Elobeth fah ihn ſtarr mit den großen Augen
an; ploͤtzlich faßte fie feine Hand und fagte:
„Wer ſeid Ihr? Ihr müßt mehr al8 ein König,
als ein Kaifer, Ihr müßt Goͤtt felbft fein, wenn
Ihr meine Wuͤnſche zu Wahrheiten machen
wollt. Ihr - wißt-nicht, daß die weit über alle
Himmel reichen! Schafft mir den Grafenſohn,
ſchafft mir die Schätze aus dem Berge Sam-
fam, dann fragt wieder an ; jeßt aber kommt
voch endlich zur Milchſuppe die Mutter wartet
und mich hungert.“
Damit ſprang ſie hinaus und ließ die Thür
offen. „DBleibh,“ - rief der Lieutenant, „bleib,
Lieschen, höre doch noch einen Augenblick. —
Das Herchen iſt pures Queckſilber.“
„Nun,“” ſagte der Kanzelliſt, der bis dahin
ganz ſtill geſchwiegen hatte, ynun habt Ihr es
doch gehört, Lieutenant Grabow.“
„Daß ſie mich nehmen will,“ erwiederte die-
ſer leiſe lachend. — „Hat tauſend Narren-
ſtreiche in dem kleinen Kopfe; aber ſo will ich
meine Frau haben. — Was ſoll ich mit einer,
die den Kopf hängt und kein Wort über die
Lippen bringt; die nach der Bibel verfährt:
Eure Rede foll ſein: ja, ja, oder: nein, nein!
und wie ein Jemand, der zum Gehorfam
abgerichtet iſt? — Ich will ſie felbſt ſchon fafz
ſen und kirren, dieß ſoll meine Luſt an der
Sache fein. Eine Frau ſoll ſein wie ein muthig
Pferd, das Zaum und Gebiß und Sporn lei-
den kann, und doch tragen muß, fo ift’s des
Herrn Freude — Abgemacht iſt abgemacht,“
flüſterte er und drückte dem Kaͤnzelliſten die
Hand, „und jetzt kommt zur kalten Milchſuppe.“
7 /
Der Tiſch war richlig längſt gedeckt und die
Suppe dan. pfte nur noch ganz mwenig, als ſie
in das Wohnzimmer traten; aber die lachenden
Züge des Lieutenants verfinſterten ſich ſichtlich,
als er neben Frau Margarethen den jungen
Muſikanten ſtehen fahH, der ſeinen eiferſüchtigen
Zoͤrn längſt erweckt halte. — Verliebte in ſei-
nen Sahren kennen ihre ſchwache Seite viel zu
gut, um nicht in jedem Jüngling einen haſſens-
werthen Nebenbuͤhler zu entdecken und Lieute-
nant Grabom haͤtte 8 ſich feſt vorgenommen,
was es auch gelten und koſten möge, dieſem
bettelhaften Tonkünſtler die Saiten zu zerreißen.
Sein ſcharfer Blick hatte manche Vertraulich-
keiten zwiſchen den beiden jungen Leuten be-
merkt, und er ſetzte dies nicht auf Rechnung
der Berwandtſchaft und Jahresgleichheit, ſondern
auf Liebesverſtändniß/ das er nicht leiden mochte.
— Darum betrachtete er unter den buſchigen
weißen Augenbraunen hervor mit wahrem Haß
das junge hübſche Geſicht und die ſchlanke Ge-
ſtalt. Er lächelte verächtlich über das dürftige
Kleid, maß {hn, von oben bis unten, und
brummte dann zwiſchen den Zähnen einen Fluch
über den dummen Jungen, der hier der Groß-
ſprecher machte. Im nächſten Augenblick aber
war er ganz freundlich und hörte zu, was
Eberhaͤrd erzaͤhlte Diefer ſchien in großer Auf-
regung zu ſein! Seine Stimme war hell und
voll ein Lächeln ſchwebte um ſeine weichen
Züge und verklaͤrte feine Augen, fein Kopf
ſaß ſtolz auf dem Nacken. — „Ia, wahrhaf-
tig,“ ſagteſer, „er hat mit mir geſprochen.“
„Wer?“ fraͤgte der Kanzellift, !
