duͤrfniſſen aller Maͤchte ſo ſehr harmonixen-
den Politik, einer Politik, welche der Kai-
fer insbeſondere ſo ſeinen Beziehungen mit
der Regierung von.. zu befolgen ge-
willt iſ! Genehmigen Sie 2e. Drouin de
Lhuys.“
Paris, 10. December. Wird Pius IX.
nach Paͤris kommen und Napoleon III. ſal-
ben? Das iſt jetzt die große Frage. Ich
haͤlte geſtern Abends Gelegenheit die Be-
kanntſchaft eines würdigen Mannes zu ma-
chen/ welcher vor wenigen Tagen aus Rom
hier angelangt iſt, und der eine Stellung
in der uͤnmitlelbaren Umgebung des heiligen
Vaters einnimmt, die ihn in den Stand
ſetzt, die wahre Sachlage zu kennen. Der
Paͤpſt ſoll denn perſönlich die wärmſten
Sympathien für den neuen Kaiſer der Fran-
zoſen hegen und mehr als einmal im ver-
lrauten Geſpräche ſowohl gegen ſeine Um-
gebung wie gegen fremde Diplomaten ge-
Außert baben, daß er es für eine Pflicht
der Danfkharfeit haͤlte, den Mann zu Frönen,
der in durch ſeine Armee auf den weltli
en Thron wieder eingeſetzt habe. Abder,
Jagt mein würdiger Freund der perſönliche
Mille des heiligkn Vaters gilt in einer ſo
wichligen Sache nicht allein, und in der
officielten Umgebung des Papſtes gibt, es
allmaͤchtige Einflüſſe, die dem neuen Ge-
walthaber Frankreichs durchaus nicht hold
ſind. Dieſe haben es bis jetzt ſchon dahin
gebradt, daß Pius IX. Überzeugt iſt, er
dürfte der eventuellen Bitte des Kaiſers der
Fraͤnzofen nur dann nachkommen, wenn die
übrigen katholiſchen Mächte keine Einwen-
dungen dagegen vorbrächten. So iſt die
Sachlage, weiche auch der franzoͤſiſchen Nez
gierung ſehr wohl bekannt iſt. Ein officiel-
les Erſuchen iſt bekanntlich vom Kaiſer noch
nicht an den Papſt gerichtet und wird na-
fürlid auch nichi fruͤher ſtattfinden! als bis
Naypoleon die entfchiedene Gewißheit hat,
daß alle Hemmniſſe beſeitigt find, und er
einer willfährigen Antwort ſicher iſt. Daß
der Papſt cwie die Times erzählt hat) die
Ausflucht gebrauchen wolle, er könne des
Titelg Napoleon III.“ halber den Kaiſer
nicht frönen, weil er ſo nicht, wie ſein Oheim,
eine neue Dynaſtie begründe, wird mir als
unwabhr dargeſtellt. Es ſcheint alfo nach
diefen Nachrichten, daß hauptſächlich der
Wiener Hof daruͤber zu entſcheiden haben
wird, ob Napoleon IM. vom Papſte geſalbt
werden ſoll oder nicht. — Die Heirath des
Kaifers wird nach der neueſten Abſprache
im Fruͤhjahre in Compiegne gefeiert wer-
den wo au Napoleon mit Marie Louiſe
von Seſterreich zuſammentraf. Wie ich höre,
iſ Graf v. Morny zu der hohen Ehre aus-
erfehen, bei der erſten Trauung durch Pro-
curation, die zu Karlsruhe faitfinden ſoll,
ſeinen Gebieter zu vertreten
Paris, 12. Dec. In Marſeille wurden
A geheime Preſſen der Legitimiſten entdeckt.
— Abd-el-Kader hat geſtern das Schloß
Amboiſe verlaſſen, um ſich nach Marſeille
zu begeben, von wo er ſich nach Bruſſa
Anſchiffen wird. Er hat in einem ſehr lan-
gen Schreiben, voll von Aeußerungen ſei-
ner Erkenntlichkeit, an den Miniſter des
Auswärtigen feine Wünſche, die ſich auf
Verſonen ſeiner Begleitung beziehen, auss
zedrückt. Er bittet, daß man ihn von dem
Commandanten Boiſſonnet, dem Dr. Tyron
und dem Dolmetſcher Boulad bis nach
Bruſſa begleiten laſfen möge. Er verwen-
det ſich fogar für die Mutter des Letz-
tern und bittet um Erhohung ihres Gnaͤ—
dengehalts. Sodann wuͤnſcht er, daß zweien
feiner Vetter, die ihn in Marſeille erwar-
ten, die Erlaubniß gewährt werden möge,
ſich mit ihren Familien in Bruſſa nieder-
zulaſſen. Alle dieſe Bitten ſind ſofort von
dem Kaiſer gewährt worden. — Ein Maire
im Departement Calais iſt abgefeßt wor-
den, weil er ſich weigerte, das Kaiſerreich
in feiner Gemeinde zu proclamiren. Ein
Fall, der ſich ſonſt nirgends wiederholt hat.
