N 113.
Donnerſtag, 13. Mai
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Die Landwirthſchaftlichen
Seine Königl. Hoheit der Höchſt-
ſelige Großherzog Leopold.
Der nun in Gott ruhende Fürſt Karl
Leopold Friedrich, Grobherzog von Baden,
Herzog von Zähringen, war der Sohn
Karl Frledrichs des Geſegneten, aus deſſen
zweitel Ehe init Uutie Karoline, Neichsgrä-
fin von Hochberg. Geboren am 29. Auguſt
1790 in dem Reſidenzſchloſſe zu Kaͤrlsruhe
und mit aller der weiſen Sorgfalt erzogen,
die aus dem Herzen ſeiner liebevollen El-
tern floß, nahm Er von zarter Jugend an
in Sein für alles Guͤte empfängliches Ge-
müth fene großen Eindrücke auf , welche
durch den täglichen Anblick einer höchſt mil-
den und väterlichen Regierung in Zhm. er-
weckt und Sein ganzes Leben hindurch in
freudiger Erinnerung bewaͤhrt wurden, —
Nach dem Willen Seines Durchlauchtigſten
Vaters den Er am 10. Juni 18114 durch
ter nur um 9 Jahre überlebte, bezog Er
1809 wohlvorbereitet die Univerfität Hei-
delberg, wo Er der Staatswiſſenſchaft und
der Staatswirthſchaftslehre unter der Lei-
tung ausgezeichneter Männer den regſten
Eifer widmete. Auch hier gewann Er, ein
19jähriger, kräftig blühender Jüngling von
ſchöner und hoher Geſtalt, durch treffüche
Eiaenſchaften, zumal Ddurch rein ſittliche
Wurde die Berehrung. aller Dderfenigen,
welche Sbm zu nahen das Glück hatten,
Durch Neifen in verſchiedene Länder weiter
auggebildet, nahm er 1814 Zheil an dem
Befreiungsfriege gegen Frankreich, insbe-
fondere an den blutigen Kämpfen bei Bar-
fur-Aube, Arcis fur-Aube und vor Paris,
und nach der Cinnahme dieſer Hauptſtadt
erbob Ihn des Großherzogs Karl Königl-
Hoheit von der bis dahin bekleideten Würde
eine$ hadiſchen Oberſten zum Generalmajor.
Bon fehs Söhnen der Bierte, ſchien Er
nicht zum Throne beftimmt, doch theils der
frühe Tod, theils die Kinderloſigkeit der
näber berechtigten Thronerben wurde die
VBeranlaffung, daß Er nebfit Seinen zwei
jüngeren Herren DBrübern, den früheren
hausgefeglihen Beſtimmungen Seines Hrn.
Vaters gemäß, 1817 zum Großherzoglichen
Yrinzen und Markgrafen von Baden er-
flärt, und Sein Eibfolgerecht auch durch
die europätfchen Großmäcte gemwährleiitet
wurde! Nachdem Er am 25. Iuli 1819
Seine Bermäbhlung mit Sophıe Wilhelmine,
der Tochter Königs Guſtav des Vierten
von Schweden, gefeiert hatte, lebte Er im
alüctichen Kreife Seiner Familie, ſah diefes
Slüd fi® mehren durch freudig heran-
blübende Kinder, und widmete Seine Tha:
tigkeit theis ihrer Erziehung, theils der
Pflege edler Kunft, und im Vereine mit
Seinen Durchlauchtigſten Brüdern Wilhelm
und Maximilian der Förderung landwirth-
ſchaftlicher Intereſfen wobet Er forifuhr,
einen reicheren Schatz unmittelbarer Lebens-
erfahrungen zu ſammeln, alg eg Andern
moͤglich iſt, welche ſich ſchon von der
Wiege an zum Thron beſtimmt fühlen.
Erſt als gereifter Mann von nahe 40 Jah-
ren hatte Er die Zügel der Regierung nach
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dem Tode Seines älteren Bruͤders, des
Großherzogs Ludwig Koͤniglicher Hoheit, am
30. März 1830 zu ergreifen.. Beide Für-
ſten ſtammen, wenn wir nicht bis zu dem
aͤlteſten Urſprung Ihres ruhmvollen Hau-
jes, ſondern nur dis zur Erwerbung der
fürſtlichen Würde durch den Graͤfen Bers
thold von Zähringen vor 791 Jahren zu-
rückgehen wollen, in fünfundzwanzigſter di-
recter Manneslinie von Herzog Berthold
dem Erſten ab. Fruͤher ſchon ein Gegen-
ſtand der allgemeinen Liebe und Verehruͤng,
ſowie der freudigſten Hoffnungen, und nun
bei Seinem erſten Schritt auf Badens Thron
begrüßt, bezeichnete Leopold ſchon den An-
fang Seiner Regententhaͤtigkeit mit Aufhe-
lungen Seiner unerſchöpflichen Herzensgüte,
durch die Sein Namen unübertroffen in der
Reihe der beſten Fürſten aller Zeiten zu
ſtehen verdient. Wir Alle, deren Gedächt-
niß mehr als zwei Jahrzehnte umfaßt, tra-
gen es noch in lebendiger Crinnerung: die
Reiſe, die Er damals an der Seite Seiner
erhabenen Gemahlin und Seiner Kinder
durch alle Gauen unſerer ſchönen Heimath
unternahm, war ein Triumphzug, den Er
durch die feſilich geſchmückten Städte und
Doͤrfer eines für Ihn begeiſterten Volkes
gefeiert hat. Und als Er am 17. März
1831 die Stände zum erſten Male um Sich
verfammelte, eröffnete Er fie mit den Wor-
tenz „SJu dem Augenblicke mo die Vorſe-
hung die Sorge ‚für des Volkes Wohl in
Meine Hand gelegt hat, faßte Ich den blei-