Der König, lieber Herr Vetter,“ ſagte der
junge Menſch voll Freude. —
„Hahal“ rief der Lieutenant, „aber es ging
Ihm doch nicht fo, wie dem Bauer, der ſich's
rühmte und es kam herous, der König hatte
geſagt: Lümmel geh’ er aus dem Wege?“
(Fortſetzung folgt.)
Treue bis zum Kerker.
— Schluß.)
An einem ſchwülen Septembermorgen er-
ſchien ein junges Weib in der Wohnung des
Criminaldireetors v. M uUnd ließ ſich mit dem
Bemerken zum baldigen Vorlaß melden, daß
ſie ihm ein wichtiges Anliegen vorzutragen
habe! Der menſcheufreundliche Geſchäftsmaͤnn
ließ das Weib vor ſich! Eine üppig bluͤhende
Frauengeſtalt mit etwas braunem Teint ſtand
ſprachlos ein paar Seeunden vor ihm, ſtürzte
dann nieder zu ſeinen Füßen, Gbefannte, daß
ſie die Gellebte des unter vem Namen v. B:
inhaͤftirten Mannes fet und bat um die einz
zige ©nade, das Schickſal mit dem Unglückli-
chen theilen zu dürfen! Der ttef gerührte Be-
amte ließ das junge Weib aufſtehen und ver:
nahm ihre ganze Jugendgeſchichte und Jagend-
liebe et hörte die ſchrecklichſten Betheueckkten,
daß ſie lieber ihr Leben, als den unglücklichen
Mann verlaſſen wolle und Fonnte, bei aller
Autorität nicht helfen! Er konnte nur rathen,
ſich an die Gnade des Landesherrn zu wenden,
erhielt aber zur Antwort, daß dies alles bereits
erfolglos geſchehen fei. Iebt bat das Weib,
ihr nur zu geſtatten, daß ſie den geliebten
Mann, ſo lange er noch hier fet, täglich nur
einmal fehen und ſprechen, und auf ihre Koſten
ihm eine beſſere Pflege zukommen laſſen dürfe.
Dies konnte der brave Dirigent ohne alle
Pflichtverletzung geſtatten und der Beamte, unter
deſſen Augen ſich die beiden Liebenden täglich
ſahen und ſprachen, hat wohl nie eine ſchönere
Pflicht zu üben gehabt, denn er mußte jedes-
mal mit dem in Thränen zerfließenden Paare
mitweinen.
Den Tag über brachte das junge Weib auf
einer ſteinernen Bank in der Nähe des Ge-
fängniſſes, wo ihr Getreuer eingeſperrt war,
zu, hat aber nie einen Verſuch gemacht, ihren
Geliebten durch das Fenſter zu ſprechen oder
ſonſt etwas vorzunehmen, was wider die gefeß:
liche Ordnung geweſen wäre! Eben ſo muͤſter-
haft benahm ſich aber auch der Gefangene. Die
Vergünſtigung, das geliebte Weib täglich ein-
mal -zu ſehen zu ſprechen und — in einem
langen, ſeligen Kuſſe von ihr Abſchied zu neh-
men wirkte wunderbar auf feinen Gemüthszu-
ſtand! Er hatte mit ſeiner Geliebten, lange
umherſchweifend, gebettelt; er hatte glücklich ge-
ſpielt, auch durch ſeine Talente in Taſchen-
ſpielerkünſten ſich einige Thaler erworben und
freute ſich jeßt, wie ein felig Sterbender! daß
er mit der Beruhigung von ihr ſcheiden könne,
ihr ein Kapitälchen zu belaſſen! wovon ſte
allenfalls im Stande war, ihre Subſtiſtenz zu
ſichern, denn ſte hatte {fm geftanden, daß ſte
mit den auf der Henne gewonnenen Dukaten
ein Sümmehen von circa 1000 Zhlr. beſitze.
Beim letzten Abſchied wiederholten ſie die Schwüre
ihrer unverbrüchlichen Zreue, und er nahm al8
einzigen Troſt feiner noch möglichen dereinſtigen
Erloͤfung das feierliche Verſprechen feiner Ge-
liebten, wie fie nach einigen Jahren nochmals
verfuchen wolle, feine Freiheit von der Gnade
des erhaͤbenen Fürften zu erfleben, gern hin,
da ſte ihm zugleich die heilige Verficherung
gab, nie das Weib oder die Geltebte eines
Anderen zu werden und wenn er ſein ganzes
Leben in der Gefaͤngenſchaft zubringen müffe.
