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Amtliche Nachrichten.

Karlsruhe, 26 Auguſt. Das heute er-
ſchienene Regierungs « Blatt Nr. 39 bringt
eine allerhöchſte Entfchließung, nach welcher
das Stadtamtsreviſorat und das Landamts-
reviſorat Heidelberg zu einer Stelle mit
der Bezeichnung „Amisreviſorat Heidelberg“
vereinigt ſind.

Deutſchlaud.

Seidelberg, 27. Auguſt. Ueber die
Zollconferenzen kreuzen ſich heute wie
der die widerſprechendſten Zeitungsberichte.
Die geſtern gemeldete telegr. Depeſche aus
Berlin vom 25. d8. ſtelltẽ die Fortſetzung
derſelben als vorläufig geſichert dar. Das
Mannh. Journal bringt eine Depeſche aus
Berlin von gleichem Batum, nach welcher
die Antwort Preußens erſt Morgen (den
B. Nerwartet und an der Erklärung vom
20. Jult feſthalten würde. Auch ein Cor-
reſpondent der Karls. Zeitung aus Berlin,
24, hofft vor Ende diefer Woͤche keine Si-


verſchiedenen Seiten auf Wegen, die neben
den Conferenzverhandlungen laufen, eine
Ausgleichung herbeizuführen ſuche. Unge-
fähr daſſelbe berichtet die Kölner Zeitung
und fügt (aus Berlin ebenfalls vom 24.)
aufs beſtimmteſte bei: „Die Fortſetzung der
Zolleonferenzen iſt bis zu Ende der Woche
verſchoben.“ Aus all Dem geht wenigſtens
das Eine, daß die Conferenzen nicht abge-
brochen ſind, mit Gewißheit hervor. Die
von den Coaliſirten in ver erſten Sitzung
überreichte Erklärung werden wir morgen
nachtragen. — Die heutige Karlsr. Ztg.
berichtel aus Waghäuſel, 24. Auz., und
aus Griesbach, 25. Auguft, von gro-
ßen Ueberſchwemmungen. In Rheinhau-
ſen, Oberhauſen, Philippsburg und
Rheinsheim ſollen große Strecken unter
Waſſer ſtehen, und der Schaden an Kar-
toffein, Zuckerrüben, Gras und andern
Felderzeugniſſen bedeutend ſein. — Durch
Manndeim reiste am 28. Auguſt Ihre
Königl. Hoheit die Erzherzogin Hildegard
von Deſterkeich und wurde von den im
benachbarten Ludwigshafen weilenden hohen
Anverwandten am Bahnhof empfangen. —
An demſelben Tage ſtürzien, dem Mannh.
Journal zufolge, dem Hafen gegenüber 2
Spenglergehülfen vom Dache eines Lad-
ſchoppens; der eine blieb ſogleich todt und
der andere wurde ſchwer verwundet.

Heidelberg, 26. Aug. Wir theilten in
Nr, 199 einen aus Neukirch 22. Auguſt
uns eingeſendeten Artikel über das trau-
rige Schickſal der von dort und von Stein
naͤch Amerika Ausgewanderten mit. Heute
liegen uns Berichte vor, welche über die
Veranlaſſung des bedauerlichen Unglücks
nähern Aufſchluß geben und ſowohl die
Gemeinden Neukirch und Stein, alg auch
die von jenen 2 Gemeinden mit der Agen-
tur betraut geweſenen Perſonen von aller
Schuld frei ſprechen. Es exiſtiren nämlich
zwei von den betreffenden Auswanderern vor
ihrer Einſchiffung in Havre abgefaßte ein-
hellig unterzeichnete und vom dortigen Con-
ſul deglaubigte Dankſagungsſchreiben an
den babiſchen Agenten und an die 2 Ge-
meinden, woraus unwiderleglich erhellt, daß
jene Auswanderer mit guter Verköſtigung
vis Havre gekommen ſind und in Haͤvre
jeder Einzelne davon den zur Ueberſchiffun
nach Reworleans erforderlichen Provian
ausgeliefert erhielt. Die Ermattung, wel-
cher in Neworleans 50 erlagen, ſcheint dem-
nach theils dadurch entſtanden zu fein, daß
die Bedauerlichen vielleicht auf dem Schiff
mit dem ihrer eigenen Obhut und Austhei-
lung anvertrauten Proviant nicht gehörigen

