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N°211.

Mittwoch, S. September



: 2068

Die Landwirthf haftltgen


Zum Verſtändniß der preußifchen

Erklarung.
Die preußiſche Ertlaͤrung vom 30. Aug.
bezeichnet eine Reihe von Beſtimmungen
des Wiener Entwurfs eines Zoll- und
Handelsvertrags (A.), welche Preuhen gänz-
lich geſtrichen wiſfen will. Die /National-
zeitung“ ſiellt dieſelben in Folgendem zu-
jammen: *

Aus Art. 1 faͤllt der Sag weg, welcher
alg den Zweck des Vertrags die Vorberei-
tung der gleichzeitig in ihren Grundſätzen
feſtgeſtellten gänzlichen Zoll= und Handels-
einigung hinſtelit. Von Urt, 4 wird das
erſte Alinea geſtrichen, welches lautet: „Nach
Abſchluß dieſes Vertrags erfordern Aende-
rungen in dem Tarif des einen Zoltgebiets,
inſofern ſie nicht Annäherungen an die Ta-
riſfätze des andern Zollgebiets find, das
Einverſtändniß der Staalen des letzteren?
Hiermit fallen denn auch die damit in Zu-
fammenhang ſtehenden Beſtimmungen des
Separatartifels 1, welcher eine Ausnahme
yon diefer Regel für Theurungszeiten feſt-
ftelit. Die Artifel 23 und 25, welche eben-
fallg geflrigen werden, beſtimmen: „Im
Jahr 1856 werden Commiſſarien der con:
frahirenden Stänren an dem Sitze des
deutſchen Bundestags zuſammentreten, um
die Maßregeln zur Ausführung des mit
dieſem Vertrag gleichzeitig abgeſchloſſenen
Zolleinigungsvertrags/ insbeſondere die In
den Artifeln 1 bis 12 deſſelben angeführten
Geſetze und Vorſchriften zu Vereinbaren,
vorbehalilich der Ralification aller einzel-
nen Staaten, na Maßgabe der daruber
in den beiden Zollgebieten beftehenden Ver-
tragsbeſtimmunhen. Bei dieſer Berjamm-
lung von Bevollmächtigten können auch Ab-
änderungen der Tarife und Einrichtungen
beider Zollgebiete, weiche nach Art. 4 des
gegenwaͤrtigen Vertrags des gemeinſamen
Einverftändniffe@ bedürfen, ſowie ſolche
Auträge einzelner Regierungen zur Ver-
handluͤng gebracht werden, die in der Ab-
ficht geflellt werden können, ſchon vor dem
Eintritt der gänzlichen Zolleinigung eine
größere Gleichförmigkeit und engere Ver-
bindung beider Zollgebiete hHerbeizuführen,
— Die Dauer des gegenwärtigen Bertrags
wird bis letzten December 1858 feftgefeßt,
weil bis dahin der gleichzeitig abgeſchloſſene
Zolleinigungsvertraß ins Leben treten ſoll.“

Diejenigen Beſtimmungen des Wiener
Zoll⸗ und Handelsvertragsentwurfs A , welche
die preußiſche Erklaͤrung vom 30, 5.
einer näheren Erwägung porbehalten wiſ-
fen will, ſind folgende: Arl 5 lit. a, wo,
nad) beiderfeitg Befreiung von Eingangs-,
Ausgangs- und Durchgaͤngsabgaben zuge-
ſtanden wird „für Waaren (mit Ausnahme
von Vexzehrungsgegenſtänden) welche auf
ungewiſſen Berfauf {n und ‚außer dem
Maͤrkt⸗ und Meßverkehr, in eins der bei-
den Zollgebiele aug denı ahderen gebracht
und binnen einer im voraus zu beftimmen:
den Zeit unverkauft zurücdgeführt werden;”
fodanın der Art, 7, welcher lautet: „AWnn-
ten, ‚die dem Begleitſcheinverfahren unter-
liegen, können unmittelbar von einem Amte


