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wirklich im Grimſelhoſpiz übernachtet, daß
ſie ſich am Morgen gegen die Furka ge-
wendet, und daß er ſeitdem nichts mehr von
ihnen gehört noch geſehen hätte.

Man erinnert ferner, daß vor einigen
Jahren drei Reiſende von Frankfurt, naͤch-
dem ſte durch die Grimſel gegangen waren,
nach Wallis herabgeſtiegen, in Obergeftelen
übernachtet und auf dem Griesgletſcher
unweit der Grimſel verſchwunden waren.

Man fügt ſogar hinzu, daß, ſeitdem Zy-
haͤch überführt iſt, ſein Gaſthaus in Brand
geſieckt zu haben, der Gerichtsbehörde Ent-
hüllungen in Betreff des Verſchwindens
dieſer Reiſenden zugekommen ſind.

Man führt eine andere Thatſache an,
welche beweiſen würde, daß ſchon früher
die Rechtſchaffenheit Zybachs argen Be-
ſchuldigungen ausgeſetzt war. Vor mehreren
Jahren brachte ein däniſcher Prinz die
Nacht im Grimſelhoſpiz zu. Am folgenden
Abende in Meyringen abgeſtiegen, vermißte
er eine ſehr koſibare Diamantnadel! Er
war überzeugt, daß er ſie im Grimſelhotel
gelaſſen hatle und ſchickte einen Eilboten,
um dieſelbe zurückzufordern. Man gab ihm
zur Antwort, daß man nichts gefunden
hätte. Aber einige Zeit nachher fah man
in der Kirche die Tochter Zybachs dieſe
Vorſtecknadel tragen. Dies erregte Aufſehen

und Zybach ſah ſich genöthigt, das Kleinod
ſeinem rechtmäßigen Eigenthümer zurückzu-
ſchicken.

Zybach hat ein beträchtliches Vermögen,
welchem die öffentliche Meinung heute einen
verbrecheriſchen Urſprung zufchreibt. Sie
haͤlt ihn für fähig, eine Menge verborgener
Miſſethaten verübt zu haben; ſie ſammelt
und eommentirt zahlreiche Umſtände, die
ſie als Anklage gegen ihn aufthürmt.

Seitdem Zybach gefangen iſt, hat er mehr-
mals ſich zu entleiben verſucht. Er wird
durch das Schwurgericht des Berner Ober-
landes abgeurtheilt werden. Sein Prozeß
wird ein großer Widerhall haben, denn
Napa Zybach, wie Hr. Deſor ihn nennt
und wie er in der ganzen Schweiz genannt
wird, iſt allen Reiſenden von Europa be-
kannt, die er durch ſein geſchmeidiges und
originelles Benehmen entzückte. Coſſat.

Deutſchland.

Karlsruhe, 29. Novbr. (R. 3. Das
heute erſchienene Regierungsblatt Nr. 51
enthält ein proviſoriſches Geſetz vom 25.
D., das Einſtandsweſen betreffend, wornach
die SS 5 und 6 des Geſetzes vom 13. Febr.
1851, die Abänderung des Conſeriptions-
geſetzes betr., ferner in Kraft bleiben.
Ferner Medaillenverleihung. Se. kgl. Hoh.
der Regent haben Sich allergnädigſt bewo-
gen gefunden, unter dem 31. Oetbr. d. J.
dem Schullehrer und Rathſchreiber Wießler
zu Grünenwoͤrth in Anerkennung ſeiner
vierzigjährigen! für das ſittliche und öko-
nomiſche Wohl dieſer Gemeinde ſehr er-
ſprießlichen Wirkſamkeit, die ſilberne Civil-
Verdienſtmedaille zu verleihen. Ferner
Dienſtnachrichten, und zwar außer den von
uns bereits mitgetheilten noch folgende:
Se. kgl. Hoh. der Regent haben gnädigſt
geruht, den bisherigen Kammerjunker Kaͤrl
Irhrn. v. Gleichenſtein, ſowie den Frhrn.
Franz v. Falkenſtein zu großh. Kammer-
herren zu ernennen, und Sich gnaͤdigſt be-
wogen gefunden, unter dem 5. Nov. d. 8.
zum Voͤrſtande des Verwaltungsrathes für
die Wittwenkaſſe der Angeſtellten der Civil-
ſtaatoverwaltung an die Stelle des zum
Zolldirector ernangten Geh. Referendaͤrs
Kirchgeßner den Miniſterialrath v. Boͤckh
und ergänzend zu den bisherigen Mitglie-
dern, Miniſterialrath v. Jagemann . und

