— 7 — adelte,
Senteuzen, welche der junge Dein
Saucherie lexnte und zur RidtfAnur feiner
ſpaͤteren Handlungen waͤhlle, haben ſich bis auf
unſere Tage woͤrtlich erhalten. So zum Beifpiel
568 bekannte: SE 5
Viet beſfer iſs mit Ehr und Ruhm im Grabe liegen,
Iis über ſeinen Feind mit Unrecht wollen ſiegen.
Ein Prinz hat große Macht zwar über Leut und Land,
Doch über Könige herrſcht Gott mit ftärkexer Hand.
Des Prinzen Vater, Gerzog Anton von
Bendome, ſeit d'Albret’8s Tod der Koͤnig von
Nabarra genannt, war in die Verſchwoͤrung
von Auibolfe verwickelt. die ſchen Aubisne in
der Erzählung ſeines Jugendſchickſals exwähnte
Unmittelbar vor diefer Verſchwoͤrung haͤtten ſich
näuilich die Herten von Guiſe, welche in Folge
der Vermählung Franz II und der Koͤnigin
‚Maria Stuart mit den Valois verwandt waren,
“ alle8 Einfluſſes über Koͤnig Franz, den älteften
Sohn der Katharina von Mediei und Nachfolger
Heinrichs . bemächtigt, und die Rechte der
Hugenotten zu ſchmälern gedroht. Waren die
Hugenotten hierüber erbittert, fo glaubten die
Vrinzen von Geblüt, und unter dieſen beſon-
vers Herzog Anton als der vornehmfte derſelben,
durch die Uebergriffe der Guiſen in die Befug-
niffe der Krone ſtch auͤch in ihrem eigenen An-
fehen gefränft. Unter dieſen Verhältniſſen war
es den Unzufriedenen leicht gelungen, den ruhm-
füchtigen Anton zum Haupt der Verſchwörung
von Amboife zu gewinnen — eines Unterneh-
mens/ das wie mir berelts wiffen, unglücklich
endete das aber durch ſeine Folgen noch weit
verhängnißvoller ward ; denn es gab das erſte
Signal zu all den blutigen Ereigniſſen, die
unter dem Namen der Hugenottenfriege bes
kannt find. Zwei mächtige und unverföhnliche
Parteien, nämlich die Guiſen und die Huge-
notten, waren durch jene Verſchworans zu
offenem Kampf herausgefordert; und das ein-
mal gezogene Schwert fand den Weg nicht eher
zurück in feine Scheide, als bis das Haus Va-
lois nach langem, ſchrecklichen Kampf gegen
ſein Verhängntß untergegangen mwar. Auch
Anton wuͤrde ſeine Thellnahme an jener Ver-
ſchwörung mit dem Leben gebüßt haben, haͤtte
nicht der plötzliche Tod des zweiten Franz ihn
gegen deſſen Rache gefichert. Narl IX., Kathaz
yina’8 zweiter Sohn, welchem nun das Reich
zufiel, mar noch minderjährig, und ſeine Mut-
ter, ſelbſt eiferfüchtig auf den Einfluß der @uiz
fen, frachtete nach der Regentſchaft. Dazu be:
dürfte ſie Antons Einfluß! Daͤher berief ſie
ihn aus den Kerkern von Aniboife, nach Paͤris,
ließ ſich durch ihn bei den Ständen die Vor-
mundſchaft über ihre Söhne erwirken und er-
hob ihn dafür neben ſich zum Statthalter des
Reiches. Hiermit hatte Anton erreicht, was er
früher durch die Verſchwörung von Amboife
erlangen wollte. Er zog nun als Vertheidiger
der Katharina mit einem Heer gegen die Huge-
notten aus und hätte ſte vielleicht aufs Haupt
geſchlagen, waͤre er nicht ſelbſt ſchon zu An-
fang des Feldzugs bei Rouen gefallen! Durch
ſeinen Tod erbte der Prinz von Bearn den
Titel eines Königs von Navarra uUnd be-
kam das kleine von jenem Reich dem ange-
ftammten Fuͤrſtenhaus noch gebliebene Ländchen
unter Vormundſchaft feiner Mutter Iohanna
zur Verwaltung. Johanna, im Herzen längſt
den Hugenotten zugethan, nahm für die Ver-
folgten offen Partei und führte den fünfzehn-
jährigen Heinrich nach Larochelle, wo er zum
Haupt der Hugenotten ausgerufen und der-edle
Coligny ihm als Feldherr zugeſellt wurde.
