iſt aber nach den eindringlichen Lehren der
Geſchichte nicht mindex klar, daß die koͤnig-
Gewaͤlten! Sder darf man glauben, daß
der bevorzugte Stand ſich daran genügen
ließe , die uͤbrigen Stände zu beſchränken,
und nicht vielmehr ebenſo bald ſuchen würde,
die koͤnigliche Prärogative einzuengen?!
Letzteres müßte mit logiſcher Nothwendig-
feit mindeſtens dann eintreten, wenn die
Krone, eingedenk ihrer königlichen Miſſton
der Gerechligkeit, den Uebergriſſen des be-
vorzugten Slandes im Intexeſſe der übris
gen Stände ſich widerſetzte. So fordernund
ermarten wir _ denn, daß die junge Bolfs-
vertrelung in ihrem. gefetzgeberiſchen Wir-
ken ſich vor allem der hier bezeichneten
Klippen bewußt ſein werde, daß ſie die
Verfaſfung nach den beſondern Verhältniſ-
ſen und Bedürfniffen des Landes entwickele,
aber zwei gefaͤhrliche Abwege vermeide, in-
dem ſie dem Volke zwei ſeiner edelſten Tu-
genden bewahrt.
Berlin, 5. Dec. (Fr. P.) In diefen
FTagen trifft Herr v. Brack hier ein, wel-
cher, dem Vetnehmen nach, beauftragt iſt,
mit der preußiſchen Regierung Beſprechun-
gen in Haͤndelsangelegenheiten zu führen.
Bei der wiederholt ausgeſprochenen Ge-
neigtheit Preußens, mit Oeſterreich einen
Handelstraͤctat abzuſchließen, und bet. dem
anerfennenswerthen Bemühen, welches Oe-
ſlerreich in der leßten Zeit gezeigt hat, den
Grund von Mißverſtändniſſen zu, befeitigen,
barf man um ſſo mehr hoffen, daß eine
Vereinbarung durch directe Unterhandlung
zwiſchen den beiden deutſchen Großmächten
zu Stande kommen wird, als die formellen
Schwierigkeiten, welche dem Abſchluß eines
Handelsvertrags mit Oeſterreich entgegen-
ſtanden als befeitigt anzufehen ſein möch-
ien. Preußen hat gegenwärtig den Zoͤll-
verein unter den durch den Septemberver-
trag nothwendig gewordenen Modiftegtio-
nen, wenn auch {n verkleinertem Umfang
erneuert. Es iſt ſomit eine Baſis gewonz
nen, auf der in rechtsverbindlicher Weiſe
neue Verträge abgeſchloſſen werden können.
Es wird nun lediglich auf die matexiellen
Vorſchlaͤge ankommen, welche von Oeſter-
reich ausgehen, um eine dem geſammten
Deutfdhland heilfame Vereinigung zu er-
wirken! Denn wir zweifeln nicht, daß eine
Verſtändigung zwiſchen Preußen und Oe-
ſterreich auch den Zutritt der Coalition zu
dem erneuerten Zollverein zur Folge haben
wird. Wir haͤlten dies fuͤr um ſo mahr-
ſcheinlicher, alg der Widerſpruch der Coa-
lilion weſentlich nur formeller Natur war
und ſich an den Vorangang der Verſtän-
digunz mit Oeſterreich knuͤpfte, die jetzt
leicht erzielt werden kann, da Oeſterreich in
voliem Umfange die materiellen Zugeſtänd-
niffe kennt die Preußen zu machen geneigt
iſt Wie erinnerlich, hat dieſes dieſelben
in ſeiner Erktärung vom 20 Auguſt d. I,
dargelegt und damit eine Baſis der zu er-
oͤffuenden Verhandlungen gegeben. Wir
glauben daher die Hoffnung ausſprechen zu
Ddürfen, daß das neue Jahk uns die ſichere
Ausſicht auf den Fortbeſtand des Zollver-
eins in erweitertem Umfange bringen wird.
