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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 78-102 (1. - 30. April 1852)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66017#0340
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Y


von 4,700,000 Frk. für im Budget

voraeſehene Ausgaben bewiltgt.
& Brüffel, 4. April. Bictor Hugo täßt
in der Independance beige“ erflären, es
fet eine Erfindung, daß ihm die Rückkehr
nach Frankreich genattet; ein Verlangen in
dieſem Sinn fei nicht von ihm ausgegaͤngen.
FkFraukreich.

Xx BParis, 3, April. Der „Moniteur“
enthaͤlt ein langes Rundſchreiben des Poli-
zeiminiſters v. Maupas an die Präfecten
über die Art und Weiſe, wie die mitdem or
ganiſchen Preffedecret vom 17. Febr. d. J.
in Verbindung ſtehenden poltzeilihen Be-
ſtimmungen in Vollzug zu ſetzen feien. Ge
gen alle Blätter ſocialiſtiſcher Tendenz
ſell mit der groͤßten Strenge vorgegangen
werden; den Verkauf unſütlicher? Bücher
und Druckſchriften ſollen die Praͤfeeten ver-
bieten. Bei Conceffionsgefuchen für neue
Zeltſchriften iſt die gewiſſenhafteſte Prüfung
des Charakters und der Moralität der An?
ſuchenden vorzunehmen; ebenſo bei den ſich
mit dem Buchhandel befaſſenden Perſonen.
Ein Decret im „Moniteur“ ordnet auf
Bericht des Marineminiſters an, daß jedes
eine Admiralsflagge tragende oder bet ei-
ner Flottendiviſion das Hauptſchiff bildende
Fahrzeug einen Kaplan an Bord haben
muß; ebenſo ſollen Kapläne die zu einer

; nicht

begleiten. Ihr Gehalt beträgt von 2000
bis 2500 Fr. und ſie ſitzen mit dem Be:
fehlshaber des Schiffes zu Tiſch! Auch ſoll
ein Oberkaplan der Floite mit einem Jah-
resgehalt von 6000 r. ernannt werden-
Nach dreijährigem Seedienſt kann jeder
Kaplan mit 1200 Frank! ein Jahr Urtanb
nehmen. — Vorgeſtern Abend wat ein gro-
ßes Diner im Elyſee, zu welchem alle ge-
genwaͤrtig in Paris anweſenden Cardinaͤte,
Erzbiſchöfe und Biſchöfe fowie andere her-
vorragende Mitglieder der hieſigen Geiſt
lichkeii geladen waren, — Am 25 März
iſt durch telegraphiſche Depeſche an alle
commandirende Generale von Diviſionen
und Subdiviſionen die Weiſung ergangen,
alle Deportationen nach Algerien zu fus-
pendiren und die ſchon auf dem Traͤnsport
dahin befindlichen Gefangenenzüge zurüc-
zubalten. Auf die nach Cayenne deftimmten
Gefangenen findet dieſer Befehl keine An-
wendung.
England.
London, 3. Aprii. Geſtern hat Milner

Lage der Dinge am Laplata betreffende
Volien angekündigt, Ddie er nächften
Montag einbringen werde. Für Ddie
zweite Leſung der Milizbill hat der Schatz-
kanzler den 23. April angefeßt, nachdem
kurz zuvor der 19, bierfür anberaumt wor-
den war. — Im Oberhaus hat Sraf v.
Derby geftern die Niederſetzung einer be-
ſondern Commiſſien vorgeſchlazen, welche
die Ernenerung des Freibriefes der oſtin-
diſchen Compagnie bezutachten ſoll. Der
Vorſchlag des Yremierg mwurde angenom:
men. — Deute war Cabinetsrath im aus-
wärtigen Amt ; ämmtliche Miniſter wohn-
ten demſelben bei. HGE

/ Italien.

Livorno, 31. März. Der Prinz von
Canino weilt noch immer in Civitaveechia,
wohln ſich abermals ein Secretär der fran-
Lſiſchen Geſandiſchaft begab, um ihn zur
Rückkehr zu beſtimmen, jedoch vergebens,
da der Prinz jedenfalls den Beſcheid aug
Paris abwarten wiil.

Türtkei.

Von der bosniſchen Grenze, 26. März.
Endlich ſcheint ein Sonnenfirahl der Gnaͤde
den Rajahs zuzufallen. Nach einer Haft

von _ 22 Tagen ſind etwa 90 Rajahs In
eigelaſſen worden. Jaroſch Alt Da
O eın mohamedaniſirter Slave, 8
Der

rivno
ſcha, au
ſprach ihnen Befferung ibrer Lage.


