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Sonntag, 5. December ..
“ 1852.
einen Cyclus von Vorſtellungen! Die klet-
nen Figürchen ihres „Theatrum mundi“ Leiften
wirklich in mander Beziehung das ſeltenſte,
was mit. Marionelten erzielt werden kann;
ſie bewegen ſich mitunter recht natuͤrlich
und erſchüttern durch komiſche 3wiſchenſce-
nen das Zwerchfell der Zufhauer. Die
Scenerie des niedlichen Theaterchens iſt
ganz vortrefflich gemalt und rechtfertigt den
Ruf, den Herr Thiemer ſich auf Meß-
platzen und in großen Städten bereits. er-
worben. Der Zudrang des Publikums zu
den zwei erſten Vorſtellungen war ziemlich
ſpaͤrlich! dagegen der Beifall deſto größer
VBorausfichtlih werden die nachfolgenden
Vorßellungen zahlreicher befucht werden,
da Thiemers Theatrum mundi, deſfen cor-
recte Zeichnung und bewundernswerth exaete
Maribuettenptoduction auch Erwachſenen
ein angenehmes Abendſtündchen bereiteh der
Schulzugend. eine ganz vorzügliche Unter-
haltung gewährt.
Frankfurt, 2, Dechr. Von hier meldet
Die „Hannoverfhe Zeitung“: Der hanno-
verſche Haupimann der Artillerie Siemens,
welcher eine Shrapnelleinrichtung erfunden
hat, die zur Erhöbung der Bertheidigungs-
fähigkeit von Feſlungen weſentlich beitragen
fon bat, obne einen yerfönlihen Vortheil
zu beanfpruchen, dieſe Erfindung dem deut-
fchen Buͤnde überlaffen, um dem Vaterlande
damit nützlich zu werden. Wir hören, daß
die Bundes⸗ Verſammlung dem Hauptmann
Siemengs , der auch fonft ſchon durch Ber-
hefferungen in der Bedienung der Artillerie
einen, begründeten Ruf ſich erworben, vor
fnrzem ihre volle Anerkennung und ihren
Dank. für ſeine Erfindung und deren un-
eigennüßige Neberlaffung ausgefprogen hat
- Hanay, 29, Nov. (Fr. V.)- In diefen
Tagen iſt der neue, Wilhelmsbad betreffende
Pacht = Vertrag unterzeichnet worden! Der
Vachter, ein Hert de Biory, zählt jährlich
14,000. Thlr. und hat bereits mit zweien
der hieſigen Weinwirthe über die Führung
der Wirlhſchaft Verträge abgeſchloſſen. Das
Nichtreuſſiren der früheren Adminiſtration
bet der Concurrenz um die neue Pachtung
ſchrecbt man haͤuptfaͤchlich der Veroͤffentlich
UNg einer ſchaͤrfgehaltenen Darſtellung und
Kritiſirung zu, weldhe im Jahr 1850 über
die Yom Miniferium damals beibehaltene
Schließung der Spyiele am Wilhelinsbad
von Derfelben ausging.
Bom Main, 1. Dec. (Fr. 8) Aus
ſehr achibarer Quelle Tommt ung die Nach-
richt zu, daß Vreußen in der Zoͤllfraͤge mit
Hannover und Oldenburg abgefehloffen haͤbel
Inſofern der Sachlage nad) damit nichts
Inderes gemeint ſein Fönnte, als daß
Hannover und Oldenburg ſich deftnitiv be!
reit erklaͤrt hatten, an dem durch den Sep-
tembervertrag eingeleiteten ZoUbündniffe mit
Preuben unler allen Berhältniffen; d. D,
Au nach dem Abfall aller bisherigen Zoll
Vereingyerbündeten und der Iſolirung Preu-
Zournals 2 fl
ßens feſtzuhalten, würde dieſe Thatſache im
Falle ihrer Begründung leicht erſichtlich von
der höchſten Bedeutung ſein. Allein ſie er-
ſcheint, trotz der Eingangsbemerkung, min-
deſtens verfrüht, und es iſt kaum zu be-
zweifeln, daß Hannover, naͤchdem ernſtliche
Verinitttungsverſuche ohne Erfolg geblie-
ben, aus ſeiner paſſiven Haltung noch kei-
neswegs herausgetreten und offenbar die
poſitiven Reſultäte der Wiener Conferen-
zen abwartet, um Danach fein ferneres Be-
nehmen zu regeln! Daß wir in dieſer An-
nahme nicht irren dürften, ſcheint gleichfalls
wieder in den Worten des Herrn v. Mans
teuffel bei Eröffnung der preußiſchen Kam-
mern ſeine Beftätigung zu erhalten, Eine
unbedingte Gewihheitz Hannovers unter al-
len Umſtänden gewiß zu ſein! würde für
die bisher von Preußen befolgte Politit
ein viel zu wichtiges Ereigniß geweſen ſein
nungsrede welche die Handelsfrage nur in
„bedauerlicher Weiſe erwähnen kann, ſeine
zebührende Stelle gefunden hätte, *
Leipzig, 1. Dec. Fürſt Pückler⸗Mustau
hat an die Redaclion der „Allgemeinen
Zeitung“ folgendes Schreiben gerichtet:
Im Anfang dieſes Jahres mußte ich in
einer Zeitung mit wahrer Rührung leſen,
daß der Fürft von Püdler - Muskau auf
Heute erfahre ich dagegen aus zwei Tage-
blättern‘, daß der Fürſt Pückler zur katho-
liſchen Kirche übergetreten iſt! was andere
Zeitungen wieder zu bezweifeln geneigt ſind.
