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allgemeinen Volls⸗ und Nationalbildung;
in ihr wird der Grund zu dem Geiſtesleben
kuͤnftiger Geſchlechter gelegt; daß dieſer
Grund ein ſolider ſei und aus edelm und
dauerhaftem Material beſtehe, muß vor Al-
lem Aufgabe und Streben deutſcher Schul-
männer ſein.

Deutſchland.

Karlsruhe, 16. Sept. Die Schw. Kr.
bringt über den verdienten und allverehrten
Gartendirector Herrn Metzger, deſſen plötz-
lichen Tod wir geſtern geineldet, folgende
biographiſche Notizen:; Herr Johann Lud-
wig Megger war gebürtig aus Lahr/ wid-
mete ſich der Gärinerei und wurde zuerſt
als Kreis = Plantage-Inſpector zu Raſtatt,
1812 alg Hofgärtner am Schloßgarten zu
Heidelberg angeſtellt, ſpäter daſelbſt zum
Garteninſpector und Gartendirector beför-
dert. Bon 1830 his zu feiner Verſetzung
hierher war er thätiges Mitglied und Ber-
walier der Centraͤlſtelle der laͤndwirthſchaft-
lichen Vereine des Unterrheinkreiſes! Meß-
ger legte den botaniſchen und den landwirth-
ſchaftlichen Garten zu Heidelberg an und
hat ſich um die Erhaͤltung und Verſchö-
nerung des dortigen Schloſſes und ſeiner
Anlagen ſehr verdient gemaͤcht. Neberhaupt
hat Metzger ſich um die Hebung und Ver-
beſſerung der Landwirthſchaft, beſonders in
der Pfalzs, die ausgezeichnetſten Verdienſte
erworben. Seit etwa zwei Jahren wurde
er hierher gezogen, um fortan bei der Cen-
tralſtelle des landwirthſchaftlichen Vereins
thätig zu ſein, das Land mit landwirthſchaft-
lichen Rückſichten zu bereiſen, landwirthſchaft-
lichen Zuſammenkünfte und Beſprechungen zu
halten die hieſige Ackerbauſchule einzurich-
ten und den landwirthſchaftlichen Vereins-
garten, 2212 Morgen groß, das letzte ſeiner
dielen ſegensreichen Werke, anzulegen. Meg-
ger war auch ein fruchtbarer und beliebter
landwirthſchaftlicher Schriftſteller; er ſchrieb:
Curopaiſche Cerealien 1824, Rheiniſcher
Weinbau 1821, Gartenbuch 1829, Beſchrei-
bung des Heidelberger Schioſſes und Gar-
— teng 1829, die eultivirten Kohlarten 1833,
fi@eiege der Pflanzen= und Mineralbildun-
gen 1834, Wein- und Tafeltrauben , . ge-
meinſchaftlich mit von Babo 1836 ‚- land-
wirthſchaftliche Pflanzenkunde 1841. Ueber-
dies war Metzger auf einigen Laͤndtagen
auch Abgeordneier in der zweiten Kammer
der Landſtände! Seine einzige Tochter iſt
ihm vor einigen Jahren in die Ewigkeit
vorangegangen, und er hinterläßt nur eine
trauernde Wittwe. Friede ſeiner Aſche! Das
Andenken an den freundlichen, thaͤtigen,
liebevollen Mann iſt von Tauſenden ge-
ſegnet.

Raſtatt, 16. Sept. Zwei bisher hier
geſtandene Compagnien öſterr. Feſiungsar-
lillerie wechſelten heute, wie die B, Tztg.
berichtet, die Garniſon mit eben zwei {ol-
chen von Mainz. Militäriſche Ehrenbezeu-
gungen und Muſtk geleiteten in der Fruͤhe
die abgehende Mannſchaft zum Bahnhofe
und führie ebenſo heute Abend von dort die
kommende in die Stadt.

Lahr, 15, Sept. (B. ?) Von hieſigem
Oberamt iſt der poltzeilich angeordnete. Be-
ſchlag der Druckſchrift; „Der Pfaffe, wie
er lebt und wie er leibt was er ſtrebt und
as er treibt, New YNork 1851“ — auf den
Srund des Preßgefeges als Aufreizung ge-
gen die wonarchiſchen Regierungen - und
Berachtung gegen die kathoͤliſche Geiflich
keit enthaltend — gerichtlich , beftätigt und
Vernichiung aller auͤfzufindeuͤden Eremplare
verfügt worden.