Finanzrath Romann, den Legationsrathev.
Pfeuffer, und ſtatt des Geh! Regierungs-
raths Eron den Miniſterialrath Bär, alg
Mitglieder des gedachten Verwaltungsrathes
zu ernennen, auch dem austretenden Vor-
ſtande des Verwaltungsraths für die lang-
jährige erſpriebliche Beſorguͤng dieſes Amtes
die höchſte Anerkennung ausſprechen zu
laſſen. Fernex Bekanntmachung des großh.
Juſtizminiſteriums, wornach Se. kgl Hoh.
der Regent durch höchſte Entſchließung vom
23. , M allergnädigft zu genehmigen ge-
ruht haben, daß eines der beiden Gebäuͤde
im Zuchthauſe zu Freiburg die Beſtimmung
als zweites Männerarbeſtshaus, und die
dortige Verwaltung zugleich die Bezeich-
nung als „großh. Zucht und Arbeitshaus-
verwaltung erhält. Dieſe neue Einrich-
tung dex Freiburger Strafanſtalt wird ſo-
fort in Ausführung gebracht. Ferner eine
Verordnung deſſelben Miniſteriums, wodurch
zu Präſidenten des Schwurgerichts für das
vierte Quartal d. I. ernannt werden:
1) für den Unterrheinkreis Hofgerichtsrath
Slempf in Mannheim, und für den Falt
ſeiner Berhinderung Hofgerichtsrath Braͤuer
dafelbſt; 2) für den Mittelrheinkreis Hof-
gerichtsrath Benkiſer in Bruchſal, und für
den Fall ſeiner Verhinderung Hofgerichts-
rath Hildebrandt daſelbſt; 3) für den Ober-
rheinkreis Hofgerichtsrath v. Bodmann in
Freiburg, und für den Fall ſeiner Verhin-
derung Hofgerichtsrath Kirn Dafelbit; 4)
für den Seekreis Hofgerichtsrath Faller in
Konſtanz, und für den Faͤll ſeiner Verhin-
derung Hofgerichtsrath Selb daſelbſt. Ferner
Bekanntmachungen des großh. Miniſteriums
des Innern, die Stiftung des Frauenver-
eins in Neckargemünd zur Gründung einer


für die Verleihung von Reatrechten an
Apotheker, die Patentertheilung an Apothe-
kenverwalter Ambros Baumer zu Konſtanz,
die Zutheilung der Gemeinden Worndorf
und Buchheim zu dem Bezirksamte Möß-
kirch, und Staatsgenehmigung von Stif-
tungen im Mittelrheinkreis betreffend.

Endlich Dienſterledigungen. Das erſte
Kaplaneibeneficium zu Waͤldkirch mit einem
jährlichen Einkommen von beildufig 700 fl
Wiederausſchreiben der katholiſchen Pfarrei
Ripperg, Amts Walldürn, mit einem Ein-
kommen von 600 fl. Die evang. Pfarrei
Großſachſen, Dekanats Weinheim, mit ei-
nem Lompẽtenzanſchlage ven 715 fl 32
fr., die kathol. Pfarret Nittersbach, Amts
Mosbach, mit einem jährlichen Einkommen
von beilaͤufig 1100 fl. Wiederausſchreiben
der kathol. Pfarrei Unterſchüpf, Amts Bor-
berg, mit einem jährlichen Einkommen von
600 fl.3 die kathol. Pfarrei Wangen, Amts
Radolphzell, mit einem Einkommen von
lährlichen 600 f3 bie evangeliſche, Pfarrei
Palmbach, Dekanats Durlach, mit einem
Competenzanſchlag von 703 fl. 4 kr. ein-
ſchließlich einer neuen Dotationserhöhung
von 100 fl. — Bei großh. Oberrechnungs-
kammer iſt die Stelle des Kanzliſten zu be-
ſetzen.

Karlsruhe, N. Nop. (B. L) Im Mo-
nat September d. . hat die Großh. Bad.
Eiſendabn, bei 208,593 Reiſenden und
224,607 Ztnr. 86 Pfd. Güter, 253,524 fl.
23 fr erlragen

Frankfurt, 28. Nov. Zur Vorfeier des
heuiigen Geburtstags Sr. Maj. des Kö-
nigs von Bayern fand geſtern Abend groß-
ariiger Fackelzug und Zapfenſtreich ſſtait.
Beim koͤnigl. bayeriſchen Bundestagsge-
ſandten vereinigte eine glänzende Soiree
das diplomaliſche Corps und Notabilitäten
der Stadt.

Wiesbaden, 27. Nov. (Fr. J.) In
mehreren Kreisamtsbezitken wird den Buͤr—

germeiſtern eine beſſere Herſtellung der Somn-
und Feſttagsfeier anbefohlen.

