x
Elsbeth/ ach! mein armes Kind! — Es geht
nicht, es geht, weiß es Goͤlt, nicht, Herr Lieu-
Sie um Alles, was gut und recht iſt, thun
Sic ung dieſe Chre niht an.”
In dem häßlichen Gefiht des alten Mannes
Fämpfte der Zorn-mit Spott und Stolz. „Faßt
Cuch, Sergeant, faßı Euch,“ fagte er mit ei-
nem graufamen Zachen, „oder wie? bin ſich
Fuch etwa kein willkommener Schwiegerfohn ?
Alle Teufel, was habt ‚Ihr : gegen mih? —
Ich bin ein Mann in den beften Jahren, der
nach lauger Sinfamfeit; ich habe meinen Titel,
meine Penſton und ein yaar. Thaͤler Erſpaͤrtes
‚Oßenein. Ich bin. ntcht fung mehr, kein
Vilchſuppengeſichh Fein Haffelant, Fein ſüßlicher
Patron, 'aber ich bin ein Kerl, der immer weiß,
‚ wa8 er will, und der nichts ſcheut, um zum
Ziele zu fommen. — Merkt e& Cuͤch, Kan-
zellift, ‚Dder nicht® feheut, und ‚wem ich nicht
wohl will, der mıng ſich in Acht nehmen ! —
Holll wollen. wir die alten. Suͤnden aufdecken,
foll ich‘ reden‘, was i zu reden weiß? —
Aber ruhig, Sergeant, ruhig. Ich febe, wie
Shr zittert, ich lefe e8 Cuch in den Augen, daß
Ding in die Arme zu geben und Curen Segen
dazu, mein würdiger Schwiegervater. Schlagt
ein, da, ſchlagt ein, und der Haͤndel iſt ab-
gemacht.! — — —
Es Iag fo viel Hohn in feinen Worten, daß
der arme Kanzelliſt vor innerm Grimm bebte,
und doch auch fo viel Drohendes, Entſetzliches,
daß er aus Furcht mechanifch die Hand aus-
ſtreckte welche Orabow in feine nervige Rechte
Y *
Naͤchen Sie mit mir, waͤs Sie woͤllen,“
fagte er mit dumpfer Stimme, in der die Re-
fignation der Berzweiflung lag, „aber zwingen
Fann i& mein Kind nicht. Es iſt das einzige
Sut, vas ichH auf Ervden habez e8 iſt meine
ich fie zum erften Male auf ven Arın nahm.
— I9 fann ſte nicht unglücklich fehen, Lieuͤte-
nant Grabow; iq) KFönnte es nicht aushalten,
wenn fie wich mit den großen Augen anfaͤhe,
in welde Sott fo viele Freuve und Olück ge:
legt hat; und wenn ihre Thränen auf Diefe
alte Hand fielen, ‘ e mürden durchbrennen, durch
den Arm in Herz und Kopf. Ich thaͤte etwas
Entfetzliches.“
Fortſetzung folgt.)
Treue bis zum Kerker.
Fortſetzung.)
.68 wer zufüllig an einem Sonnabende,
wo Tages darauf viel Gefellfchaft -von Naum-
Burg, Freiburg und anderen Orten her erwaͤr—
tet und die ganze Naͤcht über hie und da flei-
ßig zugerichtet wurde, Has junge Weib hatte
anfangsS nur Augen, Obren und Hände für
ihten lieben Mann, al8 ſich dieſer aber in fei-
ner Metamorphofe bet einer rauchenden Cigarre
febr mwohl befand, ging fie in die Küche und
haff ver gefhäftigen Hausfrau mit einet Fer-
iigkeit und Geſchicklichkeit, welche alle Anwefende
‚in Erſtaunen febte. Die neugierigen Leute des
Wirthes beſtürmten das junge Weib mit zu-
dringlichen Fragen nach ibrem NMamen, Staͤnd
und Herfommen, allein in diefem Punkte war
das Frauchen nicht vlauderhaft, ſah vielmehr
den auf und ab gehenden Wirth bedeutfam an
und meinte: „Dieß wird der Herr wohl aus
— unferem Vaſſe erfehen.“ Der Wirth verwies
„Jeinen Leuten jede fernere Frage, freute ſich
„über den guten Appetit ſeinek Gaͤſte, und zog
ſich nachdem er ihren Retfebaß Nühtig über-
„Jehen Hatte, in ſein Schlafbehältnif zuruͤck. Das
Wetter hatte ausgeftürmt, nur ein fanfter Ne?
