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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 179-204 (1. - 31. August 1852)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66017#0723
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Dienftag, 3. Auguſt

1852.

N: 180.


durch die
Berichte werden gratis beigegehen

Dienſtnachrichten.

Karlsruhe, 1. Auguſt. Se. K. Hoh, der
Regent haben ſich gnädigft bewogen gefun-
den, den Amtmann Wedekind von Heidel-
berg an das Bezirkgamt Bühl, den Amt-
mann Gaͤriner von Heidelberg an das
Dberamt Pforsheim, den Amimann Kah
yon Adelgheim an das Oberamt Heidelbers,
den Affeffor Chelius von Baden an das
Sberanit Lahr, den Amtmann Saur von
Schwetzingen an das Oberamt Offenburg,
den Affeſſor Thilo von Heidelberg an das
Bezirksamt Neckargemünd und den Awt-
mann v. Rotteck voͤn Breiſach an das Be-
zirksamt Schwetzingen zu Lerſetzen. Mehrere
andere Verſetzungen und Beförderungen des
Beamtenſtandes tragen wir morgen nach.

Deutſchland.

Aus Karlsruhe/ 30. Juli, ſchreibt man
der Schwäb. Kronit: Zwei in dieſen Ta-
gen veröffentlichte höchſte Entſchließungen
zeugen neuerdings von der Einſicht und
Entichiedenheit, womit unfer Regent ſeine
hohe Aufgaͤbe erfaßt hat. Die eine betrifft
die in nabe Ausſicht geſtellte Aufhebung
des Kriegszuſtandes die andere enthält Be-
ſtimmungen über Offtziersbefoͤrderung im
großb. Armeecorps. Durch die bevorſte-
hende Aufhebung des Aucnahmezuſtandes,
und die Nücfehr zur frühern normalen


nur manderlet Confliete unter den mit der
Strafgewaͤlt bekleideten Behörden entfernt,
fondern es iſt auch, was nur mit Freuden
erfannt werden kann, damit unſerem Volke
das Zeugniß ausgeſprochen, daß der Sinn
für Geſetz und Ordnung nun als neu ge-
gruͤndet und gekräftigt erſcheint und ge-
faͤhrliche Einwirkungen weder von Innen
noch von Außen mehr gefürchtet werden.
— Die andere Verfügung hat der Regent
als Kriegsherr erlaffen, Sie beflimmt {m
Weſentlichen! daß forthin nicht mehr das
Dienſtaltex allein zum Vorruͤcken in eine
höhere militäriſche Stellung maßgebend ſein
joll. 3war, waren aug in frühern Zeiten
ſchon Thnliche Befimmungen ausgeſprochen,
aber ſie geriethen nach und nach außer Ue-
bung und erweckten -Dadurch eine gewiſſe Si-
cherheit, die der geiftigen Fortbiſdung und
dem Dienſteifer nicht immer zutraglich waren.
Jetzt iſt dem auͤfſtrebenden Talente auch inFrie-
denszeiten eine Laufbahn eroͤffnet, auf wel-
cher es noch in ruͤſtiger Kraft durch wiſſen-
ſchaftliche Kenntniffe und militariſche Tuͤch-
tigkeit dem Staate nützliche Dienſte leiſten
kaͤnn. Tritt dann der Fall eines Krieges
ein, ſo ſtehen die Männer bereiis an ih-
rem Platze urd man erſpart ſich die Ver-
fegenheit, Perfönlichkeiten, die des Ver-
frauens auf ihrem Poſten entbebren, zu
enffernen und andere ploͤtzlich in Stellungen
zu erheben, für welche ihnen möglicdherweife
vorerſt wenigſtens die Erfahrung fehlt. Ge-
wiß wird dieſe neue Ordnung der Dinge
befonders unter dem jüngern Offtziereorps
einen erfreulichen Wetteifer erwecken, der
ſeine wohlthätigen Wirkungen bi$ {n die
Kriegsſchule hinab ausdehnen dürfte und
unſerem Kriegerſtande auch in Zukunft tüch-

und ſchließen ſich ihm die Betlage - Blätter an.
Sournals 2 fl. 13
*

tige Kräfte zuzuführen verſpricht. Mögen
die weiſen Abſichien des Regenten nur recht
erkannt und beide neuere Verordnungen
in den mit der Ausführung derſelben be-
trauten Regionen gewiſſenhafte und kräf-
tige Unterſtützung finden!