Zwanziger monatliche Beſoldung und wird
alg Mudir oder Häuptling angeftellt, mußte
jedoch vor dem Crucifix der lürkiſchen Re-
gierung und dem Sultan unbedingte Treue
geloben, 3Zu Livno ſind derzeit 2000 Mann
rürkiſche Truppen cencentritt; es iſt der
Aufmerkſamkeit der Bewohner nicht entgan-
gen, daß ſich darunter zahlreiche Ungarn
und Italiener befinden.

Beirut, 16. Närz. Mit dem Liohd-


der franzöſiſche Conſul zu Jerufalem, Hirr
Botta, hier an! Er haͤtte jich neun- volle
Mongte zu Konſtantinopel aufgebalten, um
die Lölung der Frage wegen des heiligen
Grabes abzuwarten. Ungeaͤchtet feiner An-
firengungen wußte die griech. Partei doch
die Sache zu einem eonciliativen Ende zu
leiten. Der Stern von Beit Lemme iſt den
Lateinern geſchenkt worden; die Reſtauri
rungskoſten für das heilige Grab ſollen von
allen chriſtlichen Glaubensparteien gleich-
mäßig getragen werden.

Mannheim, 2. April. Geſtern lund
heute wurde über die Anklage gegen Wolf
Götz von Strümpfelbrunn, weacn Meineids
verhandelt. Die den Geſchwornen geſtellte
Frage lautete: Iſt der Angeklagte Wolf
Götz von Strümpfelbrunn ſchüldig: In der
bürgexlichen Streiiſache des Jofeph Hart-
brechrichen Maſſecurators G, H. Seibert
in Eberbach und Conſorten gegen ihn, W.
Götz ſelbſt, Forderung betreffend, den ihm
von der Gegenpartei zugeſchobenen und durch
oberhofgerichtliches AUrtyeil vom 18. Sept,
1849 daͤhin feſtgeſetzten Eid: Es iſt nicht
wahr, daß ich mit den übrigen Gtäubigern
und der Joſeph Haͤribrechts Ehefrau mich
dahin für einderſtanden erklärt habe, daß
ſie als Steigerin des Haufes betrachtet wer!
den folle, wenn ſie binnen 24 Stunden einen
Burgen für die Zahlung des Steigſchillings
ſtellen andernfalls aber Derfenige, welcher
vornihr geboten habe, als Steizerer be-
waͤchtet werden ſoile, unterm 5, Zuli 1850
vor dem großh. Bezirksamte Cherbach wiſ-
ſentlich falſch geſchwoͤren za haben 2 Die
Antwort lautetẽ: Ja, jedoch nicht wiſſentlich.
Nach vorgängiger Berathung init dem Ge-
richishof gab der Praͤſident den Geſchwor-
nen die Erläutexung, daß die geſtellte Frage
lediglich mit„Jaoder „Nein“ zu beant-
worten fet, worauf ſie mit „Nein’ antmor:
teten. Hierauf wurde der Angeklagte frei-
geſprochen.

— 3, April. In der heutigen Sitzung
vurde der verheirathete übel berufene Gg.
Poilipp Stadler III. von Ziegelhaufen der
Entwendung einer Pfeife und eines Pfeifen-
kopfs im Werthe von 17 kr. zum Nachtheil


mit des durch Einſteigen und . Eindredhen
gefäbrlichen, im 3, Rückfall verübten Dieb-
ſtahls für ſchuldig erflärt und deshalb zu
einer Arbeitshausftrafe von 2 Jahren, ge-
Gärft durch 48 Tage Hungerfoft und zur


3 Jahrẽn veturtheilt.

Freiburg, 2. April. Schwurgerichtliche
Berhandlung in Unterfudhungsfachen gegen
Jakob Danner von Wolfenweiler, wegen
Zödiung, ı

(Mbr. 3.)


der Schwungerichispräſident den abzuhan-
delnden dall alg einen fehr ſchwierigen, der
die Aufmerffamfeit der Geſchwornen in volle
Thätigteit ſetzen werde, da die That fchon
vor bereits S Jahren ſich ereignete, Orte-