Frankfurt, 16, Sept Heute hielt der
allgemeine deutſche Apolhekerverein in dem

Sgale des Senckenbergiſchen Stifts ſeine
erſte Generalverſammlung.

Wilhelmsbad, 16. September. In der
nächſten Woche verfammeln ſich hier die
Actloͤnäre der Frankfurt Haͤnauer Eiſenbahn;
der Gegenſtand ihrer Berathung iſt die
Hortfegung dieſer Bahn in der Richtung
von Würzburg.

Kaſſel, 16. Sept. Die hieſige Zeitung
ſagt: „Die nach dem Ausſchreiben des Hi
nanzminiſteriums vom 13i d. M. am ge-
ſtrigen Tage begonnenen Zeichnungen zu
dem Anlehen von 17 Millionen Thaler
haben ſicherm Vernehmen nach einen befrie-
digenden Anfang genommen, was um fo
bemerkenswerther erſcheint, als die iſraeli-
tiſche Geſchäftswelt wegen der Feier ihres
Neujahroͤfeſtes für geſiern von einer Be-
theiligung abgehalten war.“

* Berlin, 16. Sept. Die N. preuß.
Ztg. iſt ungehalten, weil die Abgeordneten
der Coalition am 15, ð. M. noch ohne In-
ſtruction waren. Am 19. oder 20, foll
übrigens abermal eine Sitzung anberaumt
werden, da laut den am 15. abgegebenen
Erklaͤrungen die Inſtructionen bis dahin
eingetroffen ſein dürften.

Wien, 12. Sept. Von hohen Gäſten
erwartet man zu dem militäriſchen Schau-
ſpiele in Peſth außer Sr., kön. Hoh. dem
Prinz⸗Regenten von Baden, den Krouprin-
zen von Würtemberg, den Prinzen Albert
von Sachſen, die Prinzen von Mecklenburg,
Oldenburg und Koburg, den Herzog von
Parma, und wie eben verlautet auch den
Großfürſten⸗Thronfolger von Rußland, der
im Laufe der nächſten Tage hier eintreffen
ſoll. Ferner ſind geſtern hier eingetroffen,
der Generaladjutant Sr. Maj. des Kaiſers
von Rußland Baron Lieven, die ruſſiſchen
Oberſten v. Romanoff und v. Willanoff,
der Oberſtleutnant v. Baumgarten und der
Major Fürſt Sayn - Wittgenftein , um den
Manövern beizuwohnen. — Aus Galizien
lauten die Ernteberichte günſtig.

Wien, 14. Sepihr. So viel bis jetzt
bekannt wird Se! Maj. im Uebungslager
zu Pefth- 8 Tage verweilen und zwiſchen
dem 22. und 24, Sept. wieder in Schoͤn⸗
brunn eintreffen. ;

Frankreich ·

* Paris, 18. Sept. Durch ein Decret
im heutigen „Moniteur“ wird die Samm-
lung und der Druck von Volksliedern an-
geordnet und den Sammlern volfsthümli-
cher Geſänge, worunter auch die in pro-
vinziellen Mundarten gezählt werden, be-
fondere Belohnungen in wexthvollen Me-
daillen zugeſichert. — Die Rundreiſe des
Prinz · Praͤſidenten, über welche die Naͤchrich-
ten bis Moulins reichen, iſt ein fortgefetzter
Triumphzug. Der /Moniteur bringt heute
darüber nicht weniger als 6 Depeſchen, an
welchen uns als deachtenswerthe Manife-
ſtation erſcheint, daß alle Hoch auf „den
Kaiſer“ als einſtimimiger und beharrlicher
Ruf der ganzen Bevölkerung aufgezaͤhlt

ſind.
England .

London, 15. Septbr. Die heutigen
Blaͤlter erſcheinen alle in Trauerrand und
beſchäftigen ſich kaum mit etwas anderem
als mit Herzog v. Wellington, dem großen
Todten. Der miniſterielle Herald. füns
digt an, daß das Parlament zeitig im Ro-
vember einderufen werde. Daffelbe Blatt
hezeichnet die Nachricht von einem neuen
Haͤndelsvertrage mit Frankreich als verfruͤhi.

