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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 258-282 (2. - 30. November 1852)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66017#1092
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Karlsruhe, 16 Nov. (xR. 3) Seine


e⸗
funden: den Reviſor Wagner bei der Zoll-
direetion zum Oberrevifor zu ernennen; die
Stelle eines Waſſerzollers zu Wertheim
dem Hauptzollamts⸗ Controleur Ruppert bei
Rheinfelden, unter Verleihung des Titeloͤ
eines Zollinſpectorst zu übertragen; den
Amtmann Oito in Stockach als Amisvor-
ſtand nach Sinsheim, und den Amtmann
Klein in Haslach alg Amtsvorſtand nach
Stockach zu verſetzen; dem Amtmann von
Laroche die Vorſtandsſtelle des Amtes Has-
lach; die erledigte Raͤthoſtelle bei dem ka-
tholiſchen Oberkirchenrath dem Pfarrer und
Dekan Meier zu Dongueſchingen, unter
Verleihung des Charakters eines Oberkirchen-
raths, die katholiſche Pfarrei Götzingen,
Amts Buchen, dem Pfarrer Georg Franz
Schell in Freudenberg, und die kaͤthoͤliſche
Pfarrei Noͤrdrach Amts Gengenbach, dem
Pfarrverweſer Karl Kern in Wolterdingen
zu übertragen; dem zweiten Diakonus und
Profeſſor Fecht am Gymnaſium u. der höhern
Bürgerſchule zu Lahr das erſte Diakonat,
fowie die erſte Lehr und Vorſtandoͤſtelle
am Pädagogium und der höhern Bürger-
ſchule zu Lörrach, und das dadurch erledigte
zweite Diakonat zu Lahr dem dortigen Pro-
feſſor Wagner zu ſeinem dermaligen Lehr-
anite zu übertragenz den Profeffor Henn
von dem Pädagoßium und der hoͤhern Bür-
gerſchule zu Pforzheim an das Gymnaſium
und die höhere Bürgerſchule in Lahr zu
verſetzen; dem Profeſſor Helferich am Lyceum
zu Kaͤrlsruhe die erſte Lehr= und Vorſtande-
ſtelle am Pädagogium und der höhern Bür-
gerſchule zu Pforzheim zu übertragen, und
den Lehrer Eifenlohr an der letztgenannten
Anſtalt in gleicher Eigenſchafl an das Ly-
ceum in Karlsruhe zu verſetzen.
Frankfurt, 15. Nov. (Fr. J.) Heute
Moͤrgen und zwar in der Frühe des Ta-
ges/ flarb der dielverehrte Veteran der hie-
ſigen Bühne, der treffliche Leißring, in fei-
nem 76, Lebensjahre! Seit dem Jahr 1840
war er von der hieſigen Bühne, an wel-
cher er 32 Jahre als deren Zierde in der
feinen Komik wirkte, zurückgetreten. :
Stuttgart, 14. Nov. Heute Vormit-
tag fand Schoders Beerdigung ſtatt, wozu
froß des ungünſtigen Welters eine große
Menſchenmenge ſich verſammelte. Der Geiſt-
liche, ſtreng innerhalb des allgemein chriſt-
lichen Standpunktes ſich haltend/ deutete nur
an, daß große Gaben auch große Verſu-
chungen mit ſich führen, und fagte, daß es

dem 12. Nov. d J. gnädigft. bewoßen g


bewegte Zeit gefallene Wirken des Dahin-
geſchiedenen zu ſchildern, denn dieſes gehöre
der Geſchichle an. Hierauf ſchloß die Lei-
chenfeier, indem der Abgeordnete Rechts-
conſulent Probſt dem früh und ſchnell ent-
riſſenen Freunde einen Nachruf weihte.
Miünchen, 10, Nov. (Voſſ. 3.) Schon
ſeit länger alg einem Jahr iſt es ein cha-
rakteriſtiſches Merkmal aller unſerer Ge-
ſellſchaftskreiſe und Stände, daß Alles ſich
bemübt, dem König Ludwig bei ſeinem öf-
fentlichen Erſcheinen, das ſtets ein alther-
gebracht anſpruchloſes ift, die größte Ehr-
furcht an den Tag zu legen. Man ſcheint
doch gefuͤhlt zu haben, daß man im Jahr
1847 offenbar gegen König Ludwig zu weit
gegangen iſt; denn ihm iſt die Stadt Mün-
den, welche er aus einem Flecken zur Kunſt-
Wallfahrtsſtaite der ganzen Welt machte,
die größte Dankbarfeit ſchuldig. Nachdem
nun der König juͤngſt erſt das Siegesthor
und die Quadriga darauf urkundlich der
Stadt igeſchenkt hat, haben die Gemeinde-
Behoͤrden endlich in einer Deputation ge-