Haushalt führten, und in Folge eines zu
vollen Magens anfänglich von der See-
krankheit, ſpäter von ſeibſtbereitetem Man-
gel ungewöhnlich hart mitgenommen wur-
denz theils mag ſie wohl auch daraus zu
erklaͤren ſein, daß die Unglücklichen bei ih:
rer Ankunft in Neworleans die für Deut-
ſche ſo nöthige Inſtruetion, ohne Aufent-
halt ſchnell landeinwärts zu eilen, entweder
nicht beachteten, oder, ſchon zu hinfälltg,
nicht mehr beachten konnten! Ob jedoch
die Beamten auf den drei die Auswanderer
über den Ocean führenden Schiffe dem
Unglück nicht hätten vorbeugen fönnen —
das müſſen wir billig bezweifeln, könnemes
auch von hier aus nicht unterfuchen, Jeden-
falls iſt es gut, daß der Vorfall ans Ta-
geslicht gezogen wurde, und wäre es auch


zur Auswanderung Entſchloſſenen eindring-
lich ans Herz zu legen, daß ſie in ihreln
eigenen Intereſſe auf den Schiffen ein re-
gelmäßiges aber ſehr mäßiges Leben
führen und bei ihrer Ankunft In einem füd
lichen Hafen der vereinigten Staaten nicht
am Landungsplatz verweilen ſondern unge-
fäumt landeinwaͤrts weiter reiſen mögen.
Nichts iſt der Geſundheit des, die Waffer-
luft und die Schiffsbewegung Nichtgewohn-
ten bei Seereiſen gefährlicher, als ein zu
ſtarker oder nicht regelmäßiger Nahrungo-
genuß; und der geſündeſte Deutſche, welcher
ſich im Sommer zu Reworleans einige
Tage lang aufhält, kann leicht ein Opfer
der in dieſer Jahreszeit daſelbſt oft graͤſſi-
renden Fieber werden, da die fumpfige Um-
gegend an heihen Tagen kranlheiterzeugende
Stoffe ausdünſtet. Ueberhaupt ſollten Aus-
wanderer, die dem Arbeiterz und Bauern-
ſtand angehören, auch wenn ſie in nörd-
lichen Städten, z B, in New-Aork oder
Boſton landen, ſich aus einem andern
Grund dieſe Regel merken. Alle dieſe Lan-
dungsplätze ſind nämlich zu ſehr von taͤglich
Zuſtroͤmenden überfüllt und ein Neuankömm-
ling findet ſehr ſelten Arbeit, ſondern ver-
zehrt nur ſein eigenes Geld. Hofft er den-
noch auf Verdienſt und will zuwarten, ſo
geht darüber in den meiſten Fällen ſeine
kleine Baarſchaft zu Ende, er kann nicht
weiter und verſinkt rettungslos im Elend,
während er im Weſten der Freiſtaaten bil-
liges Land und gut bezahlte Arbeit gefun-
den haͤtie. Wenn einmal alle Auswanderer
dies als eine goldene Regel beachten, dann


ten und Berunglückten zu berichten haben,

Aus Dresden, 22. Aug · berichtet die
Frankf. Voſtztg.: Die in Stuttgart verein-
darte Erflärung , welche in dieſen Tagen
in Berlin übergeben wurde, iſt ſo beſchaffen,
daß, wenn die preußiſche Regierung nur
den Willen hat/ eine Vermittelung zu Stande
kommen zu ſehen, ſie ſich nicht leicht des
Eingehens auf Ddiefelbe dürfte entſchlagen
fönnen. Ohnẽ die von Anfang an ſeitens
der in Daͤrmſtadt vereinigten Regierungen
beſtimmten Grundlinien des Verhaltens zu
verlaſſen, aber guch ohne der von Nreußen
adoptirten Richtſchnur irgendwie mit Schaͤrfe
ſich entgegenzuſtellen, iſt vielmehr der Weg
zur Vereinigung ſo nahe gelegt, als es nur
die allſeitigen Intexeffen irgend geſtatten.
Sollte freilich Preußen dieſen letzten, rein
{n verſöhnlichem Sinne gehaltenen Schritt
nicht alg ſolchen aufnehmen, ſo würde von
den betreffenden Staaten fortan eine weitere
Modalität der Entwickelung der Zollfraͤge
mit Ernſt und Entſchiedenheit ins Juge ge-
faßt werden müſſen.

Berlin, 23. Aug. Nach einer Bekannt-
machung des General-Poftamts iſt von jetzt
ab geſtaͤttet, bei dem Paſſagiergepaͤck von
Reifenden, welche ſich der preußiſchen

Poſten bedienen, den Werth behufs Erſatz-
leiſtung in Verluſt- oder Beſchädigungsfällen
zu declariren.

