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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 283-308 (1. - 31. Dezember 1852)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66017#1179
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Dienitag, 14. December

1852



*

Deutſchland.

*7 Geidelberg, 12. Dechr... Seftern
wurde in der Nähe unferer Stadt die Leiche
eines aus. Würtembherg. gebürtigen Mannes
im Nedar gefunden Dexlelbe, wegen Diebz
flaͤhls ſchon früher beſtraft und erſt kürzlich
alg Bagabund aus Karlsruhe ausgewieſen,
haͤtte feinem elenden Daſein durch Selbſt-
morbd _ ein. Ende gemacht nachdem er den
entſetzlichen Entſchluß vorher in einem bei
der Leiche gefundenen und an ſeine Frau
adreſſirten Briefe in überſpannten und ſen-
fimentalen. Phraͤſen niedergeſchrieben.
Raſtatt, 9. Dec. (Mh. J.) Seßern
Naͤcht ſtarb daͤhier der ehemalige Bade-
Arzt/ Geheimer Hofrath Dr. Kramer, nach
Tängeren Leiden. Bis zum Jahr 1851 hatte
er in Baden gewohnt, von deſſen Mineral-
quellen er zuerſt eine tüchtige Beſchreibung
lieferte wie überhaupt feine Schrift über
die Heilquellen Badens bis zur neueren
Zeit die beſte war. Er wurde 81 Jahre
alt.

Freiburg, 9. Dec. (B. &) Es iſt nun
gerade ein daͤhr ſeit der Berhaftung zweier
Maldkircher Geſchäftsmänner verfloſſen,
welche in unferer näheren und ferneren
Umgebung, ſo ſehr viel Aufſeben erregte.
Sie kamen wegen Betrugs in Unterſuchung.
Die Saͤche führte mit Hebel zu reden „zu
böfen Häuſern“, denn das Großh Hofgez
richt des Oberrheintreiſes perurtheilte Graf-
müller zu 1: SJabhr, Künzle zu 9 Monaten
Correctionghausfirafe, welches Urtheil von
Seiten. des Großh. Oberhofgerichts dahin
abgeaͤndert wurde, daß erſterer 8/letzterer
6 Monate erhielt. — Im Oberamt Em-
mendingen foll ebenfalls ſeit neuerer Zeit
ein bedeutender Geſchäftsmann aus Müll-
heim in Haft und Unterſuchung ſein, auf
deren Erfolg man hier ſehr geſpannt {f,
da er vermöge ſeines ausgebreiteten He-
ſchäfts in die Verhältniſſe vieler Familien
in Stadt und Land tief eingedrungen iſt

* Krankfurt, 10. Dec, In der geſtri-
gen Sigung der Bundesverfammlung murbe
der Antwortsentmwurf auf die Notification
der Thronbeſteigung Louis Napoleons an-
genommen. Derfelbe drückt den Wunſch
der Fortdauer der ſeitherigen freundlichen
Bezichungen aus.

Kaffel, 10. Dec. Die neueſte Nummer
der Kaͤffeler Zeitung“ meldet: Zur Auf-
Märung über den gegenwärtigen Stand der
Zollfrage und alg Beſtätigung deſſen, was
der „Kaffeler ‚Zeitung“ ſchon aus Wien
und — ;
aus Münden die Mittheilung zu, daß man
in Wien, unbetummert wegen aller aben-
teuerlichen Gerüchte, unermüdet an der
Vollendung des gemeinfehaftlichen Zolltarifs
für das öſlexreichiſche Jüd- und mittel=Deut-
ſche Zollgebiet arbeitet und die Zolleinigung
in dem bezeichneten geographiſchen Umfange
zu Stande zu bringen UNAUSgefeßt beſtrebt
i Die /Kaſſ. 3.erzaͤhlt dann weiter,
daß vor 14 Tagen die preußilche Negierung
duͤlch ihren Gefandten in Wien Cröffnunz
gen machen ließ/ ſie wolle direct mit Oeſter-
reich verhandeln. „Die Rückantwort, heißt