Paris, 13. Decbr.
Neuͤjahr fleigert die Thätigkeit in Fabriken
und Boutifen von Paris, obgleich einzelne
Detailgeſchäfte ſeit einer Woche ftiller ge-
hen. Für die Ausfuhr war der Monat
November der beſte des Jahres. England
hat in Bronze, Parfümerie und Seidenar-
lileln großartige Beſtellungen gemacht, die
Fabriken von Lyon und Elbeuf ſind bis
zum Frühling beſchäftigt und können keine
neuen Aufträge annehmen. — Man hat
bemerkt, daß England in letzter Zeit ſehr
ſtarke Korneinkäufe in der Brelagne und
dem Norddepartement macht. — Die Börſe
war heute ſehr flau und die Fonds ſo wie
die Aetien waren weniger geſucht als in
den letzten Tagen. Die Gerüchte von Con-
verſion der Rente drücken fortwährend die
Speculation.
Schweiz.
Bern, 12. Dec. (Sch. M.) Nicht-ge-
ringes Aufſehen macht in dieſer ruhigen
Zeit ‚die Nachricht, daß der franzöſiſche und
der öſterreichiſche Geſandte dem Bundes-
rath von einem neuen revolutionären Com-
plott Kenntniß gegeben haben, das ſeine
Verzweigungen angeblich in der Schweiz
haben fol. Es ſoll nämlich nach den
Roten der Geſandten die Propaganda
in London zu dem Mittel großartiger Münz-
faͤlſchung ihre Zuflucht nehmen wollen, um
die verſchiedenen Staaten des Continents
in Aufruhr zu bringen. Der Bundesrath
hat den Ständen davon Mittheilung ge-
macht.
Aus Freiburg ſchreibt die Basl. Zig.?
An mehren Orten des Kantons iſt die Pro-
elamirung des neuen franzoͤſiſchen Kaiſer-
thums duͤrch Kanonenſchüſſe gefeiert wor-
den. Die Independance Suiſſe erklärt nun
dieſe Demonſtration damit, daß das unter-
drückte Volk, welches nach der grellen Rechts-
verweigerung von Seite der Bundesver-
ſammluͤng keine Gerechtigkeit mehr von die-
ſer Seite erwarten zu koͤnnen glaubt, ſeine
Blicke nach einem Vermittler richte, der es
aus ſeinem Elende befreie. Wir betrachten
das alg einen traurigen Beweis der Ver-
bitterung, in welche das wackexe und gute
Volt duͤich die fortgeſetzte Mißhandlung
feiner radicalen Zwingherrn verſetzt wor-
den iſt.
Italien.
Ront/ 4. Dec. (Köln. 3.) In der Car-
dinal- Congregation für außerordentliche
Kirchen Anzelegenheiten verhandelt man jetzt
lebhäft über einen uns naͤher angehenden
Gegenftand von Bedeutung. Ich kann Ihnen
in diefer Beziehung alg zuverläßig melden,
daß der heilige Vater künftig ſeine geiſt-
lichen Repräſentanten auch an alle diejeni-
gen fremden Höfe zu ſchicken beabſichtigt,
welche bisher in Rom diplomatiſch vertre-
ten waren, ohne daß ſolch ein gegenſeitiges
Verhaͤltniß auch von hier aus ſlaugefunden.
Se. Heiligkeit der Papſt hat ſich noch vor
wenigen Tagen dahin geäußert, daß man
namentlich in Berlin der Gründung einer
apoſtoliſchen Nunciatur jetzt wenig oder gar
keine Schwierigkeiten entgegenſetzen würde.
Auch nach Stuttgart und Dresden denkt
man einen clericalen Agenten zu ſchicken.
