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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 128-151 (2. - 30. Juni 1852)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66017#0603
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N‘ 150.

Dienſtag, 28. Juni





vurch Die
Bertchte werden




Karlsruhe, 21. Juni. Das heute, er-
ſchienene Regierungoͤblatt Nr. 31 enthält
ferner: Eine Bekanntmachung des großh.
Minifleriums des Innern, die Vorarbeiten
zur Eonſeription für 1853 petre, woduxch
alle Bavdener, welche vom 1. Januar bis
31, Dec, 1852 einſchließlich das 22. Le-
bensfahr zurückgelegt haben oder zurückle-
gen, aufgefordert werden, ſich bei dem Ge-
meinderaͤth ihres Ortes zu melden oder an-
melden zu laſſen, ſofort am 15. Auguſt d.
J. ſich zu Hauſe einzufinden, um auf Vor-
ladung vor der Aushebungsbehörde perſön-
lich erſcheinen zu können, oder aber bei
Zeiten die Erklärung abzugeben daß ſie,
wenn ſie durch das Loos zum Dienſte ge-
rufen werden, einen Mann einzuſtellen,
widrigenfalls in Ermanglung eines nach 8
22 des Conſcriptionsgeſches untauglich ma-
chenden Gebrechens diefelben alg tauglich
angeſehen, und im Falle ſie das Loos zum
Militardienſte Irifft, nach Vorſchrift des S
A des Geſetzes vom 5. October 1820 als
Ungehorſame behandelt werden ſollen..

Terner Staatsgenehmigung von Stiftun-
gen im Mittelrheinkreiſe, ſowie Staatsge-
nehmigung der von dem Freiherrn Oscar
v. Gleichenſtein unter dem 13. April d. I
geſchehenen Präſentation des Prieſters Joſ.
Kleiſer, zur Zeit in Wittenau, auf die ka-


kirch.

Ferner Bekanntmachung des großherzl.
Finanzminiſterums, wornach die Verfügung
vom 15. Sept. v. I, die Ermäßigung der
Neckarzoͤlle beir., dahin modifteirt wurde,
daß von nun an und für die Dauer der ge-
genwärtigen Rheinzollermäßigung der Ne-
ckarzoll fuͤr Gegenſtaͤnde, welche der ganzen
Gebühr unterliegen, zu Berg von 4 kr.
auf 3,3 fr..und zu Thal von 3 kr. auf 2,7
kr. herabgeſetzt wird. Nach einer weiteren
Bekanntmachung deſſelben Miniſteriums iſt
nach erſtandener vorſchriftsmäßiger Prüfung
der Berg⸗ und Hüttencandivat O, Frank
von Lahr unter die Berg- und Hüttenprak-
tikanten aufgenommen worden.

Endlich Dienſterledigungen. Die evang.
Pfarrei Ittersbach, Dekanats Pforzheim,
mit einem Competenzanſchlage von 527 fl
16 fl. Die kath. Stadtpfarrei Eppingen,
mit einem Einkommen von 600 bis 700 fl.
Wiederausſchreiben der katholiſchen Pfarrei
Horben, Landamts Freiburg, mit einem
jährlichen Einkommen von 650 fl. Die
lathol. Pfarrei Wehr, Amts Säckingen, mit
einem beilaufigen Jahxeserträgniß von 1300fl,
Die kathol. Pfarrei Jechtingen, Amts Brei:
ſach, mit einem beiläufigen Jahresextraͤgniß
von 1200 fl. Die kathol. Pfarrei Unter-
kuͤrnach, Amts Villingen mit einem Jah-
reseinkommen von 600 {fl.

7—

orzheim, 25. Juni. Heute geht eine
— des hieſigen Fabriteamites nach
Karlsruhe ab, um bei Großh. Staatgmini-
ſierium eine Petition einzureichen in Betreff
der zur Zeit ſchwebenden Zollvereinsange-
legenheiten. Wir wünſchen ſehr dringend,
daͤß dieſelbe mit den darin vorgetragenen

Wünſchen eine günſtige Aufnahme finden,
und daß ſich unfere hohe Regierung für
einen fernexen Anſchluß an Preußen ent-
ſchließen möchte. — M.)

München, 24. Juni. Der Münchener
„Volkevote“, in kirchlichen Dingen gut un-
terrichtet, will wiſſen, daß der baheriſche
Geſandte in Karloͤruhe, Herr von Verger,
ſoeben mit beſonderen Aufträgen von Mun-
chen nach Rom abgegangen feiz der ordent-
liche bayeriſche Geſandte beim päpftlichen
Stuhle, Graf Spaur, habe ſich zur Ver-
tretung der fraglichen Aufträge nicht bereit-
willig finden laſſen. ;

Schlangenbad, 25. Juni. Die Kaiſerin
geht am 1, Juli von Schlangenbad über
Stolzenfels, Potsdam nach Petersburg zu-
rück. Dem Vernehmen nach wird ſie der
Koͤnig von Preußen in Schlangenbad ab-
holen. Die Kur iſt der Kaiſerin, ungeach-
iet der ungünßigen Witterung, welche ſie
waͤhrend eines Theils derſelben hatte, ſehr
gut befommen, was ſie ſelbſt, ihr Ausſe-
ſen und die Aerzte verſichern. Wir können
uns deſſen nur freuen.