gen erguͤickte die Üppigen Fluren und ein hei-
terer Morgen beſchlich Ddie faulen Schläfer mit
famımenden „Feneraugen. — Unfere Reiſenden
*
waren die erſten Gäfte beim dawpfenden Mocka
und die junge Frau hatte ſich in der Küche ſo
thätig und gefchicft gezeigt, daß die etwas ſtark
beleibte Wirthin den Wuͤnfch äußerte, fie möge
heute bei ffr bleiben und die für die vielen
Gäſte nöthigen Bedürfniffe mit beforgen helfen.
„Nun,“ meinte diefe, „DaS wird auf, meinen
Mann anfommen, welcher in hieſtger Gegend
Sefchäfte hat, die er auch ohne mtch verriche
ten Fann.” Ote Wirthin trug hierauf . dem
Fremden ihren Wunfch vor und gern willigte
dieſer ein. Gegen Mittag empfahl fih der
Baren D, — Wie der. freundlihe Wirth. ihn
nun . au dem Paſſe hatte Fennen lernen —
und ließ fein junges Weibdhen bei den freund-
lichen Wirtheleuten. Die Wirthin reichte der
wirklich fedr intereffanten jungen Fram ein net-
tes HauSfchlirzhen und übertrug ihr die Sorge
füt Raffee und Baͤckwerk Alle Herren _und
Damein., weldhe an den (Hönen Tage nach der
Henne Famen, bewunderten die feine Sitte
der artigen jungen Frau, Durften aber, ihrem
erfahren, Daher fie für, eine Vetwaͤndte der
Wirthin galt.
Uın Spätnachmittage Hatte d Alles bis auf
eine Geſellſchaft von einigen 20 jungen Leuten
enffernt, welde in einer Laube fptelten. . Das
Spiel mußte ein verbotenes Hazardſpiel ſein,
weil nur der Wirth die Spielenden hedlente
und Alles eine gewiffe Nengftlichkeit verrieth.
Gegen 7 Uhr traf der Baͤron B. wieder
ein. Cr Yatte Faum vom Spiele gehört, als
er beſcheiden den Wunſch außerte, al8 Zufchauer,
oder als Dilettant Theil nehmen zu Dürfen, da
man von ihm wohl erwarten koͤnne, daß er
keinen Verräther abgäbe, Dir Wirth ſprach
zuvor mit den ſplelenden Gäſten und führte fo-
dann den Fremden eim, . Da der Boint im
Pharao ein Dükuten war, fo nahım ver Baron
keinen ©heil; Defto” eifriger. ſpielte der Wirth,
mußte aber eine Geldrofle nach der andern Her
beiholen, denn das Glück woͤllte ihın durchaus
nicht wohl. Da bot der Baron dem Wirth ge-
meinſchaftliches Spiel, fjedoch uuit der Bitte,
ihm zu erlaußen, daß er allein Hotntite. . Der
Wirth gab ifm 5 Dukaten, und —- als er nach
einer Stunde an den Spieltifch zurückkehrte, fah
er wenigſtens 200 Dukaten vor dem Baton
liegen. Jetzt löfete der leidenſchaftlich ſpielende
Wirth den Baron ab und hatte in einer Stunde
keinen Dukaten mebhr. DB, vertrat {fn von
neuem und zwei Taillen braͤchten ihıur das
alte Glück wieder, Er hatle 300 Dukaten
gewonnen und händigte dem fröhlihen Wirth
die ganze Summe mit dem offenen Geſtändniſſe
ein, daͤß er ſelbſt am Gewinn keinen Antheil
beanſpruͤchen fönne, weil er — Keinen Duka-
ten in der Taſche hHobe und ſeiner Frau nicht
fagen Dürfe, daß er für ſich geſpielt hHabe. &s
verſteht ſich aber, vaß der honette Wirth nur
die Hälfte des Gewinnes annahın, Das Spiel
war zu Ende, aber nun wurde erft vecht ge-
gaunert, Ddenn man begann zu fchneiden. B.,
welcher {m Pharao gewonnen Hatte, Fonnte
den Schnitt niht wohl ablehnen und
hatte fo enornmıes Glück daß er bald _ aufhö:
ren mußte, weil Niemand Mmehr gegen ihn
ſchnitt. Jetzt wurden noch ein paat Bowlen
Punſch getrunken und eine allgemeine Heiter-
keit bemächtigte [ih der Sefelichuft in vem
Ovabe, in weldhent gerade jevder einzelne ges
trunfen und ein Räuſchchen Hatte, (Endlich
und der Baron B. kam auf ein Stück, wel:
ches Alle zur Befinnung und zum größten
Erſtaunen brachte. Cr lich jeden Saft feinen.