Im nächſten, einer geſtrigen Beſtimmung
gemäß in den Januar hinein verlegten ge-
heimen Conſiſtorium ſoll dieſe Angelegen-
heit erledigt werden. Se. Heiligkeit der
Papſt iſt durch einen Vorfall im Hauſe des
Herzogs Ceſarini ſehr unangenehm berührt
ſchraͤnktheit und eine gewiſſe Rohheit im
Betragen hier überall bekannter Mann, er-
ſchoß im Taumel vor einigen Tagen ſeinen
Koch ohne den gexingſten Anlaß/ wie man
einen Spatz zum Bergnügen aus dem Fen-
ſter vom Dache herunter ſchieht! Schon
vor mehreren Jahren hatte er in der Hitze
des Streites auch einen ſeiner Stallknechte
getödtet war aber durch eine ſehr bedeu-
tende Geldbuße und die Uebernahme der
Dotalion verſchiedener frommer Stiftungen
von der Strafe durch die Gnade des Pap-
ſtes freigeſprochen worden Schwerlich dürfte
dieſes auch jetzt wieder der Fall fein: Vor-
läufig jedoch hat ſich der Herzog in ein
geiſtliches Aſyl vor den Nachſuchungen der
weltlichen Gerechtigkeit fluͤchten können. —
Vor einigen Tagen verkaufte der Herzog
Caffarelli ſeinen großen Palaſt auf dem
Capitol zwei Unterhändlern der königlichen
preußiſchen Regierung, deren Geſandtſchafts-
Hotel bekanntlich in dieſem auf den Ruinen
des Tempels des Jupiter Capitolinus auf-
geführten, ganz Rom überſchauenden Ge-
bäude ſeit einer Reihe von Jahren unter-
gebracht war.
Spanien
Madrid, 4, Dec. (Köln. 3.) Herrſchte
geſtern noch Die groͤßte Aufregung, fo war
hute wieder Windſtille, als fet nichts vor-
zefallen Murillo iſt doch ein kluger Mann.
Ais geſtern die Puerta del Sol eine ſolche
Haltung angenommen hatte, daß Jeder-
mann glauben mußte, der Aufruhr werde
mit jedem Augenblicke losbrechen, da fuͤhren
durch die gedrängten Haufen der Urzufrie-
denen 15 ſchwer mit Gold und Silber be-
ladene Wagen nach dem Münzamte! Eine
Schwadron Dragoner eseorlirte den angeb-
lich aug 300 Millionen Realen beſtehenden
Schatz. Sie zogen wie Murtllo es vorber
berechnet hatte, die Aufmerkſamkeit der Menge
auf ſich: ein groher Theil des Volkes ver-
lief ſich und gab den Wagen bis zum Münz-
gebäude das Geleit. Die Wagen waren
ſchon ſeit drei Tagen in der Näbe der
Hauptſtadt angelangt, der richtige Augen-
blick war aber noch nicht da, um den er-
wünſchten Eindruck zu machen. Allerlei Ver-
muthungen knüpften ſich an dieſe Baarſen-
dung, die theilweiſe aus Frankreich fuͤr die
verkauften neuen 3procentigen Staats-
ſchuldſcheine gelöſt worden war, zum größ-
ten Theile aber aus den inländiſchen Steuer-
kaſſen herrührte! Heute haben die activen
und paſſiven Beamten in Madrid die Wei-
ſung erbalten, nicht allein das Gehalt für
December zu heben, ſondern es ſoll ihnen
auch gleichzeitig der aus dieſem Jahre noch
rückſtaͤndige Sold mit ausbezahlt werden-
Die Munifieenz des Finanzminiſters hat
Tauſende von Menſchen wieder vmgeſtimmt,
die geſtern noch Alles gewagt hätten, um
das verhaßte Miniſterium zu ſtuͤrzen. Man
hat berechnet, daß allein in Madrid gegen
12 Millionen Realen in Umlauf kommen,
was für den Handel und die Gewerbe von
großer Wichtigkeit iſt, da gerade jetzt die
großen Weihnachts-Ausſtellungen beginnen.
Dänemark.