es ferner, des kaiſerlichen Cabinets erfolgte
ſogleich und natürlich beiſtimmend; nur iſt
maͤn ſich ſelbſt und der Coalition gegenüber
ſchuldig geweſen noch vorläufig um die
Mittheilung der Baſis der beantragten Un-
terhandlungen in Berlin anzuſuchen. Gleich-
zeitig mit dem Abgang dieſer Note wurde
Frhr! v. Bruck wegen Uebernahme dieſer
Miſſion in Berlin aus Trieſt berufen, und
von der Erwiederung auf die unvermeid-


nicht erfolgtj, ob es zu dieſen Verhandlun-
gen und zu welchem Reſultat es kommen
wird.“

SGotha, 7. Deec! Der in Dresden ver-
ſtorbene königl! ſächſiſche Regierungsrath
Friedrich Eberhardt, in weitern Kreiſen be-
fannt durch feine wirkſame Thätigkeit auf
dem Gebiete der Verwaltung insbeſondere
aber der Sicherbeitspflege war zuerſt in
Coburg Chef der Polizeiverwaltung und
wurde wenige Jahre nach dem Anfalle des
gothaiſchen Landes an Coburg hlerher in
einen ausgedehnteren Wirkungskreis verſetzt,
in welchem er ſich mit ungewöhnlicher Ge-
ſchaͤftskenntniß und unermüdlicher Regſam-
feit bewegte. Im April des Jahres 1848
verließ er die hieſige Stadt in Folge der
damaligen Bewegung und trat im Früh-
jahr 1850 auf erhaliene Berufung in das
fönigl. faͤchſiſche Miniſterium des Innern
als Regierungsrath ein. Eine ſehr gefürch-
tete Schöpfung deſſelben war der „Allge-
meine Polizeianzeiger“, welcher eine weite
Verbreitung ſowohl in Deutſchland, als auch
in Belgien und in der Schweiz gefunden
und die Behörden in der Entdeckung von
Verbrechern ſehr wirkſam unterſtützt hat.

Berlin, 8S. Dec! Das Obextribunal hat
eine für viele preußiſche Oriſchaften wich-
tige Eniſcheidung gefällt, wonach die noch
in vielen Landestheilen, namentlich in Vor-
pommern, beſtehende Abgabe, welche den
Namen Bedegeld führt, ſtenerartiger Natur
und daher als ohne Entſchädigung aufge-
hoben zu betrachten iſt. Diejelbe war ſelbſt
von einzelnen Stadtmagiſtraten an Gute-
beſitzer zu entrichten, deren Borganger als
fg Sliftungsherrn der betreffenden Stadt
ein Beſeuerungsrecht geltend gemacht hat-
ftem. — Das Obertribunal bat zugleich die
Anſicht ausgeſprochen daß die Proceſſe über
derartige Abgaben nach der neueſten Ge-
ſetzgebuͤng von Amtswegen ſiſtirt werden
müßten.

Berlin, 9. Dec! Geſtern Morgen ſtarb
der Oberhofprediger Ehrenberg am Schlag-

öſirrreichiſche Geſandte am hieſigen Hofe,
Gtaf Zhun-Cbisher Bundestagsgeſandter),
iſt geſtern Abend hier eingetroffen Derſelbe
überbringt. außer den eigenen Beglaubig-
ungsfereiben, audy das Abherufungsfchrei-
ben für. den bisherigen Gefandten Baron
v. Prokeſch⸗Oſten! Der letztere wird dem
VBernehmen- naͤch gegen das Ende dieſes
Monats Bexlin verlaffen. — Der Freiherr
¶ Bruck wird in ſeiner handelspolitiſchen
Mifſion in den erſten Tagen der nächſten
Woͤche hier eintreffen. — Wie die Fr. P.