Hut oder Müge nehmen und auf eine hell ev:
leuchtete Tafel ftellen; er felbft ftellte feinen
Hut ebenfalls auf Ddie Tafel, Nun forderte er
ſeine Börfe in ſeinen Hut oder feine Muͤtze
legen möge. Ehe dies geſchahe Löfchte er von
brennen. Nun ſteht jeder von den Herren nach
ſeinem Hut oder feiner Müge. „Ja, hier iſt
mein Sut, hier meine Müße“, ſcholl es von
allen Seiten. Nun ſo legen Sie ab aber vor-
ſichtig und ja nicht8. in meinen Kuͤt! Jeber
nahete ſich vorfichtig der Tafel und legte ſeine
Taſchenuhr oder ſeine Börfe in feinen Hut oder
Müße.
anbrennen; jeder mußte feinen Hut und feine
Müßse nehmen, aber in Feinem Hute, in Feiner
Müße fand ſich eine Uhr oder Börfe, alle Bör-
fen, alle Ubren befanden ſich in dem Hute des
Barons, — Er war ein langer Mann, nahmn
die einzelnen Stücke und Legte fie auf den ho-
hen Stubenofen, dann baͤt er Ddie Herren‘, vaß
jeder ſeine Uhr oder Börfe vom Ofen herab
und wieder an ſich nehmen möge. Mber' fon-
derbar, Keiner der Gäſte war lang genug, um
den oberen Theil des allerdings hoͤhen Ofens
erreichen zu koͤnnen! Er ließ ſeine Frau ein-
treten, fie war eine ſchlaͤnke Mittelgeſtalt, aber
viel kleiner als jeder der anweſenden Herren-
Er forderte nun feine Frau auf, die Uhren
und Boͤrſen vom Ofen herabzunehmen, was
dieſe mit Leichtigkeit that-
(Fortfetzung folgt.)
Buntes.
Die Betiler in Itland haben eine artige
Manier, Almofen zu befommen; fle bieten einen
halben Pfennig an, den fie „Nafenfküber“ nen»
nen, und bitten in gegen einen ganzen umzur
tauſchen.
Die Türken ſagen durchaus Niemandem, wie
alt ſte find. In diefem Punkte find viele unferer
jungen und befahrien Damen waͤhre Türkfen, benn.
wenn man auf dieſes Capitel zu fprechen kommt,
da iſt gewöhnlich das Kirchenbuch verbrannt.
.. Einer der gangbarften Späße naͤchtlicher Wiß-
1inge, d. D. ſolcher Wigföpfe, Ddie ber Tag feinen
Spaß haben, beiteht darin, daß fie die Wohnungse
vermiethtäfelchen von einem Hausthor herabnehmen
und in einer ganz anderen Gaſſe auf ein ganz an-
deres Ther anfeften. Der Unfehuldige muß dann
dafür büßen. Wir waren kürzlich die unfchuldig
Büßenden. Ein Freund vom Laude fchrieb ung,
wir möchten ihın eine Stallung für zwei Pferde
Yus purer Gefälligkeit liefen wir an
einem falien. Morgen in den Straßen herum und
ſuchten das Erbetene. Endlich fanden wir, was
wir fuchten. Auf einem Hausthoͤr ſtand gefchrieben:
„Dier in dießen Hauſe IF eine Stahlung für zwel
Pferde zu verlafen. Auskunft im erften Stog
rechz.“ — Wir gingen in den erften Stoͤck hinauf,
chem ein großer Herr mit einem großen Baͤckenbarte
beim Frühſtücke faßı „Was wünfden Stie @“ frug
er barıd. — Wir antworteten: „Sie haben eine ,
Stallung für zwet Rofe.“ — „Himmeltaufendkrenz-
donnerwetterſchwerenoth!“ donnerte der Bartkram-
pus und ſprang auf, daß alles klirrte. Augenblick-
lich warfen wir uns durch die Thüre binausſonſt
hätte er uns hinausgeworfen, und mit zwei Sätzen
waren wir zum Tempel hinaus. Beim Portier
erfuhren wir erſt, daß keine Slallungen im Hauſe
ſiud, und daß der Zettel am Hauſe nicht hergehöre.