den allgemeinen Dankgefühlen mächtige
Lorte geliehen und im Namen der Stadt
München eine feurige Dankadreſſe Überreicht,
welche geradehin geſteht, daß es nie einen
beſſeren fuͤr das Volkswohl eifriger beſorg-
ten König gegeben, als König Ludwig I
Der alte königliche Herr foll tief bewegt
uͤber Siefe Anſprache ſeiner Münchener
Bürger geweſen ſein. Alle Anweſenden ge-
ſtehen, daß die Seene etwas Ergreifendes
gehabi habe. In der That iſt der Enthuſtas-
mus für König Ludwig ein aufrichtiger.
Man fann es auf öffentlicher Straße be-
merfen, Daß, wenn der König Ludwig vor-
übergeht, Wagen ſtill halten und die darin
Sitzenden ausſteigen und ſich ehrerbietig
verneigen.

Berlin, 14, Novbr. Das Parteienver-
häliniß in der 2.. Kammer ſtellt ſich jetzt,
nachdem die ſämmtlichen Wahlen bekannt
geworden, folgendermaßen heraus. Rechnet
man die Miniſter und einige Obexpräſiden-
ten zu den in der außeroͤrdentlich ſtarken
Zabl von 80 gewählten Landräthen hinzu,
ſo iſt die ſtärkſte Fraction die miniſterielle,
die mit Hinzutritt einiger andern Beamten
nicht weniger als 100 Mitglieder, d. H. 2
Fünftel der ganzen Kammer enthalten wird.
Dieſer zunächſt kommt die gefammte oppo-
ſitionelle Fraction mit einigen und 80 Mits
gliedern, theils Conſtitutionellen, theils Alt-
preußen. Die dritte Stelle nehmen die
Katholiken ein mit 53 Abgeordneten (in
bedeutendem Srabe mehr als früher), die
vierte die Kreuzzeitungspartet Ceinige und
vierzig.)

Poſen, 12. November. (Fr. P. Das
Wahlgeſchäft nimmt binnen wenigen Tagen
hier aufs neue ſeinen Anfang, da wegen
der zahlreichen Ablehnungen eine Menge
von Nachwahlen nothwendig geworden iſt.
So hat außer dem Erzbiſchof auch der
Oberpräſident v. Puttkammer die auf ihn
gefallene Wahl abgelehnt. Unſere Stadt
iſt eine von den 30 Städten der Monar-
chie, deren Gemeinderath das Recht hat,
einen Abgeordneten in die 1. Kammer zu
ſchicken. Dieſer Abgeordnete nun ſollte hier
vorgeſtern gewählt werden; die deutſchen,
polniſchen und lüdiſchen Mitglieder des
Collegiums ſtellten jede ihren Candidaten
auf, und ſo gab es einen hitzigen Wahl-
kampf. Die Juden traten unerwartet mit
einer, auch im Druck erſchienenen, Anſprache
auf, worin ſie forderten, daß diesmal ein
Abgeordneter jüdiſchen Glaubens gewählt
werde, da es bekannt ſei, daß man mit der
Aoͤſicht umgehe, den Zuͤden die Durch die
Verfaffung ihnen zugeſprochenen ſtaatsbür-
gerlichen Rechie wieder zu nehmen. In-
deffen verfehite dieſer Schritt feine Wir-
kuͤng und jchon bei der erſten Abſtimmung
blieb der jadiſche Candidat in der Mino-
rität. Dies eröitterte die Juden, die auf
den Beiſtand der Deutſchen gerechnet hat-
ten, ſo ſehr, daß ſie ihre Stimmen den Po-
len zugeſellten, und fomit der polniſche Can-
didai, Pilaskt, aus der Wahlurne hervor-
ging. Die Polen triumphirten und behaup-
ten, dies Reſultat ſei ein augenfälliger Be-
weis, daß Poſen noch nicht, wie vlelfältig
behauptet worden, eine deutſche, ſondern
eine polniſche Stadt ſei. Die Verbindung
der Juden und Polen wozu letztere bereit-
williß die Hand geboten haben, wird aber
ſchwerlich von laͤnger Dauer ſein, da der
Pole den Juden im Innerſten ſeines Her-
zens gering achtet und ihn nur ſo lange
zußerlich artig behandelt, als er ihn nöthig
hat; inzwiſchen dürfte dies Bündniß unſe-
rer Staͤdt doch vielfältigen und empſtndli-
chen Nachtheil bringen, da vor der Hand

bei allen wichtigen Angelegenheiten die pol-

2

niſche Fraction den Sieg über die deutſche
davontragen wird.

