Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Sonntag, den 21. März


1852

Deutſchland. *
Fraukfurt, 18. Marz. Se. f Hoheit
er Prinz von Preuben iſt geſtern Abend

von Berlin hier eingeiroffen, mird, dem
Vernehmen nach, heute hier verweilen und
worgen ſich nach Koblenz begeben. Seine
Doheit der regierende Herzog von Naſſau
wird Deute zum Beſuch bet des Prinzen
von Preußen f. Hoheit erwartet. ;
Kaͤſſel! 16. März. Auf Grund einer
Wweitern Cautionsleiſiung wurde heute Pro«
feffor Winkelblech von Dder gerichilichen Be-
wachung in feiner Wohnung befreit, und
Tomit für jegt auf freien duß gefebt,
Tubingen, 17. März. Dieſen Morgen,
etwas vor halb 7 Uhr, flog die hiefige Pul-
vermüble, binnen einiger Monate das zweite
Mal, in die Luft. Die Erploſion war mit
zwei ſtarken, ſchnell auf einander folgenden


gehört wurden, wie die Detonation von Ka-
nonen! Die Verwüſtung iſt nicht unbedeu-
tend und bis jetzt ein Menſchenleben zu be-
klagen. Von den zwei Arbeitern, welche in
der Muhle beſchäftigt waren, flog der eine
in die Luft und wurde ſchwer verbrannt und
todt in der Nähe gefunden, Dex andere
Arbeiter wurde in das Krankenhaus ge-
bracht und iſt bedeutend verleßt, In der
Nähe hat es viele Fenſterſcheiben und Zie-
gel zertrümmert! Die Pulvermühle fammt
inem Nebenhäuschen iſt vollſtändig zer-
ſtört. — ⏑
Aus Thüringen, 14. März. In Eiſe-
nach wird in der Woche nach Pfingſten
eine Verſammlung von Vertretern jämmt-
licher evangelifch = deutſchen Landeskirchen
ftatıfinden, um über Herſtellung einer grö-
ßeren Einheit auf evangeliſchekirchlichem Ge-
biete Berathungen zu pflegen. Jede Landes-
kirche ſendet zwei Abgeordnete, einen geiſt-
lichen und einen weltlichen, zu der Ver-
ſammlung.

Altenburg, 13. März. Nahe an 200
Altenburger, darunter Leute, denen nach
Bezahlung der Reiſekoſten wenig oder gar
nichts übrig bleiben wird, veriießen mit
ibrem Sührer und Rathgeber, dem bekann-
ten Dr. pbil. Douat, fuͤr den feine politi-
ſchen Ölaubensgenoffen eine Collecte ge-
ſammelt hatten, dieſen Morgen ihr Voter-
land, um ſich in Nordamerika eine neue
Heimath zu begründen. Ueberhaupt hat
ſeit Februar d. I auch von hier die Auͤs—
wanderung wieder begonnen. Die ſtaͤrkſten
‘ Transporte kommen jedoch aus Bayern.;
jeder Dampfwagenzug iſt mit Ausmande-
rern von daͤher beſetzt. *

Berlin, 15. Mürz. Am 13. Mäxz fand
Ei dem Obertribunal ein Termin ftatt, in
Betreff der gegen den faſt Bjährigen Pro-
feffor Nees van Eſenbeck eingeleiteten Unter«
ſuchung. Der letztere war hierzu perſönlich
rſchienen. Nach längerer Verhaͤndlung er-
folgte, wie man vernimmt, der Ausſpruch
der Enthebung deſſelben vom Amte“, ſowie
die Verurtheilung „in die Koſten.“ Wahr-
heinlich wird der Verurtheilie Appellation
einlegen.