Ueber die Herkunft dieſes ſo treuen Mädchens
hHat man Feine beftimmte Auskunft erlangen
füönnen, doch mußte ſte einem höheren Stande
angebören, Da fie eben fo richtig fhrieb, alg
ſie {prach, und fehr helle Begriffe von der
ſittlichen _ Weltordnung Hatte. Sie unterhielt
ſich Häufig mit ihrem geliesten Mann — wie
ſte ihn am liebſten nannte — üÜber religibſe
Gegenftände und verwies ihHn, wenn er zagte
und Fagte, auf die Leiden, weldhe Chriftus
habe erdulden mülffen, ehe er den hohen Beruf
ſeiner Sendung habe erfüllen können.
Der Baron, wie wir ihn fortnennen wollen,
hatte in früher Iugend auf den Landgütern
ſeiner Verwandten gelebt und praktiſch die
Dekonomie erlernt, ſpäter Cameralia ſtudirt-
war aber bei Gelegenheit des Freiheltskrieges
aug dieſer Laufbahn herausgetreten und haͤtte
als Freiwilliger bei einem Oragoner Regimente
gedient. Er war noch immer ein großer Ver-
chter der Landwitthſchaft, und hatte im Se-
fängniß einige nicht übel gelungene Gedichte
geſchrieben. { . . {
Ein weiſes Lied.
Von Emanuel Getbel. 4
Und wie wär es nicht z tragen, ,
Diefes Leben in der Welt? ; .
Zäglich wechſeln Luſt und Plagen,
Was betrüdt und was gefällt.
Schlägt die Zeit Dir mandhe Wunde,
Manche Freude bringt thr Lanfz \
Wer Eine fel’ge Stunde
Wiegt ein Jahr von Leiden auf.
Viſſe nur das Gluͤck zu faffen,
Wenn es lächelnd Dir fih beuͤt;
N In der Bruſt und auf den Gaͤſſen
} Such’ es morgen, fuch” es heut.
Doch bedrängt in Deinem Kreife
DidhH ein flüchlig Mißgefchic,,
Lächle leiſe boffe weiſe.
Auf den nächſten Augenblick.
Nur kein muͤßig Schmerzbehagen!
ur kein welchlich Selbſtoerzeihn!
Kommen Grillen, Dich zu Plagen,
Wiege ſie mit Liedern ein.
Froh und ernſt, doch immer heiter-
Leite Dich die Poeſie, ©
Und die Welle trägt Dich weiter,
Und Du weißt es felbft nicht, Wie.
*
8
Bun t e s.
Es iſt zu Halle — mit der Bitte an alle
Zeitungen und Zeitſchriften denſelben weiter zU
Yerbreiten. — von den Profeſſoren Böckhin Derlin,
BernhHardy, Meter und Roß in Dalle, 10
wie dem Rector der dortigen Tateinifchen Schule,
Ecfein, folgender Aufruf, erfchienen: Die zwölfte
Verfammlung deutſcher Philologen und Shulman-
ner zu Erlangen (1851) hat beichloffen, demt Dht-
(ologen Friedrid Uugußf Wolf ein Denfmal
zır errichten und dazu Halle, die Haupifätte feiner
langfährigen akadeiniſchen Thätigfeit, auserſehen.
Die Unterzeichneten find züſammengetreten um die
Vorbereitung und. Nusführung dieſes Ylanegs zU
uͤbernehmen! Sie haben die Aufſtellung einer Mar-
morbürſte des hochverdienten Mannes, weicher DEr
Philologie neue Bahnen vorgezeichnet, und nicht
allein durch ftch, fondern auch durch feine zahlrel-
chen Über ganz Deutfchland verbreiteten Schüler
zur Berbefferung des höheren Unterrichtswefens
höchſt einftußreich gewirtt hat, in der Aula der
Halle ſchen Univerfität für daͤs Geeignetſte erachtet.
Sie richten deßhalb an ihre Collegen an Deutſch-
lands Hochſchuten und Symnaften, ‚an alle, welche
den Alterthumsſtudien Theilnahme zuwenden, die
Bitte, die Ausfuͤhrung des Unternehmens durch
Beiträge 4 zu wollen, zu deren Empfang-
nahme jeder der Unterzeichneten bereit {ff.
