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26 145

N: 284.

Donnerſtag2. December


durdy die Poſt
Bertchte werden


( OR


Deutſchland.
Karlsruhe, 28. Nov. (Sch. K.) Eine
wahrhaft erhebende Feter hat uns geſtern
Abend der hiefige Sängerbund bereitet.
Zum vierzigſten Erinnerungstag an den
Rebergang über die Berezina (26, bis 28.
MNov. 14812) wurde Sr Großh. Hohett


habenen Veteranen- Führer der badiſchen
Truͤppen, ein ſolennes Fackelſtändchen ge-
bracht. Eine große Menſchenmenge haͤtte
ſich vor der Ankunft der Sänger auf dem
Rondellplatz vor dem markgräflichen Palais
verſammelt und als die Sänger ihre Lie-
der -anfimmten, herrſchte lautlofe Stille.
Se Großh Hoh. der Herr Markgraf er-
ſchien mit der durchlauchtigſten Familie am
Fenſter; nachdem zuerſt der Chor?
„ dem Herrn‘ fang Alles an und dann der
Kriegercher! Drauf und dran, daß die
Funken ſtieben“ geſungen waren truͤßein
Sprecher in gediegener, bündiger Rede über
die Bedeutung der Feier einige Worte vor
und brachte ein dreifach Hoch auf den Hrn.
Markgrafen aus das nicht blos von den
Sängern , ſondern auch von dem ganzen
anweſenden Publikum mit dem größten En-
thuſtasmus dargebracht und weithin gehört
wurde! Nachdem zum Schluſſe noch das
Vaterlandslied Nimm deine ſchönſten Me-
lodien Aus tiefſter Bruſt hexvor! geſungen
war wurden die Borfiandsmitglieder zu
33608 HH in das Palais berufen, dort
Huldvollfk empfangen und mit den freund-
lichſten Ausdrücken des Dankes für die Feier
aufgenommen. Nach der Rückkehr der De-
vutation ging der Fackelzug zurüdg in das
Rathhaus. — Eine Anzahl badiſcher Ve-
teranen die den ruſſiſchen Feldzug mitge-
maͤcht haben , feiert heute denſeiben Erin-
nerungetag mit einem gemeinſchaftlichen
Mahle in einem hieſigen Gaſthaus.! Ihre
Zaͤhl iſt indeſſen ſehr zuſammengeſchmolzen.
— Man iſt dermalen mit verſchiedenen Zeich-
nungeh für die neuen Uniformen beſchaͤftigt.
E Geidelberg, 1. Deebr. Unſere Stu-
dentenſchaft hat dem nach Bühl bei Baden
verſetzten fruͤheren Univerſitäts-Amtmann
Herrn Wedekind ein ſchönes Zeichen der
Achtung und dankbaren Erinnerung nach-
gefendet / indem ſie an denſelben kürzlich
folgende Adreſſe erließ: „Die unterzeichne-
Ien Repräſentanten der Heidelberger Stu-
dentenſchaft ſind beauftragt, Ihnen den
vaͤrmßen Dank für Ihre ſiets wohlwollen-
den und auf die waͤhren Intereſſen der
Studentenfhaft gerichteten Bemühungen
als Univerfitäts imtmann auszufprechen.
Wir bedauern fehr, daß es uns nicht mög-
lich war/ dieſer Pfliht fchon bei Ihlem Ab-
gange aus unſerer Univerſitäts⸗Stadt nach-
zukoͤmmen Unſere Abweſenhelt waͤhrend der
Ferien hat es perhindert, Wir büten Sie
darum, dieſe ſchriftliche Erklärung um o
freundlicher entgegen zu nehmen,/ als ſie
Ihnen den Beweis liefern ſoll, daß Sie
durch Ihre Amtsverwaltung in unſerer Milte
Unfere Ergebenheit und dankbare Geſinnung
für immer geſichert haben, und daß wir an
unſer Bedaͤuern über Ihr Scheiden aus