dern Zollgebieis abgefertigt werden, und
mit denſelben Abfertigungspapieren bis zu
dem Amte, auf welches der Begleitſchein
geſtellt iſt. gelangen. Liegt dies letztere
Amt im Innern, ſo iſt der Uebertritt in
das aͤndere Zollgebiet bloß durch Anmel-


dann Nr. 2 des Separatartikel6 7, welcher
lautet: „Poftfendungen, welche auf Eiſen-
bahnen durch das Geblet eines Vertrags-
ſtaats aus oder nach dem Gebiet eines an-
dern durchgeführt werden, ſollen, wenn ihre
Befördberung in gehoͤrig verſchließbaren Be-
hältniſſen erfolgt und die Zahl, Inhalt und
Rohgewicht der Poſtſtuͤcke aus den der Zoll-
behörde zugänglichen Poſtpapieren erſichtlich
find, von der Deelaration und Reviſton
ſowohl im Innern als an der Grenze ſo-
wie mit dem zollamtlichen Verſchluß der
einzelnen Poſtſtücke auch in dem Fall frei
bleiben, wenn ſie zum Zweck des Yeber-
gangs von einer Eiſenbahn auf die andere
umgeladen werden.“ Die Bedenken gegen
dieſe Beſtimmungen ſind offenbar rein tech-
niſcher Natur. Weniger kann man dies von
dem Bedenken gegen den Abſatz 2 des Se-
paratartikels 8 ſagen! Art 19 beſtimmt
nämlich, daß „jeder Vertragoſtaat eine oder
mehrere ſeiner Kaſſen anwelſen werde ſeine
Silberſcheidemünzen, wenn ſie in Summen
von wenigſtens 100 Thlrn refp. 150 fl
angeboten werden, gegen grobe, in ſeinem
Lande eoursfähige Silbermünzen einzuwech-
feln.“ Obgleich dieſe Befttimmung gerade
in Bezug auf Oeſterreich am nothwendig-
ſten erſcheinen möchte, erklärte Abfatz 2 dẽs
Separatartikels S; „diefe Beſtimmung kommt
in Defterreich erft mit dem Eintritt der be-
abſichtigten Münzregulirung in Anwendung.
Preußen hat diefe bedenkliche Ausnahme
beanftandet. Ferner iſt beanſtandet der Art.
21, wonach die Staaten der beiden Zoll-
gebiete ſich das Recht zugeſtehen zum Zweck
der Kenninifinahme der Geſchäftsbehand-
lung im Zoll⸗ und Grenzbewachungeweſen,
Beaͤmten an die Zollbehörden und Zollftel-
len des anderen, fowie zur Einſichtsnahme
der Rechnungsfuͤhrung und Statiſtik an
die Centralbehörde zu Wien und das Cen-
tralbureau zu Berlin zu ſenden; ebenſo der
S 9 der Anlage I, inſofern daxin beſtimmt
iff, daß jeder Vertragoͤſtaat Waaren, die
in dem andern Staate abgabenpflichtig ſind,
nach demſelben „unter Berhinderung jedes
verineidlichen Aufenthalts zwiſchen dem Aus-
gangsamt und der Grenze zZ0U« oder ſteuer-
amtlidh abfertigen, auch mit Ausweiſen nur
für die Siraße nach einem dortigen Ein-
gangsamte verſehen foU.“ —

Schließlich hat Yreußen die ganze An-
lage I näberer Ermägung vorbehalten, welche
die Abänderungen Der beiderſeitigen Zoll-
tarife enthält, die für den Eingang, Aus-
gang und Durchgang von Waaren im Ver-
kehre beider Zoͤügediete mit einandex und
mit dem Auslande vom Tage der Wirk
ſamkeit des Zoll⸗ und Handelsvertrages ab
in Kraft treten ſollen! Der Tarif des Han-
delsvertrages iſt alſo durchweg beanſtandet.

— an

2 t.

