*
®
N' 18
. Mittwoch, den it. Februar
D
i Belgien
Brüſſel, 6. Febr. Der Herzog von Ba ſ⸗
ſano, Geſandter Frankreichs, iſt geſtern hier
angekommen. —
Schweden.
Stockholnt, 27. Jan. Das Wichtigſte
in unſerer höheren Politif, das aus den letz-
ten Tagen zu melden iſt, betrifft die Ent-
bebung des bisherigen Marineminiſters Graf
Ylaten von ſeinem Poften, und deſſen Er-
Alle Parteien, ſagt das „Nord. Portfolio“,
haben die Tüchtigfeit des Grafen in der
Verwaltung ſeines Departements anerkannt.
Als Hauptmotiv ſeiner Entlaſſung wird an-
_ gegeben, daß er im Gegenfatz zu den jetzt
aͤns Rudex gelangten eonſervativen Staato-
ſens die Bevorzugung der Scheerenflotte
vor der Linienflotie vertrat, und vorerſt
eine beſſere Ordnung der für unſere Lage
ſo wichtigen Küſtenflotille wünfcdhte, ehe man
aufwende. Der Reichstag, obwohl dem li-
beralen Grafen ſonſt ſehr zugethan, hatte
doch denſelben in dieſer Frage ohne Unter-
ſtützung gelaſſen.
8 England.
Loudon, 4, Febr. Der Standpunkt
des Cabinets ift heute, unmittelbar nach
Eroͤffnung des Parlaments, ſchon um ein
ButTheil ſchwieriger alg geſtern: die Thron-
vede hat im Allgemeinen keinen befriedi-
genden Eindruck gemacht; man will die
politiſche Sprache ſelten ſchwächer und
ſchuͤchterner gehoͤrt haben; der auf Ir?
land bezuͤgliche Paragraph ſoll ſogar nur
aus Mangel an anderem, beſſeren Stoff
Eingang in die Thronrede "gefunden ha?
ben. Die Kürze der Stelle, welche die Be-
ziehungen Englands zu den auswärti-
gen Mächten beſpricht, will man keines-
wegs dem Augenblick entſprẽchend finden,
in welchem das ganze Laud von Kriegsbe-
ſorgniſſen erfüllt iſt, zumal man dem Mi-
niſterium vorwirft, daß es letztern nicht
fremd ſei. wan hatte, indeß mehr von der
Thronrede erwartet: ſie ſchweigt über den
Nothſtand des Ackerbaus, - ;
Als etwas gewagt ſieht man auch den
Paragraphen an, der die Finanzen in einem
Augenblick beſpricht, wo ohne das Hinzu-
kommen der in dieſem Jahre erloͤſchenden
Einkommenſteuer die Einnahmen hinter den
Ausgaben um 2 bis 3 Mill. Pfd. St. zu-
ruͤckbteiben werden. Unter ſolchen Umſtaͤn⸗
den faminelt bereits die Oppoſition alle ihre
Seſſion des Parlamenis die ſtürmiſchſten
Debatten wird aufzuweiſen haben. Im Be-
ginn des vorigen Jahres lehnte Graf wı
Der by die Regierung ab, weil er wäh-
rend der Weltinduftrieausftellang das Parla
ment nicht auflöſen zu können glaubte; diesmal
aber ſoll er alle Elemente eines Miniſteriums
bereit haben; wird er von der Königin einge-
Eintritt in das Cabinet bezeichnet er durch
die Auflöſung des Hauſes der Gemeinen.
Noch immer und noch mehr als je iſt von
dem Anſchluß Lord Palmerſtons dn die
in gut unterrichteten Kreiſen, daß den Po-
en des Lordlanzlers, wenn Lord Slanley
ein Cabinet bilden ſollte, Lord Brougham
erhalten werde! Kommt es ſo, 10 wird
es dem neuen Miniſterium, im Unter-
haus auf Difraeli’$ unbeſtreitbares Ta-
ient geſtuͤtzt und vielleicht auch von Glad-
ſtone, Cardwell und Sir John
Ao ung getragen (Mitgliedern der Peeliten,
Fartei nicht abweiſen würden) an der noͤ—
thigen Stärke und vielleicht auch an Vopıt:
larität nicht fehlen. *
Feuilleton.