unſerm Kreiſe die herzlichſten Wünſche für
Ihr ferneres Wohlergehen in Ihrer neuen
Stellung knüpfen. Indem wir Sie bitten,
bei der Erinnerung an Heidelberg auch ſei-
ner Studentenſchaͤft freundlich gedenken zu
wollen, verbleiben wir Euer Wohlgeboren
ergebenſter Senioren-Convent“. (Folgen
die Unterſchriften M4 Brl

v Seidelberg, 1: Dec. Herr Myr,
der / Puppenmann? gab geſtern Abend im
kleinen Muſeumsfaale vor zahlreichem Pu-
blikum eine Vorſtellung und ärntete großen
Beifall! Dem Vernehmen naͤch wird der-
ſelbe auf mehrſeitig an ihn ergaͤngene Auf-
forderung nächſter Tage eine zweite Vor-
ſtellung und zwar, um für die Zuhörer hin-
länglich Raum zu gewinnen im großen
Muſeumsſaale veranſtalten!

ASeidelberg, 30. Nov Wir haben
vor Kurzem aus den öffentlichen Blaͤttern
erſehen daß ein Mitglied unferer Univer-
jität, der Vrivatdocent in der philoſophiſchen
Facultät, (Dr Or. Ne1IVl, der Mannheimer
Sternwarte vorgefetzt worden iſt. Derſelbe
iſt jedoch nicht aus dem Lehrkörper der
Univerſität ausgeſchieden ſondern er wird
in der Folge mit ſeinen wiſſenſchaftlichen
Arbeiten an der Sternwarte zugleich Vor-
leſungen aͤn unſerer Untverfität verbinden.
Eine ſoͤlche Verbindung fand früher ſchon

Aſtronomen der Mannheimer Sternwarte,
dem Jeſuiten Mayer, Es ſind gerade
hundert Jahte her, daß dieſes geſchah; es
mag daher ganz paſſend ſein auch dieſes
Säcularfeſt zu feiern, wenigſtens durch ei-
nen kurzen Rückblick an jenen hochverdienten
Lehrer unferer hieſigen Univerſität zu erin-
nern welcher zu den europäiſchen Celebri-
täten derſelben gehörte und außerdem noch
durch eine wohlthaͤlige Stiftung für Studi-
rende, worüber der Univerſitaͤt die Verfü-
gung zuſteht/ das Gedächtaiß ſeines Namens
unter uns erhalten hat. Wir entnehmen die
folgende Notiz über ſein Leben und Wirken
dem Jahresprogramm des großh. Lyeeums
zu Mannheim: Chriſtian Mayer, geboren
zu Mederitz in Mähren den 20, Auguſt
1719, Mitglied der Geſellſchaft Jeſu, Doe-
tor der Philoſophie, geiſtlicher Rath und
Hofaſtronom des Kurfuͤrſten von der Pfalz,
Profeſſor der Aſtronomie zu Heideiberg,
Mitglied der Academieen der Wiſſenſchaften
zu London, Mannheim und Munchen, der
kaiſerlichen Academie der Naturforſcher zu
Philadelphia, des hiſtoriſchen Juſtitutes zu
Göttingen u. ſ. w., hatte zu Bruͤnn, Tyt-
nau und Würzburg die alten Sprachen,
Mathematil und Theologie, mit einem Eifer
ſtudirt, in welchem keiner ſeiner Mitſchuͤter
ihn übertraf. Nach ſeiner Rückkunft von
einer zweiten, nach Rom gemachten Fuß-
reiſe, war er am 13. Sepfember 1745 zu
Mainz in den Jeſuitenorden getreten, lehrte
zu Aſchaffenburg 31 Zahre lang die aiten
Sprachen, 2 Jaͤhre Philoſophie! Aber feine
Nachtwachen waren der Sternkunde gewid-
met Im Jahr 1752 wurde er als oͤrdent-
licher Profeſſor der Mathematik und Ex-
perimentalphyſik zu Heidelberg angeſtellt,
kam als Hofaͤſtronom nach Maͤnnheim, be-


