in
Privatangelegenheiten hier, ſo können wir
den nach
Mittheilungen mit Beſtimmtheit widerſpre-
chen. Herrn v. d. Deckens Anweſenheit gilt
zunächſt noch den eingeleiteten Verhand-
iungen über manche Punfkte , die auf dem
Zolicongreß zur Erörterung kommen! So-
dann liegt auch die Flottenfrage, nach dem
Ausgang welchen dieſelbe auf der hanno-
verſchen Conferenz genommen, ſeiner Miſ-
ſion nicht fern. Es gewinnt mehr und mehr


früheren Anerbietungen zurüdfommen: in
Gemeinſchaft mit denjenigen Nordfeeftaaten,
welche ſich dazu bereit erklären, einen Ver-
ein zur Aufrechthaltung eines Geſchwaders
in der Nordſee zu bilden.

Berlin, 27. März. Die Unterhandlun-
gen mit dem Herzog von Auguſtenburg ſind
nach der Kreuzzeitung in ein neues Stadium
getreten. Die däniſche Regierung hat für
ibre Anerbietungen an den Herzog eine be-
ſtimmte Friſt geſtellt, nach deren Ablauf ſie
die letzteren als nicht mehr verbindlich er-
achtet. Man glaubt, dieſe Crflärung ſtehe
im Zuſammenhang mit der Anweſenheit des
holflein-lauenburgiſchen Geſandten am Bunz
destag, Baron v. Bülow, in Berlin.

— Vorgeſtern hat ein Zweikampf zwiſchen
Herrn v. Bismark-Schoͤnhauſen und dem
Freiherrn v. Vincke wegen des neulichen
Kammergezänkes ſtattgefunden. Piſtolen und
eine Entfernung von zwölf Schritten ließen
einen gefährlichen Ausgang erwarten. &8
iſt jedoch Alles fein ſäuberlich und friedfertig
abgelaufen, beide Gegner haben zugleich ge-
ſchöſſen, die Kugeln haben keinen Schaden
angerichtet, worauf man ſich die Hände ges
reicht und dem Aeseulap einen Hahn ge-
ſchlaͤchtet, D, D, fröhlich dinirt hat! Nach
den ernſthaften Geſichtern, die dieſes furcht-
bare Rencontre ſo erbinerter Parteihäupter
weiſſagend bewebklagten, iſt das Gelächter,
das dieſem Kammer= Duell folgt, wohl zu
begreifen; immer aber iſt es gewiß am be-
ſten, daß aus dem Trauerſplel eine Poſſe
wurde. * E

Berlin, 28. März. Man ſieht hier, fagt
die „Lith. Correfp.”, troß entgegengeſetzter
Prophezeihungen fehr getroſt den Zolleonfe-
renzen entgegegen. Gerade das, was die


rung des Zollpereins zum Beweiſe ihrer
Weiſſagungen anführen, wie die Zufammen-
kunft der Miniſter der größeren bisher Preu-
hen zollverbündeten Staaten, kann audh, be-
ſonders wenn man Vorhergegangenes in


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