um Irrthum zu vermeiden, benachtichtige
ich daͤher hierdurch meine zaͤhlreichen Ver-
wandten, Freunde und Bekannten offieiell,
daß in der Wirklichkeit mir , dem Fürſten
Pückler, die Umſtände bis jetzt noch nicht
geſtattet haben, weder zu verſcheiden noch
katholiſch zu werden, wobet ich iedoch kei-
neswegs in Abrebe ſtellen will, daß beide
Eventualitäten, nach Maßgaͤbe der ſo ver-
ſchiedenen menſchlichen Anſichten, ihre ſehr
beilfamen‘ Seiten haben mögen , nur wie
inir ſcheint, nothwendigerweiſe doch in um-
gekehrier Reihenfolge-
Hermann Räckler-
Berlin, 29. Novbr. Zun Ausbau der
Bulg Hoͤhenzollern werden für das nächſte
Jahr! wie es heißt, noch 60,000 Thlr. von
den Kammern gefordert werden und hofft
man dann die beabſichtigten Bauten mit
dieſer Summe beendigen zu können.
Berlin, 29. Novbt. (Corr. Bureau.)
Schon die äuͤßere Phyſiognomie ließ die
Verſammlung, welche zur Eröffnungsſitzung
ſich heute im weißen Saͤal eingefunden hatte,
als eine von den früheren in mancher Be-
ziehung fehr verſchiedene erkennen! Eine
nicht unbedeutende Anzahl bekanntex ber-
fönlichfeiten, die ſeit der Berufung Des er-
ſten vereinigten Landlags bei der Feiexlich-
kfeit der Parlamentseroffnung in dieſem
Saale ſtels hervortraten wurde heute ver-
mißt/ daͤgegen haͤlte die ' Accentkirvung des
eonfeſſionellen Elements durch die Wahlen
Hepräge gegeben, durch das ſie ſich ven
ihren Borgängerinnen weſentlich unterſchied,
Beiſtliche beider Confeſſionen ſah man theils
in voller Amtstracht/ theils mit einzelnen
Attributen derſelben verſehen! Glänzende
Militäruniformen, auch eine vereinzelte Land-
fRandsuniform, ſtachen gegen die größere
Eichfachheit früherer Verſaͤmmlungen nicht
minder ab. Die Tribüne des Saaͤles war
zahlreich beſetzt; in der dem diplomatiſchen
Corps vorbehaltenen Abtheilung deſſelben
wurden nur wenige Miiglieder der Ge-
ſandtſchaften wahrgendommen. .1
Berliu, 30. Nov. Der Miniſter von
der Heydt fordert in einem Eireular ſämmt-
liche Handelskammern und kaufmänniſche
Corporationen auf, die genaue ſtatiſtiſche
Aufnahme der vorhandenen Webſtuͤhle, Spin-
nereien und andern Gewerbsanſtalten zu
unterſtützen, und dahin durch Belehrung zu
wirfen, daß die Vorurtheile, welche die
Fabrikanten von vollſtändigen und genauen
Angaben über die Verhältniſſe ihrer Fabri-
cationsanſtalten oder ſie zur gänzlichen Ver-
ſchweigung derſelben beſtimmen, beſeitigt
werden⸗ ** HEB
Berlin, 30. Nov. (P. 3.) So ungünſtig
auch die halboffteiellen Nachrichten über den
Stand der handelspolitiſchen Frage Tauten,
darf man darum gleichwohl nicht glauben,
das Wiener Cabinet habe alle und jede
Hoffnung auf Verſtändigung aufgegeben.
Wahr iſt, daß die hieſige Regierung neuer-
dings wiederholt die Anträge, welche von
Seiten Oeſterreichs gemacht wurden, ableh-
nen zu müſſen glaubte; indeſſen iſt Herr
v. Pogwiſch/ kaiferl. öſterreichiſcher Staats-
ſecretär im Handelsminiſterium, aus Wien
hier eingetroffen, weniger um neue Vor-
ſchläge zu überbringen‘, alg um genau die
Bedingungen kennen zu lernen, von denen
die dieſſeitige Regierung ihre Bereitwilligs
keit, auf einen Handelsvertrag einzugehen,
abhaͤngig macht. Es läßt ſich nicht leugnen,
daß unter uns das Vertrauen zu der von
dem Miniſterium Manteuffel befolgten Han-
delspolitik vielmehr im Zu= als im Abneh-
men begriffen iſt. Wie mit den thüringiſchen
Staaten iſt nunmehr auch mit Braunſchweig
ein Zollvereinsverlrag abgeſchloſſen und Or.
v. Manteuffel ſtellte geſiern, zugleich mit
dem Staatorath o, Thon, den Abgeordne-
ten zur Zolleonferenz Dr. Liebe 6, Braun-
ſchweig in einet beſondern Audienz Seiner
Majeſtät dem König vor. Ehe Graf von
Thun auf ſeinem hieſigen Geſandtſchafte-
poſten eintrifft, iſt aneiner nachhaltigen
Wiederaufnahme der Unterhandlungen zwi-
ſchen Wien und Berlin nicht zu denfen, —
Unter den Gründen, welche den König ver-
anlaßt haben ſollen, die Kammern nicht in
eigener Perſon zu eröffnen, wird nament-
lich auch als Hauptgrund bezeichnet, daß
man die Kammern nicht in die Lage, eine
Adreſſe an den König berathen zu müffen,
habe bringen wollen Es wäre wohl unab-
wendbar gewefen, daß dieſe Adreſſe zu den
hefligſten Verhandlungen in den Kammern
zleich von vornherein Anlaß gegeben hätte
Auch hat man duͤrch den Wegfall der Adreſſe
an den König Zeit erfpaͤren wollen da die
nioͤglichſte Beſchleunigung der diesmaligen
Mirkamkeit der Rammern' in der Abſicht