So ſtaͤndis in Frankreich, als die harther-
zige Wirthin den Schüler Beroaldis und Be-
zals aus dem armſeligen Dachſtübchen zu Lyon
vertrieb. Prinz Heinrich von Bearn, durch
ſeines Vaters und Großvaters Tod Titular-
koͤnig von Navarra, durch die Liebe der Huge-
notten deren Oberhaupt geworden, war noch
‘nicht. volle fechzehn Jahte alt, alo vAubigne
auf einem muthigen Roß in ſeinem Feldlager
bei Varis eintraf und durch den Feldherrn
Coligny ſich ihm als Krieger anbieten ließ.
Die Gleichheit ihres Alters! die Aehnlichkeit
ihres Schickſals und ihrer Beſtrebungen machte
Beide hatten bereits viel gelitten und verloren;
beide wollten viel ertingen! Heinrich war durch
der damaligen Höflinge, d Aubiané durch die
Liebe zu den Wiſſenſchaften gegen die Verderb-
niſſe des Ztitalters verwahrt gebliehen — beider
Herzen ſchlugen feurig für Frankreichs Ruhm
und für der Menſchheit ſchönete Zukunft; beide
befaßen noch den zuverſichtlichen Muth der Ju-
gend, die keine Gefahren ſcheut und keine un-
beſteglichen Hinderniſſe kennt. War Heinrich
auch jetzt noch nicht der hehte, ausgeprägte Cha-
rafter, mit dem er achtundzwaͤnzig Jahre ſpäter
al8 Herr von Frankreich in Baris einzog, ſo
hatte er dafür auch noch nicht jenen Zug dü-
ſterer Wehmuth, der ihm ſpäter eigen wurde,
als der Treubruch eines Biron ihm heilige
Bande zerbrach als der Verrath ſeiner Henriette
den fuͤrchtbaren Fluch über Frauenliebe aus
ſeinen Lippen preßte und die Todesahnungen
ihn raſtlos durch das Louvre jagten. Er war
ſetzt noch voll Lebensluſt und bei aller Gut-
müthigfeit manchmal bis zum Leichtſinn heiter.
vAubigné dagegen haͤtte in ſeinem Benehmen
etwas Ernſtes und beſaß trotz ſeiner Jugend
eine wahrhaft ſtoiſche Gerechtigkeitsliebe! So
ergaͤnzten und veredelten ſich beide Ebaraktere
gegenfeitig durch die Macht ihres Beiſpiels —
deide murden als Männer groß, weil fie als
Jünglinge von einander gelernt hatten. — d’Auz
bignés Zukunft war nun geſichert, wenn nicht.
der Gluͤckoſtern ſeines fürſtlichen Freundes ſank.
5 x s
Zwoͤlf Jahre waren bereits verfloffen, feit
vAubigné auf muthigem Roß die Gefilde von
Etrolts verlaſſen hatte — zwoͤlf Jahre voll
ungeheurer Thaten! Die Schlachten bei Pons,
Sarnac und Roche-Abeille hatten indeß Frank-
reich mit Schrecken erfüllt, täuſchende Hoffnun-
gen die Hugenotten eingewiegt und zur Ver-
mählung des Prinzen von Bearn mit Marga-
retha von Valois, Tochter der Regentin Ka-
tharina und Schweſter des KNönigs Karl IX.
fliedlich in den Mauern von Paris verſammelt.
Das gräßliche Nachſpiel jener Vermählungs-
feier, die Bartholomäusnacht, hatte die Furien
des Aufruhts aufs neue und heftiger als frü-
her in aͤllen Theilen Frankteichs erweckt, Mord
und Tod waͤren die Loſung des Tages gewor-
den; alle Bande der Natur, der ſtaatlichen
und buͤrgerlichen Geſellſchaft, drohten ſich in
den unheilvollen Folgen eines entmenſchten Fa-
natismus aufzulöſen! Auch dAubigné hatte
während dieſer zwölf Jahre eine ſchickſalsreiche
Lebensſchule von hoher Auszeichnung und tie-
fer Erniedrigung, von lächelnder Luſt und
markzerſtörendem Schmerz durchwandert, doch
— wir werden das ſpäter aus ſeinem eigenen
Munde erfahren und kehren jetzt an das lieb-
liche Ufer der Saone bei Etroits zurück.
Schon im vierzehnten Lebensjahr hatte Su-
ſanna ihre Eltern durch den Tod verloren rnd
ſtand ſeither unter Vormundſchaft eines ihrer
Anverwandten, des Grafen von Nifac, eines
Greiſes von altem Adelſtolz, großer Einbildung
auf den Reichthum ſeiner Familie, und ſehr
empfindlicher Natur im Punkt ſeiner Stellung
zum Hof. Sie ging jetzt ins zwe iundzwanzigſte
Jahr und mar daͤs ſchönſte Adelsfräulein der
ganzen Provinz. Hoch und ſchlank gewachfen,
von üppigen Formen des Koͤrpers und züchtigen
Sitten des Geiſtes, mit einem Teint ſo weiß
und zart wie Alabaſter, einem Geſicht voll ed-
ler Hoheit und ſanfter Würde und einem jung:
fräulichen Feuer im groben blauen Auge, in
das kein Mann hinttuͤblicken konnte, ohne daß
ſein Puls ſchneller ſchlug, glich ſie einem Ideal
weiblicher Anmuth, das die Fantaſte des Dich-
ters oder der Pinſel des Malers nicht bezau-
bernder haͤtte zeichnen koͤnnen! Dabei beſaß ſie
eine ſeltene Lebhaftigkeit des Geiſtes und viel-
ſeitige Bildung, ſah trotz aller Stürme der Ge-
genwart heitetn Blickes in die Zukunft uud
liebte die Vergnügungen größerer Geſellſchaften.