Heinrich der IV. als grautwerber.
Eortſetzung)
Ihre Leidenſchaft felbft, fuhr d Aubigne fort,
ſei Ihr Sporn auf dem Wege zum Ruhm! Dann
erſt koͤnnen Sie den Fürften nachahmen, deren
Beiſhiel man Ihnen vor Angen ſtellt; denu
in den Jahrbüchern der Weltheſchichte Autori-
täten aufgeſucht haben, um eine Vermaͤhlung
zu rechtfertigen, welche an ſich ſo gleichgültig,
doch unter den gegenwärtigen Umftänden fo
übel angebracht wäre! Sie haben nur noch
einen Schritt zum Throne von Fraͤnkreich het-
rathen Sie aber heute die Gräfin Guiche, fo
iſt er auf immer für Sie verloren! *
Dieſe Rede machte auf Heinrich einen fo
tiefen Cindruck, daß er ſeinen Freund mit dem
aufrichtigſten Dank umarmte und ſchwur, ſeine
Geliebte nicht zu heirathen.! Als die Gräfin
von Guiche davon Nachricht erhielt, verdoppelte
ſie ihre Zärtlichkeiten gegen den König und
brütete im Stillen grimmige Rache gegen d Au-
bigné, zu deren Ausführung fie bald vie gün-
ſtiaſte Gelegenheit gefunden zu haben glaubte,
— Semahlin ‚.. welche, wie wir wiffen,
in Paris lebte, war nämlich von ihrem Brus
der, dem letzten Valois;, auf unwürdige Art
beſchimpft mworden, indem derſelbe alle ihre
ſtrafbaren Intriguen und Handlungen aufge-
deckt und ſie ſogar vor ſeiner Leibgarde zum
Gegenſtand des allgemeinen Spoltes gemacht
hatte! Sobald Heinrich, welcher, obgleich er
ſeine Gattin nicht achten Fonnte, fie doch um
ſeinetwillen am Hofe ſeines Schwagers geehrt
wiſſen wollte, durch Margaretha die Groͤße der
Beleidigung erfuhr, fandte er ſogleich den d Au-
bigne als den Fühnften von ſeinen Raͤthen nach
Saint⸗ Germain an den zeitweiligen Hof ſeines
koniglichen Schwagers von Frankreich um für
die Befhimpfung Rechenſchaft zu foͤrdern.
Wahrend nun v’Aubigne in dieſer Angelegen-
heit von Heinrichs Hof entfernt war, ließ die
Gräfin duͤrch Segur, einen ihrer Freunde,
allerlei haͤßliche Reden ausſtreuen, welcher ſich
Y’YAubigne in Göswilliger Abſicht gegen Hein-
rich bedient haben follte, um ihn vor feinem
Schwager herabzuſetzen und eine Vereinigung
beider Koͤnlge zu Hintertreiben. Heinrich ges
rieth Darüber in Zorn und verſprach der Gräs
fin, den d’Aubigne6 gleich nach deſſen Rückkehr
ins Gefängniß zu fegen. Nun jubelte ſie heim-
welcher der Erreichung ihrer ehrgeizigen Ab-
ſichten im Wege (tand, für immer geſtürzt zu
Aßen 8 — '
Inzwiſchen kam d’Aubigne ohne Ahnung
dieſer gegen ihn eingeleiteten Jutrigue zu Salnt
Sermain an und trug mit Würde die Be-
Drohungen; und da man ſich Wweigerte, ihm
ſchleunige Genugthuung zu geben, überreichte
er im Namen feines Gebieters Heinrih von
Navarra eine Erklärung, nach welcher derſelbe
alle Verbindung mit dem König von Frank-
reich auf immer abbrach. Der letzte Valois
gab ihm zur Antwort: Gehen Sie zum König,
Ihrem Herrn, weil Sie ihn doch ſo zu nennen
wagen, und fagen Sie ihm, ich werde ihm eine
Laſt auf feine Schultern legen, unter welcher
ſelbſt die des Großſultans ſich beugen würde.
