Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Journal (46) — 1852

DOI chapter:
Nr. 258-282 (2. - 30. November 1852)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66017#1088
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
andere Staaten aus großer Verlegenheit
ziehen wird und keine geringe Freubde zu
erwecken geeignet iſt Den neuen zuverlaͤſ⸗
ſigen Berichten zufolge ſoll es nämlich kaum
einem Zweifel unterliegen, daß die Verein-
barung zwiſchen Preußen und Oeſterreich,
reſp. der Coalition, binnen kurzem zu Stande
kömmt. Der Vorſchtag welchen Herr von
Prokeſch nach Berlin brachte, ſoll bei Preu-
Ben eine günftige Aufnahme gefunden haben.
Die Miniſterpraͤſidenten Graf Buol und
Herr v. Manteuffel ſtehen in directer Cor-
reſpondenz bezüglich der bezweckten Verein-
barung, und, wie ſchon erwähnt, ſoll das
Zuſtandekommen des Einverſtändniſſes um
ſo weniger bezweifelt werden dürfen, alg
das ruſſiſche Cabinet den unmotivirten, brus-
kirenden Abbruch der Verhandlungen durch
Preußen ſehr gemißbilligt und der Eintracht
entſchieden das Wort geredet haben.“

* In Bremen hat ſich vor einigen Ta-
gen der Manufacturwaarenhändler Hermann
Münder mit etwas über 100,000 Thalern
inſolvent erklärt; doch werden die Activa
auf 70,000 Thaler geſchätzt. Es ſind be-
ſonders Hamburger, Bremer und Elberfel-
der Haͤufer, die dabei verlieren.

Hamburg, 12. Nov. (Köln. 3) Eine
Anzahl hieſiger Damen fordert dieſer Tage
in unſern Blättern zu Beiträgen für die
Gattin des ehemaligen ſchleswig -holfteini-
ſchen Majors v. Schütz auf, der zu lebens-
tänglicher Feſtungsſtrafe begnadigt iſt. Ein
Gnadengeſuch bei dem Könige in Kopen-
hagen abſeiten der erblindeten Gattin des
Verurtheilten iſt erfolglos geblieben. Man
möchte ihr jetzt wenigſtens den Aufenthalt
in Kopenhagen durch Unterſtützung ermög-
lichen, welchem ſchönen Zwecke das beſte
Gelingen durch Beiträge von nah und fern
zu wün ſchen iſt.

Altona, 10. Nov. Auch in Itzehoe iſt
ein Gottesdienſt in däniſcher Sprache ein-
gerichtet worden.

Wien, 11. Novbr. (Fr. Pztg.) Durch
einen Erlaß des Kriegsminiſteriums ſind
die Commandanten der verſchiedenen Trup-
pengattungen angewieſen worden, nur in
den dringendſten Fällen die Beurlaubung
der Rekruͤten zu geßatten. Es hat übrigens
dieſe Maßregel keinen andern Grund als
dem bis jetzt üblich geweſenen Verfahren,
die Rekeuten gleich naͤch ihrer Aſſentirung
wieder auf unbeſtimmte Zeit zu beurlauben,
für die Zukunft zu ſieuern, und es iſt dem-
zufolge als Gruͤndſatz aufgeßellt worden,
daß in keinem Falle vor vollkommen voll-
endeter Einübung eine Beurlaubung ge-
ſtattet werden darf, es müßten denn ganz
befonders berückſichtigungswürdige Gruͤnde
angeführt werden, um von dieſer Regel
eine Ausnahme zu machen.

Wien, 11. Noobr. Die Errichtung der
Central Commifſton für den öſterreichiſch-
parmaiſchen Zollverein iſt heute bekannt ge-
macht und hieſigerleits der Statthalter der
Lombardei, Graf Straffoldo, zum Präfiden-
ſen derſelben, dann von Seite Modena's
der Major Cimbradi, und von Seite Par-
ma's Graf Gregor Morandi zu Mitglie-
dern ernannt worden. Der Vollzug dieſer
im Sepiember d. J. ratifieirten Zolleinig-
ung wird in ſo fern ſchon mit dem 1, Febr.
1853 ins Werk geſetzt werden, als die
Grenzzollinie zwiſchen den Herzogthümern
und dem gegenüber liegenden lombardiſchen
Grenzbeziet in dieſem Zeitpunkte außer Wirk-
ſamkeit tritt, und die Lombardei als inneres
Zollgebiet behandelt wird. Vom 1. Febr. 1853
an bilden alſo die öſterreichiſche Monarchie,
das Fuͤrſtenthum Lichtenſtein und die ge-
nannien herzoglichen Stagten ein gemein-
ſchaftliches Zoligebiet, und werden die zur
Ausfuht beſtimmten Waaren gegenſeitig