*

®

feindſchafien und Familienſtreitigkeiten ver-
naßt hat, auch Lereiis andere Perſonen
Wwegen Ddes gleichen Vorfals in Unterfuchung
genommen, die eine klaͤgfrei gefprochen, bet
ber anderen das Verfahren eingeftellt wor-
den in. Auf der Anflagebanf befindet
ſich ein junger Landwirih von 29 Jaͤhren,
PON gutem gelundem Ausſehen, der Sohn
wohlhabender Eliern, deffen Vater daͤs Bürz
geuMetlteramt in Wolfenweiler bekleidet; der
ABahı]prud der Geſchwoͤrnen enifcheidet über
die Zufunft diefes mit den beften Zeugniffen
auegerüfteten Angeflagten, Die Anfklage be-
chuldigt ihn, der im Affect und ohne Vorz
bebacht verübten &ödtung des Martin-Dug
ven Soallftadt, — Diejer Martin Hug
wurde am 29. Juli 1844 in vdem Grasz
und Baumgarten hinter dem Hofgute des Altz
bürgermeijlers. Hanfer Neukirch von Schall-
ſtadt todt gefunden.! Er hatle zwei mittelft
eines ſiumpſen Werkzeuges zugefügte Kopf-
verletzungen, von welchen die eine, die eine
totale Verwüſtung der Orgaͤne des Gehir-
nes angerichtet, nach dem. Gutaͤchten der
Serichtsaärzte abfolut tödilich geweſen iſt. —
Es ritete” ſich der Verdacht, wie bereits
bemerkt, geyen andere Perſonen aber ohne
Erfolg; es verbreiteten ſich Gerüchte alter
Yrt und darunier auch ein ſolches, daß der
Angeklagte die Tödtung verübt. — Der
Amisexequent hatte bei einer im Haufe des
Johann Hanſer alt von Wolfenweiler vor-
genommenen dienſtlichen Verrichtung ver-
dachtige Worie über blutige Hofen. fallen
hoͤren und lolche dem Gerichte hinterbracht.
&6 ergab ſich nun, daß der Angeklagie an
29, Jult 1844 Bluiflecken in feinen. Hoͤfen

hatfe, worüber er feine rechtfertigende Er-
klärung zu ertheilen vermochte, Zeugen, in
den fruheren Unterſachungen ſchon beeibigt,
wurden nochmals abgehört, und die Angabe
des Hauptzeugen, Aceifor Danner , erbielt
in der neuen Unterfuchung wefenlliche Zus
füße, Diefer Zeuge gab. früher nur an,
daß ſein Vetier Jaͤtob Danner, der Ange-
lagte, in der Nacht vom 28, auf den 29,
Juli 1844 ſeine Tochter beſucht und mit
Steinwürfen von dem Hauſe veririeben und
dann von ibm, Zeugen, heimbegleitet wor-
den ſei Jetzt erweitert ſich feine Ausfage. .
tahin, daß ex den Vetter Jakob Danner
über den g. Scheuerleweg na dem Gras-
garten hinter dem Hofgute des Haͤnſer Neu-
fircd begleitet, daß ſein Vetter mit einem
Prügel ſich bewaffnet, daß er, Zeuge beim
yellen Mondlicht ‚eine Geſtalt dor ſich her
yabe laufen fehen , ebenfalls gegen den ge-
dachten Grasſarten, daß er in dieſer Ge-
ftalt die Perſon des Martin Hug zu erfen-
nen geglaubt, daß der hewaffnete, Danner
dieſer Geſtalt naͤchgefetzt er aber, Zeuge,
ſich umgewendet, wie Jakob Danner nur
noch einige Schritte von der Geſtalt ent-
fernt war und daß er darguf einen dumpfen
Schlag vernommen, und ſich in ſeine Woh-
nung begeben habez hier erzählte er feiner
Ehefrau, daß Streit gewefen und Jaͤkoͤß
Danner wohl Einen werde gezeichnet haz;
ben, . Diefer Danner kam dann gleich wies.
der in das Haus des Acciſor Danner und
dieſer begleitete ihn dann auf anderem Weg
gegen Wolfenwetiler. — Iag den Aceifor
Danner veranlaßt, erſt jetzt, acht Jahre naͤch
dem VBorfalle, die gewichtigſten Verdachts?
ja Ueberführangsgründe gegen den Anges
klagten zu ſchleudern hierüber ift ein Schleier
geworfen ; Aceiſer Danner behouptet, daß
er das Nämliche in der erſten Unferfuchung
ſchen aNZegeben, und nicht recht verſtanden
worden ſein müſſe, wenn die Acten nichts
darüder enthalten, Die Acten, die in den
öffentlichen Sitzungen verlefen worden find, .
enthalten aber nichts davon und der betref-
fende Unterfuchungsrichter iſt mittlerweilen
 
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