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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 283-308 (1. - 31. Dezember 1852)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66017#1180
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g’ebatt von 100,000 Fr. von der franzöſi-


derholt ſich aufs Beſtimm
daß die Vermählung de
Prinzeſſin Waſd im Frühjahr in Compiegne


Die Phyſtognomie der Börſe hat ſich ge-
ändert und das Steigen ſich wieder einge-
ſiellt. Alle Fonds haben ſich merklich befe-
ſiigt. Die Banfactien blieben ſtalionär,

4 Baris, 11. Dec. Eine telegraphiſche
Depeſche aus Toulon lautet: „Hauptquar-
tier von Medeach, den 6, um 10 Uhr. Die
Stadt Laghouate iſt vorgeſtern mit Sturm
genommen worden! Die Truppen erſtiegen
die Breſche mit einer unwiderſtehlichen Be⸗—
geiſterung unter dem Rufen: „es Iebe der
Kaifer Der Angriff begann am Morgen
und um Mittag breitete der Adler ſeine
Flugel über die Kasbach der Stadt aus.”
— Der heutige „Moniteur“ bringt Nähe-
res über die dem Plebiseit entſprechenden
Verfaſſungsaͤnderungen und über die kaiſ
Dotation. Wir werden auf beides zurück-
kommen.

Markirch. Ueber einen neulich hier vor-
gekommenen Fall von thieriſchem Magnetis-
mus welcher Froßes Aufſehen erregte, ſchreibt
der behandelnde Arzt Dr. Dittmar: „Ein
junges Mädchen fiel auf den Kopf und
veruͤrſachte ſich mehrere Wunden. Ein In-
ſeet von der Familie der Myriopoden, wel⸗—
ches die Gewohnheit hat, das Tageslicht
und die Luft zu fliehen, ſich unter den Stei-
nen zu verbergen, in die engſten Spalten
zu verkriechen und von thieriſchen Subſtan-
zen zu naͤhren, niſtete ſich in der Kopfwuͤnde
dieſes Maͤdchens ein, welche ſich durch das
Gerinnen des Blutes ſchloß und das In-
ſeet ſomit wie in einer Falle fing. Seitdem
wurde das junge Mädchen beſtändig von
mehr oder winder ſtarken Kopfſchmerzen
geplagt, und am Anfange fiellte ſich ein
Roͤihlauf ein, welcher vom Vorhaͤndenſein
eines fremdartigen Körpers in der Wunde
zeugte. In dieſer Lage bedurfte es nur des
zeringſten Schreckens, um Zuckungen zu
veranlaſſen, welche keineswegs die epilep-
tiſche Form hatten. Mehrere Aerzte verſuch-
ten dieſe Zuckungen zu bekämpfen, aber
vergebens, weil die Urſache derfelben nicht
gefannt war. Da kein Mittel die Anfälle.
weder zu verhüten, noch zu lindern ver-
mochte, wurde das Mädchen am 7, Octbr.
während der Zuckungen magnetiſirt; ſie
hörten augenblicklich auf und es zeigten ſich
waͤhrend drei Wochen keine Anfälle mehr,
aber von Zeit zu Zeit ſtellte ſich ein le-
thargiſcher Schlaf ein, welcher 36 bis 48
Stunden dauerte! Durch einen Schrecken
und ſpaͤler durch das Ausziehen eines Zah-
nes kamen die Zuckungen wieder zum Vor-
ſchein und wurden jedesmal durch den Mag-
netismus bekämpfi! Beim fünften Male
wurde die Kranke hellſehend. Von dieſem
Augenblicke an magnetifirte ich ſie immer
or glaubwürdigen Zeugen. Sie kuͤndigte
uns aͤn, daß ſie im Kopfe ein Inſect habe,
welches durch den Maßznetismus geſchwächt
würde und daß man daſſelbe ausziehen
müſfe durch einen Ausſchnitt an einer Stelle
des Kopfes, die ſie angab. In 4 Sitzungen
gab uns die Kranke immer die nämlichen
Antworten und ſetzte den Tag und die
Stunde der Operation feſt. &$ ward die-
ſelbe von den HH. Gros, Neſer und mir
hewertſtelligt/ und nach Ausziehung des Iu-


lauf von 4 Tagen., Von diefem Tage an
b‚or»ten die Schmerzen und die Anfälle des
Madchens auf und es empfand ein für ſie
ungewohntes Wohlbehagen ſo daß der Aus-
druͤck ihker Phyſiognomie ſich änderte. Man



erſieht aus dieſer Schilderung, daß die

Es iſt nichts wu
nungen des thier
ſchen Magnetismus. Aber anſtatt im Be-
reiche der Phyfiologie zu bleiben iſt leider

