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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 128-151 (2. - 30. Juni 1852)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66017#0516
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ſolcher Handlungsweiſe von der Beſtim-
mung der Verträge abweichen würden, welche
die Familie Bonaparte von der Regierung
in Frankreich und fonſtwo ausfchließt; aber
andererſeits ändern ſie mit dieſer Hand-


tig beſteht; und da der Rechtsgrundſatz
nicht angetaſtet wäre, iſt es nicht unmög-
lich, deß ſie im Intereſſe des europaͤiſchen
Friedens mit dem Präſidenten als le-
- benslänglichem Kaiſer dieſelben diplomati-
ſchen Bezichungen unterhalten würden, die
ſte jeßt mit ibm, als Praͤſidenten der franz.
epublik unterhalten. Weiter werden die


erblichen Kaifer, oder erblichen Kaiſerthum
vder einem dynaſtiſchen Rechie irgend wel-
cher Art die Frage ſich erhöbe, dann würz
den die Mächte beſtimmt die Anerkennung


den gegen dieſe NRNechtsanmaßung protefti-


Alein im eigenen Intereſſe, fondern um
Frankreichs felbſt willen erheben; endlich
werden ſie erklären, daß die Prätenſton,


den L Napoleon zu errichten, den Fuͤnda-
mentalſätzen des oͤffentlichen Geſetzes, den


Hauſer und dem Buchſtaben und Geiſt der


ſtehenden Verträge zuwider fet. Unabhängig
von der Frage des öffentlichen Rechis, gehen
die Noten auf eine Schlußbetrachtung ein,
die den Prinzen L. Napolcon ganz perſön-
Iich angeht und bis jetzt wenig bekannt iſt
Die ſechſte Klauſel des Vertrags vom 11.
April 1814, welcher für den Kaifer durch
Caulaincourt, die Marſchälle Ney und Mac-
donald unterzeichnet und vom Kaiſer felbſt
am folgenden Tage ratificirt wurde, bez


großen Staatsſchulbbuch dem Kaiſer und
feiner Familie geſichert werden ſollte. Die
Klaufel_ theilt dieſe Summe zwiſchen der-
Mutter, den Brüdern und der Schweſter
Napoleons, der Koͤnigin Hortenſta und ihren


%, St. Leu ausgeworfene Summe belief ſich


Koͤnigin Hortenſie und
400,000 Franken
vaͤrie! Graf v. St. Leu, Vater des Praſi-
denten der Republik, gab über dieſen Ge-
genſtand folgende in der Gazette von Lau-
janne eingeruͤckte Erflärung: . „Der letzte
König von Holland, feit Juli 1810 Vouis
v..St, Ven betitelt, erklaͤrt, nachdem er in
der Gazelte von Laufanne von einem Ver-
trage gelejen hat, worin er inbegriffen iſt,
auf Alles zu verzichten, was ihn im Act.
6 diefes Vertrages betrifft. Er erklärt fer-
ner, daß da Niemand das Recht zur An-
nahme beſonderer Vortheile oder Stipula-
tion für feine Kinder ohne ſeine Zuſtiminung
hat, ‚er für ſie darauf verzichtel und Alles

ihrer Kinder auf


than werden mag während ihrer Scheiduͤng
von ihm. Lauſanne, 18. Juni 1814; —
Die Noten geben dann auf die Frage ein,
ob e8 für den Fall eines Wahl= oder lebens-
Uanolichen Kaiſerthums nöthig fein werde,
die Anerkennung der Mächte von gewiſſen
Bebingungen abhängig zu machen und auch
beſlimmie Verpflichtungen zu verlangen. Die
erſte dieſer Bedingungen iſt eine feierliche
Berpflichrung, die Veriraͤge heilig zu achten.
Man erwarte, daß die Kaiſerliche Regie-
rung Fraukreichs ſich in den von den Ver-
trägen geleichneten Landesgrenzen halten und
keine Gelegenheit zur Laͤndesvergrößerung
ſüchen werde; — daß ſie dieſen Verträgen