Kopenhagen, 9. Dec. In der heutigen
Sitzung des Voiksthings kam bei der Be-
rathung des Zolteinheits⸗-Geſetzes die Prinz
cipfrage wegen der Verlegung der Zoll-
grenze an die Elbe und die Aufnahme Hol-
feins in den däniſch-ſchleswig'ſchen Zoll-
verband zur Sprache. Die Commiiſton wollte
Verſchiebung dieſer Frage; der Finanzmis”
niſter erflärte unter Anderm, „Jedes grunDds
geſetzmäßige Mittel“ zur Durdhleßung Dder
Zolleinheit. gebrauchen zu wollen; ähnlich
forach fich der Premierminiſter Bluhme aus,
den Politik, einer Politik, welche der Kai-
fer insbeſondere ſo ſeinen Beziehungen mit
der Regierung von.. zu befolgen ge-
willt iſ! Genehmigen Sie 2e. Drouin de
Lhuys.“
Paris, 10. December. Wird Pius IX.
nach Paͤris kommen und Napoleon III. ſal-
ben? Das iſt jetzt die große Frage. Ich
haͤlte geſtern Abends Gelegenheit die Be-
kanntſchaft eines würdigen Mannes zu ma-
chen/ welcher vor wenigen Tagen aus Rom
hier angelangt iſt, und der eine Stellung
in der uͤnmitlelbaren Umgebung des heiligen
Vaters einnimmt, die ihn in den Stand
ſetzt, die wahre Sachlage zu kennen. Der
Paͤpſt ſoll denn perſönlich die wärmſten
Sympathien für den neuen Kaiſer der Fran-
zoſen hegen und mehr als einmal im ver-
lrauten Geſpräche ſowohl gegen ſeine Um-
gebung wie gegen fremde Diplomaten ge-
Außert baben, daß er es für eine Pflicht
der Danfkharfeit haͤlte, den Mann zu Frönen,
der in durch ſeine Armee auf den weltli
en Thron wieder eingeſetzt habe. Abder,
Jagt mein würdiger Freund der perſönliche
Mille des heiligkn Vaters gilt in einer ſo
wichligen Sache nicht allein, und in der
officielten Umgebung des Papſtes gibt, es
allmaͤchtige Einflüſſe, die dem neuen Ge-
walthaber Frankreichs durchaus nicht hold
ſind. Dieſe haben es bis jetzt ſchon dahin
gebradt, daß Pius IX. Überzeugt iſt, er
dürfte der eventuellen Bitte des Kaiſers der
Fraͤnzofen nur dann nachkommen, wenn die
übrigen katholiſchen Mächte keine Einwen-
dungen dagegen vorbrächten. So iſt die
Sachlage, weiche auch der franzoͤſiſchen Nez
gierung ſehr wohl bekannt iſt. Ein officiel-
les Erſuchen iſt bekanntlich vom Kaiſer noch
nicht an den Papſt gerichtet und wird na-
fürlid auch nichi fruͤher ſtattfinden! als bis
Naypoleon die entfchiedene Gewißheit hat,
daß alle Hemmniſſe beſeitigt find, und er
einer willfährigen Antwort ſicher iſt. Daß
der Papſt cwie die Times erzählt hat) die
Ausflucht gebrauchen wolle, er könne des
Titelg Napoleon III.“ halber den Kaiſer
nicht frönen, weil er ſo nicht, wie ſein Oheim,
eine neue Dynaſtie begründe, wird mir als
unwabhr dargeſtellt. Es ſcheint alfo nach
diefen Nachrichten, daß hauptſächlich der
Wiener Hof daruͤber zu entſcheiden haben
wird, ob Napoleon IM. vom Papſte geſalbt
werden ſoll oder nicht. — Die Heirath des
Kaifers wird nach der neueſten Abſprache
im Fruͤhjahre in Compiegne gefeiert wer-
den wo au Napoleon mit Marie Louiſe
von Seſterreich zuſammentraf. Wie ich höre,
iſ Graf v. Morny zu der hohen Ehre aus-
erfehen, bei der erſten Trauung durch Pro-
curation, die zu Karlsruhe faitfinden ſoll,
ſeinen Gebieter zu vertreten
Paris, 12. Dec. In Marſeille wurden
A geheime Preſſen der Legitimiſten entdeckt.
— Abd-el-Kader hat geſtern das Schloß
Amboiſe verlaſſen, um ſich nach Marſeille
zu begeben, von wo er ſich nach Bruſſa
Anſchiffen wird. Er hat in einem ſehr lan-
gen Schreiben, voll von Aeußerungen ſei-
ner Erkenntlichkeit, an den Miniſter des
Auswärtigen feine Wünſche, die ſich auf
Verſonen ſeiner Begleitung beziehen, auss
zedrückt. Er bittet, daß man ihn von dem
Commandanten Boiſſonnet, dem Dr. Tyron
und dem Dolmetſcher Boulad bis nach
Bruſſa begleiten laſfen möge. Er verwen-
det ſich fogar für die Mutter des Letz-
tern und bittet um Erhohung ihres Gnaͤ—
dengehalts. Sodann wuͤnſcht er, daß zweien
feiner Vetter, die ihn in Marſeille erwar-
ten, die Erlaubniß gewährt werden möge,
ſich mit ihren Familien in Bruſſa nieder-
zulaſſen. Alle dieſe Bitten ſind ſofort von
dem Kaiſer gewährt worden. — Ein Maire
im Departement Calais iſt abgefeßt wor-
den, weil er ſich weigerte, das Kaiſerreich
in feiner Gemeinde zu proclamiren. Ein
Fall, der ſich ſonſt nirgends wiederholt hat.