Ein Schauſpieler in M ... haͤtte die Kolle
des „Carl Moosr“, mit großenmt Beifall gegeben
nnd fand ſich veranlaft den Requifiteur nach der
Borftellung augzufchelten, daß dtefer den ſchönen
rethen Federbuſch den Carl in der letzten Räuber-
ſcene von ſich wirft, nicht zu ſich genommen, ſon-
dern auf den Brettern liegen ge'Iafi'etg hatte, Der
kleine verwachſene Requifiteur ließ ſich dies nicht
umſonſt geſagt fein, Als dle Vorſtellüng wieder-
ien Seene wiſchen den erften Coulifen und vaßte
wie ein Schießoogel auf den koſtbaren rothen Feder-
bufd. „SIO werf” on von mir dieſen blufigen
Bufch, wer Luft Hat nach mir Hauptmann zu fein,
der nehme ihn aufl“ ruft Carl und fchleudert fhn
vorn dicht zu den Lampen hin. — Da fommt eifrig,
mit der Brille auf der Nafe, der kleine Requiftieur
hervor und bemächttgt. f mit ängftliher Sorgfalt
des Federbuſches. Das Gelächter über den 2
gen zufünftigen Hanptmann. ff faum Au ſchildern.
Verantwortlicher Redacteur: G, Neichard.
{
*
Druck und Verlag von G. Reichard.
—
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DA
Elsbeth/ ach! mein armes Kind! — Es geht
nicht, es geht, weiß es Goͤlt, nicht, Herr Lieu-
Sie um Alles, was gut und recht iſt, thun
Sic ung dieſe Chre niht an.”
In dem häßlichen Gefiht des alten Mannes
Fämpfte der Zorn-mit Spott und Stolz. „Faßt
Cuch, Sergeant, faßı Euch,“ fagte er mit ei-
nem graufamen Zachen, „oder wie? bin ſich
Fuch etwa kein willkommener Schwiegerfohn ?
Alle Teufel, was habt ‚Ihr : gegen mih? —
Ich bin ein Mann in den beften Jahren, der
nach lauger Sinfamfeit; ich habe meinen Titel,
meine Penſton und ein yaar. Thaͤler Erſpaͤrtes
‚Oßenein. Ich bin. ntcht fung mehr, kein
Vilchſuppengeſichh Fein Haffelant, Fein ſüßlicher
Patron, 'aber ich bin ein Kerl, der immer weiß,
‚ wa8 er will, und der nichts ſcheut, um zum
Ziele zu fommen. — Merkt e& Cuͤch, Kan-
zellift, ‚Dder nicht® feheut, und ‚wem ich nicht
wohl will, der mıng ſich in Acht nehmen ! —
Holll wollen. wir die alten. Suͤnden aufdecken,
foll ich‘ reden‘, was i zu reden weiß? —
Aber ruhig, Sergeant, ruhig. Ich febe, wie
Shr zittert, ich lefe e8 Cuch in den Augen, daß
Ding in die Arme zu geben und Curen Segen
dazu, mein würdiger Schwiegervater. Schlagt
ein, da, ſchlagt ein, und der Haͤndel iſt ab-
gemacht.! — — —
Es Iag fo viel Hohn in feinen Worten, daß
der arme Kanzelliſt vor innerm Grimm bebte,
und doch auch fo viel Drohendes, Entſetzliches,
daß er aus Furcht mechanifch die Hand aus-
ſtreckte welche Orabow in feine nervige Rechte
Y *
Naͤchen Sie mit mir, waͤs Sie woͤllen,“
fagte er mit dumpfer Stimme, in der die Re-
fignation der Berzweiflung lag, „aber zwingen
Fann i& mein Kind nicht. Es iſt das einzige
Sut, vas ichH auf Ervden habez e8 iſt meine
ich fie zum erften Male auf ven Arın nahm.