Aus Berlin, 5. Dec,, berichtet ein Cor-
Ich erfaͤhre, daß die kaiſerlich öſterreichiſche
Regierung, nachdem die ungariſchen Colo-
nifirungspläne auf neuen Erundlagen or-
ganiſirt find, durch ihre diplomatiſchen Ver-
tretungen in Deutſchland eifrig auf eine
rege Betheiligung ſeitens der deutſchen Be-
völferung an dem Zuzuge nach Ungaͤrn hin-
wirken laͤßt. Man kann dieſen Bemühungen,
denen die ſuͤddeutſchen Regierungen zunaͤchſt
entſchieden hold ſind, auch hier nur Glück
wuͤnſchen, und ich hoffen daß Dielediefer
großen Schaaren Europa verlaſſen, Fünftig
den Weg die Donau hinab, wo fie Bruͤder
und heimiſche Sitten und deutſchen Schutz
* Berlin, 6, Deebr. Die 2 Kammer
waͤhlte in ihrer heutigen Sitzung Herrn
Staatsminiſter a. D Uhden zum Präſi-
denten ; und Herrn von Waldbott zum
erſten Vicepräſidenten! In der 1, Kammer
wurden Graf Rittberg zum Präſidenten,
Dr.. Brüggemann und Graf Itzenplitz zu
Bicepraͤſidenten, v. Zander und v. Prittwitz-
Kaͤſimir zu Quäſtoren gewählt.
Breslau, 4. Dec. (R. Od. 3.) In den
letzten Tagen wurde hier ein Kaufmann von
anfehnlichem Bermögen, verbhaftet, welcher
angeflagt.ift, eilf Zeugen in dem Eheſchei-
dungsproceſſe gegen feine Frau theils be-
ſtochen, tDeils zum Meineid verleitet zu
haben! Das hieſige Stadtgericht hat die
Annahme feder noch fo großen Caution ab-
gewWiefen, und wird der Angeklagte in den
naͤchſten Tagen behufs der Gegenüherſtel-
lung unter ſicherer Bedeckung nach Berlin
gebracht werden.
Aus dem Großherzogthum Poſen.
Einer einzigen Nummer der Poſ Ztg. ”
entnehmen wir folgende Nachrichten, welche
ein Bild über dDie gegenwaärtigen Zußände
in dieſer Provinz geben.. Am 24, Novbr.
wuͤrde der Leichnam eines Mannes aufge-
funden, deſſen Todesart noch unermittelt iſt.
Am 26. fand in einem Dorfe ein ſchauer-
licher Raubmord an einer Wirthsfrau und
zwar Vormittags 10 Uhr ſtatt. Im Kreiſe
Bromberg ‚drangen vier Räuber in die
Wohnung eines Käthners ein und feuerten
ihre Schußwaffen auf ihre Verfolger ab,
In demſelben Kreife drangen am 28, Ddrei
mit Doppelpiſtolen bewaffnete Perfonen in
eine Wohnung ein ,, verlangten das Geld
und prügelten den Einwohner, als ſie ſol-
ches nicht erlangen konnten worauf ſie Wie-
der abzogen. Bei einem Streite warf ein
Arbeiter einem andern ein Stück Holz an
den Kopf, ſo daß dieſer ſtarb. Der zehn-
jährige Sohn eines Gutsbeſitzers erſchoß
aus Uanvorſichtigkeit ſeine ehemalige Amme.
Die Wege ſind endlich in manchen Segen-
den ſo ſchlecht, daß bei einer dreiſpannigen
Extraͤpoſi die gewöhnlichen und Reſerve-
ſtricke riſſen und Ketten gebraucht werden
mußten.
