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Die getroffenen Maßregeln ſind wahrhaft
freiſinnig. Die Ausdehnung der religiöſen
Freiheit die Berechtigung der Nichtapeligen,
adelige Güter zu kaufen und zu Stagts-
dienſten ernannt zu werden, alle dieſe Acte
haben in der Bevölferung eine aufrichtige
Stüge gefunden. Die Nation ſcheint zufrie-
den Zeſtelit, obgleich die Magnaten ein we-
nig murren, was natürlich iſt, weil man in
ihre Vorrechte eingegriffen. Der Kaiſer iſt
daher, wie geſagt, beim Volk ſehr beliebt.
Er ſpricht das Magyariſche, alg hätte er
fein ganzes Leben an den Ufern der Theiß
oder in den Karpathen zugebracht; was
aber ſeine Beliebtheit bis zur Begeiſterung
geſteigert hat, iſt die Leichtigkeit, womit man
ſich ſeiner Perſon nähern fann. Während der
letzten Reiſe, im Monat Julius, hatte Franz
Joͤſeph bekannt machen laſſen: wer Recla-
mationen an ihn zu richten habe, könne ihm
alle Tage zu einer beſtimmten Stunde in
ſeiner Nefidenz vorgeſtellt werden; er werde
jedermann ohne Unterſchied empfangen. Eine
Menge Bittſteller kam herbei. Bei einem
ſeiner Ausflüge im Comitat Peſth, ich glaube
es war zu Keeskemet, ließen ſich am öffent-
lichen Audienztage mehr als 200 Perſonen
anmelden. Es war unmöglich alle zu em-
pfangen. Der Kaiſer ließ durch einen ſeiner

und des Oberſthofmeiſters Fürſten v. Lich-
tenſtein. Die Bittſteller umringien den Kai-
ſer; er ſelbſt nahm ſämmtliche Papiere an
fih, ſprach mit den einen, gab Hoffnungen
den andern; jedermann war bezaubert. Im
Hintergrunde des Hausflurs ſtand ein avs
mes junges Mädchen, das ſich zweimal ſei-
nem Souverän hatte nähern wollen, aber
zweimal zurückgewieſen worden war. Man
fah an der Blaͤſſe ihres Geſichts die tiefe
Gemuͤthsbewegung, die in ihr herrſchte.
Kräfte und Muth fehlten ihr ſich zu nähern.
Im Vorübergehen hatte der Kaiſer ſie be-
merkt, jedoch gethan als ob er ſie nicht ſehe.
Nach beendigler Audienz ſtieg er langſam
die Treppe hinauf, und als er ſah, daß die
Menge ſich einigermaßen verlaufen hatte,
kam er plötzlich wieder herab und ging ge-
rade auf das junge Mädchen zu. „Du
fuͤrchteſt dich, mein Kind wir wollen
ſehen, beruhige dich.“ Und als das arme
Mädchen einige unverſtändliche Worte ftam-
melte, las der Kaiſer die Bittſchrift.„Du
verlangſt Gnade für deinen Bräutigam,
Er hat an den letzten Ereigniſſen Theil ge-
nommen! Iſt er von einem Kriegsgericht
verurtheilt worden? Ich glaube nicht,
Majeftät. O, dann hab ſich freiere
Hand. Beruhige dich, mein Kind; du wirſt
in kurzem den, welchen du liebſt, heirathen

Adjutanten ſagen er werde in die Haus-
flur herabkommen und fämmtliche Bittſchrif-
ien in Empfang nehmen! Er kam wirklich
herunter in Begleitung einiger Offtciere.

können.“ Dieſer Zug kaiſerlicher Herzens-
güte ward ſchnell allgemein befannt, und
bracte eine ſolche Senſation hervor, daß

man bei der Abreiſe des Kaiſers aus der
Stadl die Pferde ſeines Wagens ausſpan-
nen und ihn im Triumph weiter führen
wollte.

In Agram herrſcht ein reges Leben in
Erwartung der bevorſtehenden Ankunft des
Monarchen. Die Grenzbataillone ſind be-
reits in das Lager eingerückt; mit raſtloſer
Thätigkeit wird an den Vorbereitungen zum
Empfang Sr. Maj. gearbeitet. ;

England.