„ Frankfurtk a. d. D, I3. Nov. (Nat. 3.)
Die Meſſe iſt ſo gut als beendet, und es$
durften nur wenige Fabrikanten durch den
Ausfall derſelben zufrieden geſtellt worden
ſein Theils wax der Abfag gering, theils
aingen die Zahlungen ſchlecht ein. Viel
Aufſehen erregte ein beträchilicher Diebſtahl,
von dem ein Fabrikant M, aus Meerane in
Sachſen betroffen wurde. Die Summe be-
trägt 12,000- Zhlr. Ungeachtet der ange-
ſtrengten Thätigkeit unſerer Polizei, iſt der
Dieb noch nicht ermittelt.

Wien, 12. Nov. Die heutige, Wiener
Ztg“ veroͤffentlicht einen zwiſchen Oeſter-
reich und den Niederlanden wegen gegen-
ſeitiger Auslieferung der Vexbrecher abge-
ſchloſſenen Staatsvertrag. Politiſche Ver-
brechen ſind in demſelben nicht als Grund
der Auslieferung aufgenommen,

Frankreich.

Paris, 12. Nov. In dem Benehmen
Lord Cowley's, des engliſchen Gefandten,
hat man in der letzteren Zeit eine merkliche
Aenderung wahrgenommen. Sah man den
feinen Staatsmann früher nicht allzu oft im
Elyſee oder in St, Cloud, ſo weilt er nun
defto häuffger in der Nähe des zukünftigen
Kaiſers; dies laͤßt ein gutes Einvernehmen
zwiſchen England und Frankreich vorgus-
ſetzen. Sicher iſt, daß zwiſchen beiden Laͤn⸗
dern ſich ein inniger commercieller Anſchluß
vorbereitet, welches Vorhaben feindſelige
Abſichten, wie ſie die Journale gern zwiſchen
den Nachbarlaͤndern weiſſagen, nicht aͤn—
nehmen läßt.

Paris, 14. Nov. Aus den Departe-
menten vernimmt man, daß ſich am 21..
und 22 d. M. die Wähler uberall in
Maſſe zur Abſtimmung einfinden und faſt
einſtimmig für das Kaiſerreich ſtimmen wer-
den. Auch dauert die Adreſſen- und Peti-
titionsbewegung immer noch fort. — Da-
neben rühren ſich auch die Flüchtlinge im
Ausland wieder und überſchwemmen ein-
zelne Punkte mit aufruͤhreriſchen Flugſchrif-
ten. Ebenſo iſt in einigen Departementen
der Proteſt des Grafen v. Chambord in
Hundexten und Tauſenden von Exemplaren
verbreitet, den Leuten ins Haus geworfen,
ja ſogar den Landgeiſtlichen und Beamten
zugeſchickt worden. In Metz iſt die Polizei
gegen die Verbreitung des Proteſtes mit
Hausſuchungen und andern Maßregeln ein»
geſchritten. —„Conſtitutionnel“ und Pays“
werden unter dem Titel „Journal de
(Empire! zu einem einzigen Blatt ver-
ſchmolzen, und zwar als Eigenthum einer
anonymen Geſellſchaft. Det Dr. Veron
zieht ſich zurüd, — Der Biſchof von Ren-
nes hat an alle Geiſtlichen ſeiner Dloͤreſe
ein von der Kanzel zu verleſendes Rund-
ſchreiben gerichtet, worin alle Gläubigen
aufgefordert werden, ſich am 21, und 22.
an der Wahlurne einzufinden und ein be-
jahendes Votum in diefelbe zu legen.

Paris, 15. Novbr. Der „Moniteur“
legt heute die in unzähligen Eremplaren
verbreiteten demokratiſchen und Legitimifti-
ſchen Manifeſte gegen das Kaiſerihum der
Nation ſelbſt in aller Vollſtändigkeit vor.
Zuerſt gibt er das Manifeſt des Londoner
Revolulionsausſchuſſes, dann das der f. g.
„Revoluttonsgeſellſchaft? ferner das der
verbannten Demokraten und Socialiften zu
Jerſey, und endlich das des Grafen voͤn
Chambord. Jene 3, offenen Aufruf zu den
Waffen und verftedie Andeutungen auf
projectirte Attentate gegen das Leben L.
Napoleon's enthaltend, begleitet der „Mo-
niteur“ mit folgenden Worten: Man macht
große Anſtrengungen und Verſuche aller
 
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