— Sire, erwiderte d'Aubigué, unter eben die-
ſer Laft, womit Sie meinen Herrn bedrohen,
iſt er aufgewaͤchſen. Laſſen Sle ihm Gerech-
tigkeit widerfahren, ſo wird er ſein Leben, ſeine
Güter und ſeine Untergebenen Ihrem Dienft
weihen; aber ſo lange noch ſeine Hand einen .
Degen faßt, wird er weder Ihnen, noch irgend
einem lebenden Fürften feine Ehre preisgeben.
— Dieſe Feſtigkeit entwaffnete den Stolz des
franzoͤfiſchen Hofes und flößte ihm eine folche
Furcht ein, daß er H, um den König von
Navarra zu befriedigen, anbot, die Capitäne
der Garden welche über Margaretha gefpöttelt
und ſte mißhandelt haͤtten, hinrichten zu laſſen.
Doch d Aubigné, zufrieden ihn geſchreckt zu has
ben, antwortete ſtolz: manıopfert Dianen keine
Schweine! Und nachdem die Angelegenheit zu
gerließ er
Saint⸗ Germain wieder. ;
Auf der Ruͤckreiſe begegnete er ſeiner Ge-
mahlin Suſanna und vielen ſeiner Freunde,
welche fämmtlich ihm entgegengeeilt waren, um
ihn von den Ränken der Gräfin Guiche in
Kenntniß zu fetzen und zu beſchwören, ſich nicht
an Heinrichs Hof zu waͤgen; feine Freiheit und
vielleicht ſogar ſein Leben fei in Gefahr; doch
folche Nachrichten waren nicht geeignet, einen
’Aubigne zu ſchrecken! Er Fannte Heinrichs
‚Herz zu gut und beruhigte die Zitleunden mit
den Worten: Es iſt mohl möglich, daß die Liche
dem König ein ähnliches Verſprechen entlodt
hHatz aber die Freundfchaft iſt mächtig genug,
ihn beld wieder zur Zurüdnahme zu bewegen.
Ich will meine Verleumder befhämen und ſte
Heinrichs mahre Gefinnung gegen midh kennen
lehren. — Mit dieſen Worten ſetzte er ſeinen
Weg fort. Als er bei Hof ankam, ſteckte er
einen Dolch in den Gürtel und begab ſich zum
König, den er grade in einem tete &a tete mit
ſeiner Geltebten antraf, Die Oräfin erfhrak,
zutraute, al8 über ihre eigene Berwirrung, ”
in welche feine Gegenwart fie verſetzte! Sie
verſuchte zu entfliehen, d Aupigné hielt ſte zu-
ruͤck und rief: Madame! Sie haben mich ver-
derben wollen, weil ich nicht an die Aufrichtig-
keit jenes Valois geglaubt, welcher den Herzog
von Guiſe mit ſeinen Vettern hat ermorden
[affen, nnd welcher vielleicht fähtg mwäre, feine
Losreißung mit dem Leben meines Herın zu
erfaufen und dadurch ſich wieder aus dem La-
bhrinch zu ziehen, in weiches jene entſetzliche
That in geftürzt hat! Oder vielleicht beſſer
gefagt, Madame? Sie wollten meinen Unters _
gang, weil ich nicht dazu rathen Fonnte, daß
meln Herr durch eine Vermählung mit Ihnen
die Krone verliere! Ich denke noch immer {9, -
Madanıe; und wenn { Strafe verdiene, 10
will ich ſie in Ihrem Beifein empfangen und
Ihnen das Vergnügen gewähren, Meine Des
müthigung mit anzufehen. — Dann wendete
er ſich gegen Heinkich und fuhr fort: Sire,
ift die That; derenwegen Sie mich vor meiner
Abreiſe umarınten und Freund nannten, ſeit
meinet Abweſenheit in Ihren Augen ſtrafbar
geworden? Ich bin gekommen, um zu erfahren,
wie ein ächter Tyrann vergelten wollen? —
®
N' 18
. Mittwoch, den it. Februar
D
i Belgien
Brüſſel, 6. Febr. Der Herzog von Ba ſ⸗
ſano, Geſandter Frankreichs, iſt geſtern hier
angekommen. —
Schweden.