Stettin, 4, Dec. (Oſtſee-Ztg.) Die
preuhifche Kriegs⸗Corvette Amazone iſt am
30. v. M, von Falmouth nach Madeira in
See gegangen, —
Schwerin, 3. Dec. Die ſtrelitziſche Re-
gierung gibt in einem Reſeript an den Land-
tag die Erklärung ab, fie wolle ſich den
Verhandlungen über Ausgleichung der Hei-
maͤths⸗Differenzen zwiſchen Mecklenburg und
Preußen anſchließen.
Kiel, 4, Dec. Das in Altona gaͤrniſo-
nirende daͤniſche Militär hat am 2. Dee.
das in Frankreich etablirte Kaiſerreich durch
eine Parade gefeiert.
Wien, 4. Dechr. Den Jahrestag der
Thronbeſieigung Sr. Mai. des Kaiſers be-
grüßt die „Defterreich, Correſpondenz“ mit
folgenden Worten: Die Yera des erhabe-
nen Regenten, welchen die Vorſehung jetzt
auf den Thron ſeiner Vaͤter geſetzt, bezeich-
net einen der entſchiedenſten Wendepunkte
in der Geſchichte unſexes Staates. Als
Kaifer Franz Joſeph die Zügel der Regie-
rung ergriff, war ſein Anſchen und fein
Name daͤs geheiligte Symbol, unter wel-
chem die tief aufgeregten Elemente unſerer
politiſchen und gefellſchaftlichen Ordnung
einen Vereinigungspunkt ſuchten und fan-
den. Mit vereinlen Kräften ward gewirkt,
um das Gleichgewicht einer wohlthätigen
Ruhe und eines geſicherten Beiſtandes der
lichen Anftrengungen des heldenmüthigen
Heeres, der pflichteifrigen Staatsdienerſchaft
und der anhänglichen und treuen Bürger
aller Klaſſen gelang es, den boͤſen Geiſt
der Unordnung , Empörung und Zerruͤt—
tung zu bannen. Mit dem Frieden im In-
nern kehrte auch die Zufriedenheit wieDer,
und heſtärkt waͤhrhaft verfüngt, ging De-
ſterreich aus dem verhängnißvollen Revo-
lutionsproceſſe hervor; biuͤnen der kurzen
Friſt von 3 Jahren wuchs ſein Anſehen in
Europa ſo bedeutend, daß ſein Votum jetzt
gewichtiger als jemals in die Wagſchale der
großen Entſcheidungen fällt. Das Prineip,
auf welchem die Geſchicke Oeſterreichs be-
ruhen, iſt unverändert daſſelbe wie ſeit Jahr-
hunderten geblieben; es beſteht in der Le-
gitimität der fundamentalen Einrichtungen,
in der Heilighaltung des Rechtes im In-
nern und nach Außen, in der Bewahrung
der Ordnung, der angeerbten Sitte, der
Religioſität und in unnachgiebigem Wider-
ſtande gegen die auflöſenden Richtungen ei-
nes verderbten Geiſtes der Zeit. Neben die-
ſer unverruͤckbaren Stätigkeit der oberſten,
leitenden Grundſätze wallet in allen Krei-
ſen der Verwaltung rühriges, friſches Le-
ben; unabläſſig wird geſtreht, jedem wahre
haften Bedürfniſſe zu genügen, jeder nütz-
lichen und berufenen Kraft einen angemeſ-
ſenen Spielraum der Entwickelung zu göne
nen, jede fruchtbare und praktiſche Idee ſich
anzueignen, — mit einem Worte in Allem,
was gut und nützlich iſt, gleichen Schritt
mit der echten Civiliſation zu halten! So
verbindet ſich ietzt in Oeſterreich das Alte
mit dem Neuen zu kräftigen und nützlichen
Anſtrengungen. Unter folchen Umſtänden
dürfen wir berubigt und vertrauensvoll in
die Zukunfteblicken.