*London, 27. Septbr. „Times“ und
„Chronicle? äußern Fuͤrcht vor einer fran-
zöſiſchen Invaſton. Die Inſel Wight
wird ſtark befeſtigt und in gehoͤrigen Ber-
theidigungszuſtand geſetzt. Berichte aus
2* klagen, wie gewöhnlich, über große

oth.

Mannheim, 28. Sept. (M. 3.) Heute
wurde in geheimer Sitzung der ledige 36
Jahre alte Franz Jäger von Affamftadt
der Nothzucht für ſchuldig erklärt und des-
halb zu Zuͤchthausſtrafe von 5 Jahren,
oder 3 Jahren 4 Monaten in Einzelhaft,
geſchärft durh 60 Tage Hungerkoſt zu-
gleich mit Dunkelarreſt und zu Stellung
unter poltzeiliche Aufſicht während der Dauer
eines Jahres verurtheilt.

Redigirt unter Verantwortlichkeit von G. Reichard.


Großh ODberamt Hewdelberg,
Nr. 45,242. . Nikolaus Kern von Schönau,
Sohn des Jakob Kern von dort, beabfichtigt nach
Nordamerika auszuwandern.
Zur Schuldenliquidatton haben wir Tagfahrt auf
Freitag, den 8. Oktober d. S,
4* früh 8 Uhr, ;
auf diesſeitiger Amtefanzlet anberaumt, und haben


wiſfer in derfelben geltend zu madhen, alg ifnen
fonft nicht mebr zur Befriedigung verholfen wer-
den kann.
Heidelberg, den 24. Sept. 1852.
v. Uria.

Großh. Oberamt Heidelberg.

(Die Herſtellung der Qrts- und
Vicinalſtraßen betr.) ,

Nr. 45,697. Es ift jetzt an der Zeit, auf die
Herſtellung der Straßen, ſoweit das nicht ſchon im
Frühjahr gefhehen iſt Bedacht zu nehmen weß
hbald man die Gemeinderäthe auffordert, alsbald
and ang Werk zu Tegen, wobei bemerkt wird,
daß innerhalb ſechs Wochen nachgeſehen werden
wird, ob und wie dieſer Anordnung Folge ge-
leiſtet iſt.

Heidelberg, den 27. Sept 1852.

v. Uria.

Großh. Oberamt Heidelberg.

Nr. 45,024, Auf dem hieſigen Speiſemarkte
wurde ein Gelpbeutel mit 2 ff. 18 fr. Münze ge-
funden und anher übergeben,

S Wer * * 4 darüber auszuweiſen
ermag, fann ſolchen dahier gegen die Einrüdungs«
gebühr in Empfang nehmen. *

Heivdelberg, den 23. September 1852
Mors.

-

Stumpf.

Bekanntmachung.


Zeiten ankommen und abgehen:




15 Minuten, früh von hier nach Man
* Zu dieſen Localzügen, ſowie
keine Stehwagenbillets abgegeben.

Ankuuft Abgang
r Güter⸗ * Güt 2
erfonenzüge, Ü ü *
von Verſonenzüge züge. nach Verſonenzüge. züge.
Morgens. Abends. Morgens. Morgens. Abends. Abends.
St.| M.|St.| M, Sı n} SM | Sr | M . Si MSı MSr M Sı m. | Sr | m.
— [ 71511012 838a 20 Mannheim | 745 121 —| 4 — 7150 | 8|—
Rarlsvuhe | 7/34|11/49| 3]49| 7 |39 Rarlsruhe | 715 10|20| 335 7130
Freiburgund Abends Offenburg⸗ Morgens.
MAIIIIIIIIIIIIIIIIII Rehl .. | 7115/10|20) 3|35) —|— / 6140
Haltingen⸗ Haltingen-
Da enl ala Bafel. . 714510120 _—‘„_}__3 8

ıtag, ſowie am 2
nheim ab,


Großh. Poſt - und Eiſenbahnamt.
Eberlin.



Drach.
 
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