Stockholnt, 27. Jan. Das Wichtigſte
in unſerer höheren Politif, das aus den letz-
ten Tagen zu melden iſt, betrifft die Ent-
bebung des bisherigen Marineminiſters Graf
Ylaten von ſeinem Poften, und deſſen Er-
Alle Parteien, ſagt das „Nord. Portfolio“,
haben die Tüchtigfeit des Grafen in der
Verwaltung ſeines Departements anerkannt.
Als Hauptmotiv ſeiner Entlaſſung wird an-
_ gegeben, daß er im Gegenfatz zu den jetzt
aͤns Rudex gelangten eonſervativen Staato-
ſens die Bevorzugung der Scheerenflotte
vor der Linienflotie vertrat, und vorerſt
eine beſſere Ordnung der für unſere Lage
ſo wichtigen Küſtenflotille wünfcdhte, ehe man
aufwende. Der Reichstag, obwohl dem li-
beralen Grafen ſonſt ſehr zugethan, hatte
doch denſelben in dieſer Frage ohne Unter-
ſtützung gelaſſen.
8 England.
Loudon, 4, Febr. Der Standpunkt
des Cabinets ift heute, unmittelbar nach
Eroͤffnung des Parlaments, ſchon um ein
ButTheil ſchwieriger alg geſtern: die Thron-
vede hat im Allgemeinen keinen befriedi-
genden Eindruck gemacht; man will die
politiſche Sprache ſelten ſchwächer und
ſchuͤchterner gehoͤrt haben; der auf Ir?
land bezuͤgliche Paragraph ſoll ſogar nur
aus Mangel an anderem, beſſeren Stoff
Eingang in die Thronrede "gefunden ha?
ben. Die Kürze der Stelle, welche die Be-
ziehungen Englands zu den auswärti-
gen Mächten beſpricht, will man keines-
wegs dem Augenblick entſprẽchend finden,
in welchem das ganze Laud von Kriegsbe-
ſorgniſſen erfüllt iſt, zumal man dem Mi-
niſterium vorwirft, daß es letztern nicht
fremd ſei. wan hatte, indeß mehr von der
Thronrede erwartet: ſie ſchweigt über den
Nothſtand des Ackerbaus, - ;
Als etwas gewagt ſieht man auch den
Paragraphen an, der die Finanzen in einem
Augenblick beſpricht, wo ohne das Hinzu-
kommen der in dieſem Jahre erloͤſchenden
Einkommenſteuer die Einnahmen hinter den
Ausgaben um 2 bis 3 Mill. Pfd. St. zu-
ruͤckbteiben werden. Unter ſolchen Umſtaͤn⸗
den faminelt bereits die Oppoſition alle ihre
Seſſion des Parlamenis die ſtürmiſchſten
Debatten wird aufzuweiſen haben. Im Be-
ginn des vorigen Jahres lehnte Graf wı
Der by die Regierung ab, weil er wäh-
rend der Weltinduftrieausftellang das Parla
ment nicht auflöſen zu können glaubte; diesmal
aber ſoll er alle Elemente eines Miniſteriums
bereit haben; wird er von der Königin einge-
Eintritt in das Cabinet bezeichnet er durch
die Auflöſung des Hauſes der Gemeinen.
Noch immer und noch mehr als je iſt von
dem Anſchluß Lord Palmerſtons dn die
in gut unterrichteten Kreiſen, daß den Po-
en des Lordlanzlers, wenn Lord Slanley
ein Cabinet bilden ſollte, Lord Brougham
erhalten werde! Kommt es ſo, 10 wird
es dem neuen Miniſterium, im Unter-
haus auf Difraeli’$ unbeſtreitbares Ta-
ient geſtuͤtzt und vielleicht auch von Glad-
ſtone, Cardwell und Sir John
Ao ung getragen (Mitgliedern der Peeliten,
Fartei nicht abweiſen würden) an der noͤ—
thigen Stärke und vielleicht auch an Vopıt:
larität nicht fehlen. *
Feuilleton.
