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2

N‘ 103.

— Samftag, 1. Mai.

71852




Berichte werden gratts beigegeben.
Auskunft ertheilt, die Spaltzeile in Petitſchrift 4 fr.

und ſchließen ſich ihm — Vlatter an.
Sournals 2

Preis Halbjähriteh in Hetdelberg: 2 . 6 k



Or dre!
Nr. 21. Zu der am 1. Mat d. I. ſtatt-
findenden feierlichen Beiſetzung der Leiche des


nes innigſt verehrten Herrn Vaͤters König
licher Hoheit und Gnaden, werden die Trup-
_ pen der hieſigen Garniſon in folgender Art
yerwendet: Das I. Reiterregiment wird im
‚innern Schloßplatz dem Portale gegenüber,
Front gegen das Schloß, in Linie mit 30
Schritten Seitenabſtand zwiſchen der 2, und
3. Schwadron, aufgeſtelli. Die Schloßwache
wird mit einer Compagnie von dem 1, In-
fanteriebataillon in der Stärfe von 100
Feuergewehren, mit Einſchluß der ausge-
ſiellten Poſten, beſetzt. Das IL Reiterregi-
ment, welches zu dieſem Zweck hierhergezo-
gen wird, beſetzt außerhalb der Keite des
innern Schlotzplätzes den Raum vom Hof-
bibliothekgebaͤude bis zum Kuchenbau. Der
Cingang in die Schloßwache bleibt frei-
Die Aufſtellung iſt in Linie Front nach dem
Schloß. Der Siab und die Muſik befin-
den ſich auf dem linken Flügel der zweiten
Schwadron, dem Officiers-Wachthaus der
Schloßwache gegenüber. Der Spalier von
den Schloßwaͤchegebäuden bis an die Stadt-
kirche wird rechierſeits (auf der Seite des
Thẽaters) von den Truppen der Garniſon,
linkerſeits (auf der Seite des Marftalles)
von der Buͤrgerwehr gedildet. Die Trup-
pen ſtehen in folgender Ordnung: Auf dem
Markiplatze, gegenüber der Stadtkirche das
1. $nfantertebatailon (3 Compaguien) auf
Ddrei Glieder rangirt. Links an dieſes ſchlie-
ßen ſich die übrigen Truppentheile, ſämmt-
lich auf zwei Ölieder. vangirt, in folgender
Reihenfolge: die Kriegsſchüler-Compagnie,
die Pionniercompagnie, die Schützenabthei-
lung das 2. Infanteriebataillon. Die Fuß-
artiilerie (die Fahrkanoniere in eine Ab-
] . tDeilung formirt auf dem rechten Flügel),


Stäbe und Spielleute auf dem linken Fluͤ—
gel. Die Bataillene der Bürgerwehr haͤben
die Stäbe und Spielleute auf dem rechten
Flügel. Die genauere Richtunge inie des
Spaͤliers wird den Truppen an Ort und
Sleue bezeichnet. Die reitende Batterie iſt
zum Feuern beſtimmt und nimmt in ange-
meffener Entfernung außerhalb des Ettlin-
ger Thors eine Aufftelung mit 6 12pfünder
Kanonen. Eiwa fehlende Bedienungsmann-
fchaft gibt die Fußbatterie. Saͤmmiliche
Truppentheile erſcheinen im Paradeanzug
(bezuͤglich mit Haarbuſch). Das Commando
über die bei der Beiſetzung verwendeten
Truppen und Bürgerwehren wird dem
Garniſonscommandauten übertragen. Die
Aufſtellung i um 6 Uhr beendigt. Sie
geſchieht mit der der Feierlichkeit angemef-
fenen Stille, ſowie auͤch die Abholung der
Fahne des 1, Bataillons. Zum Tragen des
- Baldachins über dem Sarg und Dder vier
Ecken des Leichentuchs ſind befehligt: 17
Generalleutnant von Laſollaye, 2) ©enerals
Jeutnant von Gayling, 3). Generalmajor
v. Brandt, 4) Generalmajor v. Kalenberg.
Zum Tragen des Sarges ſind 24 Unter-
offiziere aller Truppentheile beſtimmt, Das
Tragen des Baldachins, wenn er nicht über

der Höchſten Leiche gehalten wird, geſchieht
durch 4 Oberfeldwedel oder Oberwaͤchtmei-
ſter. Dieſe fowie die zum Tragen des
Sarges befehligten Unteroffiziere melden ſich
um *26 Uhr im Großherzoglichen Schloſſe
beim dienſtthuenden Fiügeladjutanten! So-
bald der Sarg unter das Portal Ddes
Schloſſes gebracht wird, gibt das dort auf-
geſtellie 1. Reiterregimeni die für die Pa-


Der Parademarſch wird einmal durchgebla-
ſen. Sobald der Befehl zum Abmarſch er-
folgt, ſetzen ſich die 1, und 2. Schwadron
in Lechis abmarſchirter Colonne mit halben
Zügen, die Muſik voran, an die Spitze des
Zugs. Die 3. und 4 Schwadron beſchlie-
ßen den Zug in gleicher Art. Bei Annähe-
rung der Höchſten Leiche wird von jedem
Truppentheil präſentirt und ſalutirt. Die
Spielleute geben die vorgeſchriebene Parade-
begrüßung einmal ab. Die Muſik des 1,
Infanteriebataillons ſpielt die Paradebe-
grüßung nicht mit Trommeln mit. Trom-
meln und Blasinſtrumente ſind gedämpft.
Das Feuern der reitenden Batterie, welches
langſam, mit regelmäßigen Intervallen ge-
ſchieht, beginnt, ſobald der Sarg unter das
Schloßportal gebracht wird, und wird wie-
der eingeſtellt beim Einbringen in das Kir-
chenportal. Sobald nach geendetem Leichen-
Gottesdienſt der Sarg in die Gruft ge-
bracht wird, gibt die Batterie weitere 30
Schuß mit kürzern Intervallen. Sämmtliche
Truppen bleiben in ihrer Aufſtellung bis
auf weitern Befehl-

Karlsruhe, den 28. April 1852.