Berlin, 24. Auguſt. Der Miniſterprä-
ſident Freiherr v. Manteuffel, der für die
nächſten Tage eine Reiſe nach der Nieder-
lauſitz beabſichtigte, hat feßt diefe Reife
aufgegeben, waoͤ ais ein den Zollconferen!
zen günftiger Entſchluß betrachtet wird.

Maadeburg, 24. Aug. Heuͤte ſpricht
man bier allgemein davon, daͤß die Cho-
lera quch bei ung erſchienen fet und eins
zelne Opfer geferdert haͤbe.

Breslau, 22. Auguft, Der Fürſtbifchof-
Cardinal Diepenbrock iſt fehr erkrankt, was
um ſo mehr zu bedauern, alg es ſonſt in
Schleſien keine ſolche eonfeſſionelle Conflicte
geben würde.

Schwerin, 21. Auguſt. Der fruͤhere
meckl. ſchwerinſche Geſandte am Bundes-
tage, Geheimerath v. Schack, { am 14, D,
in Vivay am Genferſee geſtorben.

Hamburg, 25. Auguſi. Der geſtern ge-
meldete Brand zerſtörie in dem 1842 vom
Feuer verſchont gebliebenen Theil der Deich-
ſtraße einen gefüllten Baumwollenſpeicher
und mehrere anſtoßende Haͤuſer, ehe er be-
wältigt werden konnte. ;

Heide, 21. Auguſt. Ein Extrablatt der
„Dithm. Bl.“ meldet: „Aus ſicherer Quelle
erfahren wir ſoeben, daß ſämmtliche bei
Errichtung des Eiderzolls dieſſeits ange-
ſtellte Zollbeamten ihre Entlaſſung erhalten
haben, ohne Zweifel alſo mit Eheſtem der
Zoll an der Eider aufhoͤren wird.“

Frankreich.

XParis, 24, Aug. Man erflärt ſich jetzt,
wie eine ſo große Anzahl von Miniſtern
und hohen Staatsbeamten gleichzeitig Paris
verlaſſen konnte, um in den Departemental-
rathsverſammlungen den Vorſitz zu führen?
ſie ſcheinen nämlich alle nur der Eröffnungs-
ſitzung beiwohnen, dann aber den Vorſttz
an die Vicepräſidenten abtreten zu woͤllen.
Ihre Abweſenheit von Paris wird deßhalb
nur von kurzer Dauer ſein. — Die Ver-
mählung des Prinz⸗Präſidenten kommt aber-
mals auf's Tapet; allen Schwierigkeiten zum
Trotz, die ſich derſelben angeblich entgegen-
ſtellen, will man in Frankreich den Glauben
daran nicht aufgeben. Es heißt, Lord
Cowley, welcher ſich gegenwärtig in London
befindet, werde auf den hieſigen Geſandt-
ſchaftspoſten nicht zurückkehren. — Wie ſich
vorausſehen ließ, ſo iſt hier bereits der
Inhalt einiger Adreffen von Generalraͤthen
an den Prinz-Präſidenten bekannt geworden,
die noch kategoriſcher lauten als die der Be-
zirksräthe, wo es ſich um Conſolidirung und
Stabilität der Regierung Ludwig Napoleons
handelt. So ſpricht der Generalrath von
Rouen im Namen der „dankbaren Bevöl-
kerung! des Unterſeinedepartements den
Wunſch nach einer lebenslänglichen Regie-
rung Ludwig Napoleons aus! Ebenſo die
Generalräthe der Departemente Cotes du
Nord, Cote d'Or, Doubs, Obergaronne,
Loir⸗et Cher, Loiret, Marne, Nord, Saone-
et⸗Loire, Somme, Charette, Cher, Pas de
Calais 2e., alle in mehr oder minder beßimm-
ter Weiſe. — Auch in dem Centralgefäng-
niß zu Riom ſind, wie bis jetzt bekannt
wird, aus Anlaß des Napoleonsfeftes an
12 Gefangenen Gnadenaete ausgeübt wor-
den, vieren iſt der Reſt ihrer Sirafzeit er-
laſſen, den übrigen acht um ſechs Monate
bis zu einem Jahr verringert worden,

Paris, 25. Aug. Rach den telegra-
phiſchen Berichten des heutigen „Moniteur“
verlangt der größere Theil der Generalraͤ—
the in ihren Ergebenheitsbeſchlüſſen die
Herſtellung des Kaiſerreichs. Das „Pays“
weist heute in einem Artikel nach, daß
 
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