Anfangs glauben wollte


unwürdig ausgebeutet worden.“

England.

London, 7, Dec. Das Haus der Ge-
meinen hat in feiner geſtrigen Sißung nadh
einer ausführlichen Darlegung Staffords.
des Secretärs der Admiralität, der auf Das
Bedürfniß einer tüchtigen Kanalflotte hin-
wies, genehmigt, daß Teine ſolche gebildet
werden follz aus drei Fregatten und fünf
großen Dampfern an der Nore, vier Linien-
ſchiffen und fuͤnf großen Dampfern in Ply-
mouth, und fünf Linienſchiffen, zwei Fre-
gatten und ſechs großen Dampfbooten in
Fortsmouth; außerdem iſt die Vermehrung
der Matroſen um 5000 undder Seeſolda⸗—
ten um 1500 Mann gutgeheihen; die hie-
für auflaufenden Koſien betragen 113,000
Pf. St.z außerdem wurden och 100,000
Pf. St. für den Bau von Dampfbooten
dewilligt; ferner 92658 Pf. St. für Ber-
mehrung der Artillerie um 2000 Mann
und 1000 Pferde; 150000 PF St. für
Herſtellung der neuen Nationalgallexie und
Soooo Pf. St. fuͤr die Leichenfeier des
Herzogs von Wellington. — Das Haus
der Loͤrds nahm geftern nach kurzer Debatte
die freihändleriſchẽ Reſolution des Marquis
ven Clanricarde-in naͤch dem Amendement
des Grafen von Derby modificirter Faſſung
ohne Abſtimmung an.

London, 8. Dee. Die Regierung ſchickt
foriwaͤhrend Vorräthe von Kriegsmunition
nach den Kanalinſeln.

* Qpndon, 9. Decbr. Die engliſchen
Blälter ſind mit Urtheilen über die neue-
ſten Ereigniſſe in Frankreich ſehr ſparſam.
Nur Heraͤld und Chronicle haͤben ſich, je-
ner anerkennend, dieſes tadelnd, bis jetzt
geäußert. Auf den morgigen Zag, an
dem die Parlamentsverhandlungen über das
Budget beginnen ſollen, iſt manı ſehrege-
ſpannt.

Belgien.

Brüſſel, 9. Dee. (Köln, 35 Hier iſt
das Gerücht verbreitet, mit Frankreich fet ein
proͤbiſoriſcher Handelsvertras abgeſchloſſen.

Schweiz ·

Neuenburg. Folgender Vorfall, wird
dem Buͤnde von hier aus berichtet: „Sonn-
tag, den 5 Dee. Abends, machte ſich Hr.
Flane, Cafetier dahier, ein Sranzofe , der
früber bei der Ex-Königin Hortenſe gedient
haͤtie und deſfen Sohn gegenwärtig ale
Schreiber im Dienſte St. Maj Napoleon
Il ſteht, das Vergnügen, ſein Café zu
illumintren und ein Zransparent auszu-
ſtellen mit einer grünen Kaiſerkrone und
der Inſchtift! „8,000,000 St. Napoleons
I1“ Bald rotteie ſich eine Maſſe Volk vor
dem Cafe zuſamwen und gah ihren Aerger
kund; auch der Herr Präfect fand ſich ein
und wurde zum Einſchreiten erfucht, Er
war gerade im Begriff dem Herrn Flane
das Gefährliche ſeiner Illumination vorzu-
ſtellen und ihin zu rathen, ſolche zu ent-
fernen, alg ein Hagel von Steinen dem
Spektaͤkel ein ſchnelles Ende machte Vier
illuminirte Fenſter mitſammt den Trans-
parenten wurden eingeworfen; Herr Jlane
und ſeine Gehilfen hatten kaum Zeit! die


alle Lichter zu IS
ein yaar Secunden und darauf verlief ſich
die Maſſe ganz ruhig. Das Cafe Flané
waͤr ſonſt der Sitz der Royaliſten. — Hr.
Slane will Klage erheben und hat deß-
* die Fenſterſcheiben noch nicht herſtellen
aſſen.