Berlin, 16. März. Die „N. Preuß. Ztg.“
glaubt ausſprechen zu können! daß ein
durchgreifender, bedeutungsvol-
ler Umfehlag in der Leitung der
ſterreichiſchen Angelegenheitenin
Naher Ausjicht ſtehe, indem zwei hoch-
Beftellte und gewichtige Männer aus der
frihern wie der neuern. Gefchichte Defterz
reichs ſich immer entſchiedener gegen die Prin-

eipien der herrſchenden Poluit ausfprächen,
und neben der Wahrung der oeganilchen
und hiſtoriſchen Rechisgrundlagen des Kaiz
ſerreichs gegenüber dem nivellirenden Bu-
reaukratismüis im Innern, nach Außen die
Wiederbegründung eines innigen und auf-
richtigen Einverſtaͤndniſſes mit Preußen an
die Spitze ihres Programms ſtellten!

Wien, 14. März, Seit der Rückkunft


wächst das Gerücht zur Wahrſcheinlichkeit,
daß die gegenwärtig vereinigten Miniſte-
rien der Finanzen und des Haͤndels ge-
trennt und wieder ſelbſtſtändige Chefs er-
halten werden. Man erwaͤrtel in kürzeſter
Zeit ſchon die bezügliche kaiſerl. Entſchlie-


Salm werden alg die Männer der Aller-
höchſten Wahl auf den letzteren Poſten be-
zeichnet. Die Laſt der Geſchäfte Eines,
wenn auch noch ſo kenntnißreichen und thä-
tigen Staatsmannes, für beide vereinigten
Verwaltungszweige hat ſich als faſt über-
ſchwenglich herausgeftellt. — Der preuß.
Geſandte am hieſigen Hofe hatte bereits
mehrere Unterredungen mit dem Fürſten
Schwarzenberg wegen der in Berlin zu-
ſammentretenden Zollconferenz. Im Ein-
Lerſtändniß der beiden Regierungen von
Oeſterreich und Bayern ſind alle Zollab-
gaben, welche den Betrag von 3! frı
haheriſche Währung nidt erreichen, zur
Erleichterung des Grenzverkehrs gegenfet-
tig aufgehoben worden. — Die Anwefen-
heit des Cardinals Erzbiſchof Fürſt Schwar-
zenberg wird mit den beſtehenden Verhanv-
lungen in Kirchenangelegenheiten {n Verbin-
dung gebracht, Es hHandelt ſich namentlich
um Beſtätigung des Ehegeſetzes und um


mögen. — 39—
Frankreich.

XParis, 17. Marz. Durch das neue


ſter Staatsfecretäre auf 100,000 Frf. ge-
bracht. Eine Ausnahme findet rücfichtlich
der Minifter der auswärtigen Angelegen-
beiten und des Krieges ſtalt, welche mehr
Repräſentationskoſten haben, als ihre Col-
legen: ſie werden 130,000 Franken jährlich


langt, iſt ihr Gehalt wieder hergeſtellt, ſo
wie er im Jahre 1847 war. So werden
in der gerichtlichen Ordnung die erſten Prä-
ſidenten und die Generalproeuratoren der
Appellhöfe 15,000 rk., 18,000 Frf., oder
20,000 Srf. erhalten, je nad) den Klaffen,
zu welchen fie gehören. Der erſte Präſt-
dent und der Generalprocurator am Appell-
hofe von Paris werden einen jährlichen
Gehalt von 30,000 Fr. heziehen; die Räthe
am Eaffationshofe 15,000 Franfenz die
Seneraladvocaten am Pariſer Appellge-


neralprocuratoren und die Läthe am Pa-
riſer Appellgerichte, 10,000 Frk.; die Rich-
ter und Suͤbſtituten des Gerichtes erſter
Inſtanz der Seine, 7000 Frk. ꝛc. Die Ge-
balte der Cardinaͤle, der Erzbiſchöfe und
Biſchöfe, der Mitglieder des diplomatiſchen
Corps und der anderen Agenten der hoͤhen
Verwaltung find im nämlichen Verhaͤltniſſe
vermehrt. Eine fehr wichtige Entfchlie-
hung iſt von der Seclion des Streitfaͤches
des Staatsrathes gefaßt worden. Dieſe
Entſcheidung betheiligt die geſammte Ar-
mee, denn ſſie beſtätigt auf's Förmlichſte