benden Entfchluß, durch redliche Erfülung
der Pflichten Meines hohen Berufes dem
Vordilde Meines geliebten Vaters nachzu-
ſtreben; möge fein Segen über uns wal-
ien!“ Mit welcher Gewiſſenhaftigkeit und
Treue der gerechte und güttge Furſt bis
zum letzten Athemzuge ſeines Lebens dieſen
Worten nachgekommen {it, und wie zahlreich
die Wohlthaͤten ſind, die ſich für ung an den
Namen Lebpold ünzertreunlich knüpfen, das
wird gebuͤhrende Anerkennung finden, ſo lange
noch ein dankbares Herz In uns und in unz
ſeren Kindern und Ipaͤteſten Nachkommen
ſchlägt. Doch Sein frommer Sinn hat oft
das Bekenntuiß abgelegt, die Exreichung
Seiner liebſten Wünſche für das öffentlichẽ
Wohl habe die Vorſehung Ihm befonders
daduͤrch möglich gemacht, Daß ſie Seine 17
erſten Regierungsjahre wit forthauernd fried
lichen Zeiten behluͤckte! Dieſe 17 Jahre bil-
deien die zweite und größere Periode, welche
in der gaͤnzen Geſchichte unſexes deutſchen
Vaterlandes ihres Gleichen niemals hatte,
jener denkwürdigen Periode, die von 1815
an, 33 Jaͤhre lang, alle Segnungen des
Friedens über Deutſchland zumal über un-
fere Heimath, ausgoß. Doch dem Fürtten,
um dem wir jetzt trauern, gebührt das Ver-
dienſt, daß Er dieſe glückliche Zeit liebevoll
und weiſe zu benützen verſtand, und keines
jener Jahrè vorübergehen lieb, ohne Vieles
und Weſentliches zum Emporblühen unſers
Landes zu unlernehmen. Ihm gebührt das
Verdienſt, daß Sr, für unſre geiſtigen und
materiellen Intereffen väterlich ſorgend, die
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geeigneten Mittel wählte, um jene große
Reihe wichtiger Geſetze und Anſtalten und
Vereine ins Leben zu rufen zur Förderung
der Religioſität und Sittlichkeit, der Wiſſen
ſchaft und Kunſt, des Ackerbaues, des Ge-
werbfleihes und des Handels! Ihmgebührt
das Verdienſt, daß Er alle Seine großen
Unternehmungen, die hier nicht aufgezählt,
noch weniger gewürdigt werden können,
Vertrauen der Stände in Seine redlichen
Abſichten möglich machte. (Schluß folgt.)
+ Wünſche aus dem Breisgau.
Ein Correſpondent des „Deutfchen Bolks:
blattes“ aus Freiburg, trägt in Nr. 106,
anfnüpfend an den bei ung ſlattgehabten
Thronwechfel, einige Wünſche vor, die,
wie er ſo beſcheiden iſt, ſich auszudrücken,
„die Hoffnung der Beſten des Lan
des bezeichnen Wir find ſo unbeſchei-
den, dieſe Wünſche und Hoffnungen mit
einigen unmaßgebl.dhen Bemerkungen zu be-
gleiten. Es iſt klar, daß die Stimme aus
Freiburg aus der Mitte jener Oppofitton
hervorgeht, die dort ihren Sitz hat! Dieſe
Oppoſition gegen die dermalige Berwaltung
bat ihren Kern in der Breisgauer Ar iſto?
fratie, und obwohl im Prineip der libe-
ralen Oppoſition, die einſt auch in Frei-
burg ihre hervorragenoͤſten Vertreter hatte,
entgegengeſetzt, hat ſie doch das vorgefun-
dene Inventarium herkoͤmmlicher oppoͤſitio-
neller Phraſeologie aus deren Nachlaß ſich
angeeignet. Wie einſt fene ſtets im Namen
des Bolkes zu ſprechen pflegten, fo auch
ihre Naͤchfolger; und wie jene ſtets die Be⸗—
ſten des Volkes alg ihre Partei dezeichne-
ten, ſo, wie wir oben geſehen, auch die der-
malige Oppofition. „Die Wünſche des Frei-
burger Correſpondenten ſind die Hoffnungen
der Beſten des Vandes.“ Doch er koͤnnte
vielleicht doch Recht haben, inſofern er eiwa
unter den Beſten des Landes eben nur die
Mitglieder jener Körperſchaft verſteht welche
der griechiſche Ausdruck alg die Beſten
bezeichnet. Es würde dann freilich ſich im-
mer noch fragen, ob zu dem Adel des Buch-
ſtabens überall auch der des Geiſtes und
der Geſinnung hinzukäme! Wir zweifeln
nicht daran, daß es häufig der Fall ſein
wird, allein das gibt dem Mann in Frei⸗—
burg kein Recht, die in dieſem Sinne Be-
ſten nur in ſeinem Stand oder bei ſeiner
Partei zu ſuchen; viele der Beſten ſeines
Standes und der andern Stände des Van-
des gehören ſeiner Partei nicht an, und
ſo wenig ſeine Partei lauter Treffliche zaͤhlt,
ſo wenig feine Gegenpartei lauter Schlechte.
Einſtweilen werden wir daher wohl berech-
tigt ſein, die Behauptung des Freiburger
„Beſten“ weder ais einen Beweis beſonde
rer Beſcheidenheit, noch beſonderer Kenntniß
des Landes, ſondern eben nur als eine leere
Phraſe zu betrachten/ die in ſeinem Munde
noch weniger Berechtigung hat, als in dem
ſeiner liberalen Vorgänger-
Welches find nun die Wünfde,
welde-die Hoffnungen der Beſten
des Landes fein follen £