Verzicht auf allen und ſeden Anſpruch zu
Hortfegung oder Gründung einer neuen Dy-
naſtie erkläre, und daß ſie ſich ſelbſt ais


eine Regierung de facto und nie anders
betrachte. Weiter und natürlicher Weije
wurden über die Kriegs? und Friedens-
frage Erklarungen erwaͤrtet und Verlangt,
ſowie die beſiuimteſten Gaͤraͤntien für Auf-
rechthaltung des Friedens, Die Noten fü-
gen ber, daß es nie die Abſicht der Mächte
jet, fi in die Regierung Frankreichs zu
miſchen; Fraukreich jolle wiffen, was ihm
am beſten fromme; aber Erklärungen wer-
den gefordert werden über die Natur der
politiſchen Doctrinen der Regierung und
'über das, was den Cabineten eine Art Pro-
paganda zu ſein ſcheine, ſowie über die Er-
mutoigung elche polniſchen und italieni-
ſchen Fluchtlingen gegeben werde.“ — Dıeß
iſt nach dem T: mescorreſpondenten der furze
Abriß des Inhalts der, vertraulichen und
diplomatiſchen Noten, die in neuefler Zeit
zwiſchen den Cabneten von Nußland und
Deſterreich gewedjelt worden, und von den
Beſprechungen der zwei Kaiſer und ihrer
Miniſter, „und welche ohne Zweifel“, ſagt
der Corzefpondent, „in Berlın wiederholt
werden, fobald die vollfländige Ausſöhnung
wiſchen den Souveränen von Preußen und
Oeſterreich hergeſtellt iſt.“

Deutſchlaud.
Mannheim, 29. Mai. Se Kön. Hoh.
der Regent kam gegen 12 Uhr heute Mor-
gen zum Beſuch Ihrer Kön. Hoh. der Frau
Grobherzogin Stephani hier an und ftieg
in dem Schloſſe ab. Empfangen wurde
Hoͤchſtderſelbe ım Bahnhofe von dem Gaͤr⸗
nilonstommandanten dem Regierungs⸗ und
Stadidirecıor, und dem Kammerherrn der
Frau Sroßherzogin Stephant, dem Baron
v. Schredenftemn , in einem Hoſwaͤgen, und
in das großb. Schloß geleitet, wofelbſt Se.
Kön. Hob. die Srabsoffiztere biefiger Gar-
niſon empfingen. Höchſtbeſfen Ruckreiſe naͤch
Kartstuhe iſt auf heute Abend S Uhr feſt-

— Die zweite Quartalſeſſion der Ge-
ſchworenen wird hier am Montag, den 14.
Juni/ beginnen. C(Mhnır. 39
Wertheim, 27. Mai. Geſtern Abend
ſtarb aur dem Schloſſe Triefenjiein. Seine
Durchl. Furſt Karl Friedrich von Löwen-
frein:Wersheim, geboren am 26. April 1781.
Mit ihm endet die eine der beiden furftli-
chen Linien von Löwenſtein Wertheunsreu-
denberg. Ueberhaupt hat dieſer Fruͤhling,
der das ganze Land In tieſe Trauer ver-
ſetzt hat, hier ſchon mehr Opfer verlangt,
als faſt das ganze verzangene Jahr.
Freiburg, 29. Mai. Die beutige Frei-
burger Zeuung enthält an ihrer Spitze den
großb. Veiniſterialerlaß, in Folge deſfen die
Entfernung des Dr. Weiß von der Redac-
ıon dieſer Zeitung ſtattgefunden hat. Der
Erlaß lautei: In Erwanung, daß der ge-
genwartige prodiſoriſche Redacteur der Fret
burger Zeuung Dr. Weiß diejenigen Nück-
ſichien, welche ihm das Verhältniß derſelben
als der von der Regierung für die öffent-
ichen Kundmachungen der Staatsbehörden
heſtimmten Provinzzeitung auferlegen muß:
ten, in neuerer Zeit wiederholt verletzt und
damit zu erkennen gegeben hat, daß er eben
dieſe Rückſichten entweder nicht zu beachten
verſteht, oder nicht beachten will, beauftragen
wir den großh. Herrn Regicrungsdirecior,
den Gemeindekath der Stadt Freiburg zu
veranlaſſen, den Pr. Weiß von der Redac-
tion der Freiburger Zeitung baldmöglichſt
zu entfernen und durch einen andern geeig-
neten Redacteur zu erſetzen.“


30 Mai. Wie wir nun aus ſicherer Quelle
vernehmen, ſo tritt Hofrath Dr. Dräxler
Manfred bis zum Auguſt d. J. von
der Redacticn der Darmſtädter Zeitung“
zurück. Werfen wir einen flüchtigen Blick
auf den Zeitraum zurück, mährerd welches