.. m Raaber Comitat wurde vor einigen Jah-
ren bet einer Berathung, wie die zahllos herum-
ſchwärmenden Zigeuner - Familien zu befeitigen
feien, der Vorſchtag gemacht, ihnen das langen
Haar abzuſchneiden, wodurch ſie ſicherlich nie wieders
lehren würden! Ein ungaͤrlſches Blatt, das Peſti-
Hırlap“ nannte dies ein Mittel, um die Ratten
zu Verfreiben: ; }
Im Jahr 1847 fah man in Paris in der Rue
de Seine einen Mann mit einem ungeheuren . An-
ſchlagzettel auf dem Rücken vor der Thür eines
Schaufpfelers auf=und abwandern; mit großen
Buchftaben ſtand auf dem Zettel: „O. ſchuldet mir
ſeit ſechs Monaten das Geld für 30 Flaſchen Roth-
wein und 500 Stück Hayannah- Cigarren, ich warte
hier, bis er ſie bezahlt haben wird.“ Das Mittel
foll geholfen hHaben. (SE$ gibt ähnliche Fälle wo
dies nichts Hilft, wo der Schuldner den Hern
Gläubiger auf der einen Seite ruhig warten läßt,
während er ſich in aller Seelenruh aͤnf der andern
entfernt.) . Ba
‚. Eine Dame, welche kürzlich in Boßfton Harb,
vermachte einem engliſchen Dichter 1000 Pf. Ster-
linge; in ihrem Teftament fanden fich darüber fol-
gende Worte: „Dem. Sir Eduard, B*. taufend
fund Sterling zum Dank für die vielen Stunden
füfiefn ”©d;lummet6, die ich ſeinen Romanen DErs
danke. ——
Ein Reiſender, der auf der Eiſenbahn von
&* na B“ fuhr, fagte zu feinem Begleiter : 50
trenne. mich von L* mit zentnerfhwerem Derzen !
— „Still“ flüßerie Sener:; „went Das Zemand
Hört, mußt Du am Ende nodh 27 Groſchen neber-
gewicht bezahlen 1 2— O }
Druck und Verlag von G. Re ich ard.
Berantwortliher Redacteur: @. Reichatd.
an; ploͤtzlich faßte fie feine Hand und fagte:
„Wer ſeid Ihr? Ihr müßt mehr al8 ein König,
als ein Kaifer, Ihr müßt Goͤtt felbft fein, wenn
Ihr meine Wuͤnſche zu Wahrheiten machen
wollt. Ihr - wißt-nicht, daß die weit über alle
Himmel reichen! Schafft mir den Grafenſohn,
ſchafft mir die Schätze aus dem Berge Sam-
fam, dann fragt wieder an ; jeßt aber kommt
voch endlich zur Milchſuppe die Mutter wartet
und mich hungert.“
Damit ſprang ſie hinaus und ließ die Thür
offen. „DBleibh,“ - rief der Lieutenant, „bleib,
Lieschen, höre doch noch einen Augenblick. —
Das Herchen iſt pures Queckſilber.“
„Nun,“” ſagte der Kanzelliſt, der bis dahin
ganz ſtill geſchwiegen hatte, ynun habt Ihr es
doch gehört, Lieutenant Grabow.“
„Daß ſie mich nehmen will,“ erwiederte die-
ſer leiſe lachend. — „Hat tauſend Narren-
ſtreiche in dem kleinen Kopfe; aber ſo will ich
meine Frau haben. — Was ſoll ich mit einer,
die den Kopf hängt und kein Wort über die
Lippen bringt; die nach der Bibel verfährt:
Eure Rede foll ſein: ja, ja, oder: nein, nein!