Heinrich der IV. als grautwerber.
Eortſetzung)
Ihre Leidenſchaft felbft, fuhr d Aubigne fort,
ſei Ihr Sporn auf dem Wege zum Ruhm! Dann
erſt koͤnnen Sie den Fürften nachahmen, deren
Beiſhiel man Ihnen vor Angen ſtellt; denu
in den Jahrbüchern der Weltheſchichte Autori-
täten aufgeſucht haben, um eine Vermaͤhlung
zu rechtfertigen, welche an ſich ſo gleichgültig,
doch unter den gegenwärtigen Umftänden fo
übel angebracht wäre! Sie haben nur noch
einen Schritt zum Throne von Fraͤnkreich het-
rathen Sie aber heute die Gräfin Guiche, fo
iſt er auf immer für Sie verloren! *
Dieſe Rede machte auf Heinrich einen fo
tiefen Cindruck, daß er ſeinen Freund mit dem
aufrichtigſten Dank umarmte und ſchwur, ſeine
Geliebte nicht zu heirathen.! Als die Gräfin
von Guiche davon Nachricht erhielt, verdoppelte
ſie ihre Zärtlichkeiten gegen den König und
brütete im Stillen grimmige Rache gegen d Au-
bigné, zu deren Ausführung fie bald vie gün-
ſtiaſte Gelegenheit gefunden zu haben glaubte,
— Semahlin ‚.. welche, wie wir wiffen,
in Paris lebte, war nämlich von ihrem Brus
der, dem letzten Valois;, auf unwürdige Art
beſchimpft mworden, indem derſelbe alle ihre
ſtrafbaren Intriguen und Handlungen aufge-
deckt und ſie ſogar vor ſeiner Leibgarde zum
Gegenſtand des allgemeinen Spoltes gemacht
hatte! Sobald Heinrich, welcher, obgleich er
ſeine Gattin nicht achten Fonnte, fie doch um
ſeinetwillen am Hofe ſeines Schwagers geehrt
wiſſen wollte, durch Margaretha die Groͤße der
Beleidigung erfuhr, fandte er ſogleich den d Au-
bigne als den Fühnften von ſeinen Raͤthen nach
Saint⸗ Germain an den zeitweiligen Hof ſeines
koniglichen Schwagers von Frankreich um für
die Befhimpfung Rechenſchaft zu foͤrdern.
Wahrend nun v’Aubigne in dieſer Angelegen-
heit von Heinrichs Hof entfernt war, ließ die
Gräfin duͤrch Segur, einen ihrer Freunde,
allerlei haͤßliche Reden ausſtreuen, welcher ſich
Y’YAubigne in Göswilliger Abſicht gegen Hein-
rich bedient haben follte, um ihn vor feinem
Schwager herabzuſetzen und eine Vereinigung
beider Koͤnlge zu Hintertreiben. Heinrich ges
rieth Darüber in Zorn und verſprach der Gräs
fin, den d’Aubigne6 gleich nach deſſen Rückkehr
ins Gefängniß zu fegen. Nun jubelte ſie heim-
welcher der Erreichung ihrer ehrgeizigen Ab-
ſichten im Wege (tand, für immer geſtürzt zu
Aßen 8 — '
Inzwiſchen kam d’Aubigne ohne Ahnung
dieſer gegen ihn eingeleiteten Jutrigue zu Salnt
Sermain an und trug mit Würde die Be-
Drohungen; und da man ſich Wweigerte, ihm
ſchleunige Genugthuung zu geben, überreichte
er im Namen feines Gebieters Heinrih von
Navarra eine Erklärung, nach welcher derſelbe
alle Verbindung mit dem König von Frank-
reich auf immer abbrach. Der letzte Valois
gab ihm zur Antwort: Gehen Sie zum König,
Ihrem Herrn, weil Sie ihn doch ſo zu nennen
wagen, und fagen Sie ihm, ich werde ihm eine
Laſt auf feine Schultern legen, unter welcher
ſelbſt die des Großſultans ſich beugen würde.
