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Wir Friedrich, von Gottes Gnaden,
Prinz und Regent von Baden, Herzog von Bähringen,
thun hiermit öffentlich kund:

Dem Allmächtigen hat es gefallen, den Durchlauchtig-
ften Fürſten und Herrn, Leopold, Großherzog von Baden,
Lerzog von Zähringen, Unferes innigſt verehrten Herrn
Vaters Königliche Hoheit und Gnaden heute Abend um
ſechs Uhr dreißig Minuten aus dieſer Welt abzurufen.

Die tiefe Trauer, in welche Wir mit dem Groß-
LLerzoglichen Hauſe und dem geſammten Lande durch daͤs
| Ableben des allverehrten Fürſten verſetzt wurden, wird noch
geſteigert durch die ſchwere Geiſtes- und Leibeskrankheit
Unferes innigſt geliebten Bruders, des nunmehrigen
Großherzogs Ludwig Königliche Hoheit, welche Ihm,
nach dem übereinſtimnienden Ausſpruͤch Unferer Durch-
lauchtigſten Frau Mutter und der Agnaten Unſexes
Hauſes unmöglich macht, die kraft der Haus- und Landes-
Grundgeſetze auf Ihn übergegangene Regierung anzutreten,

oder für deren Verwaltung Fürſorge zu treffen.

Wir haben demnach, durch Unfer Recht und Un-
ſere Pflicht dazu berufen, die Regierung des Großherzog-
thumz mit allen der Souveränität innewohnenden RNechten
und Befugniſſen bereits angetreten und werden ſie an der
Stelle Unferes innigſt geliebten Herrn Bruders führen,
bis e der Gnade des Allmächtigen gefällt, Ihn von Sei-
nen ſchweren Leiden wieder zu befreien.

Wie Wir Selbſt die Treue gegen den Großherzog
ſtein bewahren werden, ſo erwarten Wir, als der Stell-
verfrefer des Großherzogs, von ſämmtlichen Dienern und
Unterthanen, daß ſie Uns treu und gehorſam ſein werden,
und peiſen e an, ſolches durch deuͤ Uns zu Neiftenden
Huldigungseid zu bekräftigen.

Wir verbinden hiermů die Verſicherung, die Verfaſſung
des Landes heilig zu halten, deſſen Wohlfahrt möglichſt zu
befördern, Alle und Ieden in threm Recht, in ihren Wür-
den und Aemtern kräftig zu ſchützen, {o wie Wir insbe-
fondere Unfere Diener in dem ihnen anvertrauten Wir-
kungskreis hiermit ausdrücklich beftätigen:

Gegeben unter Unſerer eigenhändigen Unterſchrift
und vorgedrucktem Staatsfiegel in Unferer Reſidenzftadt
Karlsruye, am 24. April 1852.

Friedrich.

(L. 8.)

Auf Seiner Königlichen Hoheit
höchſten Befehl:
Schunggart.

Erhr. Küdt.


* Sechzehutes Bülletin

über
den weiteren firankheitsverlauf und das Hinfcheiden Seiner König-
lichen hoheit des Großhetzoßs Leopold,

Der am Abend dẽs vorgeſtrigen Tages eingetretene ſchlummer-
ſüchtige Zuſtand dauerte fort, In den weuͤtgen und kurzen Un-
terbrechungen deſſelben erkannte Se, Kön. Hoheit der Großherzog
nod die hohen Familienglieder, welche fortwährend Höchſtdeffen
Kranfenlager umgaben. Am hlutigen Morgen ſchwand das Be-
wußtſein für immer, die Schwäche nahm voͤn Stuͤnde zu Stunde
zu und um 6%, Uhr Abends vollendete ſanft der hohe Kranke.

Karlsruhe, den 24. April 1852.

Chelius. Schrickel.

Karlsruhe, . April. Das erſchütternde Ereigniß, deſſen
Herannahen feit einiger Zeit die Gemüther aller treuen Badener
mit banger Beſorgniß erfüllte, iſt eingetreten; dem unerforſchlichen
Kathſchlüß Deſſen, der das Schickſal der Weit, wie der Einzeluen,
in almächtigen Haͤnden frägt, Hat es gefallen, Seine Königliche
Hoheit den Großherzog Leopold aus diefem Leben abzurufen.
Nicht ungorbereitet überrafcht uns dieſer Verluſt, der lim ganzen
Lande als ein Unglück, was jeden Einzelnen trifft, empfunden
ſeines Eintritts wirkt darum nicht minder
Eſchuͤtternd. Ex, der noch vor wenigen Monaten in voller Kraft
des Geiſtes und des Körpers vor ung ſtand, iſt dahin, nach-
dem er, dex ſo viele Leiden und Schmerzen gelindert, den Kelch
derfelden bis zum Grunde geleert hatı Die Stille und der Friede
des Grabes weht um Den, über deſſen Haupte die Stürme der
Zeit getobt, ohue ſein Herz zu erfalten, das bis zum letzten Lebens-
hauche nur für das Wohl feines Voͤltes geſchlagen. Kie hat ein
enſchenfreundlicheres Herz im Buſen eines Regenten gewohnt!
Dieſes Bewußtſein, diefe Anerfennung lebt in der Bruft feines
Volkes, und die Erinnerung der Wohlthaten, die es ihm verdankt,
ſichert ihm ein unvergängliches, von Geſchlecht zu Geſchlecht ſich
ewig erneuendes Denkmal feines Lebens und Wirkens. Schwere -
Leiden trübe Erfahrungen, tief das Gemüth bewegende Ereigniſſe
und Prüfungen der Zeit jaben feine Lebensbahn bezeichnet; aber
doch ward ihm das Glück beſchieden, ſein Land aus tiefem Fall
i new erheben, feine Wunden heilen „ fetm Volk mit erneuter
Treue und Liebe um ſeinen Thron, um ſein Haus ſich fehaaren
zu ſehen; mit Beruhigung fonnte er den DE nach innen wie
nach außen richten, in die Gegenwart wie in die Zutkünft.

Da, als eine heitere Sonnẽ ihm wieder zu leuchten begann, er-
ſchien der Todesengel, der, nach ſchweren Leiden des Körpers, die
Seele in die Heimath des ewigen Friedeng geleitete. Iſt es ſchierz-
lich, den edlen Fürften ſo des Genuſſes und der Freude an dem
neuen Aufblühen des Staates beraubt zu ſehen, ſo iſt es doch zu-
gleich ein Tröſt, daß er dahinging, umgeben von der Liebe eines
treuen Bolfes , im Frieden mit ihn, mit ſich, im Frieden mit Gott!
Der Boͤchſte ſtärke mit feiner Kraft Dieienigen, die den doppelten
Schmerz um den Regenten, um den Vater des Volkes, um den
Semahl, um den Valer, um den Bruder zu tragen haben! Das
ganze Volk trägt ihn mit, auch dieſen Schmerz; möge die allge-
meine Zheilnahme feine Linderung fein! Das baͤdiſchẽ Volk wird,
den Finger Goͤttes in den Stürmen und Heimſuchungen der Zeit
beachtend , ſeinen höchſten Schmuck fuchen in der Tugend der alten
deutfhen Treue, und begreifen, daß dag Balladium feines Glüks
mur in dem Heiligthum feiner Ehre, feiner Sefinnung eine fichere
Wehrſtätte finden kann. Karlsr. 3.)

Verantwortkidher Nedacteur: Ö, Neichazd,

Gugert.

Druck und Verlag

von G. Retchard.
 
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