Ihr Schloß, ein gaſtliches Haus für die Rit-
terfamilien der Umgegend, war ſelten leer von
Gäſten, und jeder junge Chevalier, der ſie
einmal geſehen hatte, ſchied mit der Abſicht
von ihr, recht bald als ihr Verehrer wieder zu
kommen. So ward Suſanna ſchon ſeit ein
paar Jahren von einem Schwarm Anbeter um-
ringt und belagert, ließ ſich, ſo weit das jung-
fräuliche Zartgefühl ihr dies geſtattete, die Hul-
digungen von allen gefallen, neigte ſich aber
in Liebe zu keinem hin, obgleich ſie dem Ritter
von Dampitere, ihrem Couſin und Jugend-
genoffen, den Vorzug vor den übrigen zu ge-
ben ſchien. (Fortſetzung folgt.)
Vermiſchtes.
„* Die ſo wichtige Angelegenheit der Ere
ziehung der oberſchleſiſchen Typhns-
Walfen iſt nunmehr vollſtändig organiſtrt.
In Bezug auf die katholiſchen Waiſen ift
die Unterbringung derſelben durchweg vollendet;
in Bezug auf die evangelifchen und jü:
diſchoͤn ſchweben zwar noch die Unterhandlun-
gen, doch find ſie ihrem Abſchluſſe nahe. Von
den katholiſchen Waiſenkindern werden in den
6 landwirthſchaftlichen Waiſen-Anſtalten 600
(in jeder 100) erzogen. Ferner in den 8 ver»
ſchiedenen Pflegez und Bewahr : Anftalten zu-
ſammen 725. Hierzu treten 50 Waiſenmädchen,
die zwar körverlich ſtark. aber noch der Unter-
ſtützung bedürftig ſind und in den Bewaͤhr-
Anſtalten als Dienſtmädchen erzogen werden.
Ferner 75 Kinder, die wegen körperlicher oder
geiſtiger Gebrechen in Blinden=, Taubſtum-
Uen⸗ze. Anſtalten untergebracht find. Endlich
noch 900 Waiſenkinder, die in Familien außer-
halb Oberſchleſtens untergebracht find, Von
den evangeliſchen Typhus⸗Waiſenkindern werden
60 in der Waiſen⸗ Anſtalt zu Warſchowitz un-
tergebracht. In Bezug auf die Unterbringung
von 80 anderen wird noch unterhandelt! Ends
lich werden 50 jüdifche Waiſenkinder bet jüdie
ſchen Familien außerhalb Oberſchleſiens unter-
gebracht werden. Es waren zuſammen mehr
als dritthalb Taufend Waiſenkinder unterzus
bringen.
*. * Die Kunſt der Cinbalfamirung
der alten Aegoptier wird wahrſcheinlich wieder
entdeckt. Oberſt Holl hat in der Umgegend
von Molka eine Art vegetabiliſchen Theers ges
fuͤnden, welchen man von den Zweigen eines
Strauches gewinnt und der von den Beduinen
Katren genannt wird. Mehrere Verſuche
einzubalſaniiren, welche damit im heißeſten Somz
mmer gemacht wurden ſind vollkommen gelun-
gen und den Eingebornen mar die Eigenſchaſt
diefes Theers länhſt bekannt. Der aſiatiſchen
Geſellſchaͤft in London wurde kürzlich von Oberſt
Holt eine auf dieſe Weiſe einbalfamirte Hand
geſandt, welche ſich inı beſten Zuſtande befindet.
Die Unterrichteteren von den eingeborenen Ara-
bern glauben, die Mumien ſeien mit demſelben
Theer und einem Zuſatze von Kampher, Aloe
und Myrhen präparitt worden. Allein dieſes
iſt aber gar nicht nöthig, da der erwähnte
Theer allein ſchon vollkömmen die Knochen
durchdriugt und entfärbt. Der Strauch wächft
über den größten Theil Syriens und des glüdz ;
lichen Arabien und gibt den Zheer, wenn man
in einem großen Gtade von Hitze ausſetzt.
Nerankwortlicher Redacteur: A, Niekher.
Drucg und Verlag von G. Reichard.