** Heidelberg, 1. Auguſt. Durch die
deutſchen Blätter macht gegenwärtig ein zu-
erſt in der engliſchen Zeitfchrift „ Morning
Chroniele“ erſchienener Artifel die Runde,
laut welchem die drei nordiſchen Großmächte
(Defterreih , Preußen und Rußland) am
30. Mai: d. H. einen „geheimen
VBertrag“ des Inhalts abgefchloffen haben
ſollen, daͤß ſie, unbeſchadet der Unabhaͤngig-
keit Frankreichs Louis Napoleon nie als
erblichen Kaiſer anerkennen wollen, daß
ſie die Erbanſprüche des Grafen v. Cham-
bord fuͤr die allein giltigen halten und Letz
tern im Fall eines Sturzes der Lenis Na-
poleon'ſchen Herrſchaft mit all ihnen zu
Gebot ſtehenden Mitteln wieder in ſeine
Rechie einfetzen wuͤrden. Wir geben dieſer
Naͤchricht keineswegs die Bedeutung, die ein
Theil der Journaliſtik ihr beizulegen ge-
neigt iſt. Erſtlich erſcheint uns die wirkliche
Exiſtenz eines ſolchen Vertrags vor der
Hand noch als eine fragliche; und zweitens
wäre der Vertrag, beſtaͤnde er wirklich, je-
denfalls nur für gewiſſe nicht ganz unmög-
liche aber ſehr unwahrſcheinliche Eventuali-
täten berechnet.
Louis Napoleons, welche gerade jetzi feſter
als je ſteht/ ſich wie bisher bemwährt, haben
die nordiſchen Mächte weder Anlaß noch
Luſt! ſich in die innern Angelegenheiten
Frankreichs zu mengen. Gerade auf dieſer
Bewißheit der Nichtintervention einerſeits
und auf der mit ſtarken Herrſchertugenden
gepaarten Mäßigung des gegenwärtigen
Beherrſchers der Franzoſen andrerſeits be-
ruhen nach unſrer Anſicht die Hauptbürg-
ſchaften für den dauernden Frieden in
Europa.

Aus dem Mittelrheinkreiſe. (R. 3.)
Die im Jahr 1847 in der Mayerſchen
Druckerei zu Raſtatt erſchienene Schrift
Illengu“, welche das Statut dieſer An-
fralt, Bemerkungen dazu, die Hausordnung,
Dienſtanweiſungen, Nachrichten aus Illẽ-
nau und eine turze Statiſtik enthaͤlt, fand
wegen der bald darauf eingetretenen Zeit-
ereigniffe die gewuͤnſchte Verbreitung nicht,
Der Reſt der vorhandenen Exemplare iſt
nunmehr von der academiſchen Verlags-
handlung des C. F. Winter zu Heidelberg
uͤbernommen und ein Anhang beigegeben
worden, in welchem 1) „Sinfluß aͤußerer
Ereigniſſe“ auf die Entſtehung von See-
lenſtoͤrungen); 2) „Aufnahme von Auslän-
dern“ 3) „Mitarbeiter”z 4) „Hffentliche
Controle“ ; 4) „Statiftif his zum Schluſſe
bes Jahres 1851“ kurz befprochen wird.
Wie den frübheren, ſo iſt auch dieſen Eyem-
plaren ein Situationsplan angehaͤngt. Trotz
der Vergrößerung der Schrift iſt der frü-
here Preis auf 1 fl 12 kr. herabgefetzt.
Mit großem Dank iſt aufzunehmen, daß
nach einer Verfügung des großh. Miniſte-
riums des Innern von dieſer Ausgabe je-
dem Phyſieal ein Exemplar und jedem Amt