Aus Wien, 4 Dee. wird berichtet, das
Unterrichtsminiſterium hat die ſämmtlichen
Oriſchaften der Monarchie, die zu einem
Kirchenſprengel gehören, in welchem derzeit
keine Schule beſteht, verzeichnen laſſen, um
einen genauen Ueberblick zu erhalten, in
welcher Weiſe ein Bedürfniß nach Schulen
in der Monarchie beſteht, und Einleitung
wegen Abhilfe deſſelben treffen zu können.
— Eine Verfügung Sr. Heil. des Papſtes
verordnet, daß der zum Viſitator der Klö-
ſter in Oeſterreich ernannte Hr. Fürſt Erz-
biſchof Cardinal v. Schwarzenberg auf die
Dauer der Viſitation die höchſte klöſterliche
Würde zu bekleiden habe, und alle andern
Ordensobern von ihm abhängig feien. —
Paſſiven der zahlungsunfähig geworbenen
Firma J. Leitner und Comp. betragen nahe
an 800,000 fl @M, Man beforgt noͤch
mehrere ähnliche Fallimente in Wien wie
in den Provinzen, nachdem die . hiefigen
großen Häuſer ihre Geſchäftsverbindungen
bedeutend beſchränken, und den Eredit groͤß⸗
tentheils aufhehen, welchen die kleineren
Handelsfirmen in den Provinzen bisher von
ihnen genoſſen hatten. Allerdings werden
die Geſchäfte hierdurch auf reellere Grund-
lagen zurückgeführt, allein es ſtellt ſich im
Ganzen das betrübende Reſultat heraus,
daß der ungeheure Credit, welchen die Bank
vormals den großen Häuſern bewilligte,
und der dieſelben bisher reich gemacht hat,
für den mittlern Handelsſtand durchweg
wenig ſegensreiche Folgen hatte.
Wien 5. Deebr. Aus /zuverläßlichſter
Quelle“ kann ein Correſpondent der Franff.
Poſtzeitung mittheilen, daͤß allerhoͤchſten Orts
der Beſchluß gefaßt worden iſt, den Bes,,
lagerungezuſtand mit 1. Januar k. J. auf-
Geſchichte nicht mindex klar, daß die koͤnig-
Gewaͤlten! Sder darf man glauben, daß
der bevorzugte Stand ſich daran genügen
ließe , die uͤbrigen Stände zu beſchränken,
und nicht vielmehr ebenſo bald ſuchen würde,
die koͤnigliche Prärogative einzuengen?!
Letzteres müßte mit logiſcher Nothwendig-
feit mindeſtens dann eintreten, wenn die
Krone, eingedenk ihrer königlichen Miſſton
der Gerechligkeit, den Uebergriſſen des be-
vorzugten Slandes im Intexeſſe der übris
gen Stände ſich widerſetzte. So fordernund
ermarten wir _ denn, daß die junge Bolfs-
vertrelung in ihrem. gefetzgeberiſchen Wir-
ken ſich vor allem der hier bezeichneten
Klippen bewußt ſein werde, daß ſie die
Verfaſfung nach den beſondern Verhältniſ-
ſen und Bedürfniffen des Landes entwickele,
aber zwei gefaͤhrliche Abwege vermeide, in-
dem ſie dem Volke zwei ſeiner edelſten Tu-
genden bewahrt.
Berlin, 5. Dec. (Fr. P.) In diefen
FTagen trifft Herr v. Brack hier ein, wel-
cher, dem Vetnehmen nach, beauftragt iſt,
mit der preußiſchen Regierung Beſprechun-
gen in Haͤndelsangelegenheiten zu führen.