Köln, 25. Juni. Nachdem der Bürger-
meiſter geſtern die Bewohner der Straßen
von der Schiffbrücke zum Dom, von hier
zum Neumarkie und von da zum Bahnhofe
der Bonn-Kölner Eiſenbahn nicht vergebens
aufforderte, ihre Häuſer zu ſchmückten, nach-
dem die nächſte Umgebung des Domes mit
preußiſchen und kölniſchen Fahnen ſtaͤdti-
ſcherfeiis ſtattlich herausgepußt waren be-
gann heute ein Dombaufeſt fuͤr die Stadt,
wie wir es ſeit Jahren nidt fahen, Der
Männergefangverein verſammelte ſich. Vom
Nathhaus her bewegte bier ein langer Zug
Vorſtands⸗ und Dombaumitalieder, ſo wie
Dombauwerkgeſellen in Feſtkledern, weißen
Lederſchuͤrzen und mit dem Winkelmaße in
der Rechten, zum Dom, wo ſich bereits
eine große Voͤlksmenge eingefunden hatte,
dem feierlichen Acte der, Einſetzung des
Schlußſteines zu dem künftigen Hauptein-
gange an der Weſtſeite zu Deutſchlands
zrößter Kathedralkirche beizuwohnen. Ge-
zen halb 9 Uhr langte der König mit dem


hofe unter dem Donner der Geſchütze und
dem Geläute der Glocken an und wuͤrde
hier von den Behörden empfangen. Ein
Viertel vor 9 Uhr traf Se Majeſtät im
Dome ein. Der Männergefangvetein, der
ſeinen Platz auf dem Pfeiler zwiſchen dem
Hauptthor und dem Seitenthor im nörd-
lichen Thurme genommen hatte, ſang einen
Choral. Unten im Hauptthore empfing Se.
Eminenz der Erzbiſchof den König mit ei-
ner Rede, die mit einem „Hoch auf den
König!“ ſchloß, das lebhaften Widerball
fand! Hierauf forderte der Praͤſident des
Dombauvereing, Advocatanwalt Eſſer, den
König auf, das Gerüſte zu befteigen. Un-
ter einem neuen Choral des Maͤnnergeſang-
vereins beſtieg Se, Mal die Stufen, ger
folgt von dem Prinzen von Preußen und
dem Gefolge, welches letztere auf dem
Pfeiler bei den Sängern verweilte, wäh-
rend der König und der Prinz das höhere
Geruͤſte über der Thorwölbung beſtiegen,

wo in kürzeſter Friſt unter dem eigenhän-
digen Mitwirken Sr. Maj. der Stein ein-
gefügt wurde. Nach den 3 Hammerſchlä-
gen ſtieg der König und der Prinz wie-
der herab, wobei der Männergeſangver-
ein eine eigens von dem Muſikdirector We-
ber zu dieſem Zwecke componirte Hymne
an den König⸗Protektor fang. Se! Maj.
begab ſich dann in den Dom, beſichtigie
dort die von den Damen Kölns geſticklen
Wandteppiche, und empfing den Muſikdi-
rector Weber ſehr gnädig. Se. Maj. ver-
ließ den Dom mit der Aeußerung! „Das
nächſte Mal werde ich Ihnen meine Schwe-
fter, die Kaiſerin, mitbringen.“ Dann be-
ſichtigte der König im Bauhofe noch die
Werkſteine zu einem zweiten Bogen und
fuhr darauf unmittelbar durch die reich ge-
ſchinückten Straßen nach dem Bonner Bahn-
hofe, wo Se. Mai. noch vor der Abfahrt
eine Compagnie der Kölner Landwehr in-
ſpieirte. I
Verlin, 23. Juni. Geſtern Abends fand
im Miniſterium des Auswärtigen zwiſchen
den Miniſtern v. Manteuffel, von Bodel-
ſchwingh und v. d. Heydt, dem Vorſttzen-
den der Zolleonferenz von Pommer Eiſche,
den Geheimenräthen Delbrück und Phi-
lippsborn und noch einigen andern Räthen
eine auf die Zollvereinsangelegenheit ſich
beziehende Conferenz Statt! Die. Bera-
thung bezog ſich, wie ich höre, nicht fowohl


frage, als vielmehr auf diejenigen, bereits
in der Erklärung vom 7. d, M aͤngedeu-
teten Punkie in Betreff des von Preußen
eventuell zu nehmenden Weges nach erfolgs
tem Eingange der Gegenerkiärung der Coas
lition. In unſeren „uͤnterrichteten“ Kreifen
ſpricht man von einem energiſchen Beſchluß,
der gefaßt worden feiz ich glaube aber nicht
daran, nicht weil ich die Feſtigkeit der Re-
gierung bezweifelte, ſondern weil ein ſol-
cher Beſchluß in den Miniſterrath gehört,
und die geſtrige Conferenz ſomit nur be-
gutachtender Natur kein konnte (Köln. 3.)

Greifswald, 20. Juni. Der Magi-
giſtrat macht in dem hieſigen Wochenblatt
befannt, daß die Veranſtaltung dffentli-
cher Kinderbälle niht mehr geſtattet


alg nachtheilig herausgeſtellt haben.

Hannbver, 20. Juni. Einen neuen
Beweis däniſchen Uebermuths hat der Cas
pitänleutnant des vor Altona liegenden
däniſchen Wachtſchiffes vor einigen Tagen
dadurch gegeben, daß er den Dampkſchiffen,
welche auf ihrer Fahrt zwiſchen Harburg
und Hamburg das Waͤchtſchiff paſſiren, ver-
boten hat, mit voller Kraft zu fahren, wid-
rigenfalls er ihnen „eine Kugel in den Rä-
detkaſten ſchicken werde“. Und welches war
der Grund dieſer Drohung? Der durch
die Dampfſchiffe verurſachte etwas ſtärkere
Wellenſchlag genirte für einzelne Augenblicke
die in einem Boote mit Anmalen des Wacht-
ſchiffes befindlichen Arbeiter. Die Haxrbur-
ger Dampfſchiffe haben ſich um das Madıtz
gebot des dänifhen Leuthanis noch nidt
gefümmert, die Hamburger dagegen ihm
Folge geleiſtet.

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