und wie ein Jemand, der zum Gehorfam
abgerichtet iſt? — Ich will ſie felbſt ſchon fafz
ſen und kirren, dieß ſoll meine Luſt an der
Sache fein. Eine Frau ſoll ſein wie ein muthig
Pferd, das Zaum und Gebiß und Sporn lei-
den kann, und doch tragen muß, fo ift’s des
Herrn Freude — Abgemacht iſt abgemacht,“
flüſterte er und drückte dem Kaͤnzelliſten die
Hand, „und jetzt kommt zur kalten Milchſuppe.“
7 /
Der Tiſch war richlig längſt gedeckt und die
Suppe dan. pfte nur noch ganz mwenig, als ſie
in das Wohnzimmer traten; aber die lachenden
Züge des Lieutenants verfinſterten ſich ſichtlich,
als er neben Frau Margarethen den jungen
Muſikanten ſtehen fahH, der ſeinen eiferſüchtigen
Zoͤrn längſt erweckt halte. — Verliebte in ſei-
nen Sahren kennen ihre ſchwache Seite viel zu
gut, um nicht in jedem Jüngling einen haſſens-
werthen Nebenbuͤhler zu entdecken und Lieute-
nant Grabom haͤtte 8 ſich feſt vorgenommen,
was es auch gelten und koſten möge, dieſem
bettelhaften Tonkünſtler die Saiten zu zerreißen.
Sein ſcharfer Blick hatte manche Vertraulich-
keiten zwiſchen den beiden jungen Leuten be-
merkt, und er ſetzte dies nicht auf Rechnung
der Berwandtſchaft und Jahresgleichheit, ſondern
auf Liebesverſtändniß/ das er nicht leiden mochte.
— Darum betrachtete er unter den buſchigen
weißen Augenbraunen hervor mit wahrem Haß
das junge hübſche Geſicht und die ſchlanke Ge-
ſtalt. Er lächelte verächtlich über das dürftige
Kleid, maß {hn, von oben bis unten, und
brummte dann zwiſchen den Zähnen einen Fluch
über den dummen Jungen, der hier der Groß-
ſprecher machte. Im nächſten Augenblick aber
war er ganz freundlich und hörte zu, was
Eberhaͤrd erzaͤhlte Diefer ſchien in großer Auf-
regung zu ſein! Seine Stimme war hell und
voll ein Lächeln ſchwebte um ſeine weichen
Züge und verklaͤrte feine Augen, fein Kopf
ſaß ſtolz auf dem Nacken. — „Ia, wahrhaf-
tig,“ ſagteſer, „er hat mit mir geſprochen.“
„Wer?“ fraͤgte der Kanzellift, !
Der König, lieber Herr Vetter,“ ſagte der
junge Menſch voll Freude. —
„Hahal“ rief der Lieutenant, „aber es ging
Ihm doch nicht fo, wie dem Bauer, der ſich's
rühmte und es kam herous, der König hatte
geſagt: Lümmel geh’ er aus dem Wege?“
(Fortſetzung folgt.)
Treue bis zum Kerker.
— Schluß.)
An einem ſchwülen Septembermorgen er-
ſchien ein junges Weib in der Wohnung des
Criminaldireetors v. M uUnd ließ ſich mit dem
Bemerken zum baldigen Vorlaß melden, daß
ſie ihm ein wichtiges Anliegen vorzutragen
habe! Der menſcheufreundliche Geſchäftsmaͤnn
ließ das Weib vor ſich! Eine üppig bluͤhende
Frauengeſtalt mit etwas braunem Teint ſtand
ſprachlos ein paar Seeunden vor ihm, ſtürzte
dann nieder zu ſeinen Füßen, Gbefannte, daß
ſie die Gellebte des unter vem Namen v. B:
inhaͤftirten Mannes fet und bat um die einz
zige ©nade, das Schickſal mit dem Unglückli-
chen theilen zu dürfen! Der ttef gerührte Be-
amte ließ das junge Weib aufſtehen und ver:
nahm ihre ganze Jugendgeſchichte und Jagend-
liebe et hörte die ſchrecklichſten Betheueckkten,
daß ſie lieber ihr Leben, als den unglücklichen
Mann verlaſſen wolle und Fonnte, bei aller
Autorität nicht helfen! Er konnte nur rathen,
ſich an die Gnade des Landesherrn zu wenden,
erhielt aber zur Antwort, daß dies alles bereits
erfolglos geſchehen fei. Iebt bat das Weib,
ihr nur zu geſtatten, daß ſie den geliebten
Mann, ſo lange er noch hier fet, täglich nur
einmal fehen und ſprechen, und auf ihre Koſten
ihm eine beſſere Pflege zukommen laſſen dürfe.
Dies konnte der brave Dirigent ohne alle
Pflichtverletzung geſtatten und der Beamte, unter
deſſen Augen ſich die beiden Liebenden täglich
ſahen und ſprachen, hat wohl nie eine ſchönere
Pflicht zu üben gehabt, denn er mußte jedes-
mal mit dem in Thränen zerfließenden Paare
mitweinen.