— I9 fann ſte nicht unglücklich fehen, Lieuͤte-
nant Grabow; iq) KFönnte es nicht aushalten,
wenn fie wich mit den großen Augen anfaͤhe,
in welde Sott fo viele Freuve und Olück ge:
legt hat; und wenn ihre Thränen auf Diefe
alte Hand fielen, ‘ e mürden durchbrennen, durch
den Arm in Herz und Kopf. Ich thaͤte etwas
Entfetzliches.“
Fortſetzung folgt.)
Treue bis zum Kerker.
Fortſetzung.)
.68 wer zufüllig an einem Sonnabende,
wo Tages darauf viel Gefellfchaft -von Naum-
Burg, Freiburg und anderen Orten her erwaͤr—
tet und die ganze Naͤcht über hie und da flei-
ßig zugerichtet wurde, Has junge Weib hatte
anfangsS nur Augen, Obren und Hände für
ihten lieben Mann, al8 ſich dieſer aber in fei-
ner Metamorphofe bet einer rauchenden Cigarre
febr mwohl befand, ging fie in die Küche und
haff ver gefhäftigen Hausfrau mit einet Fer-
iigkeit und Geſchicklichkeit, welche alle Anwefende
‚in Erſtaunen febte. Die neugierigen Leute des
Wirthes beſtürmten das junge Weib mit zu-
dringlichen Fragen nach ibrem NMamen, Staͤnd
und Herfommen, allein in diefem Punkte war
das Frauchen nicht vlauderhaft, ſah vielmehr
den auf und ab gehenden Wirth bedeutfam an
und meinte: „Dieß wird der Herr wohl aus
— unferem Vaſſe erfehen.“ Der Wirth verwies
„Jeinen Leuten jede fernere Frage, freute ſich
„über den guten Appetit ſeinek Gaͤſte, und zog
ſich nachdem er ihren Retfebaß Nühtig über-
„Jehen Hatte, in ſein Schlafbehältnif zuruͤck. Das
Wetter hatte ausgeftürmt, nur ein fanfter Ne?
gen erguͤickte die Üppigen Fluren und ein hei-
terer Morgen beſchlich Ddie faulen Schläfer mit
famımenden „Feneraugen. — Unfere Reiſenden
*
waren die erſten Gäfte beim dawpfenden Mocka
und die junge Frau hatte ſich in der Küche ſo
thätig und gefchicft gezeigt, daß die etwas ſtark
beleibte Wirthin den Wuͤnfch äußerte, fie möge
heute bei ffr bleiben und die für die vielen
Gäſte nöthigen Bedürfniffe mit beforgen helfen.
„Nun,“ meinte diefe, „DaS wird auf, meinen
Mann anfommen, welcher in hieſtger Gegend
Sefchäfte hat, die er auch ohne mtch verriche
ten Fann.” Ote Wirthin trug hierauf . dem
Fremden ihren Wunfch vor und gern willigte
dieſer ein. Gegen Mittag empfahl fih der
Baren D, — Wie der. freundlihe Wirth. ihn
nun . au dem Paſſe hatte Fennen lernen —
und ließ fein junges Weibdhen bei den freund-
lichen Wirtheleuten. Die Wirthin reichte der
wirklich fedr intereffanten jungen Fram ein net-
tes HauSfchlirzhen und übertrug ihr die Sorge
füt Raffee und Baͤckwerk Alle Herren _und
Damein., weldhe an den (Hönen Tage nach der
Henne Famen, bewunderten die feine Sitte
der artigen jungen Frau, Durften aber, ihrem
erfahren, Daher fie für, eine Vetwaͤndte der
Wirthin galt.
Uın Spätnachmittage Hatte d Alles bis auf
eine Geſellſchaft von einigen 20 jungen Leuten
enffernt, welde in einer Laube fptelten. . Das
Spiel mußte ein verbotenes Hazardſpiel ſein,
weil nur der Wirth die Spielenden hedlente
und Alles eine gewiffe Nengftlichkeit verrieth.