Bei der wiederholt ausgeſprochenen Ge-
neigtheit Preußens, mit Oeſterreich einen
Handelstraͤctat abzuſchließen, und bet. dem
anerfennenswerthen Bemühen, welches Oe-
ſlerreich in der leßten Zeit gezeigt hat, den
Grund von Mißverſtändniſſen zu, befeitigen,
barf man um ſſo mehr hoffen, daß eine
Vereinbarung durch directe Unterhandlung
zwiſchen den beiden deutſchen Großmächten
zu Stande kommen wird, als die formellen
Schwierigkeiten, welche dem Abſchluß eines
Handelsvertrags mit Oeſterreich entgegen-
ſtanden als befeitigt anzufehen ſein möch-
ien. Preußen hat gegenwärtig den Zoͤll-
verein unter den durch den Septemberver-
trag nothwendig gewordenen Modiftegtio-
nen, wenn auch {n verkleinertem Umfang
erneuert. Es iſt ſomit eine Baſis gewonz
nen, auf der in rechtsverbindlicher Weiſe
neue Verträge abgeſchloſſen werden können.
Es wird nun lediglich auf die matexiellen
Vorſchlaͤge ankommen, welche von Oeſter-
reich ausgehen, um eine dem geſammten
Deutfdhland heilfame Vereinigung zu er-
wirken! Denn wir zweifeln nicht, daß eine
Verſtändigung zwiſchen Preußen und Oe-
ſterreich auch den Zutritt der Coalition zu
dem erneuerten Zollverein zur Folge haben
wird. Wir haͤlten dies fuͤr um ſo mahr-
ſcheinlicher, alg der Widerſpruch der Coa-
lilion weſentlich nur formeller Natur war
und ſich an den Vorangang der Verſtän-
digunz mit Oeſterreich knuͤpfte, die jetzt
leicht erzielt werden kann, da Oeſterreich in
voliem Umfange die materiellen Zugeſtänd-
niffe kennt die Preußen zu machen geneigt
iſt Wie erinnerlich, hat dieſes dieſelben
in ſeiner Erktärung vom 20 Auguſt d. I,
dargelegt und damit eine Baſis der zu er-
oͤffuenden Verhandlungen gegeben. Wir
glauben daher die Hoffnung ausſprechen zu
Ddürfen, daß das neue Jahk uns die ſichere
Ausſicht auf den Fortbeſtand des Zollver-
eins in erweitertem Umfange bringen wird.
Aus Berlin, 5. Dec,, berichtet ein Cor-
Ich erfaͤhre, daß die kaiſerlich öſterreichiſche
Regierung, nachdem die ungariſchen Colo-
nifirungspläne auf neuen Erundlagen or-
ganiſirt find, durch ihre diplomatiſchen Ver-
tretungen in Deutſchland eifrig auf eine
rege Betheiligung ſeitens der deutſchen Be-
völferung an dem Zuzuge nach Ungaͤrn hin-
wirken laͤßt. Man kann dieſen Bemühungen,
denen die ſuͤddeutſchen Regierungen zunaͤchſt
entſchieden hold ſind, auch hier nur Glück
wuͤnſchen, und ich hoffen daß Dielediefer
großen Schaaren Europa verlaſſen, Fünftig
den Weg die Donau hinab, wo fie Bruͤder
und heimiſche Sitten und deutſchen Schutz
* Berlin, 6, Deebr. Die 2 Kammer
waͤhlte in ihrer heutigen Sitzung Herrn
Staatsminiſter a. D Uhden zum Präſi-
denten ; und Herrn von Waldbott zum
erſten Vicepräſidenten! In der 1, Kammer
wurden Graf Rittberg zum Präſidenten,
Dr.. Brüggemann und Graf Itzenplitz zu
Bicepraͤſidenten, v. Zander und v. Prittwitz-
Kaͤſimir zu Quäſtoren gewählt.
Breslau, 4. Dec. (R. Od. 3.) In den
letzten Tagen wurde hier ein Kaufmann von
anfehnlichem Bermögen, verbhaftet, welcher
angeflagt.ift, eilf Zeugen in dem Eheſchei-
dungsproceſſe gegen feine Frau theils be-
ſtochen, tDeils zum Meineid verleitet zu
haben! Das hieſige Stadtgericht hat die
Annahme feder noch fo großen Caution ab-
gewWiefen, und wird der Angeklagte in den
naͤchſten Tagen behufs der Gegenüherſtel-
lung unter ſicherer Bedeckung nach Berlin
gebracht werden.