Paris, 13. Decbr.
Neuͤjahr fleigert die Thätigkeit in Fabriken
und Boutifen von Paris, obgleich einzelne
Detailgeſchäfte ſeit einer Woche ftiller ge-
hen. Für die Ausfuhr war der Monat
November der beſte des Jahres. England
hat in Bronze, Parfümerie und Seidenar-
lileln großartige Beſtellungen gemacht, die
Fabriken von Lyon und Elbeuf ſind bis
zum Frühling beſchäftigt und können keine
neuen Aufträge annehmen. — Man hat
bemerkt, daß England in letzter Zeit ſehr
ſtarke Korneinkäufe in der Brelagne und
dem Norddepartement macht. — Die Börſe
war heute ſehr flau und die Fonds ſo wie
die Aetien waren weniger geſucht als in
den letzten Tagen. Die Gerüchte von Con-
verſion der Rente drücken fortwährend die
Speculation.
Schweiz.
Bern, 12. Dec. (Sch. M.) Nicht-ge-
ringes Aufſehen macht in dieſer ruhigen
Zeit ‚die Nachricht, daß der franzöſiſche und
der öſterreichiſche Geſandte dem Bundes-
rath von einem neuen revolutionären Com-
plott Kenntniß gegeben haben, das ſeine
Verzweigungen angeblich in der Schweiz
haben fol. Es ſoll nämlich nach den
Roten der Geſandten die Propaganda
in London zu dem Mittel großartiger Münz-
faͤlſchung ihre Zuflucht nehmen wollen, um
die verſchiedenen Staaten des Continents
in Aufruhr zu bringen. Der Bundesrath
hat den Ständen davon Mittheilung ge-
macht.
Aus Freiburg ſchreibt die Basl. Zig.?
An mehren Orten des Kantons iſt die Pro-
elamirung des neuen franzoͤſiſchen Kaiſer-
thums duͤrch Kanonenſchüſſe gefeiert wor-
den. Die Independance Suiſſe erklärt nun
dieſe Demonſtration damit, daß das unter-
drückte Volk, welches nach der grellen Rechts-
verweigerung von Seite der Bundesver-
ſammluͤng keine Gerechtigkeit mehr von die-
ſer Seite erwarten zu koͤnnen glaubt, ſeine
Blicke nach einem Vermittler richte, der es
aus ſeinem Elende befreie. Wir betrachten
das alg einen traurigen Beweis der Ver-
bitterung, in welche das wackexe und gute
Volt duͤich die fortgeſetzte Mißhandlung
feiner radicalen Zwingherrn verſetzt wor-
den iſt.
Italien.
Ront/ 4. Dec. (Köln. 3.) In der Car-
dinal- Congregation für außerordentliche
Kirchen Anzelegenheiten verhandelt man jetzt
lebhäft über einen uns naͤher angehenden
Gegenftand von Bedeutung. Ich kann Ihnen
in diefer Beziehung alg zuverläßig melden,
daß der heilige Vater künftig ſeine geiſt-
lichen Repräſentanten auch an alle diejeni-
gen fremden Höfe zu ſchicken beabſichtigt,
welche bisher in Rom diplomatiſch vertre-
ten waren, ohne daß ſolch ein gegenſeitiges
Verhaͤltniß auch von hier aus ſlaugefunden.
Se. Heiligkeit der Papſt hat ſich noch vor
wenigen Tagen dahin geäußert, daß man
namentlich in Berlin der Gründung einer
apoſtoliſchen Nunciatur jetzt wenig oder gar
keine Schwierigkeiten entgegenſetzen würde.
Auch nach Stuttgart und Dresden denkt
man einen clericalen Agenten zu ſchicken.