Daruiſtadt, 26. Novbr. Die neueſte
Nummer des Regierungsblattes publieirt
den Staatsvertrag zwiſchen dem Großher-
zogthum und der Republik Frankreich „zum
Schutze des literariſchen Eigenthums“, da-
rauf berechnet, „die den Unterthanen des
Großherzogthums Heſſen und deren Rechts-
nachfolgern im Großherzogthum Heffen duͤrch
das großh. heſſiſche Geſetz vom 23. Sept.
1830 bezichungsweiſe duͤrch das Decret
des Prinz-Präfidenten vom 28. Maͤrz 1852
garantirten Rechte gegen den Nachdruck
literariſcher Erzeugniſfe auf eine feſtere
Grundlage zu ſtützen. Der Staatsver-
trag zerfällt in 9 Artikel.

Darmiſtadt, 26. Nov. Waͤhrend das
ſeit dem 15, d. M. ſitzende Schwurgericht
ganz vorzugsweiſe mit Anklagen wegen aug-
gezeichneten Diebſtahls beſchäftigt iſt cdie
Noth des verfloſſenen Winters und Früh-
ling£ ließ es an giftigen Früchten nicht
fehlen), mehren ſich ſeit dem Spätherbſt die
Diebſtähle in faſt erſchreckender Weiſe! Die
Bequemlichkeit der Eiſenbahn wirkt dabei
mit und bringt uns namentlich Induſtrie-
ritter aus dem Ausland, beſonders aus Frank-
reich. Ein ſolcher ſpeculativer Kopf ſcchlich
ſich vor einigen Tagen, wie wir bereiis ge-
meldet, in die Wohnung des Miniſters v.
Dalwigk und entwendeie deſſen geſammte
Ordens-Inſignien, vielleicht mit zu dem
Zweck um ſich mit dem einen oder andern
Orden zu ſchmücken, und unter dieſem Schutz
ſein Gewerbe ſchwungreicher zu betreiben.
Er wurde indeſſen in Frankfurt verhaftet
und hierher abgeliefert. Das Entwendete
wurde bei ihm noch gefunden.

Kaſſel, 24. Nov. (N. C.) Der Dieh-
ſtahl der Goldmedaillen im Muſeum, wel-
cher einzig und allein hier das Tagesge-
ſpräch bildet, nimmt einen raſchen Verlauf,
ſeitdem der Inſpector verhaftet iſt. Nach-
dem bereits geſtern ermittelt war, daß der-
ſelbe in einer hieſigen Handlung Schmelz-
tiegel gekauft und an verſchiedene Perſonen
Gold verkauft hatte, ſoll er ein umfaſſen-
des Geſtändniß abgelegt haben.

Julda, 26. Novbr. (Fr. P.) Heute
Morgen ift der Gymnaſiallehrer Volkmar,
auf Mequifition des Kriegsgerichts in Kaffel,
im Schullocale verhaftet worden, um unter
Beleite eines Gendarmen ins Caſtel nach
Kaſſel abgeführt zu werden.

München, 26. Nov. Während ſich in
den fränkiſchen und im ſchwaͤbiſchen Kreis die
Verbrechen ſo mindern, daß bei den Quar-
talſitzungen der Geſchwornen immer nur
eine kleine Anzahl Fälle und Perſonen zur
Aburtheilung kommen und in Mittelfranken
wie Unterfranken ſogar die vierten diesjäh-
rigen Quartalſitzungen ganz ausfallen, weil
nichts zur Aburtheilung vorliegt, iſt die
Zahl der zur Aburtheilung kommenden Fälle
in Ober? und Niederbahern fortwährend
ſehr groß. Das hieſige Schwurgericht, wel-
ches nächſten Moniag beginnt, wird mehr
als 3 Wochen in Anſpruch nehmen, da uͤber
36 Perſonen, darunter 30 wegen Diebs
ſtahls, zu erkennen iſt. Es wird hierbei
eine aus 9 Manns⸗ und 2 Weibsperſonen
beſtehende Diebsbande, die einer ganzen
Reihe von Diebſtählen angeklagt iſt, vor
den Schranken des Gerichts ſtehen.

Berlin, 25. Nov. (A. 3. Auf aus-
drückliches Verlangen des Herrn v. Weſt-
phalen wurde der von dem bekannten Een-
tralbureau inſpirirten Preſſe bedeutet ſich
fortan jeder Polemik gegen den Miniſter
des Innern zu enthalten. . LA

F Berlin, 26. Nov. Vor wenig Ta-
gen hielt hier der „Brandenburgifche
Provinzialverein“ d. h. ein Verein
 
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