Aus dem Großherzogthum Poſen.
Einer einzigen Nummer der Poſ Ztg. ”
entnehmen wir folgende Nachrichten, welche
ein Bild über dDie gegenwaärtigen Zußände
in dieſer Provinz geben.. Am 24, Novbr.
wuͤrde der Leichnam eines Mannes aufge-
funden, deſſen Todesart noch unermittelt iſt.
Am 26. fand in einem Dorfe ein ſchauer-
licher Raubmord an einer Wirthsfrau und
zwar Vormittags 10 Uhr ſtatt. Im Kreiſe
Bromberg ‚drangen vier Räuber in die
Wohnung eines Käthners ein und feuerten
ihre Schußwaffen auf ihre Verfolger ab,
In demſelben Kreife drangen am 28, Ddrei
mit Doppelpiſtolen bewaffnete Perfonen in
eine Wohnung ein ,, verlangten das Geld
und prügelten den Einwohner, als ſie ſol-
ches nicht erlangen konnten worauf ſie Wie-
der abzogen. Bei einem Streite warf ein
Arbeiter einem andern ein Stück Holz an
den Kopf, ſo daß dieſer ſtarb. Der zehn-
jährige Sohn eines Gutsbeſitzers erſchoß
aus Uanvorſichtigkeit ſeine ehemalige Amme.
Die Wege ſind endlich in manchen Segen-
den ſo ſchlecht, daß bei einer dreiſpannigen
Extraͤpoſi die gewöhnlichen und Reſerve-
ſtricke riſſen und Ketten gebraucht werden
mußten.
Stettin, 4, Dec. (Oſtſee-Ztg.) Die
preuhifche Kriegs⸗Corvette Amazone iſt am
30. v. M, von Falmouth nach Madeira in
See gegangen, —
Schwerin, 3. Dec. Die ſtrelitziſche Re-
gierung gibt in einem Reſeript an den Land-
tag die Erklärung ab, fie wolle ſich den
Verhandlungen über Ausgleichung der Hei-
maͤths⸗Differenzen zwiſchen Mecklenburg und
Preußen anſchließen.
Kiel, 4, Dec. Das in Altona gaͤrniſo-
nirende daͤniſche Militär hat am 2. Dee.
das in Frankreich etablirte Kaiſerreich durch
eine Parade gefeiert.
Wien, 4. Dechr. Den Jahrestag der
Thronbeſieigung Sr. Mai. des Kaiſers be-
grüßt die „Defterreich, Correſpondenz“ mit
folgenden Worten: Die Yera des erhabe-
nen Regenten, welchen die Vorſehung jetzt
auf den Thron ſeiner Vaͤter geſetzt, bezeich-
net einen der entſchiedenſten Wendepunkte
in der Geſchichte unſexes Staates. Als
Kaifer Franz Joſeph die Zügel der Regie-
rung ergriff, war ſein Anſchen und fein
Name daͤs geheiligte Symbol, unter wel-
chem die tief aufgeregten Elemente unſerer
politiſchen und gefellſchaftlichen Ordnung
einen Vereinigungspunkt ſuchten und fan-
den. Mit vereinlen Kräften ward gewirkt,
um das Gleichgewicht einer wohlthätigen
Ruhe und eines geſicherten Beiſtandes der
lichen Anftrengungen des heldenmüthigen
Heeres, der pflichteifrigen Staatsdienerſchaft
und der anhänglichen und treuen Bürger
aller Klaſſen gelang es, den boͤſen Geiſt
der Unordnung , Empörung und Zerruͤt—
tung zu bannen. Mit dem Frieden im In-
nern kehrte auch die Zufriedenheit wieDer,
und heſtärkt waͤhrhaft verfüngt, ging De-
ſterreich aus dem verhängnißvollen Revo-
lutionsproceſſe hervor; biuͤnen der kurzen
Friſt von 3 Jahren wuchs ſein Anſehen in
Europa ſo bedeutend, daß ſein Votum jetzt