Herr Dr. Drärler Manfred der Redaction

/

. =/

dieſer Zeitung vorſtand (es ſind ungefaͤhr
A'/2 Jahre), fo müffen wir geflehben, daß
er in außerſt ſchwieriger Zeit mit ficherem
Taͤet zum Wohle des engeren hefüfchen, wie-
DeS Weiteren deutfhen Baserlandes fein Amt -
Ausübie, Es war wirklich feine fleine Auf-

gabe, den immerwährenden Kampf mit der

Ulıra Demotratie ſo zu kämpfen, wie es von
ihm und ſeinen gleichgefinnten Mitarbeitern
geſchab. Darum folgt ihui auch ficherlich
der Dank der beffergefinnten Bewohner des
Grobherzogthuyms Heſſen, indeß andere ſich
vielleicht ım Stillen freuen, einen immer
geruſteten, läſtigen Kämpfer los zu werden.
Brenien, 26. NMai. Die vorgeftern und
zum Theil noch geſtern vorgenomienen Ver-
yaftungen beſchaͤfligen natürlich das Yubliz
fum noch in hohem Grade. Eine regel-
rechte Carbonarieverſchwörung an den Ufern-
der Wefer, das iſt zu romantiſch um nicht
eine gewiſfe Aufregung zu verurſachen. Es
verſteht ſich von feibft, daß die verſchieden-
artigiten und abenteuerlichſten Gerüchte {m
Umlaufe find. Vorlaufig ift nur dasjenige
ais thatfächlich zu betrachten, was wir ge-
ſtern mugetheilt haben. Ais wabrſcheinlich

„Todlenbundes“ ward Herbeigeführt durch -
eine bet einem gewiſſen Hobeimann vorges

nommene Hausfuchung, die, ſo viel wir

wiffen, irgendvo im Thuͤringifchen, wo. Ho-

belmann bei einem demokraͤtiſchen Gutsbe-

ſitzer Lauslehrer war, ſtattfand. Hobelmann,
aus Bremen gebürtig, iſt ein blutffunger

Menfch, welcher früher hier ein tolles, roih⸗—

republikaniſches Blatt herausgab, ſpäter desz
halb in Eriminalunterſuchung gerieth, auf

ſein eidliches Gelöbniß, ſich auf Erfordern.
ſtellen zu wollen ſeiner Haft entlaffen ward,

‚ und gegenwärtig ſteckbrieflich verfolgt wird, .
da er fein Selöbnif. gebrochen haͤt! Auf .

die Anzeigen hin, welche die hiefige Polizei-

behörde von außen her erhielt, wurden vor-
geſtern mit Rafchheit alle compromittirten

Verſonen verhaftet, dem Vernehmen nach

40—50. Einige derſelben wurden jedoch

ſogleich wieder auf freien Fuß geſetzt. Bet -
andern fand ‚man in der That Waͤffenvor-
räthe, die Statuten und die Mitalieder des .
„Todtenbundes“, ſowie ein Verzeichniß der-

jenigen hieſigen Ariſtokraten!! die unter

gewiſſen Umftänden aus dem Weg zu ſchaffen
leien. Die Berhafteten ſind meift ganz ob-

ſcure Leute; hieſige Localblättex maͤchen Sı

S, Delmfe jun, den Cigarrenmacher Kolby,

den Präſidenten eines ehemaligen „Demo-
fratildhen Vereins? Namen Tabie nambhaftı

Vechaftet ſind u. . mehrere Muglieder
des früheren „demofratifchen Vereins“ und
ber gleichfalls demokratiſchen„Schützengilde?.
Von den namhafteren Mitglievern der auf-
gelöſten Bürgerſchaft befindet ſich keiner un-

ter den Eingezogenen. Die ganze Geſchichte
deutet jedenfallg auf eine Höhe des Aber-

witzes, der in gewiſfen Köpfen ſpuckt, von
der wir uns nicht hätten träumen laffen.

— — Neichard.

Dissolving views,

Der in öffentlichen Blättern oft und viel ge-
nannte Dr. Schwbher aus Wien ift hier einges.
troffen und wird Dienfkag, Abends 8% Uhr,
im fleinen ; S

; Mufeumsfiaale,

‚debom nur für Die Mitglieder ver Gefellichaft
Mittwocdh, Abends 87 Khr, im Garten, -bet
ungünftiger Witterung im großen Saale der
„Harmoniegefellfchaft —
feine gptiſchen Kunſt? und Nebenbilder zeis
gen. Eintrittspreife nach Belieben. Wir brinzen
Dieß hiermit zu empfehlender Kenniniß, indem Or.
Hobers Bilder nach den offentlichen Kritiken
fowie, nach dem Urtheile fachverftändiger Augen= ı
zeirgen zu den Beften gehören, was in dieſem Faͤche
geleiſtet wird, und ſich den Vorſtellungen des vrn.
Profeſſor D öbker wuͤrdis anreihden. Das von
Drn. Profeffor BELS zum erflenmol gezeinte Era _
perintent, die frei in der Luft ſchlafende Griechin,
wird ven Hrn. Dr. Schober ebenfalls augges
führt! Programme find in beiden Geſellſchafis-
iocalen zu haben.
 
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