reis hHalbjährlig in Getvdelderg: 2 fl. G Mr
* 4 — —
het Inferaten, worüber die Erxpedition

deren zwei zugeſandt wurden. Aus dieſem
Grunde und weil die für gemeinnützige
Zwecke eifrig beſorgte Berlagshandlung -
zur Verbreitung diefer von ihrem Drucker
wirklich trefflich ausgerüſteten Schrift das
Ihrige beitragen wird, iſt zu hoffen / daß
ſowohl den einzelnen Stellen des Landez,
alg den Familien, welche für ſolche Kranke
zu ſorgen haben, die Anſtalt immer bekann-
ler und ſie darum auch immer wirkſamer
werde. So ſehr die Vorurtheile abgenom-
men haben, fo iſt doch noch in manchen
Faͤllen eine Beſchleunigung der Aufnahme
zu wuͤnſchen, in andern dagegen, daß die
Anſtalt nicht mißbraucht und die unſchädli-
chen Kranken wieder zurückgenommen und
zu Hauſe verpflegt werden, wogegen leider
oft ein ſo großer Widerwillen beſteht.

Mannheim, 29. Juli. (Fr. I) Im
verfloffenen Jahresviertel kamen bei dem
hiefigen Rheinzollamte 1282 Schiffe und
Floße zur Abfertigung, welche eine Güter-
menge von 1,177,592 Ztr. befoͤrderten und
eine Einnahme von 66 665 Franken erga-
ben. Hierzu ſind nun nicht die Güter ge-
rechnet, welche hier ankommen und am
hieſigen Hafen ausgeladen werden, mit
welchen alſo das Rheinzollamt weiter nichts
zu thun hatı — Von Dampfſchiffen iſt der
Platz unierhalb der Rheinbruͤcke ſtets belebt,
denn wir haben täglich 9 abgehende und
9 anfommende Dampfſchiffe. Hiervon hat
die niederländiſche Geſellſchaft eines, die
Düſſeldorfer 3, die Koͤlniſche 4, worunter
eines zu Berg nach Straßburg. Außer die-
ſen fährt der Delphin täglich von Ludwigs-
hafen den Rhein hinab, und zweimal woͤ—
chentlich, Sonntag und Freitag, fahren die
Mainboote der Würzburger Geſellſchaft.
Unier dieſen Dampfſchiffen zeichnen ſich vor
allen übrigens aus, das der Kölner Geſell-
ſchaft angéhörige „Prinzeſſin von Preußen“,
das ſchoͤnſte, das auf dem Rhein fährt,
und von der niederlaͤndiſchen Gelellſchaft
die „Agrippine“, beide Schnellſchiffe. Ob
alle dieſe Geſeliſchaften dabei ihre Rech-
nung finden, will ich nicht unterfuchen, be-
zweifle es aber, da der Zug der Leiſenden
nicht ſo beträchtlich iſt, um jeden Tag neun
Schiffe zu füllen. Die Boote nehmen daher
auch ſchon jetzt Güter zur gewöbnlichen
Fraͤcht der Rangſchiffe an.

* In Baden erregten Frau Henriette
Sonntag und Fräulein Thereſe Milanollo
in dem am 36. Juli daſelbſt gegebenen
Concert den exaltirteſten Enthuſiasmus der
Badegaͤſte. Nächſten Mittwoch den 4 Au-
guſt wird die berühmte Rachel aus Paris
eine. große declamaͤtoriſche Soiree vexan-
ſtalten. Franz Wallner, der gegenwärtig
das Theater in Baden leitet, übernimmt in
nächfter Winter-Saiſon wieder die Direcs
tion des Freiburger Stadttheaters. Stand
der Fremdenliſte am vorletzten Juli: 17,734.

* I3n Naſtatt ſtarb am 30. Juli der
Lyeeal⸗Profeſſor Wilderich Weick, früher
Redacteur der Freiburger, dann einige
Jahre Redacteur der Karlsruher Zeitung,
und aug fonft alg Publicik namentlich
durd Herausgabe der SGeng’ihen Schrif-
 
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