gewichtiger als jemals in die Wagſchale der
großen Entſcheidungen fällt. Das Prineip,
auf welchem die Geſchicke Oeſterreichs be-
ruhen, iſt unverändert daſſelbe wie ſeit Jahr-
hunderten geblieben; es beſteht in der Le-
gitimität der fundamentalen Einrichtungen,
in der Heilighaltung des Rechtes im In-
nern und nach Außen, in der Bewahrung
der Ordnung, der angeerbten Sitte, der
Religioſität und in unnachgiebigem Wider-
ſtande gegen die auflöſenden Richtungen ei-
nes verderbten Geiſtes der Zeit. Neben die-
ſer unverruͤckbaren Stätigkeit der oberſten,
leitenden Grundſätze wallet in allen Krei-
ſen der Verwaltung rühriges, friſches Le-
ben; unabläſſig wird geſtreht, jedem wahre
haften Bedürfniſſe zu genügen, jeder nütz-
lichen und berufenen Kraft einen angemeſ-
ſenen Spielraum der Entwickelung zu göne
nen, jede fruchtbare und praktiſche Idee ſich
anzueignen, — mit einem Worte in Allem,
was gut und nützlich iſt, gleichen Schritt
mit der echten Civiliſation zu halten! So
verbindet ſich ietzt in Oeſterreich das Alte
mit dem Neuen zu kräftigen und nützlichen
Anſtrengungen. Unter folchen Umſtänden
dürfen wir berubigt und vertrauensvoll in
die Zukunfteblicken.
Aus Wien, 4 Dee. wird berichtet, das
Unterrichtsminiſterium hat die ſämmtlichen
Oriſchaften der Monarchie, die zu einem
Kirchenſprengel gehören, in welchem derzeit
keine Schule beſteht, verzeichnen laſſen, um
einen genauen Ueberblick zu erhalten, in
welcher Weiſe ein Bedürfniß nach Schulen
in der Monarchie beſteht, und Einleitung
wegen Abhilfe deſſelben treffen zu können.
— Eine Verfügung Sr. Heil. des Papſtes
verordnet, daß der zum Viſitator der Klö-
ſter in Oeſterreich ernannte Hr. Fürſt Erz-
biſchof Cardinal v. Schwarzenberg auf die
Dauer der Viſitation die höchſte klöſterliche
Würde zu bekleiden habe, und alle andern
Ordensobern von ihm abhängig feien. —
Paſſiven der zahlungsunfähig geworbenen
Firma J. Leitner und Comp. betragen nahe
an 800,000 fl @M, Man beforgt noͤch
mehrere ähnliche Fallimente in Wien wie
in den Provinzen, nachdem die . hiefigen
großen Häuſer ihre Geſchäftsverbindungen
bedeutend beſchränken, und den Eredit groͤß⸗
tentheils aufhehen, welchen die kleineren
Handelsfirmen in den Provinzen bisher von
ihnen genoſſen hatten. Allerdings werden
die Geſchäfte hierdurch auf reellere Grund-
lagen zurückgeführt, allein es ſtellt ſich im
Ganzen das betrübende Reſultat heraus,
daß der ungeheure Credit, welchen die Bank
vormals den großen Häuſern bewilligte,
und der dieſelben bisher reich gemacht hat,
für den mittlern Handelsſtand durchweg
wenig ſegensreiche Folgen hatte.
Wien 5. Deebr. Aus /zuverläßlichſter
Quelle“ kann ein Correſpondent der Franff.
Poſtzeitung mittheilen, daͤß allerhoͤchſten Orts
der Beſchluß gefaßt worden iſt, den Bes,,
lagerungezuſtand mit 1. Januar k. J. auf-