wog den Kurfürſten Carl Theodor zuerſt
zur Anlegung einer Sternwarte in Schwe-
tzingen ünd ſeine hier gemachten Beobaͤch-
tungen erhielten den Beifall der berühmte-
ſten Aſtronomen von Europa. 1769 wurde
er ſogar nach Petersburg zu einer wichtigen
aſtronomiſchen Beobachiung berufen! Sr
entwarf den Plan zu dem aſtronomiſchen
Gebäude in der Reſidenz Mannheim, das
an Zweckmäßigkeit und Schönheit keinem
andern nachſtehen ſollte. Der Grundſtein
hiezu wurde gelegt am 1, Oet. 1772 und
es koſtete über 70,000 fl. Hoch berühmt
durch ſeine aſtronomiſchen Reiſen und Be-
obachtungen, in Verbindung mit den ge-
lehrteſten Männern ſeiner Zeit, mit Cafſtni
und de la Lande, Käſtner/ Hell Bode u A,
verlor er 1776 durch eine Feuersbrunſt
den wichtigſten Theil feiner Bibliothek und
aſtronomiſchen Handſchriften und Reiſen
nach Holland, Schweden und Dänemark.
Seine wichtigſten Entdeckungen von 100
Fixſternen vom Jahre 1776—77, und eben
ſo vieler bis 1778 theilte er in einer latei-
niſchen Abhandluug der kurpfaͤlz. Academie
der Wiſſenſchaften mit Er ſtarb von Peder-
mann geſchätzt und geliebt wegen feiner
perſönlichen Liebenswuͤrdigkeit, und ſeiner
Kenntniſſe zu Mannheim am 16 April 1783,
alt 63 Jahr, S Monate, allgemein bedauert.
Er lebte nur ſeinem Fuͤrſten; dem Vater-
lande, den Wiſſenſchaften und ſeinen Freun-
den. Die Academie der Wiſſenſchaften hielt
ihm za Ehren eine Gedächtuißfeier und
widmete ihm eine Schaumuünze! Seinen
Nachlaß hatte er zu 4 Stipendien für kalh!
Studirende zu Mannheim und Heidelberg
geſtiftet unter dem Namen der „Mariant-
ſchen Stiftung.“ Seine zahlreichen Schriften
ſind, wie nöch Ausführlicheres über ſein
Leben verzeichnet bei Klüber , Sternwarte
in Mannheim, 1811, S, 34 f
Mannheint, I. Dec. Geſtern früh
brannte ein Theil des Dachſtuhles und Hin-
tergebäudes des Gaſthofes zum Ruſſiſchen
Hofe“ ab. Das Feuer wurdẽ bald hewäitigt,
ſo daß der Schaden nicht ſehr betraͤchtlich iſt
Naſtatt, 25. Nov (B. L.) Ein Dieb-
ſtahls verſuch, der letzten Dienſtag Abends 7
Uhr im Gaſthauſe zum Deutfchen Hofe hier
ſtatthatte, macht viel von ſich ſprechen. Der
Thatbeſtand iſt folgender! Am Abend des
genannien Tages wurde ein Dienſtmädchen
in ein an das Wirthszimmer ſtoßendes Ge-
mach geſchickt, um doͤrt etwas zu holen.
Auf ein durchdringendes Geſchrei des Mäd-
chens eilte der Beſitzer des Gaſthofs, Herr
Görger, herbei und gewahrte eine männs
liche Geſtalt, die ſich eben durch das Fen-
ſter flüchtete. Herr G. verfolgte dieſelbe
und hatte, Dank ſeiner Behendigkeit, das
Glüch trotz des Abenddunkels den Dieb
auch auf den verſchiedenen Kreuz- und
Querwegen, die derſelbe in den inzwiſchen
erreichten Feſtungswerken einſchlug/ nicht
aus den Augen zu verlieren. Bel dieſem
Wettlauf begannen Herrn G. Athem und
Kraͤfte zu verlaſſen, da nahm er gluͤcklicher-
weiſe einen Wachpoſten wahr, der auf ſei-
nen mühſam hervorgeſtoßenen Ruf; /Hal-
tet den Dieb!“ ſofoͤri das Gewehr fällte,
 
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