Der am „14, D, M Nachmittags 31
Uhr in London hingeſchiedene Herzog voͤn
Wellington war im Jahr 1769 geboren,
ein Soͤhn des zweiten Lord Longford. Er
war commandirender Obergeneral mit 3460

Pfd. St. Gehalt, Feldmarſchall und Lord-
Statthalter von Hampſhire; Oberſt der
Hardegrenadiere; Oberſt en chef der Karas
binierbrigade; Gouverneur des Tower von
ondon und der Citadelle von Doͤwer;
Lord· puͤter der 5 Häfen; Kanzler der Unis
verſität Oxford; Hüter von Satnt-Yames
und von Green! Park. Er war Gefandter
in Frankreich und in Ruͤßland; bekleidete
das Amt eines Großmeiſers der Artilerie
unter Lord Siverppol; erſter Lord des Schas
ges von 1827 bis 1830; Staatsfecretär
der auswärtigen Angelegenheiten unter dem
Viniſterium Peel von 1834 bis 1835 ; er
bezog eine ihm vom Parlament alg Be-
lohnung für ſeine militäriſchen Verdteuͤſte
angewieſene Penſion. (

Schweiz.

Von der Grenze. Der am 12. d. M,
xlötzlich am Schlagfluß verſtorbene Obriſt
Orelli von Zürich war im Jahre 1799
geboren, und widmete ſich zuerſt dem
Handelsſtande; allein bald zoß ihn grö-
ßere Neigung ins Militärweſen hinüber;
er trat als Offizier in das franz. Schwei-
zerregiment Bleuler, wo er bis zur Auͤftö-
ſung deſſelben zum größern Theile der Zeit
die demſelben attachirte Artillerieabtheilung
commandirte, nachher zum Infanteriehaupi-
mann vorrückte. In die Schweiz zuruͤckge-
fehrt, leiſtete er abwechſelnd vorzügliche
Dienſte im eidgenöſſiſchen Artillerieſtab als
Oberſtlieutenant und Oberſt, und in den
Jahren 1847 bis 1849 alg Chef dieſer
Waffe. Im Sonderbundskriege hatte er
das Obercommando der eidgenoͤſſiſchen Arz
tillerie. Im Cantonaldienſt war er zuerſt
Oberſtlieutenant der Infanterie, dann Kriegs-
eommiſſär. Orelli hatte neben etwas rau-
hen äußern Formen, die ihm nicht ſelten
Unannehmlichfeiten zuzogen, treffliche innere
Eigenſchaften, die, wenn einmal erkannt, in
der Regel die erſteren überſehen ließen. Er
hatte, was man fagt, ein gutes Herz, er
hatte einen reichen Schatz von Kenntniſſen
und Erfahrungen, die er mit ſeltenem praks
tiſchen Sinn zu verwenden wußte; was ihn
aber hauptſächlich auszeichnete, war der un-
ermüdliche Fleiß, mit welchem er aͤußerſt
leicht und gut arbeitete. Es wird ſchwer,
wenn nicht unmöglich ſein, den thätigen,
tüchtigen Mann zu erſetzen.

Schweden und Norwegen

Stockholm, 7. Sept. Am 2. Septem-
her verſchied der Profeſſor der griechiſchen
Literatur an der Univerſität zu Upfala, W,
F. Palmblad. Die Wiſſenſchaft verliert an
ihm einen gelehrten Mann, die Literatur
einen vielſeiligen Schriftſteller, und die con-
ſervative Preſſe einen ihrer beſten Verfechter.

Türkei.

Konſtantinopel, 1. Sepibr. (A. 35
Durch die Abſetzung des Paſcha von Tri-
polis und die Loͤſung der Frage über das
Patronat des heiligen Grabes ſſcheint vor-
läufig der zwiſchen Frankreich und der Tür-
lei drohende Bruch verhütet worden zu
fein, wobei ſich die Pforte wie gewoͤhnlich
mit Geſchicklichkeit aug der Schlinge gezo-
gen; ſie erklärte ſich in dieſem chriſtlichen
Streit, ſowohl Frankreichs als Rußlands
Anſpruͤchen gegenüber, für incompetent zu
entſcheiden, und überläßt aus dieſem Grund
die Ausgleichung jener Fragen den beiden
Mächten unter ſich. Somit hätte ſie weder
der einen noch der andern Macht ein gröz
ßeres Recht eingeräumt; es bleibt jedoch
mehr als waͤhrſcheinlich, daß Rußlands be-
hutſame Politik endlich den Sies auch hier
davon traͤgen wird. Daß ein Complott ge-
gen die beſtehende Regierung und haußt-
fächlich gegen das Leben des Sultans von
 
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