Hoheit der Regent haben Si
2, Sept, d, 5. Allergnaͤdigſt bewogen ge-
funden : den außerordentlicden Profeffor
Dr. Nägelt an der Univerſität Zürich, zum
ordentlichen Profeſſor der Botanif an der
Univerfität Freiburg und zum Divector. des
botaͤniſchen Gaͤrtens daſelbſt zu ernennen z
die Fatbol, Pfarrei Herthen, Amts Loͤrrach
dem Pfarret Joh. Baptift Bauer in Moos;
die fathol. Pfarret Lehen, Landamts Frei-
burg, dem Pfarrer Franz Mich Baumann
in Dinterzarten, die kathol Pfarrei Honz
fteiten, Amts Engen, dem Pfarrer Johann
Nepomuk Beck in Reichenbach und die ka-
thol. Pfarrei Gündlingen! Amts Breiſach-
dem Pfarter Adalbert Kreuzer in Heiters-
heim zu übertragen;z den evangel. Pfarrer
Egalg in Gölghaͤuſen in den Penftonsftand
zu verfeßen 3, Die Verzichtleiſtung des Fathı
Pfarrers Andreas Zimmermann von Naft
auf feine Pfründe und deſſen Verfegung in
den Penſionsſtand zu genehmigen; der von
Seiten des Gemeinderaths und Bürgeraus-
ſchuſſes zu Offenburg erfolgten Ernennung
des ſeitherigen ſtädtifchen Bezirkoförſters zu
Eppingen, Hermann Hofmann, zum frädtiz
ſchen Bezirksförſter in Offenburg, die Staat$z _
genehmigung zu errbeilen. —

Deutſchland.

Karlsruhe, 7. Sept. (R. 3.) Sent
Hoheit der Kegent ſind heute fruͤh mit dem
erſten Bahnzuge über Gotha und Drecden
nach Wien gereist. —
* Heidelberg 7, Sept. Der Redaction
liegt ein von Mathias Lenz und Anna
Maria Vilgis aus ECinecinati gefhriebener
Brief, der über das vielfach erörterte Schick-
ſal der aus Neuenkirchen Ausgewanderten
exfreuliche Aufſchlüſſe gibt, im Original vor.
Derſelbe beſagt zwar, daß viele Neuenkir-
cher auf der Reiſe in Neworleans geſtor-
ben ſeien, enthält jedoch keine einzige Stelle,
welche alg Urſache der Todesfälle Nah?
rungoͤſorgen oder irgend ein anderes menſch-
liches Verſchulden erkennen liehe! Die in
Eincinati Angelommenen fuͤhlen ſich wohl
und. glüclich, danken dem Himmel für die
in der neuen Heimath ihnen reichlich wer-
dende Nahrung und verſichern, daß wohl
alle Armen ihnen nachfolgen würden wenn
ſie wüßten, wie viel und wie gut man in
Amerifa zu effen befomme . u fa W .00
Namentlich genannt werdens Ad. Wild-
Bäcker Georg Gebhard, Goͤttfr. Neuner,
Georg Bähr, Ad. Stoll, Ga. Stoll, Aug.
Schieb, Bernh. Trunf, Roſina Trunk, Ros
ſina Sang, Eliß Kunzmann, Philipp Lenz
und Ad. Keimuth, welche ſämmtlich in Cin?
einati ſich bereits wohnlich zurecht fanden,
Dies aus der Mitte der von Neuenkirchen
Eingewanderten ſelbſt hervargegangene Atteſt
läßt alſo den von der „Rudolit, Auswan-
derungẽ⸗Zeitung erhobenen Borwurf der
Sraufamfkeit- und des Geizes als völlig
ungerechtfertigt. erſcheinen! waͤhrend es zU-
gleich zeigt, daß hinſichtlich der Sterbefälle:
in Neworleang , jenes, Blatt, nicht AnroAk
hatte, Daß fedoch mit Ausnahme »0n 1
 
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