Gegen 7 Uhr traf der Baͤron B. wieder
ein. Cr Yatte Faum vom Spiele gehört, als
er beſcheiden den Wunſch außerte, al8 Zufchauer,
oder als Dilettant Theil nehmen zu Dürfen, da
man von ihm wohl erwarten koͤnne, daß er
keinen Verräther abgäbe, Dir Wirth ſprach
zuvor mit den ſplelenden Gäſten und führte fo-
dann den Fremden eim, . Da der Boint im
Pharao ein Dükuten war, fo nahım ver Baron
keinen ©heil; Defto” eifriger. ſpielte der Wirth,
mußte aber eine Geldrofle nach der andern Her
beiholen, denn das Glück woͤllte ihın durchaus
nicht wohl. Da bot der Baron dem Wirth ge-
meinſchaftliches Spiel, fjedoch uuit der Bitte,
ihm zu erlaußen, daß er allein Hotntite. . Der
Wirth gab ifm 5 Dukaten, und —- als er nach
einer Stunde an den Spieltifch zurückkehrte, fah
er wenigſtens 200 Dukaten vor dem Baton
liegen. Jetzt löfete der leidenſchaftlich ſpielende
Wirth den Baron ab und hatte in einer Stunde
keinen Dukaten mebhr. DB, vertrat {fn von
neuem und zwei Taillen braͤchten ihıur das
alte Glück wieder, Er hatle 300 Dukaten
gewonnen und händigte dem fröhlihen Wirth
die ganze Summe mit dem offenen Geſtändniſſe
ein, daͤß er ſelbſt am Gewinn keinen Antheil
beanſpruͤchen fönne, weil er — Keinen Duka-
ten in der Taſche hHobe und ſeiner Frau nicht
fagen Dürfe, daß er für ſich geſpielt hHabe. &s
verſteht ſich aber, vaß der honette Wirth nur
die Hälfte des Gewinnes annahın, Das Spiel
war zu Ende, aber nun wurde erft vecht ge-
gaunert, Ddenn man begann zu fchneiden. B.,
welcher {m Pharao gewonnen Hatte, Fonnte
den Schnitt niht wohl ablehnen und
hatte fo enornmıes Glück daß er bald _ aufhö:
ren mußte, weil Niemand Mmehr gegen ihn
ſchnitt. Jetzt wurden noch ein paat Bowlen
Punſch getrunken und eine allgemeine Heiter-
keit bemächtigte [ih der Sefelichuft in vem
Ovabe, in weldhent gerade jevder einzelne ges
trunfen und ein Räuſchchen Hatte, (Endlich
und der Baron B. kam auf ein Stück, wel:
ches Alle zur Befinnung und zum größten
Erſtaunen brachte. Cr lich jeden Saft feinen.
Hut oder Müge nehmen und auf eine hell ev:
leuchtete Tafel ftellen; er felbft ftellte feinen
Hut ebenfalls auf Ddie Tafel, Nun forderte er
ſeine Börfe in ſeinen Hut oder feine Muͤtze
legen möge. Ehe dies geſchahe Löfchte er von
brennen. Nun ſteht jeder von den Herren nach
ſeinem Hut oder feiner Müge. „Ja, hier iſt
mein Sut, hier meine Müße“, ſcholl es von
allen Seiten. Nun ſo legen Sie ab aber vor-
ſichtig und ja nicht8. in meinen Kuͤt! Jeber
nahete ſich vorfichtig der Tafel und legte ſeine
Taſchenuhr oder ſeine Börfe in feinen Hut oder
Müße.
anbrennen; jeder mußte feinen Hut und feine
Müßse nehmen, aber in Feinem Hute, in Feiner
Müße fand ſich eine Uhr oder Börfe, alle Bör-
fen, alle Ubren befanden ſich in dem Hute des
Barons, — Er war ein langer Mann, nahmn
die einzelnen Stücke und Legte fie auf den ho-
hen Stubenofen, dann baͤt er Ddie Herren‘, vaß
jeder ſeine Uhr oder Börfe vom Ofen herab
und wieder an ſich nehmen möge. Mber' fon-
derbar, Keiner der Gäſte war lang genug, um
den oberen Theil des allerdings hoͤhen Ofens
erreichen zu koͤnnen! Er ließ ſeine Frau ein-
treten, fie war eine ſchlaͤnke Mittelgeſtalt, aber
viel kleiner als jeder der anweſenden Herren-
Er forderte nun feine Frau auf, die Uhren
und Boͤrſen vom Ofen herabzunehmen, was
dieſe mit Leichtigkeit that-
(Fortfetzung folgt.)