das Eigenthum der Grade und verbürgt
die Rechte der Olftliere gegen fede Maß-
regel, die direct oder indirect dieſes Figen-
thum zu beeinträchtigen ſtreben würde, ſei
es, daß diele Makregel vom Kriegsminiſter
auggehe, ſei es daß fie, wie im abgeurtheil-
ten Faͤlle, ſogar durch ein Deeret des Prä-
ſidenten der Republik ergriffen worden fei.
— Der r. Graf Walewsft, franzöſtſcher
Geſandter in London, reiſt dieſen Abend
wieder nach ſeinem Voſten zurück. — Der
„Moniteur! enthält ein Decret, durch wel-
ches die Statuten der Ehrenlegion mit den
verſchiedenen in Betreff dieſes Ordens er-
laſſenen Verordnungen zuſammengeſtellt und
in Einklang gebracht werden.
Eugland.

Londvn/ 15. Maͤrz. Das Cabinet hat
in Irland eine Niederlage erfahren, deren
Bedeutung zwar von den Oppoſitionsblät-
tern übertrieben wird, die aber trotzdem
eine gewiſſe Wichtigkeit hat. Lord Raas,
der neue Staatsſeeretär, hat in der Ueber-
zeugung, daß er doch unterliegen werde, e$
für klüger gehalten, fich vor Dder Entfchet-
dung aus dem Wahlkampf zurüdzuziehen, ,
Er iſt das einzige Mitglied der neuen Ver-
waltung, welches nicht wieder gewahlt wor-
den iſt. Sieger gegen ihn blieb in Kildare
der eifrige Katholik und Freihändler Eo-
gan, In Lineoln iſt Chriſtopher wieder
gewählt worden }

; Auerika.

Die ſchon erwähnte Schlacht, welche am
Laplata den Kampf zwiſchen Urquiza und
Roſas für immer entſchieden zu haben ſcheint,
wurde am 3. Februar bei Santos Lugares
geſchlagen und dauerte von 6 bis 11 Uhr
Vormittags; Urquiza ſiegte, 4000 Todte
bedeckten das Schlachtfeld. Namentlich ward
die vielgerühmte Reiterei des Dictators von
den in braſilianiſchen Dleaßen ſtehenden
deutſchen Reitern (den Reſten des fdOles-
wig⸗holſteiniſchen Heeres) übel mitgenom-
men. In der Nacht vom 4, Febr. fOlief
Urquiza in dem Landhauſe des Roſas zu
Palermo. Roſas und ſeine Tochter Ma-
nuelita waren verkleidet an Bord des eng-
liſchen Schiffes „Locuſt“ geflüchtet, von wo
ſie ſpäter auf den „Centaur“ gebracht wurs
den. General Maneilla, welcher in Bue= ,
nosAhres befehligte, hatte ſich erboten, die
Haupiſtadt dem Sieger zu übergeben! Die ,
diplomatiſchen Agenten der verſchiedenen
auswärtigen Mächte bemühten fich, einen
friedlichen Vergleich herbeizuführen.! Gene-
ral Pacheco hatte in der entſcheidenden
4 die Armee von Buenos Ayres be-
ehligt.

Feuilleton.
Ein deutſcher Edelmann.
(Fortſetzung

— Gabe der Prieſter erſt den Segen ge= -
ſprochen, ſo boffte man, werde c8 in Dei-
nem eigenen Intereffe !iegen, allı®s mit vem
Mantel ver chriſtlichen Liebe zu bedecken. Der
Marquis von Allemont ſſetzte mich ſofort von
dieſem Anſchlag in Kenntniß und verſprach,
mi bei dem Graſen von Oamoilliers einzu-
führen und mir dort die Masken der Marquife
und ihter ſauberen Bundesgenoſſen zu bezeich-
nen. Gtegor Hatte mir Dein Koſtüm verrathen,
und fo konnte ich Dir gleich beim Eintritt in
den Salon alg Magier einen warnenden Spruch

w
 
Annotationen