Den Tag über brachte das junge Weib auf
einer ſteinernen Bank in der Nähe des Ge-
fängniſſes, wo ihr Getreuer eingeſperrt war,
zu, hat aber nie einen Verſuch gemacht, ihren
Geliebten durch das Fenſter zu ſprechen oder
ſonſt etwas vorzunehmen, was wider die gefeß:
liche Ordnung geweſen wäre! Eben ſo muͤſter-
haft benahm ſich aber auch der Gefangene. Die
Vergünſtigung, das geliebte Weib täglich ein-
mal -zu ſehen zu ſprechen und — in einem
langen, ſeligen Kuſſe von ihr Abſchied zu neh-
men wirkte wunderbar auf feinen Gemüthszu-
ſtand! Er hatte mit ſeiner Geliebten, lange
umherſchweifend, gebettelt; er hatte glücklich ge-
ſpielt, auch durch ſeine Talente in Taſchen-
ſpielerkünſten ſich einige Thaler erworben und
freute ſich jeßt, wie ein felig Sterbender! daß
er mit der Beruhigung von ihr ſcheiden könne,
ihr ein Kapitälchen zu belaſſen! wovon ſte
allenfalls im Stande war, ihre Subſtiſtenz zu
ſichern, denn ſte hatte {fm geftanden, daß ſte
mit den auf der Henne gewonnenen Dukaten
ein Sümmehen von circa 1000 Zhlr. beſitze.
Beim letzten Abſchied wiederholten ſie die Schwüre
ihrer unverbrüchlichen Zreue, und er nahm al8
einzigen Troſt feiner noch möglichen dereinſtigen
Erloͤfung das feierliche Verſprechen feiner Ge-
liebten, wie fie nach einigen Jahren nochmals
verfuchen wolle, feine Freiheit von der Gnade
des erhaͤbenen Fürften zu erfleben, gern hin,
da ſte ihm zugleich die heilige Verficherung
gab, nie das Weib oder die Geltebte eines
Anderen zu werden und wenn er ſein ganzes
Leben in der Gefaͤngenſchaft zubringen müffe.
Ueber die Herkunft dieſes ſo treuen Mädchens
hHat man Feine beftimmte Auskunft erlangen
füönnen, doch mußte ſte einem höheren Stande
angebören, Da fie eben fo richtig fhrieb, alg
ſie {prach, und fehr helle Begriffe von der
ſittlichen _ Weltordnung Hatte. Sie unterhielt
ſich Häufig mit ihrem geliesten Mann — wie
ſte ihn am liebſten nannte — üÜber religibſe
Gegenftände und verwies ihHn, wenn er zagte
und Fagte, auf die Leiden, weldhe Chriftus
habe erdulden mülffen, ehe er den hohen Beruf
ſeiner Sendung habe erfüllen können.
Der Baron, wie wir ihn fortnennen wollen,
hatte in früher Iugend auf den Landgütern
ſeiner Verwandten gelebt und praktiſch die
Dekonomie erlernt, ſpäter Cameralia ſtudirt-
war aber bei Gelegenheit des Freiheltskrieges
aug dieſer Laufbahn herausgetreten und haͤtte
als Freiwilliger bei einem Oragoner Regimente
gedient. Er war noch immer ein großer Ver-
chter der Landwitthſchaft, und hatte im Se-
fängniß einige nicht übel gelungene Gedichte
geſchrieben. { . . {
Ein weiſes Lied.
Von Emanuel Getbel. 4
Und wie wär es nicht z tragen, ,
Diefes Leben in der Welt? ; .
Zäglich wechſeln Luſt und Plagen,
Was betrüdt und was gefällt.
Schlägt die Zeit Dir mandhe Wunde,
Manche Freude bringt thr Lanfz \
Wer Eine fel’ge Stunde
Wiegt ein Jahr von Leiden auf.
Viſſe nur das Gluͤck zu faffen,
Wenn es lächelnd Dir fih beuͤt;
N In der Bruſt und auf den Gaͤſſen
} Such’ es morgen, fuch” es heut.
Doch bedrängt in Deinem Kreife
DidhH ein flüchlig Mißgefchic,,
Lächle leiſe boffe weiſe.
Auf den nächſten Augenblick.