Buntes.
Die Betiler in Itland haben eine artige
Manier, Almofen zu befommen; fle bieten einen
halben Pfennig an, den fie „Nafenfküber“ nen»
nen, und bitten in gegen einen ganzen umzur
tauſchen.
Die Türken ſagen durchaus Niemandem, wie
alt ſte find. In diefem Punkte find viele unferer
jungen und befahrien Damen waͤhre Türkfen, benn.
wenn man auf dieſes Capitel zu fprechen kommt,
da iſt gewöhnlich das Kirchenbuch verbrannt.
.. Einer der gangbarften Späße naͤchtlicher Wiß-
1inge, d. D. ſolcher Wigföpfe, Ddie ber Tag feinen
Spaß haben, beiteht darin, daß fie die Wohnungse
vermiethtäfelchen von einem Hausthor herabnehmen
und in einer ganz anderen Gaſſe auf ein ganz an-
deres Ther anfeften. Der Unfehuldige muß dann
dafür büßen. Wir waren kürzlich die unfchuldig
Büßenden. Ein Freund vom Laude fchrieb ung,
wir möchten ihın eine Stallung für zwei Pferde
Yus purer Gefälligkeit liefen wir an
einem falien. Morgen in den Straßen herum und
ſuchten das Erbetene. Endlich fanden wir, was
wir fuchten. Auf einem Hausthoͤr ſtand gefchrieben:
„Dier in dießen Hauſe IF eine Stahlung für zwel
Pferde zu verlafen. Auskunft im erften Stog
rechz.“ — Wir gingen in den erften Stoͤck hinauf,
chem ein großer Herr mit einem großen Baͤckenbarte
beim Frühſtücke faßı „Was wünfden Stie @“ frug
er barıd. — Wir antworteten: „Sie haben eine ,
Stallung für zwet Rofe.“ — „Himmeltaufendkrenz-
donnerwetterſchwerenoth!“ donnerte der Bartkram-
pus und ſprang auf, daß alles klirrte. Augenblick-
lich warfen wir uns durch die Thüre binausſonſt
hätte er uns hinausgeworfen, und mit zwei Sätzen
waren wir zum Tempel hinaus. Beim Portier
erfuhren wir erſt, daß keine Slallungen im Hauſe
ſiud, und daß der Zettel am Hauſe nicht hergehöre.
Ein Schauſpieler in M ... haͤtte die Kolle
des „Carl Moosr“, mit großenmt Beifall gegeben
nnd fand ſich veranlaft den Requifiteur nach der
Borftellung augzufchelten, daß dtefer den ſchönen
rethen Federbuſch den Carl in der letzten Räuber-
ſcene von ſich wirft, nicht zu ſich genommen, ſon-
dern auf den Brettern liegen ge'Iafi'etg hatte, Der
kleine verwachſene Requifiteur ließ ſich dies nicht
umſonſt geſagt fein, Als dle Vorſtellüng wieder-
ien Seene wiſchen den erften Coulifen und vaßte
wie ein Schießoogel auf den koſtbaren rothen Feder-
bufd. „SIO werf” on von mir dieſen blufigen
Bufch, wer Luft Hat nach mir Hauptmann zu fein,
der nehme ihn aufl“ ruft Carl und fchleudert fhn
vorn dicht zu den Lampen hin. — Da fommt eifrig,
mit der Brille auf der Nafe, der kleine Requiftieur
hervor und bemächttgt. f mit ängftliher Sorgfalt
des Federbuſches. Das Gelächter über den 2
gen zufünftigen Hanptmann. ff faum Au ſchildern.
Verantwortlicher Redacteur: G, Neichard.
{
*
Druck und Verlag von G. Reichard.
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