ohne eine Amtshandlung oder Zollgebühr
von einem Lande in das andere zugctaſſen.
In Bezug auf die Bodenerzeugniſſe und
jene der landwirthſchaftlichen Induſtrie iſt
die freie Einfuhr aus den Herzogthümern
in die Lombardei ſchon vom 1, d Mı ge-
ſtattet worden. — Durch allerhöchſte Ent-
ſchließung ſind die bisher erhobenen Mol-
dauzoͤlle in Böhmen in dem Grade ermaͤßigt
worden, als eine Verminderung bei einzel-
nen Artikeln in Folge der Vereinbarung
bei der dritten Elbeſchifffahrtsreviſionscom-
miſſion auch bezüglich der außeröſterxeichi-
ſchen Elbzölle eingetreten iſt. Dieſe Maß-
regel kommt ſchon mit dem 15. d. M, in
Wirkſamkeit.

Frankreich.

Paris, 12. Nov. Die ſchon ſeit eini-
ger Zeit angekündigte Proteſtation des Gra-
fen von Chambord gegen die Wiederher-
ſtellung des Kaiſerthünis iſt nunmehr in
Umlauf gebracht worden. Dieſelbe lautet:
„Fraͤnzoſen! Den Prüfungen meines Vater-
landes gegenüber verurtheile ich mich frei-
willig zur Unthätigkeit und zum Schweigen.
Ich wuͤrde mir eg nicht verzeihen, hätte ich
auch nur einen Augenblick feine Wirren
und ſeine Gefahren ſteigern können. Von
Frankreich getrennt, umfaſſe ich daſſelbe mit
inniger, heiliger Liebe ebenſo und noch mehr,
als wenn ich es niemals verlaſſen hätte.
Ich weiß nicht, ob es mir gegeben ſein wird,
einſt meinem Lande zu dienen; aber ich bin
Deſſen gewiß, daß es mir nicht ein Wort,
nicht einen Schritt vorzuwerfen haben wird,
wodurch die geringſte Beeinträchtigung ſei-
nes Gedeihens und ſeiner Ruge bewirkt
worden waͤre. Seine Ehre, wie die meinige,
die Sorge für ſeine Zukunft, meine Pflicht
gegen daſſelbe beſtimmen mich Ddazu, jetzt
die Stimme zu erheben. Franzoſen, Ihr
wollt die Monarchie, Ihr habt eingeſehen,
daß ſie allein Euch, mit einer regelmäßigen
und ſtabilen Regierung, jene Sicherheit
aller Rechte, jene Gaxantie aller Intereſſen,
jene ſtete Uebereinſtimmung einer ſtarken
Autorität und einer weiſen Freiheit geben
kann, die das Glück der Nationen gruͤnden
und ſichern. Ueberlaßt Euch nicht Taͤuſchun-
gen, die ſpäter oder früher Euch verderblich
ſein wuͤrben. Das neue Kaiſerthum, das
man Euch vorſchlägt, würde nicht jene ge-
mäßigte und dauerhafte Monarcdhie ſein
koͤnnen, von der Ihr alle jene Güter er-
wartet. Man taͤufcht ſich und man uſcht
Euch, wenn man Euch dieſelben in ſeinem
Namen verſpricht. Die wirkliche Monaxchie,
die traditionelle Monarchie, geftützt auf das
Erbrecht und geheiligt durch die Zeit, ſie
allein kann Euͤch in den Beſitz iener koſt-
baren Vortheile bringen und Euch deren
dauernden Genuß auf immer ſichern Das
Genie und der Ruhm Napoleon's konnten
etwas Dauerhaftes zu gründen nicht hin-
reichen. Man ſſtellt die Sicherheit nicht wie-
der her, wenn man das Princip, auf dem
der Thron ruht, erſchüttert, und man be-
feſtigt nicht alle Rechte, wenn man dasje-
nige Recht mißachtei, welches unter uns
die nothwendige Grundlage der monarchi-
ſchen Ordnung ift, Die Manarchie in Frank-
reich iſt das koͤnigliche Daus Frankteichs,
unlöslich vereint mit der Nation. Meine
Väter und die Eurigen haben die Jahr-
hunderte zuſammen durchſchritten, gemein-
ſchaftlich je nach den Sitten und Bedürf-
niſſen der Zeit arbeitend an der Entwicke-
lung unſeres ſchönen Vaterlandes. Vier-
zehnhundert Jahre hindurch baben die Fraͤn—
zofen, ſie allein unter allen Voͤlkern Europa's,
ſets an ihrer Spitze Fürſten aus ihrer Na-
tion und idrem Blute gehaht Die Geſchichte
meiner Vorfahren iſt die Geſchichte der