Nur kein muͤßig Schmerzbehagen!
ur kein welchlich Selbſtoerzeihn!
Kommen Grillen, Dich zu Plagen,
Wiege ſie mit Liedern ein.
Froh und ernſt, doch immer heiter-
Leite Dich die Poeſie, ©
Und die Welle trägt Dich weiter,
Und Du weißt es felbft nicht, Wie.
*
8
Bun t e s.
Es iſt zu Halle — mit der Bitte an alle
Zeitungen und Zeitſchriften denſelben weiter zU
Yerbreiten. — von den Profeſſoren Böckhin Derlin,
BernhHardy, Meter und Roß in Dalle, 10
wie dem Rector der dortigen Tateinifchen Schule,
Ecfein, folgender Aufruf, erfchienen: Die zwölfte
Verfammlung deutſcher Philologen und Shulman-
ner zu Erlangen (1851) hat beichloffen, demt Dht-
(ologen Friedrid Uugußf Wolf ein Denfmal
zır errichten und dazu Halle, die Haupifätte feiner
langfährigen akadeiniſchen Thätigfeit, auserſehen.
Die Unterzeichneten find züſammengetreten um die
Vorbereitung und. Nusführung dieſes Ylanegs zU
uͤbernehmen! Sie haben die Aufſtellung einer Mar-
morbürſte des hochverdienten Mannes, weicher DEr
Philologie neue Bahnen vorgezeichnet, und nicht
allein durch ftch, fondern auch durch feine zahlrel-
chen Über ganz Deutfchland verbreiteten Schüler
zur Berbefferung des höheren Unterrichtswefens
höchſt einftußreich gewirtt hat, in der Aula der
Halle ſchen Univerfität für daͤs Geeignetſte erachtet.
Sie richten deßhalb an ihre Collegen an Deutſch-
lands Hochſchuten und Symnaften, ‚an alle, welche
den Alterthumsſtudien Theilnahme zuwenden, die
Bitte, die Ausfuͤhrung des Unternehmens durch
Beiträge 4 zu wollen, zu deren Empfang-
nahme jeder der Unterzeichneten bereit {ff.
.. m Raaber Comitat wurde vor einigen Jah-
ren bet einer Berathung, wie die zahllos herum-
ſchwärmenden Zigeuner - Familien zu befeitigen
feien, der Vorſchtag gemacht, ihnen das langen
Haar abzuſchneiden, wodurch ſie ſicherlich nie wieders
lehren würden! Ein ungaͤrlſches Blatt, das Peſti-
Hırlap“ nannte dies ein Mittel, um die Ratten
zu Verfreiben: ; }
Im Jahr 1847 fah man in Paris in der Rue
de Seine einen Mann mit einem ungeheuren . An-
ſchlagzettel auf dem Rücken vor der Thür eines
Schaufpfelers auf=und abwandern; mit großen
Buchftaben ſtand auf dem Zettel: „O. ſchuldet mir
ſeit ſechs Monaten das Geld für 30 Flaſchen Roth-
wein und 500 Stück Hayannah- Cigarren, ich warte
hier, bis er ſie bezahlt haben wird.“ Das Mittel
foll geholfen hHaben. (SE$ gibt ähnliche Fälle wo
dies nichts Hilft, wo der Schuldner den Hern
Gläubiger auf der einen Seite ruhig warten läßt,
während er ſich in aller Seelenruh aͤnf der andern
entfernt.) . Ba
‚. Eine Dame, welche kürzlich in Boßfton Harb,
vermachte einem engliſchen Dichter 1000 Pf. Ster-
linge; in ihrem Teftament fanden fich darüber fol-
gende Worte: „Dem. Sir Eduard, B*. taufend
fund Sterling zum Dank für die vielen Stunden
füfiefn ”©d;lummet6, die ich ſeinen Romanen DErs
danke. ——
Ein Reiſender, der auf der Eiſenbahn von
&* na B“ fuhr, fagte zu feinem Begleiter : 50
trenne. mich von L* mit zentnerfhwerem Derzen !
— „Still“ flüßerie Sener:; „went Das Zemand
Hört, mußt Du am Ende nodh 27 Groſchen neber-
gewicht bezahlen 1 2— O }
Druck und Verlag von G. Re ich ard.
Berantwortliher Redacteur: @. Reichatd.