— Sire, erwiderte d'Aubigué, unter eben die-
ſer Laft, womit Sie meinen Herrn bedrohen,
iſt er aufgewaͤchſen. Laſſen Sle ihm Gerech-
tigkeit widerfahren, ſo wird er ſein Leben, ſeine
Güter und ſeine Untergebenen Ihrem Dienft
weihen; aber ſo lange noch ſeine Hand einen .
Degen faßt, wird er weder Ihnen, noch irgend
einem lebenden Fürften feine Ehre preisgeben.
— Dieſe Feſtigkeit entwaffnete den Stolz des
franzoͤfiſchen Hofes und flößte ihm eine folche
Furcht ein, daß er H, um den König von
Navarra zu befriedigen, anbot, die Capitäne
der Garden welche über Margaretha gefpöttelt
und ſte mißhandelt haͤtten, hinrichten zu laſſen.
Doch d Aubigné, zufrieden ihn geſchreckt zu has
ben, antwortete ſtolz: manıopfert Dianen keine
Schweine! Und nachdem die Angelegenheit zu
gerließ er
Saint⸗ Germain wieder. ;
Auf der Ruͤckreiſe begegnete er ſeiner Ge-
mahlin Suſanna und vielen ſeiner Freunde,
welche fämmtlich ihm entgegengeeilt waren, um
ihn von den Ränken der Gräfin Guiche in
Kenntniß zu fetzen und zu beſchwören, ſich nicht
an Heinrichs Hof zu waͤgen; feine Freiheit und
vielleicht ſogar ſein Leben fei in Gefahr; doch
folche Nachrichten waren nicht geeignet, einen
’Aubigne zu ſchrecken! Er Fannte Heinrichs
‚Herz zu gut und beruhigte die Zitleunden mit
den Worten: Es iſt mohl möglich, daß die Liche
dem König ein ähnliches Verſprechen entlodt
hHatz aber die Freundfchaft iſt mächtig genug,
ihn beld wieder zur Zurüdnahme zu bewegen.
Ich will meine Verleumder befhämen und ſte
Heinrichs mahre Gefinnung gegen midh kennen
lehren. — Mit dieſen Worten ſetzte er ſeinen
Weg fort. Als er bei Hof ankam, ſteckte er
einen Dolch in den Gürtel und begab ſich zum
König, den er grade in einem tete &a tete mit
ſeiner Geltebten antraf, Die Oräfin erfhrak,
zutraute, al8 über ihre eigene Berwirrung, ”
in welche feine Gegenwart fie verſetzte! Sie
verſuchte zu entfliehen, d Aupigné hielt ſte zu-
ruͤck und rief: Madame! Sie haben mich ver-
derben wollen, weil ich nicht an die Aufrichtig-
keit jenes Valois geglaubt, welcher den Herzog
von Guiſe mit ſeinen Vettern hat ermorden
[affen, nnd welcher vielleicht fähtg mwäre, feine
Losreißung mit dem Leben meines Herın zu
erfaufen und dadurch ſich wieder aus dem La-
bhrinch zu ziehen, in weiches jene entſetzliche
That in geftürzt hat! Oder vielleicht beſſer
gefagt, Madame? Sie wollten meinen Unters _
gang, weil ich nicht dazu rathen Fonnte, daß
meln Herr durch eine Vermählung mit Ihnen
die Krone verliere! Ich denke noch immer {9, -
Madanıe; und wenn { Strafe verdiene, 10
will ich ſie in Ihrem Beifein empfangen und
Ihnen das Vergnügen gewähren, Meine Des
müthigung mit anzufehen. — Dann wendete
er ſich gegen Heinkich und fuhr fort: Sire,
ift die That; derenwegen Sie mich vor meiner
Abreiſe umarınten und Freund nannten, ſeit
meinet Abweſenheit in Ihren Augen ſtrafbar
geworden? Ich bin gekommen, um zu erfahren,
wie ein ächter Tyrann vergelten wollen? —