Rreis Halbjährltm in Getdelberg: 2 N. 6 fr,
Die- Landwirthſchaftlichen
worüber die Erpebition

andeutet, dürfte auch von Seite Preußens
die Anerkennung des jetzigen Kaiſers der
Fraͤnzoſen erfolgen, da ‚Derfelbe die bündig-
ſen Ertlärungen in Betreff der den euro-
paͤlſchen Terrloricibeſtand ſichernden Ver-
iräge gegeben haben foll. Von einem Con-
greß in Warſchau von Seite der Monar-
chen Preußens, Oeſterreichs und Rußlands
wird in den hieſigen hoͤheren Kreiſen nicht
mehr geſprochen. Die Hierherkunft des Kai-
fers von Oeſterreich, welche beſtimmt be-
abſichtigt war, dürfte daher auch wohl un«
terbleiben, wenigſtens in der erſten Zeit.

F Berlin, 16. Dec. Die geſtrigen Vor-
gänge in der zweiten Rammer nehmen heute
allgemein die öffentliche Aufmerkfamkeit in
Anfpruch. Ein ebenſo ungerechtfertigter wie
unerwarteter Sieg der Sppoſttion liegt nur
allzuflar zu Tage und höchſtens wäre ein
Stteit darüber möglich, wer gegneriſcher-
feits. die Niederlage zumeiſt verſchuldet hat.
Ich wohnte den Verhandlungen leider nicht
feibſt bet,, doch ſtimmen alle Bexichte darin
überein, daß Aengſtlichkeit und Mangel an
Gewandtheit von Seiten des Präſidenten
(um nicht zu fagen: völlige Unkenntniß fetz
ner, Stellung und ihrer Vorrechte) zunächſt
Verwirrung dann die Niederlage ſelbſt er-
zeugt haben. &3 überrafht gufs vöchſte,
daß wẽder der Heer Miniſter des Innern,
noch der Kammer=VPräfident den pathetiſchen
Erctamationen des Abg. Riedel gegenuͤber
darauf hingewieſen haben „wie von einer
Verfaſſungsverletzung oder gar von einem
in Frageſtellen des Zweikammerfyſtems
um ſo weniger die Rede ſein kFönne, als
auch mährend der vorigen Seſſion ein und
diefelben Vorlagen zu ein und derſelben
Zeit in beiden Häufern berathen worden
ſeien.“ Ein Hinweis auf dies eben ſo nahe
liegende wie ſchlagende Factum iſt aus un-
erklärlichen Gründen unterlaſſen worden.
Die Folge dieſes Oppoſitions-Sieges iſt
der aller-bedauerlichften Art! Seit Jahr U,
Tag bildet die ſo wichtige Gemeindeord-
nungs⸗Angelegenheit eine fchwehende Frage
und auf’s Neue warten bis die Regierungs-
vorlagen ihre Berathung in der erſten
Kammer gefunden haben , beißt abermals
dem Lande Erlaſſe und Verordnungen vor-
enthalten, ohne welche an eine Lonſolidirung
und demnächſt an eine organiſche Entwicke-
lung unſres ſtaatlichen Lebens durchaus nicht
zu denken iſt. — Die Budget berathungen
haben im betreffenden Miniſterium ihren
Loſchluß noch nicht gefunden, weßhalb fie
den Kammern. in nächſter Zeit noch nicht
vorgelegt werden können-

Nachſchrift Aus Wien vom 9. ſo-
wohl alg aug Bertin vom 10. Decer?
halten ſich die Bebauptungen, daß in der
Zoll- und Handelsfrage eine Verſtaͤndigung
Fwiſchen den 2 deutfhen, Großmächten nahe


Frankreich.

Paris, 10. Dec. Im Ganzen ſind feit
der Yroclamirung,, des, ; Kaiferreihes 702
ihren Familien wie-
der gegeben worden. — Loͤdret Kader wird
in feiner Reſidenz von Bruſſa einen Jahr-
 
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