Im nächſten, einer geſtrigen Beſtimmung
gemäß in den Januar hinein verlegten ge-
heimen Conſiſtorium ſoll dieſe Angelegen-
heit erledigt werden. Se. Heiligkeit der
Papſt iſt durch einen Vorfall im Hauſe des
Herzogs Ceſarini ſehr unangenehm berührt
ſchraͤnktheit und eine gewiſſe Rohheit im
Betragen hier überall bekannter Mann, er-
ſchoß im Taumel vor einigen Tagen ſeinen
Koch ohne den gexingſten Anlaß/ wie man
einen Spatz zum Bergnügen aus dem Fen-
ſter vom Dache herunter ſchieht! Schon
vor mehreren Jahren hatte er in der Hitze
des Streites auch einen ſeiner Stallknechte
getödtet war aber durch eine ſehr bedeu-
tende Geldbuße und die Uebernahme der
Dotalion verſchiedener frommer Stiftungen
von der Strafe durch die Gnade des Pap-
ſtes freigeſprochen worden Schwerlich dürfte
dieſes auch jetzt wieder der Fall fein: Vor-
läufig jedoch hat ſich der Herzog in ein
geiſtliches Aſyl vor den Nachſuchungen der
weltlichen Gerechtigkeit fluͤchten können. —
Vor einigen Tagen verkaufte der Herzog
Caffarelli ſeinen großen Palaſt auf dem
Capitol zwei Unterhändlern der königlichen
preußiſchen Regierung, deren Geſandtſchafts-
Hotel bekanntlich in dieſem auf den Ruinen
des Tempels des Jupiter Capitolinus auf-
geführten, ganz Rom überſchauenden Ge-
bäude ſeit einer Reihe von Jahren unter-
gebracht war.
Spanien
Madrid, 4, Dec. (Köln. 3.) Herrſchte
geſtern noch Die groͤßte Aufregung, fo war
hute wieder Windſtille, als fet nichts vor-
zefallen Murillo iſt doch ein kluger Mann.
Ais geſtern die Puerta del Sol eine ſolche
Haltung angenommen hatte, daß Jeder-
mann glauben mußte, der Aufruhr werde
mit jedem Augenblicke losbrechen, da fuͤhren
durch die gedrängten Haufen der Urzufrie-
denen 15 ſchwer mit Gold und Silber be-
ladene Wagen nach dem Münzamte! Eine
Schwadron Dragoner eseorlirte den angeb-
lich aug 300 Millionen Realen beſtehenden
Schatz. Sie zogen wie Murtllo es vorber
berechnet hatte, die Aufmerkſamkeit der Menge
auf ſich: ein groher Theil des Volkes ver-
lief ſich und gab den Wagen bis zum Münz-
gebäude das Geleit. Die Wagen waren
ſchon ſeit drei Tagen in der Näbe der
Hauptſtadt angelangt, der richtige Augen-
blick war aber noch nicht da, um den er-
wünſchten Eindruck zu machen. Allerlei Ver-
muthungen knüpften ſich an dieſe Baarſen-
dung, die theilweiſe aus Frankreich fuͤr die
verkauften neuen 3procentigen Staats-
ſchuldſcheine gelöſt worden war, zum größ-
ten Theile aber aus den inländiſchen Steuer-
kaſſen herrührte! Heute haben die activen
und paſſiven Beamten in Madrid die Wei-
ſung erbalten, nicht allein das Gehalt für
December zu heben, ſondern es ſoll ihnen
auch gleichzeitig der aus dieſem Jahre noch
rückſtaͤndige Sold mit ausbezahlt werden-
Die Munifieenz des Finanzminiſters hat
Tauſende von Menſchen wieder vmgeſtimmt,
die geſtern noch Alles gewagt hätten, um
das verhaßte Miniſterium zu ſtuͤrzen. Man
hat berechnet, daß allein in Madrid gegen
12 Millionen Realen in Umlauf kommen,
was für den Handel und die Gewerbe von
großer Wichtigkeit iſt, da gerade jetzt die
großen Weihnachts-Ausſtellungen beginnen.
Dänemark.
Kopenhagen, 9. Dec. In der heutigen
Sitzung des Voiksthings kam bei der Be-
rathung des Zolteinheits⸗-Geſetzes die Prinz
cipfrage wegen der Verlegung der Zoll-
grenze an die Elbe und die Aufnahme Hol-
feins in den däniſch-ſchleswig'ſchen Zoll-
verband zur Sprache. Die Commiiſton wollte
Verſchiebung dieſer Frage; der Finanzmis”
niſter erflärte unter Anderm, „Jedes grunDds
geſetzmäßige Mittel“ zur Durdhleßung Dder
Zolleinheit. gebrauchen zu wollen; ähnlich
forach fich der Premierminiſter Bluhme aus,