(gez.) Friedrich.

Dienſtnachricht.
Cameralaſſiſtent Theodox Viecellio von
Kenzingen iſt bei der großh. Markgräflich
badı Domänenkanzlei als Reviſor angeſtellt
worden. —

Deutſchland.

** Geidelberg, 29. April. Nachdem
bereits vorgeftern Dder DHuldigungsact der
Staats-⸗ und Kirchendiener ſtatigefunden,
wurde heute Vormittag von Seiten der
Semeindebürger, an welche ſich auch die
übrigen Bedienſteten und andere hier woh-
nende Staatsbuͤrger anſchloſſen, der Huldi-
gungseid abgeleiftet, und zwar von den
Katholiken früh um 8 Uhr in der Jeſuiten-
kirche, von den zur Providenzgemeinde ge-
hörigen Proteſtanten und den Deuiſchkatho-
liken um 9 Uhr in der Propidenzkirche, von


Geiſt in letzterer Kirche um 10 Uhr, und
ſchließlich von den israelitiſchen Bürgern.
in ihrer Synagoge. In jedem der genann-
ten Gotteshaͤufer ging eine reindringliche
religioͤfe Belehrung uͤber die hohe Bedeu-
tung, die Wichtigkeit und Heiligkeit des
Huldigungseides von den betreffenden Geiſt-
lichen voraus. Alsdann nahm der großh.
Herr Amtmann Kraft, unter Vorausſchi-
ckung einer kurzen aber gediegenen An-
ſprache über das bedeutungsſchwere Exeig-
niß,. welches die Veranlaſſung zu dieſem
feierlichen Acte wurde, nämlich das Able-

ben des allverehrten Landesvaters, Groß-
herzogs Leopold, und die Thronbeſtei-
gung des Prinzen Friedrih, f Hoheit,
des Erben der Tugenden des Zährin-
ger Fürſtenhauſes, als Regenten von
Baden, — den fämmtlichen Anweſenden ge-
meinſam in der üblichen Weiſe den Huls
digungseid ab, worauf die Feier mit dem
kirchlichen Segen ſchloß.
Ueberall war ein freudiges Zudrängen
der Bürgerſchaft zu diefem ernflen und
wichtigen Acte zu bemerken; überall gab
ſich der beſte Geiſt der treueſten und innig-
ſten Anhänglichkeit an unſer erhabenes Für-
ſtenhaus fund, überall zeigte ſich neben der
aufrichtigen Trauer über den Verluß des
geliebten Landesvaters das freudigſte Ver-
ſrauen auf deſſen erhabenen Sohn, den nun-
mehrigen Landesregenten, den durchlauchtig-
ſten Prinzen Friedrich, daß Er, wie dem
ganzen Lande, ſo auch unſerer Muſenſtadt
zleiche Huld und väterliche Fürſorge zu-
wenden werde, wie wir ſie dem höchſtſeli-
gen Großherzog Leo pold zu danken haben.
Mainz, 27. April. Den 1. Mai eröff-
net die Kölniſche Dampfſchifffahrtsgeſellſchaft
ibre Faͤhrten auf dem Oberrhein zwiſchen
Straßburg und Mannheim, welchẽ dieſen
Sommer in Berbindung mit der Paris-
Straßburger Eiſenbahn dem Rhein viele
Fremden zuführen wird.
München, 23. April. Es wird hier als
ziemlich ausgemacht angenommen, daß der
Miniſterpräſident v. d, Pfordten nach den
Schluſſe des Landtags zurücktritt. Als ſei-
nen Nachfolger bezeichnet man den Grafen
Waldkirch, welcher ſchon früher einmal vor-
übergehend das Miniſterium des Aeußern
verweſ't hat. Auch der Juſtizminiſter von
Kleinſchrod wird zurücktreien; daß von den
übrigen Mitgliedern des Eabinets eines
oder das andere im Amte bleiben wird, iſt
nicht unwahrſcheinlich; namentlich wird wie
man glaubt, der Finanzminiſter ſeine Stelle
behalten. Beim erſten Bürgermeiſter unz
ſerer Reſidenz wurde angefragt, ob nach ſei-
ner Meinung der Rücktritt des Miniſteriums
etwa tumultuariſche Kundgebungen unter
der hieſigen Bevölkerung zur Folge haben
könnte! Hr. Dr. Bauer konnte dieſe Frage
und wohl mit allem Grunde verneinen;
denn obwohl, wie ſich kürzlich unzweifelhaft
gezeigt, das Miniſterium nicht nur die Sym-
pathieen der hieſigen Bürgerſchaft, ſondern
auch der Mehrheit des bayerifchen Voltes
beſitzt, ſo ſind doch in München die Zeiten
Dank gerade dem jetzigen Miniſte-
rium — hoffentlich für immer vorbet, wo
deſſen Bewohner ihre Zu- und Abneigung
durch tumultuöſe Auftritte kund gegeben ha-
ben. — —
Sigmaringen, 26. April. Heute iſt der
früherẽ Königi Commiſſar, Präſident von
Spiegel, plötzlich am Schtagfluß geſtor-
ben. Die Schlaganfälle haben ſich bet ihm


davon befallen wurde, öfters wiederholf,
Indeſſen war ſein Befinden in der legten
Zeit ziemlich gut: er iſt täglich ausgefahren
und war nun im Begriffe in den nächften
Tagen Hobenzollern zu verlaffen und nach
 
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