ſteigenden Größe Frankreichs, und auch die
Monaxchie war es, welche Frankreich mit
jener Eroberung von Algier ausſtattete, die
ſo reich an Zukunft, bereits ſo reich an den
großen militaͤriſchen Berühmtheiten iſt, welche
ſie geſchaffen hat, und deren Ruhm alen
Euern Ruhm noch vermehrt. Welches auch
die Rathſchläge Goͤttes ſein mögen über
Euch und über mich, ich, der ich das Haupt
des alten Stammes Eurer Könige, der Erbe
jener langen Reihe von Monakchen geblie-
ben, velche ſo viele Jahrhunderle hindurch
die Macht und die Wohlfahrt Frankreichs
ſtets mehrten und geachtet machten, ich bin
es mir felbft ſchuldig, ich bin es meiner
Familie und meinem Vaterlande ſchuldig,
laut zu proteſtiren gegen täuſchende und
gefahrvolle Combinationen. Ich verwaͤhre
alſo mein Recht, welches die ſicherſte Bürg-
ſchaft Eurer Rechte iſt, und Gott zum Zeu-
gen nehmend, erkläre ich Frankreich und der
Welt, daß ich, treu den Geſetzen des König-
reiches und den Ueberlieferungen meiner
Vorfahren, gewiſſenhaft bis zu meinem letz-
ten Athemzuge das Vermächtniß der erbs
lichen Monarchie bewahren werde, deſſen
Obhut die Vorſehung mir anvertraut hat,
und welches der einzige Rettungshafen ift,
wo nach ſo vielen Stürmen dieſes Frant!
reich, der Gegenſtand aller unſerer Liebe,
endlich die Ruhe und das Glück wird wie-
derfinden können. Frohsdorf, 25. October
1852. Heinrich.“ — Dieſem Manifeſt ſind
nachſtehende Inſtruetionen für die legitimi-
ſtiſchen Wähler beigefügt, ſich der Theil-
nahme an der Abſtimmung vom 21. und
22, November zu enthalten: „Das in dem
Schreiben vom letzten 27. April vorherge-
ſehene Ereigniß ſteht auf dem Punkte ein-
zutreten. Es iſt deßhalb Pflicht, hier an
die Rathſchläge zu erinnern, welche ertheilt
wurden, um zu bewahren vor den Täu-
ſchungen und Gefahren dieſer neuen Umge-
ſtaltung der Regierungsgewalt und die Netz
tungsmittel, welche die Vorſehung uns vor-
behaͤlten hat, ſicher zu ſtellen! Seit Franf-
reich gewaltſamer Weiſe von dem legitimen
Königthume getrennt worden, hat es ver-
gebens in den wandelbaren und trügeriſchen
Kundgebungen eines angeblichen National-
wunſches, die Sicherheit der Intereſſen, die
Achtung der Geſetze und die fuͤr ſeine Wohl-
fahrt nothwendigen Inſtructionen geſucht.
Waͤhrend des Verlaufes ſo vieler fruchts
loſer Berſuche ſah man mit Befriedigung
den Beiſtand, welchen die Royaliſten, wie
alle gutgeſinnten Leute, dem gewährten, was
gethan wurde, um die Unordnung im Zaum
zu halten und in unſern Gauen und in un-
ſeren Städten die Ruhe wiederherzuſtellen.
Aber das Land darf die ebelmüthigen Bes
mühungen, die ſich vereinen, um das Ge-
meinweſen zu retten, nicht verwechſeln mit
den Manövern des Ehrgeizes und des
Egoismus. Nein, das Kaiferihum, welches
ihm nun auferlegt werden ſoll, könnte nicht
jene ſchützende Monarchie ſein, nach der es
jetzt Bedürfniß empfindet. Das Kaiſerthum
wird nur ein Zwiſt mehr in unſerer Mitte
und eine Verwickelung mehr in unſeren
Geſchicken ſein. Aus ihm kann nur die Ver-
letzung der Geſetze und die Willkür hervor-
gehen! Das Schreiben vom 27, April em-
pfahl an, durch alle friedlichen Mittel zu
proteſtiren gegen die Aenderung, die vor-
bereitet wird, und welche nur die verderb-
lichſten Folgen haben kann. Die Stunde
iſt gekommen, jene Rathſchläge in Vollzug
zu fetzen. Es mögen alſo alle monarchiſch
geſinnten Männer ſich der Theilnahme an
Liner Abſtimmung enthalten, welche die of-
fenbare Vereinigung ihrer Grundſaͤtze iſt,
und ſie mögen von allem ihrem Einfluſſe
auf die Bevoͤlkerungen, welche ſie umgeben/
 
Annotationen