Italien.

Rom, 30. Novbr! In der Nacht vom
23. auf den 2 Nov, wurde, wie das Jour-
nal des Zebats ſchreibt, ein großer Raub
zwiſchen Montefiaseone und Viterbo ausge-
übt. Die von Florenz kommende Eilpoſt,
in der Monſigzor di San Marzano, ſein
Diener und ein Franzoſe ſich befanden, wurde
von 4 maskirten Räubern angefallen, Der
Poſtillon, welcher durch die Flucht entfom-
men wollte, hieb auf ſeine Pferve, erhielt
aber eine Kugel und fiel vom Pferde herab.
Die Pferde blieben ſtehen. Der Anführer
der Räuber traͤt an den Wagenſchlag und
befahl den 3 Reiſenden, auszufteigen. Nach-
dem ihnen ihre Uhren Schmuͤckfachen und
ihr Geld abgenommen worden, verlangte
der Räuber die Schlüffel zu den Koffern.
Signor San Marzano fam von Marſeille
zurück, wo er Ludwig Napoleon im Namen
des Papſtes begrüßt hatte Er brachte 7000
Fr. in Gold mit ſich. Dieſe Summe, 10
wie 50 Louisd'or des Bedienten und 100
des Franzoſen fielen den Räubern in die
Haͤnde! Der Raubanfall fand ſo nahe bei
Biterbo ſtatt, daß die Thorwaͤche den Knall
des Schuſſes hoͤrle! Die Gendarmerte be-
gab ſich ſogleich auf den Schauplatz des
Verbrechens aber die Räuber waren ſchon
geflohen. Die Nachforſchungen plieben er-
folglos. Am 24 wurde die Poft von Fle-
renz auf der Straße von Biterbo, am 25.-
die Poſt auf der Straße von Civitavecchia
überfallen, am 26. auf der Straße von
Neapel;z mmer iſt es vermuthlich eine und
diefelbe Bande, die, mittelſt der Schnellig-
keit ihrer kleinen römiſchen Pferde, ſo große
Strecken zurücklegt.

Aus Piſa wird vom 27, Novbr. über
zahlreiche dort vorgenommene Verhaftungen
geſchrieben, welche mit dem vor einiger
Zeit in Florenz entdeckten Complott in
Verbindung ſtehen.

Spanien.

Madrid, Dec. Die amtliche Zei-
tung veröffentlicht heute ein Decret, kraft
deſfen die vom Finanzminiſter für die De-
putirtenkammer ausgearbeiteten Budgets
nach Auflöſung der Cortes nun den im
Maͤrz zuſammentretenden neuen Kammern
vorgelegt und für alle mittkerweile vorzu-
nehmenden Finanzoperattonen deren nach-
trägliche Ratifteationen vorbehalten bleiben
ſollen. Ein anderes Deeret verbietet allen
Blättern, die neuen Reformentwürfe zu be-
ſprechen. Das Volk iſt, wie die Köln, 3.
berichtet, in ſehr gereizier Stimmung ; die
Truppen ſtehen unler den Waffen. Ge-
neral Narvaͤez foll geſtern bei der Königin
eine Audienz gehabt haben und von ihr
mit großer Aufmerkſamkeit behandelt wor-
den ſein.

Redigirt unter Verantwortlichkeit von G. Keichard.

Fuͤr die arme Familie in Waldhilsbad
(f. 9r. 287, 289, 290, 291 'u. 293 di BII iſt
bei der Ned. d. Dl. ferner eingegangen : _

MW._1 fl.z Ungen, 1 Müße und 1 Kit-
telchen; Ungen. 30 Ir.z A 1 fl 307 fr
 
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